Eine Chronologie der Demontage des Beringia- und Clovis-Konzepts (Teil 1)

Die Besiedlungsgeschichte Amerikas und das Atlantis-Problem, Teil 4a

Abb. 1 Das Cranium des sogenannten 'Laguna-Mädchens' gehört zu den ersten Funden, die in krassem Widerspruch zum Modell einer ausschließlich rezenten Immigration mongolider "Paläo-Indianer" via Beringstraße nach Amerika standen.

(bb) Mitte des 20. Jahrhunderts galt die klassische Atlantis-Hypothese (was Westeuropa und die USA anging [1]) allgemein als 'tot' und nur vereinzelte "Spinner" und "Verückte" innerhalb und außerhalb des akademischen Betriebs wagten es noch, sich dieser Auffassung zu widersetzen und alternative Modelle zur urzeitlichen Besiedlung Amerikas zu präsentieren, in denen Atlantis sowie post-atlantidische Migrationen auf dem Seeweg, von Europa aus, eine Rolle spielten.

Für Anhänger des anthropologischen und archäologischen Mainstreams nahmen derartige Überlegungen spätestens zu dieser Zeit den Charakter von 'Hochverrat' an; hatte man sich doch im archäologischen Establishment der USA gerade 'unter Schmerzen' mit der Vorstellung arrangiert, dass der Mensch nicht erst seit 5000 Jahren, sondern schon seit etwa 12 000 Jahren in Amerika präsent war (vergl. dazu: Riesen in Nordamerika: (K)ein Streitpunkt für Archäologen? (3. Teil)). Vor diesem Paradigmenwechsel, der letztlich nur eine Verschiebung des zuvor akzeptierten Modells um wenige Jahrtausende und eine teilweise Nachbesserung der gültigen Vorstellungen bedeutete, hatte man noch allgemein vorausgesetzt, "daß der Mensch alles, aber auch alles in Amerika sein konnte, nur nicht alt". [2]

Eindeutig ältere Funde, wie der bereits 1933 entdeckte und später auf ein Alter von zwischen etwa 18 620 und 15 680 Jahre datierte Schädel des sogenannten 'Laguna-Mädchens' (Abb. 1), die den neuen 'temporalen Limes' in Frage stellten, waren selten und stellten absolute Glücksfälle dar, die ihre Erforschung und Auswertung dem Zusammentreffen einer ganzen Reihe spezieller Umstände verdankten. So war der Finder des Schädels, H. Wilson, kein Wissenschaftler, sondern ein archäologie-begeisterter Jugendlicher, dem die Konsequenz seiner Entdeckung ebensowenig bewusst war, wie ihr potentiell Paradigmen sprengender Charakter. Besondere Umstände des Fundes machten es den Skeptikern in diesem Fall unmöglich, die Authentizität der Entdeckung in Frage zu stellen oder sie, wie üblich, als "laienhafte Fehlinterpretation" abzutun. Schließlich verhinderten auch international renommierte Spitzen-Fachleute, wie Louis S.B. Leakey, durch ihr Engagement, dass der Laguna-Schädel ignoriert werden konnte.

Während die Beringstraßen-Dogmatiker im Fall des 'Laguna-Mädchens' ihre Erkenntnis-Resistenz durch konsequentes 'Aussitzen' des Problems unter Beweis stellten, ging man in anderen Fällen, wie etwa bei dem kanadischen Archäologen Thomas E. Lee, sogar bis zum Rufmord und zur Unterdrückung von Funden. (Siehe: "Sie finden doch da unten nicht wirklich etwas?" - Thomas E. Lee´s unerwünschte Entdeckungen (bb) Lee, der zu diesem Zeitpunkt bereits seit langem erfolgreich als Kurator am kanadischen Nationalmuseum von Toronto gearbeitet hatte, war im Sommer 1951 bei Grabungen auf der Manitoulin-Insel im Huronsee, Ontario, bei dem heutigen Dorf Sheguiandah auf eine frühere menschliche Siedlungsspuren und zahlreiche Steinwerkzeuge gestoßen.

