Eugen Georg: Unterschied zwischen den Versionen

(Die Seite wurde neu angelegt: '''Forscher- und Autorenportrait''' [[Bild:Georg 1930.jpg|thumb|'''Abb. 1''' Das Frontcover der Erstausgabe von ''Eugen Georgs'' Werk "Verschollene Kulturen" aus dem J...)
 
K
Zeile 1: Zeile 1:
 +
[[Bild:Baustelle.jpg]]
 +
 
'''Forscher- und Autorenportrait'''
 
'''Forscher- und Autorenportrait'''
  

Version vom 29. Juli 2015, 00:47 Uhr

Baustelle.jpg

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Das Frontcover der Erstausgabe von Eugen Georgs Werk "Verschollene Kulturen" aus dem Jahr 1930

(red) Eugen Georg (Geburts- und Sterbedatum bisher unbekannt) ist einer jener kaum bekannten Autoren aus dem Bereich der - wie wir heute sagen - alternativen Ur- und Frühgeschichtsforschung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, über dessen Lebenslauf anscheinend keine allgemein zugängigen Informationen mehr zu finden sind. Jedenfalls war er ein schreibfreudiger Anhänger von Hanns Hörbigers Welteislehre, den Kurt Bilau 1935 lobend als "fleißige[n] Datensammler" erwähnte [1], der u.a. diverse Beiträge für das Periodikum "Schlüssel zum Weltgeschehen - Zeitschrift für Freunde der Welteislehre" und dessen Nachfolge-Publikation " Zeitschrift für Welteislehre - Organ der Gesellschaft zur Förderung der Welteislehre e.V. Berlin" verfasste.

Was Buchveröffentlichungen betrifft, so scheint Eugen Georg neben einer Hommage an Hörbiger [2] nur ein einziges Werk publiziert zu haben, nämlich "Verschollene Kulturen" (Abb. 1) [3] aus dem Jahr 1930, das immerhin ein Jahr später unter dem Titel "The Adventure of Mankind" (Abb. 2) [4] auch in den USA erschien. Über dieses Werk, das uns derzeit leider noch nicht vorliegt, bemerkte der Schriftsteller und Publizist Martin Raschke (1905-1943) in einer Rezension:

"Es ist das Wesen aller gültigen Gestaltung, daß das Dargestellte völlig mit sinem Sinn identisch ist und nicht nach einer Deutung verlangt, die außerhalb seiner Grenzen liegt. Eugen Georg aber, der in seinem Buch >Verschollene Kulturen< (Voigtländer Verlag) eine Geschichte dieser Erde zu schreiben unternahm, deutet mehr herum als daß er deutet. [...] Und doch ist dieses Buch wichtig, wenn ihm auch die Größe fehlen muß, weil ihm der Mut zum Irrtum fehlt, wichtig schon um der Menge des Materials willen, das es bietet. Eugen Georg kombiniert Hörbiger und Dasqué, theosophische Gesichte [5]; er stellt Ansichten zur Auswahl. Eine Unmenge alten und neuen Stoffes ist hier in Zusammenhänge gebracht, die uns angehen, wie alle Versuche, das darwinistische Werdeprinzip zu durchbrechen. Wenn auch Georg ohne Konsequenz die Rechte des Dichters mit den Pflichten des Wissenschaftlers verkoppelt und seine religiösen Erkenntnisse frühreif, ja wie alle Versuche vom Denken zum Glauben vorzustoßen, peinlich sind, man sollte doch dieses Buch oft zur Hand nehmen, damit man bescheiden wird im Angesicht des Gewesenen und sich dankbar wundern lernt, daß man da ist." [6]

Abb. 2 Das Frontcover der US-amerikanischen Ausgabe von Eugen Georgs Werk, die im Jahr 1931 erschien

