Einleitung

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Galaktische Begegnungen, APOLLO-Objekte und ATLANTIS

Ein katastrophisches Szenario für Diskontinuitäten in der Menschheitsgeschichte (1)

von unserem Gastautor Emilio Spedicato

Abb. 1 Immanuel Velikovsky – Pionier des Neo-Katastrophismus

Die Idee, dass sich in der Vergangenheit Kollisionen zwischen der Erde und Himmelskörpern ereignet haben und die Ursache für dramatische geologische und biologische Effekte waren, darunter Orogenese und die Vernichtung von vielen Spezies, war bis ins 19. Jahrhundert hinein allgemein akzeptiert (siehe Whiston 1) und verschiedene Statements bei Laplace). In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts begann, hauptsächlich bedingt durch den Einfluss Lyells in der Geologie und Darwins in der Biologie, das Konzept einer langsamen Evolution durch ausschließlich terrestrische Mechanismen zu dominieren.

In den frühen Fünfzigern dieses [des 20.; d. Red.] Jahrhunderts, kämpfte Immanuel Velikovsky (Abb. 1), gestützt auf seine immense Belesenheit, einen einsamen Kampf für den außerirdisch begründeten Katastrophismus. Er zog nicht nur Groß-Katastrophen zur Erklärung geologischer Erscheinungen heran, sondern behauptete, dass sich Katastrophen von vergleichsweise geringerem Ausmaß in geschichtlichen Zeiten ereignet haben, vor allem in den ersten beiden Jahrtausenden v. Chr. Ereignisse wie die Ägyptischen Plagen und die Vernichtung von Sennacheribs Armee vor den Mauern von Jerusalem brachte er im Rahmen einer großartigen Arbeit 3, 4, 5, 6, die auf eine Synchronisierung der Überlieferungen Israels mit der Geschichte seiner Nachbarvölker abzielte, mit Katastrophen in Verbindung. Dieses Werk brachte ihn dazu, eine substantiell revidierte Chronologie ägyptischer und verwandter Geschichte vorzuschlagen.

Obgleich dies nicht der Platz für eine Diskussion der von Velikovsky vorgeschlagenen historischen Revision ist (dass Irrtümer von Jahrhunderten die ägyptische Chronologie beeinträchtigen, auf welcher die Chronologie der anderen antiken Völker basiert, wurde jetzt von Astronomen wie Clube und Napier 7 und von verschiedenen Historikern festgestellt, siehe etwa Bimson 121, James 122 und Rohl 123 oder, für eine radikalere chronologische Revision, Heinsohn 136, 137), müssen wir betrachten, dass extraterrestrische Körper, die man nun für die Haupt-Ursachen der Katastrophen hält, sagen wir die Apollo-Objekte, Velikovsky noch unbekannt waren. In der Tat blieb die Existenz solcher Objektes, auch wenn der erste Apollo 1932 entdeckt wurde, in den Fünfzigern praktisch in der Scientific community unbemerkt, und von den Astronomen wurde der Frage nach möglichen Kollisionen mit der Erde keine Aufmerksamkeit geschenkt.

Auf astronomische Informationen aus hauptsächlich babylonischen Quellen gestützt, kam Velikovsky 8 dazu, den Ursprung der terrestrischen Katastrophen Interaktionen mit der Venus und, bis zu einem gewissen Ausmaß, mit dem Mars zuzuschreiben, also mit Planeten, die er für rezente Sprosse von Jupiter und Saturn hielt. Es gibt substantielle Argumente gegen diese Hypothese, zu der Velikovsky in gewisser Weise durch das Fehlen der Art von Informationen genötigt wurde, über die wir heute verfügen. Eine bemerkenswerte Erklärung der besonderen Rolle von Venus und Mars in babylonischen Aufzeichnungen wurde jetzt von Clube und Napier 7 in Form der Verhältnismäßigkeit von Orbital-Perioden zwischen diesen Planeten und den Kometen Hencke und Halley gegeben.

