Eine Chronologie der Demontage des Beringia- und Clovis-Konzepts (Teil 2)

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Die Besiedlungsgeschichte Amerikas und das Atlantis-Problem, Teil 4b

Abb. 5 Eine der Felszeichnungen von Pedra Furada in Brasilien, wo offenbar schon vor etwa 50 000 Jahren Menschen lebten. Andere Funde in den brasilianischen Serra-Negra-Bergen legen nahe, dass der Mensch bereits seit mindestens 300 000 Jahren in der Neuen Welt gelebt hat.

(bb) Für den bis dahin größten 'Krawall' der modernen Archäologie-Geschichte Amerikas sorgten Mitte der 1980er Jahre ArchäologInnen aus Brasilien und Frankreich - wo man sich dem US-Establishment gegenüber wenig devot zeigte - mit ihren Ausgrabungen in Zentral-Brasilien. (Vergl. auch: Brasilien - Wiege der amerikanischen Zivilisationen?) William R. Corliss erinnert in diesem Zusammenhang an einen Artikel von Peter Muello, der am 16. Juni 1987 unter dem Titel "Find Puts Man in America at Least 300,000 Years Ago" im Dallas Times Herald erschien.

Muello schrieb damals: "Zentral-Brasilien - Archäologen, die Ausgrabungen in einer Höhle in Brasiliens entlegenem nordöstlichen Hinterland vornehmen, geben an, dass sie Evidenzen dafür gefunden haben, dass der Mensch bereits seit mindestens 300 000 Jahren in der Neuen Welt gelebt hat ... Wenn dies bestätigt wird, wäre es der erste Beweis für Prä-Neandertal-Menschen in [Nord- und Süd-] Amerika und ein harter Schlag für die gegenwärtigen Theorien, dass die ersten Menschen während des jüngsten Eiszeit-Alters, vor weniger als 35 000 Jahren, aus Asien [dorthin] gelangten ... Die Wissenschaftler berichteten zudem, dass sie etwas entdeckt haben, was das älteste Observatorium der Welt darstellen könnte." [1]

Weiter hieß es im Times Herald dazu: "Spuren des Menschen wurden in einer Höhle mit Namen Toca da Esperanca (>Grotte der Hoffnung<) gefunden, tief in den schwarzen Kalkstein-Kliffs der Serra-Negra-Berge, 1100 Meilen nordöstlich von Rio de Janeiro ... Die Fundstätte erregte das Interesse der Scientific Community, nachdem die Archäologin Maria Beltrao den Fund einer steinernen Gerätschaft und der zerschnittenen Knochen einer ausgestorbenen Pferde-Art bei der Grabung des vergangenen Jahres meldete ... Die Knochen waren so alt, dass keine Altersbestimmung mittels Carbon-14 durchgeführt werden konnte, mit dem sich lediglich Zeiträume von etwa 40 000 Jahren messen lassen. Das Weak Radiation Laboratory in Frankreich testete sie mit einer sensibleren Uraniumthorium-Methode, und wartete mit einer atemberaubenden Datierung von 300 000 Jahren auf ...

Eine Höhle mit Namen 'Grotte des Kosmos' bei dem nahegelegenen Xique-Xique enthält gemalte Sonnen, Sterne und Kometen, und dies halten die Archäologen für das älteste astronomische Observatorium in Amerika ... >Vermutlich gab es hier mindestens zwei Kulturen<, sagte (J.) Labeyrie. >Eine davon schuf vor etwa 10 000 Jahren die Malereien. Eine andere, viel ältere, war für die Artefakte verantwortlich< ... Im Dämmerlicht der Grotte streift ein 4,5 Fuß langer Komet über die niedrige Decke in Richtung eines gemalten Hintergrunds von Sternen. Rote Sonnen gehen auf und sind mitten zwischen Abbildungen von Eidechsen ähnlichen Kreaturen, die traditionell mit der Sonne in Verbindung gebracht werden ... In der Nähe des Höhleneingangs befindet sich ein Einschnitt, wo jedes Jahr, genauer gesagt zur Winter-Sonnenwende (in der südlichen Hemisphäre der 21. Juni), das Sonnenlicht eintrat und eine rote Sonne beleuchtete, welche auf die abgeschrägte Decke gemalt war." [2]