Aus atlantologie-historischer Sicht dürften allerdings andere Aspekte und Kriterien dieses Buches im Vordergrund stehen, dessen "kosmozentrischer Deutung des Menschheitserlebnisses" u.a. auch eine ausführliche Behandlung des Atlantis-Problems vorausgeht. Dabei gab der Autor sich einige Mühe, alle von der eigenen Vorstellung abweichenden Modelle - und ihre Verfechter - in einem 'Rundumschlag' zu diskretitieren, wie er ganz ähnlich auch bei Atlantologie-Kritikern zu finden ist, welche die Historizitäts-These zu Platons Atlantisbericht rigoros ablehnen. Auch bei Georg ist der Ansatzpunkt eine letztlich unbillige Kritik an der enormen Vielfalt von Lokalisierungs-Hypothesen:

"Eine Legion von Atlantishypothesen! Eine Theorie stößt die andere über den Haufen. Jeder weiß es besser als der Vorgänger. Ein Wust von >scharfsinnigem Unsinn< ist zur Atlantisfrage produziert worden. Jeder neue Ausleger beansprucht alle Sachlichkeit, alle Objektivität für sich, ausschließlich für sich. Mit einem bewunderungswürdigen Aufgebot von Scharfsinn, von Zitaten, von willkürlichen oder gutgläubigen (tatsächlich aber zu engen, zu kurzsichtigen und deshalb unhaltbaren) Schlussfolgerungen lehnt man sich gegenseitig ab, führt man endlose Debatten über unwesentliche Details, klammert man sich an Nebensächlichkeiten, an eine Bucht, zwei Quellen, drei Ringwällen verliert dabei die Hauptsache aus den Augen – bis schließlich die zuerst zur großen Sensation aufgebauschte Theorie eines Tages still und klanglos ad acta gelegt wird: weil die >gewissenhaften Forschungen und geistreichen Kombinationen< schließlich mit den Tatsachen doch nicht in Einklang zu bringen, weil die Übereinstimmungen (zwischen der papierenen Theorie und der archäologischen Wirklichkeit) doch nicht so groß sind, wie man zuerst annahm." [7]

Es bleibt festzustellen, dass Georg - als Verfechter des von Hanns Hörbiger postulierten Konzepts eines atlantischen, von einer durch die stetige Annaherung des 'Tertiärmondes' verusachten, äquatorialen 'Gürtelflut' überspülten Atlantis [8] mit dieser 'Generalabrechnung' mit den Vertretern anderer Meinungen ebenfalls "alle Sachlichkeit, alle Objektivität für sich" bzw. für Hörbiger beansprucht. In überraschendem Kontrast mit seiner hyperkritizistischen Betrachtung der Atlantisforschung seiner Zeit steht allerdings die Naivität, mit der Georg offenbar in Verschollene Kulturen den Atlantis-Hoax des 'Paul Schliemann' aus dem Jahr 1912 für bare Münze nahm und beklagte, "dass das Thema >Schliemann und Atlantis< scheinbar systematisch totgeschwiegen werde." [9] [10] [11]


"Wo die Anfänge der Menschheitsgeschichte sich in einem schwer zu erhellenden Dunkel verlieren, muß das große Problem einer Atlandidischen Vorzeit angeschnitten werden! Dabei scheint die Atlantis-Überlieferung selbst nur die Bedeutung einer symbolischen letzten Erinnerung an eine verlorengegangene frühe Menschheitskultur zu haben. Aber allein die Begriffsfestsetzung einer Atlantidischen Vorzeit, allein der Versuch, aus der Sage den kulturellen und geschichtlichen Kern herauszuschälen, gewinnt die Bedeutung, die Geschichte nicht eines Staates, nicht eines Volkes, nicht einer Rasse, sondern vielhunderttausendjähriger, vielleicht millionenjähriger Kulturperioden zu rekonstruieren.