Die Hypothese jedenfalls, dass sich die Orbits der Planeten während der Periode, in welcher es den Homo sapiens auf der Erde gibt, verändert haben, unterschiedlich von mehreren tausend Jahren bis auf möglicherweise mehr als eine Million Jahre geschätzt, kann nicht völlig abgelehnt werden, aufgrund der kürzlichen Entdeckung der Chaotizität der planetaren Umlaufbahnen, welche die Möglichkeit sehr schneller Veränderungen mit möglicherweise katastrophischen Auswirkungen impliziert. Das sogenannte 'polar planetary model', das hauptsächlich von Talbott 124 und Mitarbeitern entwickelt wurde, die im Journal Aeon veröffentlichten, aber auf eine noch unveröffentlichte Arbeit von Velikovsky zurückgeht, geht davon aus, dass das Planetensystem während Menschengedenkens von einer vormaligen Konfiguration, dem Goldenen Zeitalter verwandt, in dem Sonne, Erde, Mars, Venus und Saturn in einer miteinander verbundenen Konfiguration kreisten, mittels eines katastrophischen Kollapses der vorhergehenden Konfiguration in die gegenwärtige überging. (Zu Studien der Gleichungen, welche die Polar-Konfiguration definieren, siehe Grubaugh 125, Spedicato und Huang 126, Spedicato 141.)

In den Siebzigern wurden ausreichend Informationen über Apollo-Objekte und der Verkraterungs-Geschichte von Erde und Mond gesammelt, mit denen das Interesse an der Kollisions-Hypothese wieder wuchs, und die ihr eine vernünftige wissenschaftliche Basis gaben. Die möglicherweise erste Arbeit, mit der die Bedeutung der Apollo-Objekte als Verursacher von Katastrophen enthüllt wurde, war 1979 Wetherhills Artikel 9 im Scientific American. Während bereits 1979 Clube und Napier 10 1979 unabhängig voneinander Velikovskys terrestrischen Katastrophismus auf der neuen Basis der Apollos und Kometenimpakte wiederentdeckten, erregte 1980 die Vermutung von Alvarez et al. 11 (siehe jedoch ebenfalls Ganapathy 12, Smit und Hertogen 13, Hsu 13 und, für eine andere Sichtweise, Officer et al. 84) weltweite Aufmerksamkeit, dass das Verschwinden der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren durch eine Kollision mit einem großen extraterrestrischen Objekt (Abb. 2) verursacht wurde.

Abb. 2 Der Chicxulub-Krater in Mittelamerika weist einen Durchmesser von etwa 300 Kilometer Durchmesser auf.

Diese Annahme basierte auf geologischen, dem Impakt zugeschriebenen Spuren, die man in einer schmalen Schicht von Ablagerungen findet, welche die Trennung zwischen geologischen Sedimenten der Kreide und des Tertiärs markiert. Diese Schicht enthält eine ungewöhnlich große Menge von Mineralien wie Iridium (hundert mal größer als normal, etwa 105 Tonnnen Iridium), die auf der Erde selten, aber in extraterrestrischen Objekten, wie Meteoriten, und in interstellarem Staub üblich sind. Zudem wurde entdeckt (siehe Wolbach, Lewis und Anders 78), dass die Schicht eine große Menge graphitischen Karbons enthält, vermutlich wegen der weltweiten Feuer, die durch die impaktbedingte Hitzewelle ausgelöst wurden. Die Gesamtmenge von Karbon ist derart, dass viel von der Vegetation der Erde und ein Teil der Oberflächenvorkommen fossiler Brennstoffe entzündet worden sein müssen.

Als Ort des Impakts wird heute das sogenannte Columbia-Becken betrachtet, das sich teils bis in die Karibische See und z.T. auf die Halbinsel Yucatan erstreckt. Hier wurde ein verschütteter Krater von 300 km Durchmesser, der Chicxulub-Krater (Abb. 3) entdeckt, der von ungeheuren Ejecta-Ablagerungen umgeben ist (siehe Hildebrand und Baynton 79). In der Vergangenheit waren andere Örtlichkeiten in Betracht gewogen worden, darunter Irland, der Manson-Krater in Iowa und ein Ort in der Nähe von Kuba (siehe Bohor und Seitz 80).