Diese Entdeckungen waren gleich in mehrfacher Hinsicht kontra-paradigmatisch: Nicht nur, dass die auf -300 000 Jahre datierenden Uralt-Funde Mullers unerwünschte Kritik am darwinistischen Evolutions-Modell (siehe oben) stützten; auch die "Steinzeit-Astronomen" der Toca da Esperanca passten so gar nicht in das übliche Bild primitiver, fellbehangener Jäger und Sammler. Doch die Region hielt noch weitere "Anomalien" bereit! Auf ein Alter von 50 000 Jahren schätzten die die französische Archäologin N. Guidon und ihr Team die ca. 500 Artefakte, die sie seit 1986/87 bei der ebenfalls zentral-brasilianischen Fundstätte von Pedra Furada freigelegt haben. Guidon sollte sich in den kommenden Jahren zu einer der energischsten und wehr-haftesten VertreterInnen alternativer Szenarien zur Besiedlung Amerikas entwickeln (siehe dazu auch: Ein Paradigma bezieht Prügel: Pedra Furada in Brasilien von William R. Corliss).

Abb. 6 Ein künstlich bearbeiteter Felsen nahe der Hafen-Einfahrt von Gavea, Süd-Amerika. Der Verwitterungs-Grad läßt auf ein ähnliches Alter wie bei den überseeischen Statuen von Yonaguni schließen. Dort sollen, laut Peter Marsh, ägyptische Artefakte gefunden worden sein.

Aber auch im Norden des Doppelkontinents braute sich das Unheil über den Hütern der Clovis- und Beringstraßen-Paradigmata zusammen. 1987 machten wiederholt die Fund-Stätten von Calico in Kalifornien und am Old Crow River in Alaska von sich reden (siehe dazu auch: Wann wurde Amerika besiedelt?; und: Einige Bemerkungen zur Calico-Debatte von William R. Corliss). Über die kalifornischen Massenfunde offensichtlich bearbeiteter Mikrolithen schrieb damals Bruce Bower in den Science News: "Zwei Perioden menschlicher Okkupation sind bei Calico entdeckt worden. Von etwa 15 000 bis 20 000 Jahren wurde die Gegend von Leuten bewohnt, die [R.D.] Simpson für Jäger und Sammler hält, mit entwickelteren Geräten, darunter beidseitig abgeschlagene Steine. In tieferen Schichten, die auf ein Alter von mindestens 200 000 Jahren geschätzt werden, stecken die simpleren Splitter von Leuten, die, wie sie sagt, vermutlich Pflanzen und andere Nahrungsmittel sammelten." [3]

Solche ungeheuerlichen Bewertungen archäologischer Funde auf dem Territorium der USA durch unbotsame Fachwissenschaftler waren Häresie und eine Provokation für die 'Clovis-Polizei'. Amerikanischen Forschern, die dergestalt 'aus dem Ruder liefen', ging es daher ähnlich wie dem bereits erwähnten Thomas E. Lee. Werner Müller, zum Beispiel, "war ein Anthropologe mit guter Reputation, bevor er sein Buch 'America: The New World or the Old?' veröffentlichte, in welchem er argumentierte, dass die Funde, die bei Hueyatlaco, Calico, und Toca de Esperanca gemacht wurden, uns mit harten Evidenzen dafür versehen, dass es vor mehr als 200 000 Jahren eine menschliche Besiedlung der Neuen Welt gegeben hat.

Nachdem sein Buch veröffentlicht war, wurde er von der Academic community als >ein bisschen verrückt< abgelehnt, obwohl er zuvor als verantwortungsbewusster Gelehrter betrachtet worden war. Müller diskreditierte nicht nur die Bering-Straßen- und Clovis-Theorien mit seinen Befunden, sondern er wagte auch, die bestehende Evolutions-Theorie anzufechten. Nicht nur Archäologen griffen Muller an, auch Physical Anthropologists [4] unternahmen schleunigst einen Anschlag auf seine Arbeit, da er sich unterstand, die Diskrepanzen ihrer hoch geschätzten evolutionären Zeitlinie zuzuschreiben. Müller theoretisierte, dass auf Grundlage der Evidenzen in Amerika überwältigend klar war, dass sich die Entstehung des Menschen vermutlich nicht an einem Platz, sondern höchstwahrscheinlich auf mehreren verschiedenen Kontinenten ereignete. [5]

Abb. 7 Auch die anthropologische Mainstream-Position, nach der sich der Homo sapiens vor etwa 100 000 Jahren in Afrika aus dem Homo erectus (Bild) entwickelte, wird durch nonkonforme Funde in Nordamerika (Calico, Old Crow River) und Südamerika (Pedra Furada) ad absurdum geführt - ein weiterer Grund, diese Relikte zu ignorieren?