Geologische Gutachten zu den Ergebnissen der Grabungen, die bis 1955 fortgesetzt wurden, ergaben zweifelsfrei, "daß sämtliche Werkzeuge mindestens 65 000 Jahre alt waren, vielleicht aber auch viel älter - die Rede war von bis zu 125 000 Jahren. 1954 unternahmen 40 bis 50 Geologen Exkursionen zum Fundort und stimmten mit dieser geologischen Analyse der Gesteinsschicht überein. Damit nicht genug; Im Verlauf der Jahre haben mehr als einhundert Geologen die Stätte während der Grabungen besucht; sie alle hatten reichlich Gelegenheit, die Schicht und die darin entdeckten Objekte zu begutachten. Doch trotz aller geologischen Übereinstimmung bezüglich ihrer Datierung stellten die Funde für die landläufige Auffassung über das Alter des Menschen in Nordamerika ein unlösbares Problem dar - sie waren ganz einfach inakzeptabel." [3]

Abb. 2 Ein Querschnitt der Fundstätte von Old Crow. Man beachte die Komplexität der Stratigraphie. (Aus R. E. Morlan's Arbeit in 'Early Man in America', A. L. Bryan, Hrsg., S. 81).

Lee, der sich weigerte, seine Entdeckungen 'unter den Teppich zu kehren', wurde in Fachkreisen lächerlich gemacht und kaltgestellt; seine Aufzeichnungen wurden bei einem ungeklärten Einbruch in seine Büroräume entwendet und ein Großteil der von ihm entdeckten Artefakte verschwand "in den Eingeweiden des kanadischen Nationalmuseums, wo man sie vergaß." [4] 1971 machte sich der Präsident der 'Gesellschaft für amerikanische Archäologie', Richard McNeish, mit einem Artikel in der Zeitschrift Scientific American unmöglich, in dem er auf die Entdeckung 25 000 Jahre alter Siedlungs-Spuren bei Ayacucho in Peru hinwies. [5]

Dabei gab es bereits zur Mitte des 20. Jahrhunderts allen Grund dazu, das Beringstraßen-Paradigma in seinen zentralen Aspekten in Frage zu stellen. So lagen schon damals diverse archäologische Hinweise darauf vor, dass der Mensch schon weitaus länger in Amerika lebte, als die meisten US-Wissenschaftler ihm dies zubilligen wollten. Die Tageszeitung San Antonio Express-News hatte z.B. schon 1940 gemeldet, "dass durch Ausgrabungen in Texas gewonnene Entdeckungen der Theorie Gewicht zu verleihen beginnen, dass bereits vor 40.000 bis 46.000 Jahren Menschen in Texas gelebt haben." [6] Noch wesentlicher erscheint jedoch, dass sich vor allem der von der nordamerikanischen Mainstream-Forschung festgeschriebene Migrationsweg nach und nach als 'Luftnummer' entpuppte. Dazu trugen unter anderem auch die Fachleute auf der anderen 'Straßenseite' dazu, die wissenschaftlichen Erd- und Menschheitsgeschichtsforscher aus der UdSSR.

So weist N. Zhirov 1970 (in: "Atlantis - Atlantology: Basic Problems") darauf hin, dass sowjetische Fachwissenschaftler auf der sibirischen Seite der Beringstraße keinerlei Spuren jener vermeintlichen Großwildjäger finden konnten, die über die interkontinentale Landbrücke gezogen sein sollen: "Man muss die Tatsache zur Kenntnis nehmen, dass in Ost-Sibirien bisher keine paläolithischen Lager-Plätze entdeckt wurden. E. A. Abramova [7] berichtet, dass Mount Afontova (radiokarbondatiert auf ein Alter von nur 20 000 Jahren) die älteste Siedlung in Ostsibirien ist. Doch Lagerstätten selbst diesen Alters wurden östlich des Yenisei (d.h. von Mount Afontova) nicht entdeckt, was auch für die Halbinsel Chukotka gilt, über welche, der Theorie zur Besiedlung Amerikas via Asien folgend, die Migration verlief.