Die theoretische Arbeit von Clube und Napier 7, 10, 14, 15, 16, 17, die der Entdeckung von Molekularwolken folgte (siehe Cohen et al. 18 oder Edmunds und Solomon 19), hat nun den Katastrophismus in das faszinierende und weitreichende Szenario von Geburt, Entwicklung und Ende von Planetesimalen und kometenartigen Körpern eingebracht. Von vielen Autoren wurden numerische und experimentelle Arbeiten zu den Auswirkungen von Kollisionen vorgestellt, die nützliche quantitative Informationen geben. Jedenfalls wird es, in Hinsicht auf die extreme Komplexität der zu berücksichtigen nonlinearen Phänomene, lange dauern, sich ein definitives Bild zu verschaffen.

Auch noch "exotischere" katastrophisch-extraterrestrische Verursacher wurden jüngst in Betracht gezogen, darunter:

  • 1) Fargion und Doron 142 haben argumentiert, dass der tiefe Raum des Sonnensystems zwischen dem Kuiper-Gürtel und der Oort´schen Wolke eine signifikante Population von Planeten mit einer Größe zwischen Erde und Jupiter aufweist. Das Perihel dieser Planeten liegt nahe bei der Sonne, bei einer Umlauf-Periode von mehreren Millionen Jahren. Wenn sie sich ihrem Perihel annähern, passieren sie möglicherweise nahe die Erde, mit katastrophischen Auswirkungen durch Flut-Effekte. Vielleicht werden sie auch von der Sonne eingefangen und haben ihr möglicherweise mehr als 3% ihrer Masse eingebracht. Fargion und Doron besprechen jedenfalls nicht die Möglichkeit eines nahen Vorbeifluges während der Zeit des Homo sapiens (d.h. in den jüngsten paar hunderttausend Jahren).
  • 2) Dar, Laor und Shaviv 143 haben die Möglichkeit erwogen, dass das Sonnensystem gelegentlich einen sehr energiereichen Jet kreuzen würde, der durch den Kollaps eines Doppel-Neutronenstern-Systems hervorgerufen würde; einem Ereignis, das im gegenwärtig bekannten Bereich des Universums etwa einmal pro Tag stattfindet (worauf plötzliche Ausbrüche von Gamma-Stahlen hindeuten, die mit diesem Ereignis in Verbindung gebracht wurden). Man nimmt an, dass die Jets Entfernungen von ein paar hundert Lichtjahren erreichen, bevor sie sich auflösen. Ihre Überschneidung mit der Erde würde einige Wochen dauern, ein Zeitraum, in dem ein Bombardement durch hoch energetische Teilchen (vor allem Muonen, die durch Sekundär-Reaktionen in der Atmosphäre produziert werden) das Leben auch in großen Tiefen der Ozeane und im Boden in Mitleidenschaft gezogen hätte. Das Ereignis würde daher auch die "großen fünf" Massenvernichtungen des Lebens während der vergangenen 600 Millionen Jahre erklären können. Jedenfalls lässt sich nicht erkennen, wie es die besonderen geologischen Formen bewirkt hat, die ebenfalls mit den Ausrottungen in Verbindung gebracht werden.
  • 3) Collar 144 und Abbas et al. 145 haben über die Passage des Sonnensystems durch eine der Ballungen von Dunkler Materie nachgedacht, die nach Überzeugung vieler Kosmologen existieren muss, um ansonsten unmögliche dynamische Phänomene bei galaktischen und extragalaktischen Systemen zu erklären (aber siehe Van Flandern 146 zu einem Ansatz, der mittels Reinterpretation und Modifizierung der Newton´schen Gravitationsgesetze keine Dunkle Materie benötigt). Die Durchquerung einer Ballung von Dunkler Materie würde zu einer Absorption von Dunkler Materie, vor allem durch den Erdkern führen, dessen Temperatur sich wesentlich erhöhen würde. Diese zusätzliche Thermalenergie würde schließlich, nach einer geschätzten Periode von 5 Millionen Jahren, in Form ungeheurer Magma-Ausstöße an der Erdoberfläche frei werden. Die erwähnten Autoren hypothetisieren, dass dies der Grund für die gewaltigen Magmafelder sei, die als die Dekkanischen und Sibirischen Tafeln bekannt sind, und sich über hunderttausende von Quadratkilometern ausdehnen. Sie bemerken zudem, dass während der verhältnismäßig kurzen Dauer der Durchquerung der Ballung, die auf ein paar Jahre geschätzt wird, auch Lebewesen einige dunkle Materie mit sehr wahrscheinlich karzinogenen Effekten absorbieren würden. Der vorgeschlagene Mechanismus würde daher ein Faktum erklären, welches nun wohl bewiesen scheint (siehe Stanley und Yang 147 oder Benton 148), dass nämlich die größten Massenvernichtungen von Leben zwei Höhepunkte aufweisen, die etwa 5 Millionen Jahre auseinander liegen.
  • 4) Aus der Beobachtung heraus, dass sich alle vergangenen fünf Massensterben ereigneten, während das Sonnensystem einen der Spiralarme unserer Galaxis kreuzte (das Sonnensystem kreuzt alle Arme der Galaxis in etwa vier seiner Umläufe um die Galaxis, da es eine echte Geschwindigkeit von etwa 70 km/sec in Bezug auf die Arme aufweist), Leicht und Varisht 149 haben zusätzliche zu den Impakten, deren Wahrscheinlichkeit bekanntlich bei der Durchquerung eines galaktischen Arms viel höher ist, katastrophische Effekte vorgeschlagen, die der Annäherung an eine Supernova bei der Passage zuzuschreiben sind, denn Supernovae entstehen in Spiralarmen viel häufiger.
Abb. 3 Die Erde, 100 Minuten nach dem hypothetischen Einschlag eines Groß-Impaktors (G Klasse) über Nordamerika, das bereits unter wirbelnden Staubschleiern verschwunden ist. Die hocherhitze Druckwellen-Front hat Mittelamerika schon überrollt. Innerhalb der nächsten Stunde wird sie Europa erreichen. (Grafik: www.seds.org)