Muller´s Szenario stellte tatsächlich die heile Welt der Evolutions-Jünger auf den Kopf, denn er ging davon aus, "dass Homo sapiens und Homo erectus (Abb. 5) vermutlich Zeitgenossen und nicht durch irgendeine evolutionäre Linie verbunden waren, wie behauptet wurde. Wenn moderne Menschen schon 200 000 Jahre vor der Gegenwart in der Neuen Welt waren, während das akzeptierte evolutionäre Dogma fordert, dass Homo sapiens sich vor etwa 100 000 Jahren in Afrika aus dem Homo erectus entwickelte, so würde der Widerspruch eine Berücksichtigung dieser Entdeckungen in der evolutionären Zeitlinie erzwingen und signifikante Modifikationen bewirken." [6]

Das war jedoch weitaus mehr, als man in konventionellen Forscher-Kreisen hinzunehmen bereit war, wo man mit einem wütenden publizistischen 'Sperrfeuer' begann. Dabei wurde - wie üblich - mit Diffamierungen der "Abweichler" und ebenso schwächelnden wie lautstark vorgetragenen Scheinargumenten reagiert (vergl. dazu: Ein Paradigma bezieht Prügel: Pedra Furada in Brasilien von William R. Corliss). Wie im Fall von Guidons Funden in Brasilien unterstellte man ebenso vorschnell wie nachdrücklich, dass es sich bei den "angeblichen" Steinwerkzeugen tatsächlich um Geofakte handele, also um auf natürlichem Weg entstandene Objekte - und jedem, der, wie Muller, etwas anderes zu behaupten wagte, drohte nach wie vor die "Exkommunizierung". Dabei begann sich die Beweislage immer mehr zu Ungunsten der Beringstraßen-Fraktion zu verschieben.

So wie die Uralt-Funde aus den tieferen Schichten von Calico, störten auch die Entdeckungen vom Yukon (s.o.) nachhaltig die Fiktion einer ausschließlich endglazialen Besiedlung Amerikas via Beringstraße. Dort hatten kanadische Archäologen, "10 000 Artefakte aus Pferde- und Mammut-Knochen aufgeklaubt und aus den Flussbänken ausgegraben. W.N. Irving von der University of Toronto erklärt, dass die jüngsten fünf Grabungs-Kampagnen der archäologischen Forschung eine 'Knochen-Industrie' von extrem hohem Alter zu Tage gefördert haben - 100 000 Jahre oder mehr." Corliss bemerkte dazu: "Es sagt viel aus, dass französische Archä-ologen die brasilianische Fundstätte und Kanadier die Old Crow Fundstätte erkundet haben. Amerikanische Archäologen machen sich, mit ein paar Ausnahmen hie und da, über die ganze Angelegenheit lustig." [7]

Grund zum Lachen hatten die Damen und Herren des akademischen Establishments in den USA eigentlich schon längst nicht mehr. Zunächst einmal waren ihre Kollegen im benachbarten Kanada offenbar von der reinen Lehre abgefallen. Dort, wo man Thomas Lee noch wenige Jahre zuvor als Häretiker 'gekreuzigt' hatte, dürften Archäologen nun ungestraft aussprechen, was immer offensichtlicher wurde: Der Mensch war bereits VIEL früher in Amerika angelangt als bisher zugestanden! Nur fünf Jahre später berichtete übrigens, wie wir bei Corliss an anderer Stelle erfahren, der San Francisco Chronicle in seiner Ausgabe vom 10. Februar 1992 mit ungläubigem Erstaunen über Funde in den Bluefish-Höhlen am nördlichen Yukon: "In arktischen Höhlen am nördlichen Yukon hat man, wie gestern ein kanadischer Archäologe [R.E. Morian] berichtete, augenscheinliche Knochen-Werkzeuge gefunden, die vor 24 000 Jahren geschnitzt wurden, mehr als 13 000 Jahre früher als die früheste belegte Besiedlung Amerikas." [8]