Die neuesten Untersuchungen rechtfertigen es, eine ins Ungeheure sich erstreckende Vergangenheit des Menschen und der menschlichen Kultur zu postulieren. Während die historische (in Inschriften, Texten, Chroniken kodifizierte) Geschichte des Menschen vor etwa 10000 Jahren einsetzt: mit den Städten, mit der Technik, mit den Geisteswissenschaften, den gesellschaftlichen Institutionen der Peruaner, Sumerer, Ägypter, Ägäer, Altchinesen - während seine kulturelle Geschichte um zahllose Jahrtausende früher einsetzt: mit Eiszeitzeichnungen aus dem Pyrenäengebiet, mit frühpaäplithischen Werkzeugfunden aus Anau-Turkestan, mit tasmanischen Runen, mit alphabetiformen Zeichen auf spätpaläolithischen Renntierstäben, und auf bemalten Kieselsteinen aus Mas d'Azil - während seine paläontologische Geschichte mit den in den Diluvien des Quartärs eingebetteten materiellen Fossilmaterial einsetzt - reicht, zusammen mit der biologischen, die mnemoneutische, die nur in Überlieferungen kodifizierte Geschichte des Menschen anscheinend bis in die Meere des Mesozoikums und des Primärs zurück; wieweit das im biologischen Organismus eingebettete, das somatische Fossilmaterial (der Rudemente und Atavismen) zurückreicht, soweit reicht auch das im mentalen Organismus, das im >Gedächtnis der Menschheit< eingebettete geisteswissenschaftliche Fossilmaterial zurück!" [12]