Darüber hinaus wurden die ältesten Lager-Plätze im Gebiet der Bering-See nicht auf dem Kontinent entdeckt, sondern auf den Aleuten-Inseln (Abb. 3) bei Alaska; sie wurden auf ein Alter von nur 8425 Jahren datiert [8]. [... ; vergl. dazu auch: Enorme Struktur an der Mutsu Bay; und: Ringförmige Strukturen auf den Kurilen-Inseln von William R. Corliss; d. Red.] Es ist zweifelhaft, ob es vor 10 000 bis 14 000 eine große Migrationswelle über Alaska gab, als das Klima dort so kalt war, dass selbst die Tundra-Zwergbirke ausstarb. In Alaska existierte die Tundra schon seit einer sehr langen Zeit [9], deren Beginn [festzustellen] außerhalb der Möglichkeiten der Radiokarbon-Methode liegt." [10]

Was den Beginn urzeitlicher Besiedlung Amerikas durch den Menschen angeht, war man sich bei der 'wissenschaftsoffiziellen' Einschätzung des Problems in der Sowjetunion - und auch auf internationaler Ebene - zwar durchaus uneinig, bewegte sich aber allgemein weit jenseits des 'Temporalen Limes', den man in den USA so vehement verteidigte. Dazu bemerkt Zhirov: "I. K. Ivanova [11] berichtet, dass der 7. Kongress der INQA [eine internationale Organisation von Quartär-Archäologen; d. Ü.] zur allgemeinen Auffassung gelangte, dass der Mensch vor 15000 bis 20000 Jahren auftrat, d. h. zu Beginn des Holozäns. E. A. Zamyslova [12] geht dagegen davon aus, dass der Mensch Amerika viel früher erreichte. Um dies zu untermauern, weist sie auf die Entdeckung von fossilen Menschenknochen unter Schichten des Folsom-Typs bei Midland, Texas, hin." [13]

Zhirov, selber Berufs-Wissenschaftler (Doktor der Chemie) und als Atlantologe ein entschiedener Gegner der Beringstraßen-Theorie, beobachtete sehr genau, dass sich auch vereinzelte US-Wissenschaftler angesichts der Evidenzen gezwungen sahen, vorsichtige Kritik zu äußern. So wies er darauf hin: "Nach einer genauen Untersuchung der tatsächlichen Bedingungen, die während der Eiszeit und den Interglazialen in Alaska und Ost-Sibirien herrschten, haben L. A. Brennan, T. N. Lee, F. Rainey, P. Tolstoy, C. S. Shard und andere amerikanische Anthropologen jetzt auf die großen Härten dieser Route hingewiesen, die erst nach dem völligen Abschmelzen der Gletscher beiderseits der Straße zugänglich war." [14]

Die folgenden Jahrzehnte sollten jedoch zeigen, dass selbst ein Trommelfeuer aus neuen Evidenzen und Erkenntnissen nicht ausreichte, um in den USA das herrschende Lehrgebäude zur ausschließlich rezenten Besiedlung des Doppelkontinents via Sibirien zum Einsturz zu bringen, das sich dort zum integralen Bestandteil des gesellschaftlichen Status quo entwickelt hatte. Tatsächlich war jedoch längst ein schleichender Aushöhlungsprozess des Beringstraßen-Modells in Gang, der nur deshalb nicht offenbar wurde, weil Anthropologie, Urgeschichts-Forschung und Archäologie bereits einer dogmatischen 'Neo-Scholastik' verfallen waren, die mit ihrem blinden Festhalten an überkommenen Lehrmeinungen den Erkenntnis-Prozess jahrzehntelang wirksam blockierte.

Abb. 3 Eine rezente Zuwanderung nach Amerika über die Aleuten-Inseln (Bld) erscheint wahrscheinlich, fand offensichtlich aber frühestens vor etwa 8500 Jahren statt. Die Besiedlung des Doppelkontinents muss also auch auf anderen Wegen erfolgt sein.