Diese neuen Funde im hohen Norden stützten zudem zwar nur zum Teil die Datierungen von Irving, machten aber einerseits die archäologische Bedeutung des Yukon-Großraums für die Erforschung der Besiedlungsgeschichte des Doppelkontinents deutlich - und konterkarierten andererseits massiv das Beringstraßen-Märchen und die chronologischen Annahmen des Mainstreams zur Ankunft der ersten Bewohner in der 'Neuen Welt'. Doch zurück zur weiteren Entwicklung während der 1980er Jahre, die Corliss für uns dokumentiert hat.

Die nächste 'Heckenschützin', die eine wohlgezielte Salve auf das US-amerikanische Lehr-Gebäude abgab, war 1988 die britische Linguistin Ruth Gruhn. Corliss zitierte aus Gruhn's Zusammenfassung im Journal Man, einer Publikation des Royal Anthropological Institute in London: "Eine Studie über aboriginale Verbreitung von Sprachen stützt die Hypothese von Knut Fladmark, dass die Ursprünge der Besiedlung Amerikas eher entlang der Pazifik-Küste als durch den inländischen eisfreien Korridor erfolgten. Die größte Diversifikation aboriginaler Sprachen, wie sie durch die Anzahl isolierter Sprachen und größerer Gliederungen sprachlicher Stämme nahegelegt wird, ist an der pazifischen Nordwest-Küste zu beobachten, in Kalifornien, am nördlichen Golf der mexikanischen Küste, in Mittel- und in Südamerika.

Einem konventionellen Prinzip historischer Linguistik folgend wird angenommen, dass die Entwicklung sprachlicher Diversifikation sich proportional zur Zeit-Tiefe menschlicher Besiedlung eines Gebiets verhält. Eine Betrachtung der archäologischen Evidenzen aus den Gebieten größter sprachlicher Diversifikation indiziert eine Zeit-Tiefe von mindestens 35 000 Jahren für die menschliche Besiedlung des größten Teils von Amerika." [9]

Dieses Statement aus sprachwissenschaftlicher Sicht ist höchst aufschlussreich, da es eindeutige Rückschlüsse auf eine nachweisliche kulturelle Kontinuität in der Entwicklung zulässt: seit mindestens 35 000 Jahren ge ben Menschen auf dem amerikanischen Doppel-Kontinent offenbar kulturelle Charakteristika untereinander weiter. Das heißt, dass wir voraussetzen dürfen, dass dort in den jüngsten 35 000 Jahren KONTINUIERLICH Menschen gelebt haben. Möglicherweise setzte zu Beginn dieser Periode, nach der völligen (?) Auslöschung des Menschen in Amerika, eine Neubesiedlung ein, die in keinem direkten Zusammenhang mit den älteren Funden, jenseits der '-50 000-Jahre-Marke', zu stehen braucht.

Abb. 8 Am Kansas River (Bild) stießen Forscher 1988 in Form eines etwa 15 400 Jahre alten Schädelfragments auf einen weiteren 'Sargnagel' für die herrschende Lehrmeinung zur Besiedlung Paläo-Amerikas durch den Menschen.

Der Aufweichungsprozess der archäologischen "Einheitsfront" begann nun jedenfalls manifest zu werden und vor allem der temporale '12 000-Jahre-Limes' geriet immer stärker unter Beschuss. So wiesen J.M. Adovasio und R.C. Carlisle bereits 1988 einem Brief an Science darauf hin, dass "bessere Datierungs-Techniken durchweg das Datum gedrückt haben, zu welchem Menschen in der Neuen Welt ankamen. Mit Bezug auf ihre eigene Arbeit am Meadowcroft Rockshelter in Pennsylvania zitieren sie viele radiometrische Datierungen, die früher als 12.000 Jahre liegen. Bei dieser Fundstätte in Pennsylvania indizieren die sechs ältesten Datierungen, die definitiv mit kulturellem Material zusammenhängen, dass hier schon vor zwischen 13 955 und 14 555 Jahren Menschen waren." [10] Aussagekräftig sind auch entsprechende Skelettüberreste vom Kansas River: "Mittels Elektronen-Spin-Resonanzdaten eines Stücks von einem menschlichen Schädel bestätigen W. Dort und L.D. Martin eine Datierung auf 15 400 Jahre vor der Gegenwart." [11]