In dieser Abhandlung werden wir den Wissenstand über Apollo-Objekte und Kometen als Auslöser von Katastrophen besprechen, ohne die zuvor betrachteten galaktischen Katastrophen-Ereignisse zu beachten, deren Auftreten mit Sicherheit viel seltener ist und höchst wahrscheinlich im Kontext der holozänen Periode ignoriert werden kann. Wir werden die Haupterscheinungen der Nachwirkungen eines Impakts beschreiben, besonders die Auswirkungen auf das Klima. Wir werden vorschlagen, dass die jüngste Eiszeit durch einen Kontinental-Impakt initiiert und durch einen ozeanischen Impakt beendet wurde. Dann werden wir darlegen, dass eine Zivilisation, die "Atlantis-Zivilisation", bis zum Ende der Eiszeit in den niedrigeren Breiten blühte, um dann plötzlich durch die Auswirkungen einer ozeanischen Kollision zerstört zu werden.

Informationen über diese Zivilisation sind in Platons Timaios und Kritias enthalten. Platonische Details über Atlantis werden diskutiert, wobei gezeigt wird, dass sie als plausibel akzeptiert werden können und dass sie zu einer präzisen Identifikation der Position von Atlantis führen. Argumente werden vorgestellt, um die biblische Geschichte von Noah und die sumerische Geschichte von Utnapischtim im Kontext einer ozeanischen Kollision zu erklären. Diese Geschichten werden als Beschreibungen von Nachwirkungen einer ozeanischen Kollision betrachtet, die an verschiedenen Orten erlebt wurde, vermutlich nicht der selben Kollision, die der Zivilisation von Atlantis ein Ende bereitete. Schließlich wird eine verlockende Hypothese zum Ursprung der einzigartigen camunischen Zivilisation angeboten werden.


Fortsetzung:

2. Apollo-Objekte und Kometen


Bild-Quellen

(1) http://wwwesterni.unibg.it/siti_esterni/dmsia/seminari/Velikovsky_uk.html (Seite nicht mehr online)

(2) Ann Zabludoff, Lecture 5 - Debate 1: What Killed the Dinosaurs? (cont.)

(3) R. Mark Elowitz, Member of AAS, unter: http://www.seds.org/~rme/sl9.htm (Bild nicht mehr online)