Wenn es gilt, einen Chronisten des langsamen, aber unaufhaltbaren Niedergangs des Beringstraßen-Paradigmas zu küren, so gebührt dieser Titel dem - von uns bereits mehrfach zitierten - US-amerikanischen Physiker, Anomalisten und Wissenschafts-Kritiker William R. Corliss, der in seinem grenzwissenschaftlichen Magazin Science Frontiers seit Jahrzehnten allgemein zugängliche Meldungen aus Medien und Fachpresse über kontroverse Funde, ergänzende Evidenzen und die Reaktionen der so genannten "Fachwelt" archiviert und auswertet. Corliss hat eine lange Kette harter Evidenzen und ernstzunehmender Indizien zusammengestellt, die 'Beringia' & 'Clovis' ad absurdum führen.

Beeindruckend ist jedenfalls die hohe Zahl konkreter Hinweise auf eine vergleichsweise frühe Präsenz des Homo sapiens in Amerika. Ein solcher massiver "Hinweis auf wirklich frühe Menschen in Amerika", den Corliss erwähnt, "tauchte auf, nachdem sich 1976 schwere Regenfälle durch 21 Meter Ablagerungen bei Yuha Pinto Wash in Kalifornien, direkt im Norden der mexikanischen Grenze, hindurch schnitten. Die Artefakte, die noch fest an ihrem Platz sind, und dazugehörige Knochen sind unzweifelhaft menschlich. Die darüber liegenden Sedimente werden auf ein Alter von mehr als 50 000 Jahren datiert." [15]

Ein regelrechter 'Paukenschlag' erfolgte zu Beginn der 1980er Jahre. Bis dahin hatten die US-Forscher ohne wenn und aber an dem vorgegebenen Konstrukt festgehalten, das unterstellte, die ersten Amerikaner seien bei der Verfolgung von nach Süden wanderndem Großwild über die Beringstraße immigriert. "Wenn dies stimmen würde", stellt der Alternativ-Historiker Itztli Ehecatl nachdrücklich fest, "sollte man Beweise dafür erwarten, dass diese Reisenden Megafauna-Jäger waren und dass das Großwild wirklich Beringia vor ihnen durchquerte. Zur Bestürzung der Archäologen ist dies jedenfalls nicht der Fall gewesen." [16]

Natürlich waren nicht alle Fachwissenschaftler in den USA beschränkt oder borniert genug, um derart massive Evidenzen zu ignorieren. So erklärte z.B. Froelich Rainey (ein zu diesem Zeitpunkt bereits pensionierter Archäologe, dem man beruflich nicht mehr 'am Zeug flicken' konnte), der in den 1940er und 1950er Jahren (Abb. 4) an der University of Arizona tätig gewesen war: "Unter den derzeitigen Wetter-Bedingungen stellen das nordwestliche Amerika und Nordost-Asien die unüberwindlichste Barriere für Kommunikation zwischen Menschen dar, die es auf der Welt gibt, und in der Eiszeit muss es noch viel schlimmer gewesen sein." [17] Sein mutiger Kollege Knut Fladmark von der kanadischen Simon Fraser University ging unter Rückgriff auf eine Arbeit des Palynologen Calvin Heusser [18] sogar noch einen Schritt weiter, indem er es wagte, eine Alternative zur unhaltbar werdenden Hypothese einer eisfreien Korridor-Passage vorzuschlagen: War es nicht denkbar, dass der früheste Zugang nach Amerika entlang der Pazifik-Küste, statt durch den inländischen, 'eisfreien Korridor' erfolgt war?

Abb. 4 Der Archäologe Froelich Rainey (hier, 1940, in jungen Jahren mit seinem Team im Camp bei Pt. Hope) demolierte bereits Anfang der 1980er Jahre das Wissenschafts-Märchen vom "eisfreien Korridor", durch den die ersten Amerikaner wie durch einen Flaschenhals auf den Doppel-Kontinent gelangt sein sollen.