Ebenfalls 1988 veröffentlichte die US-Archäologen Tom D. Dillehay und Michael B. Collins in der Zeitschrift Nature die ersten Ergebnisse ihrer Grabungen bei Monte Verde in Chile. (Abb. 9) Dort berichteten sie u.a. über zwei C-14 Datierungen von Holzkohle aus dieser Fundstätte, die mindestens 1000 Jahre älter als diejenigen von Clovis waren. "Diese Funde stellen ergänzende Evidenzen dafür dar, dass Menschen Amerika viel früher besiedelt haben, als bisher angenommen wurde." [12]

Dillehay, der um wissenschaftliche Akzeptanz seiner knapp jenseits des 'Temporalen Limes' liegenden Entdeckungen bemüht war, gehörte in den folgenden Jahren zu den vehementesten Kritikern an Guidon et al. und ihren brasilianischen Funden, d.h. er heulte in höchst opportunistischer Manier 'mit den Wölfen', bis "1997 eine ausgewählte >Jury< von einem Dutzend skeptischer Archäologen die Fundstätte von Monte Verde im südlichen Chile besuchte." Dort stellte Dillehay erfolgreich seine Entdeckungen zur Diskussion.

Corliss bemerkte zu dieser 'archäologischen Gerichtsverhandlung': "Die Monte-Verde-Tour, abgehandelt in zwei sehr detailierten Reports, überzeugte ein paar der obstinatesten Skeptiker. Die >Jury< war >in< und die Clovis-Kultur war >out<, zumindest [in ihrer Rolle] als erste Kultur der Neuen Welt. Natürlich sträuben sich einige immer noch skeptische Archäologen bei der Vorstellung, dass eine >Jury< für sie entscheiden sollte. (Aber ist das nicht die Art und Weise wie die Wissenschaft IMMER arbeitet?) Trotzdem scheint die einst furchterregende 12 000-Jahre-Barriere nun OFFIZIELL durchbrochen worden zu sein. Außerdem implizieren die Daten von Monte Verde: Die Bering-Landbrücke, tausende von Meilen im Norden, wurde ein paar Jahrtausende VOR 12 500 BP überquert, ODER die Leute von Monte Verde kamen über irgendeine andere Route, vielleicht per Schiff!" [13]

Abb. 9 Eine stratigraphische Darstellung der Fundstätte von Monte Verde, Chile. Menschliche Artefakte wurden dort in einer 34 000 Jahre alten Schicht entdeckt.

Mit dem "offiziellen" Befund der Archäologen-Jury hatte Dillehay es jedenfalls geschafft, einen formalen 'Mini-Paradigmenwechsel' in Gang zu setzen, was Corliss mit feiner Ironie kommentierte: "Die >Wir-haben-es-ja-schon-immer-gewusst<-Phase des Paradigmen-Wechsels ist da. K. Butzer, University of Texas, sagte, dass Monte Verde schon seit einiger Zeit >unkontrovers< gewesen sei. Doch noch 1990 insistierte die >Clovis-Polizei< darauf, dass die 12 000-Jahre-Barriere auf 11 500 Jahre NACH HINTEN verschoben werden sollte." [14] Pikant ist auch die Tatsache, dass Dillehay's Team bald nach der "Urteilsverkündung" neue Entdeckungen von Artefakten (gerade einmal 70 Meter von der Monte Verde-Grabung mit ihrem Alter von 12 500 Jahren entfernt) bekannt gab, deren Datierung ein Alter von mehr als 33 000 Jahren nahelegt. Dabei drängt sich uns zwangsläufig die Frage auf: SEIT WANN wussten er und seine Gruppe von diesen "Neuentdeckungen"?