Außerdem betrachtete Georg offenbar das im Osten gelegene Äthiopien und seine Bewohner quasi als Erben des untergegangenen Atlantis im Atlantik. So zitiert ihn : "Das neue Zeitalter nach dem Verschwinden von Atlantis war zunächst gekennzeichnet durch die weltweite Dominanz von äthiopischen Vertretern der schwarzen Rasse. Sie waren in Afrika und Asien vorherrschend ... und sie drangen sogar ins südliche Europa vor. Während der gegenwärtigen Ära - das sind die jüngsten 10.000 Jahre - hat die weiße Rasse ... die Herrschaft über die Welt [sic!; bb] erlangt." [13]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Kurt Bilau, "Die Offenbarungen Johannis - Ein Mondniederbruch vor 11 400 Jahren", Luken und Luken, Berlin, 1935, S. 26
  2. Siehe: Eugen Georg, "Hörbiger, Schöpfer der Welteislehre, zum 70. Geburtstag", Leipzig (R. Voigtländers Verlag), 1930 (Unklar ist derzeit noch, ob Georg der Autor des Büchleins war, oder ob er als dessen Herausgeber fungierte.)
  3. Siehe: Eugen Georg, "Verschollene Kulturen: Das Menschheitserlebnis - Ablauf und Deutungsversuch", Leipzig (R. Voigtländers Verlag), 1930
  4. Siehe: Eugen Georg, "The Adventure of Mankind", New York (E.P. Dutton & Company), 1931
  5. Anmerkung: Offenbar meinte Raschke hier den Paläontologen und Theosophen Edgar Dacqué (1878-1945) und sein Buch "Urwelt, Sage und Menschheit. Eine naturhistorisch-metaphysische Studie", München, 1924. Über den Zusammenhang der Werke Dacqués und Georgs heißt es bei Regine Anacker, dass Verschollene Kulturen "die Dacquésche Menschheitsgeschichte mit Hilfe der Hörbigerschen >Welteislehre< >glazialkosmogonisch< erweitert, sich dabei aber von jeder auch noch so vagen empirischen Grundlage so weit entfernt, daß es sich - auch grobe logische Inkonsistenzen nicht scheuend - von der ersten Seite an in haltlosen Spekulationen bezüglich menschheitsgeschichtlicher Vergangenheit und ungeheuerlichen Weissagungen menschlicher Zukunft verliert: Zyklische Prozesse, Aufstieg und Fall von Sonnen und Monden verursachen Kataklysmen, Feuerregen, Eiszeiten, Sintfluten, von denen die Menschheit schon einige erlebt haben soll - etwa den Untergang des Tertiärmondes, dem unter anderem Atlantis zum Opfer fiel, bis hin zum Quartärmond Luna, aber auch dieser wird, dem >Gesetz der Schwerkraft< folgend, zur Erde stürzen, danach wird es noch einmal Menschen geben, die von Georg mit fabelhaften Vermögen ausgestatteten Quintärmenschen, dann werden Sonne, Erde, Menschen endgültig untergehen zugunsten des vollendeten kosmischen Gleichgewichts, und >das Weltbewußte taucht ein in heiliger Brahmanacht< (Georg, S. 294)." (Quelle: Regine Anacker, "Unaufhörliche Verwandlungen - Poetik und Mutation in Benns "Werk"; in: Matías Martínez (Hrsg.), "Gottfried Benn: Wechselspiele zwischen Biographie und Werk", Wallstein Verlag, 2007, S. 16-17, Fußnote 12)
  6. Quelle: Martin Raschke, "Hinweis auf Martin Raschke", Wallstein Verlag, 1963, S. 31-32
  7. Quelle: Eugen Georg, op. cit. (1930), S. 174; zit. nach: Markus Pezold, "Eugen Georg – Verschollene Kulturen", 10. Februar 2006, in: Mysteria 3000 - Alternative und interdisziplinäre Archäologie im Fokus
  8. Vergl. Regine Anackers Bemerkungen in Fußnote 5!
  9. Quelle: Walter-Jörg Langbein, "2012 - Endzeit und Neuanfang: Die Botschaft der Mayas", Langen Mueller Herbig, 2015, S. 42
  10. Anmerkung 1: Nach Heinz Kaminski hieß es bei Georg wörtlich, dass "seither, bis auf den heutigen Tag, die gesamte Presse diese Angelegenheit totgeschwiegen hat." (Quelle: Heinz Kaminski, ""Atlantis - die Realität", bettendorf 1997 Seite 189)
  11. Anmerkung 2: Zudem ist festzustellen, dass Eugen Georg den ominösen Paul Schliemann und das angebliche 'Testament des Heinrich Schliemann' in "Verschollene Kulturen" (laut Markus Pezold, op. cit.) nur ganz am Rande erwähnte. Sehr ausführlich behandelte er diesen Gegenstand dagegen in einem längeren Artikel in "Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 8/9, S. 232-249, Jahrg. 1931, R. Voigtländers Verlag, Leipzig. Bezeichnend genug, kürzte die Redaktion den Artikel drastisch, indem sie Georgs subjektive Sicht der Angelegenheit vollständig wegließ. Dazu bemerkte sie: "Um eine voreingenommene Einstellung beim lesen des Berichtes von Paul Schliemann nicht entstehen zu lassen, haben wir den Aufsatz von E. Georg hier nur teilweise wiedergegeben. Ob der Bericht von Paul Schliemann glaubwürdig ist oder nicht, muß jeder selbst entscheiden. Fakt ist, daß das in dem Bericht angekündigte Werk Paul Schliemanns niemals erschien und er selbst nach der Veröffentlichung verschwunden bzw. verschollen ist." (Quelle: Privatinstitut für Welteislehre, unter: Wiedergefundenes Atlantis?)
  12. Quelle: Eugen Georg, op. cit. (1930), S. 5; zitiert nach: Gottfried Benn, "Sämtliche Werke, Band 3", Klett-Cotta, 1987, S. 532
  13. Quelle: Eugen Georg, "The Adventure of Mankind", New York (E.P. Dutton & Company), 1931, S. 121-122; zitiert nach: John G. Jackson, "Ethiopia and the Origin of Civilization", Black Classic Press, 1985, S. 27; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de

Bild-Quellen:

1) Bild-Archiv Atlantisforschung.de
2) 1931 ADVENTURES OF MANKIND. By Eugen Georg, translated by Robert Bek-Gran 1st Ed (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)