Fladmark war, wie gesagt, nicht der erste, der solche Überlegungen vorstellte. Bereits zwei Jahrzehnte zuvor hatte sich der Archäologe E.F. Greenman vom Ohio State Museum, mit vergleichbaren Überlegungen unbeliebt gemacht. Auch Greenman hatte sicherheitshalber bis zu seiner Pensionierung gewartet, bevor er mit seinen unbequemen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit ging. Bei Itztli Ehecatl heißt es dazu: "E.F. Greenman publizierte einen Artikel mit dem Titel >The Upper Paleolithic and the New World< in der Ausgabe der Current Anthropology vom Februar 1963 und argumentierte darin, dass es keinen Beweis für eine Migration von Asien nach Amerika über die Bering-Straße gegeben habe. Er fuhr mit dem Vorschlag fort, dass es mehr Evidenzen für eine Ankunft mit seetüchtigen Kanus in den nordöstlichen Vereinigten Staaten gäbe, und nicht via Bering-Strasse." Da Greenman, wie Ehecatl weiter feststellt, "in weiser Voraussicht seine Befunde am Ende seiner Karriere veröffentlichte, traf es ihn nicht, auf die Schwarze Liste gesetzt zu werden. [19]

Archäologen erzählen uns, dass es einen eisfreien Korridor gab, der sich nach der jüngsten Eiszeit um etwa 12 000 v. Chr. bildete. Geologen und Biologen haben substantielle Evidenzen zusammengetragen, die demonstrieren, dass, obwohl Beringia eisfrei gewesen sein mag, die Wetter-Bedingungen einer Migration von Megafauna oder Menschen nicht zuträglich waren. Und obenan, >… ist es nicht mehr als gerade einmal 8000 Jahre her, dass sich der eisfreie Korridor öffnete - 4000 Jahre zu spät, um dass Bering-Routen-Szenario funktionieren zu lassen<." [20]

Zu diesem eindeutigen Ergebnis kam jedenfalls, wie Jeffrey Goodman 1981 in "American Genesis American Genesis" festhielt, Dr. Reid Bryson, Meteorologe an der University of Wisconsin: "Er hob zudem hervor, dass auch nach dieser Öffnung des Eis-Korridors die Annahme eines idealen fruchtbaren Tales, von dem Archäologen ausgingen, reine Fantasie sei. Stattdessen wurde Beringia durch >miserable meteorologische Bedingungen sowie niedrigere Temperaturen und stärkere Winde als jene charakterisiert, auf die man am höchsten Punkt der Eisdecke stieß.< Es überrascht nicht, dass Archäologen Bryson´s Studien links liegen ließen und es nicht einmal wagten, seine Entdeckungen zu kommentieren." [21]

1961, zwei Jahre vor Brysons missliebiger Publikation, hatten zwei kanadische Geologen Evidenzen vorgelegt, welche die Ergebnisse des Meteorologen interdisziplinär flankieren. N. Zhirov bemerkte dazu: "Die Vereisung der kanadischen Provinz Alberta, welche direkt an die Cordilleras im Osten angrenzt, wurde unlängst von O.P. Gravenor und L.A. Bayrock [22] untersucht, die herausfanden, dass sich die Eisdecke während des jüngsten Glazials von Nord-westen her ausbreitete, den nördlichen und mittleren Teil der Provinz Alberta überquerte und sich mit dem Cordillera-Vergletscherung im Westen vereinigte. Zurück zog sich die Eisdecke dann nordwärts und nordostwärts. Sie querte vor 31 000 Jahren den zentralen Teil von Alberta, und gab den Süden und die Mitte der Provinz vor 11 000 Jahren frei." [23]

Und schon 1959 hatte L.A. Brennan [24] darauf hingewiesen, dass es höchst unwahrscheinlich sei, die Bewohner der ältesten anerkannten Lager-Plätze im Norden Amerikas könnten durch die Eishölle des vermuteten Korridors gekommen sein. Dies beweise "ihre Lebensweise, die zeigt, dass sie kein an Kälte angepasstes Volk, d.h. kein Volk aus dem Norden, waren." Die von ihm konstatierten "Massen-Migrationen von Stämmen setzten erst mit dem Ende der Eiszeit ein, d.h. nachdem die Gletscher rapide abzuschmelzen begannen (vor 10 000 Jahren)." [25] Solche späteren Migranten aus Sibirien müssten die Bering-Straße allerdings schon mit Booten, Flößen oder Schiffen überquert haben.