Auf ähnliche Gedanken muss man auch bei einer Betrachtung der Erforschungs-Historie der archäologischen Fundstätte von Topper, bei Allendale, South Carolina, kommen. Diese Grabungs-Stelle wurde bereits 1981 entdeckt, "als ein Mann aus der Gegend mit Namen Topper einen gewissen A. Goodyear (von der University of South Carolina) zu einem Lager von seitlich eingekerbten Feuerstein-Spitzen führte. [...] In einer Tiefe von 80-100 Zentimetern stieß Goodyear dann auf gekehlte Rohlinge, aus welchen sich die klassischen und markanten Clovis-Spitzen fertigen ließen. Das war der Höhepunkt der Grabung; die Archäologen packten ihre Schaufeln ein und zogen zu anderen Fundstätten weiter. Warum? Ganz einfach deshalb, weil doch jedermann WUSSTE, dass es keine nordamerikanischen Artefakte gibt, die älter als Clovis-Spitzen sind. Auf 10 800 bis 11 200 Jahre Radiokarbon-datiert, markierten die Projektil-Spitzen von Clovis angeblich die FRÜHESTE Ankunft von Menschen in Nord- und Südamerika. An der Topper-Fundstätte tiefer zu graben wäre also >Zeitverschwendung< gewesen." [15]

1998 machte sich Goodyear jedenfalls erneut zu der bereits "ausgebeuteten" Topper-Fundstätte auf. Hatte er dort in den frühen 80er Jahren etwas entdeckt, was ihm damals noch zu brisant erschienen war, um offiziell daran zu arbeiten? Sein neuer Arbeits-Besuch in South Carolina erfolgte jedenfalls "zu der Zeit, als das Nichts-ist-älter-als-Clovis-Paradigma durch die Funde von Monte Verde in Chile herausgefordert wurde. Goodyear entschied, sein Werkzeug zurück zur Fundstätte von Topper zu bringen. >Nach etwa 40 cm im Wesentlichen unergiebigen Ablagerungen begannen die Ausgräber auf kleine Splitter und Klein-Werkzeuge zu stoßen. Die unterste Ebene, auf etwa 28 Quadratmetern freigelegt, ergab etwa 1000 Abfall-Splitter, 15 Klein-Werkzeuge (zumeist kleines Schneide-Gerät) und einen Haufen von 20 Feuerstein-Kieseln und zusätzlich vier vermutliche Hammerköpfe aus Quarz<." [16]

Bereits 1992 war R. MacNeish, ein anerkannter Archäologe von der Andover Foundation for Archeological Research, im Orogrande Cave, New Mexico, bei der Untersuchung ca. 30 000 bis 40 000 Jahre alter paläontologischer Spuren alter Kamele, Pferde, Tapire und anderer Fauna, die bei Ausgrabungen in dieser Höhle gefunden wurden, über einige 'Ungereimtheiten' gestolpert. Corliss schrieb darüber: "Zwischen den Tier-Knochen befinden sich Schichten von Holzkohle (leicht karbonisiert) und Hinweise auf menschliche Besiedlung. Aber wissen wir nicht alle, dass Menschen erst vor 12 000 Jahren die Neue Welt erreichten? Nichts destotrotz gibt es dort: (1) rohe menschliche Werkzeuge; und (2) einen möglicherweise menschlichen Handabdruck. Mainstream-Archäologen blocken natürlich wieder ab; irgendeinen Fehler muss es dabei doch geben!" [17]


Fortsetzung:

Moderne Genetik und neue Einblicke in die Paläo-Historie


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag wurde 2005/2006 von Bernhard Beier © für Atlantisforschung.de verfasst. (Alle Übersetzungen ins Deutsche durch den Autor)