Zu Zeiten der Clovis-Kultur war Beringia, das angebliche "Tor zur Erstbesiedlung Amerikas", eine Sackgasse! Wer auch immer sich später durch die Eishölle des entstehenden Korridors gewagt hätte, wäre bei erbärmlichem Nahrungsangebot beiderseits der Bering-Straße auf "eine Reihe von wilden Berg-Ketten gestoßen, [die] eine größere Barriere [darstellten], selbst wenn eine Landbrücke existierte." [26] Die ersten Amerikaner MUSSTEN demnach eine andere Route genommen haben, und eigentlich hatte die Beringstraßen-Theorie spätestens zu Beginn der 1980er Jahre als Lehrmeinung ausgedient. Wie gesagt: eigentlich.

Obwohl an ihrem 'Knock-out' auch mit zielführend gedrechselten Hilfs-Theorien nichts mehr zu ändern war, blieben die tonangebenden 'Paradigmen-Reiter' unter den Alt-Amerikanisten in den USA nämlich, statt Konsequenzen zu ziehen und nach Alternativen zu suchen, erkenntnisrestistent. Dabei häuften sich immer mehr Evidenzen an, die z.T. völlig vom Beringstraßen-Dogma abweichende Szenarien nahelegen und die Erstbesiedlung Amerikas durch den Menschen tatsächlich alles andere als "rezent" erscheinen lassen. Die "Clovis-Polizei", wie Corliss die 'Kreuzritter' des menschheits-geschichtlichen Status quo in den USA ironisch bezeichnet, bekam alle Hände voll zu tun.


Fortsetzung:

Eine Chronologie der Demontage des Beringia- und Clovis-Konzepts (Teil 2)