  1. Quelle: William R. Corliss, "300,000-YEAR OLD SITE IN BRAZIL", Science Frontiers Nr. 54, Nov. / Dez. 1987, online unter http://www.science-frontiers.com/sf054/sf054a01.htm
  2. Quelle: ebd.
  3. Quelle: Bruce Bower, "Flakes, Breaks, and the First Americans", Science News, 131:172, 1987; nach William R. Corliss, "WHEN WERE THE AMERICAS PEOPLED?", Science Frontiers, Nr.51, Mai / Juni 1987; online unter http://www.science-frontiers.com/sf051/sf051a01.htm
  4. Anmerkung: PHYSICAL ANTHROPOLOGY = Eine US-amerikanische Richtung der Anthropologie
  5. Vergl. dazu: Vine Deloria Jr., "Red Earth, White Lies", Golden, Fulcrum Publishing, 1997, S. 56-62
  6. Quelle: Itztli Ehecatl, "The Bering Strait Theory", online bei ANGELFIRE unter http://www.angelfire.com/space/itztli2
  7. Quelle: William R. Corliss, "WHEN WERE THE AMERICAS PEOPLED?", Science Frontiers, Nr.51, Mai / Juni 1987; online unter http://www.science-frontiers.com/sf051/sf051a01.htm
  8. Quelle: Charles Petit, "24,000-Year-Old Tools Found in Yukon", San Francisco Chronicle, 10. Februar 1992; nach: William R. Corliss, "LONG BEFORE THE VIKINGS AND POLYNESIANS", Science Frontiers Nr. 81, Mai-Juni 1992, online unter http://www.science-frontiers.com/sf081/sf081a01.htm
  9. Quelle: Ruth Gruhn, "Linguistic Evidence in Support of the Coastal Route of Earliest Entry into the New World," Man, 23:77, Royal Anthropological Institute, London 1988; nach: William R. Corliss, "HOW AND WHEN THE AMERICAS WERE PEOPLED", Science Frontiers Nr. 59, Sept. / Okt. 1988, online unter http://www.science-frontiers.com/sf059/sf059p03.htm
  10. Quelle: Adovasio, J.M. und Carlisle, Ronald C.; "The Meadowcroft Rockshelter", Science, 239:713, 1988; nach: William R. Corliss, "UPDATING MAN-IN-THE-AMERICAS", Science Frontiers Nr.57, Mai - Juni 1988, online unter http://www.science-frontiers.com/sf057/sf057a01.htm
  11. Quelle: Bower, B.; "Skeletal Aging of New World Settlers," Science News, 133: 215, 1988; nach: William R. Corliss, "UPDATING MAN-IN-THE-AMERICAS", Science Frontiers Nr.57, Mai - Juni 1988, online unter http://www.science-frontiers.com/sf057/sf057a01.htm
  12. Vergleiche: Dillehay, Tom D., und Collins, Michael B.; "Early Cultural Evidence from Monte Verde, Chile", [ Nature], 332:150, 1988
  13. Quelle: William R. Corliss, "WE'VE KNOWN IT ALL ALONG!", Science Frontiers Nr. 112, Jul. / Aug. 1997, online unter http://www.science-frontiers.com/sf112/sf112p15.htm
  14. Quelle: William R. Corliss, "WE'VE KNOWN IT ALL ALONG!", Science Frontiers Nr. 112, Jul. / Aug. 1997, online unter http://www.science-frontiers.com/sf112/sf112p15.htm
  15. Quelle: Anonymus, "Pre-Clovis Surprise", Archaeology, 52:18, Juli/August 1999; nach: William R. Corliss, "THE POWER OF PARADIGM", Science Frontiers Nr. 125, Sept. / Okt. 1999, online unter http://www.science-frontiers.com/sf125/sf125p11.htm
  16. Quelle: ebd.
  17. Quelle: Tim Appenzeller, "A High Five from the First New World Settlers?", Science, 255:920, 1992; nach: William R. Corliss, "LONG BEFORE THE VIKINGS AND POLYNESIANS", Science Frontiers Nr. 81, Mai-Juni 1992, online unter http://www.science-frontiers.com/sf081/sf081a01.htm


Bild-Quellen

(5) Athena Review, Vol.3, no.2: Peopling of the Americas, Pedra Furada, Brazil: Paleoindians, Paintings, and Paradoxes - An interview with Drs. Niède Guidon, Anne-Marie Pessis, Fabio Parenti, Claude Guérin, Evelyne Peyre, and Guaciara M. dos Santos

(6) Peter Marsh, Polynesian Pathways, Pathways into Polynesia - Voyaging was commonplace in ancient times

(7) ARCHAEOLOGY.INFO: C. David Kreger, Homo erectus

(8) Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Kansas River (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)

(9) William R. Corliss, Science Frontiers, Updating man-in-the-americas