Anmerkungen und Quellen

  1. Anmerkung: In der vormaligen Sowjetunion (UdSSR) verlief die Entwicklung anders. Wissenschaftsgeschichtlich lässt sich feststellen, dass dort - in mehreren für die Atlantologie relevanten Fachwissenschaften (z.B. Geologie, Ozeanographie, Ethnologie und Urgeschichtsforschung) - Paradigmenwechel NICHT mitgetragen wurden, deren Umsetzung im "westlichen" Wissenschaftsbetrieb wesentlich zur Marginalisierung und Diskreditierung atlantologischer Forschung beitrug. So wurden in der sowjetischen Forschung z.B. weder der Katastrophismus noch der Diffusionismus "geächtet", und das Atlantis-Problem wurde an den dortigen Universitäten zwar durchaus kontrovers diskutiert, galt allerdings zu keiner Zeit - wie in Westeuropa und den USA - generell als "pseudowissenschaftliches" Thema. Vergl. dazu z.B.: N. Zhirov, "Atlantis - Atlantology: Basic Problems", Progress Publishers, Moskau, 1968 u. 1970 [Reprint: Honolulu, Hawaii 2001]
  2. Quelle: C.W. Ceram, Der erste Amerikaner - Das Rätsel des vor-kolumbischen Indianers, Rohwolt, 1972, S. 275
  3. Quelle: Michael Baigent, "Das Rätsel der Sphinx", vollständige Taschenbuchausgabe, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., 2002
  4. Quelle: ebd.
  5. Quelle: Otto Muck, "Alles über Atlantis", München/Zürich, 1976, S. 19, 20
  6. Quelle: Kopie eines nicht näher datierten Zeitungsausschnitt des SAN ANTONIO EXPRESS (1940) unter dem Titel "Beach Giant's Skull Unearthed By WPA Workers Near Victoria"; nach: Steve Quale: Skull of Giant Man Found in 1940, bei Welcome to the World of Steve Quayle!
  7. Siehe: Z. A. Abramova (1966), "Lokalniye osobennosti paleoliticheskikh kultur Sibiri" ("Local Features of Siberian Paleolithic Cultures"), Seventh International Congress of Prehistorians and Protohistorians, Papers and Communications by Soviet Archaeologists, Moskau, S. 46-55
  8. Siehe: R. F. Black und W. S. Langbein (1964), "Anangula: A Geologic Interpretation of the Oldest Archaeologic Sites on the Aleutians", Science 143, S. 1321-1322 --- Red. Anmerkung: Die Datierung der Aleuten-Funde von 1964 auf den heutigen Stand (2006) umgerechnet, ergibt ein Alter von 8467 Jahren.
  9. Siehe: P. Colinvaux, (1964) "Origin of Ice Ages; Pollen Evidence from Arctic Alaska", Science, 145, No. 3433, S. 707-708
  10. Quelle: N. Zhirov, "Atlantis - Atlantology: Basic Problems", Progress Publishers, Moskau, (1968) 1970, S. 353 [nach Reprint: Honolulu/Hawaii, 2001]
  11. Siehe: I. K. Ivanova (1967), "Voprosy arkheologiı i istorii iskopayemogo cheloveka na VII kongresse" ("Problems of Archaeology and the History of Fossil Man at the 7th Congress"), 7th INQA Congress, Moskau, S. 185-209
  12. Siehe: Y. A. Zamyslova (1967), "Drevniy chelovek v Severnoi Amerike (obzor literatury)" ["Ancient Man in North America (Review of Literature)"], in: Bulletin of the Commission for the Study of the Quaternary Period, No. 34, S. 107-119
  13. Quelle: N. Zhirov, op. cit., S. 352 [nach Reprint: Honolulu/Hawaii, 2001]
  14. Quelle: ebd., S. 352
  15. Quelle: Childers, W. Morlin, und Minshall, Herbert L.; "Evidence of Early Man Exposed at Yuha Pinto Wash," American Antiquity, 45:297, 1980; nach: William R. Corliss, "BERING STRAIT THEORY AGAIN IN TROUBLE, Science Frontiers, Nr.11, Sommer 1980, online unter http://www.science-frontiers.com/sf011/sf011p01.ht
  16. Quelle: Itztli Ehecatl, "The Bering Strait Theory", online bei ANGELFIRE unter: http://www.angelfire.com/space/itztli2 --- als deutschsprachige Erstveröffentlichung bei Atlantisforschung.de unter dem Titel: Beringstraßen-Theorie und indianische Überlieferungen (I) und (II)
  17. Siehe: Jeffrey Goodman, "American Genesis", New York, Summit Books, 1981, S. 65
  18. Siehe: Knut Fladmark, "A Brief History of the Coastal Route Hypothses" (PDF-Datei, 36,49 KB)
  19. Siehe: Vine Deloria Jr., "Red Earth, White Lies", Golden, Fulcrum Publishing, 1997, Seite 90
  20. Quelle: Itztli Ehecatl, op. cit.; Ehecatl zitiert: Jeffrey Goodman, "American Genesis", New York, Summit Books, 1981, Seite 62
  21. Quelle: Itztli Ehecatl, op. cit.; Ehecatl zitiert: E.F. Greenman, “The Upper Paleolithic and the New World”, in: Current Anthropology 5, 1, Februar 1963, S. 41-91
  22. Siehe: Gravenor O.P. und Bayrock, L.A.: "Glacial Deposits of Alberta", Soils Canada, Toronto, 1961, S. 33-50
  23. Quelle: N. Zhirov, op. cit., S. 354
  24. Siehe: L.A. Brennan, "No Stone unturned - An Almanac of North American Prehistory", New York, 1959, S. 119
  25. Quelle: N. Zhirov, op. cit., S. 353
  26. Quelle: Itztli Ehecatl, op. cit.


Bild-Quellen

(1) Steve Turnbull, Laguna Woman - The First American, unter: http://www.light-headed.com/asite/laguna/laguna_graphics/lagunawoman/LWskull_2.jpg

(2) Science Frontiers - Digest of Scientific Anomalies unter: http://www.science-frontiers.com/sf051/sf051a01.htm

(3) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thum/a/a8/Kamtschatka-(Bering).png/300px-Kamtschatka-(Bering).png (Bild dort nicht mehr online)

(4) The University of Alaska Fairbanks - Department of Anthropology, study ARCHAEOLOGY in the LAND OF THE MIDNIGHT SUN