Froelich G. Rainey

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Forscherportrait

Abb. 1 Das Cover von Froelich G. Raineys Autobiographie, die 1992 erschien

(red) Froelich Gladstone Rainey (* 18. Juni 1907 in Black River Falls, Wisconsin, USA; ✝11. Oktober 1992 in St Austell, Cornwall, GB) [1] war ein US-amerikanischer Anthropologe und Archäologe.

In seiner Jugend besuchte Rainey die Yale University. Später (1935 bis 1942) lehrte er dann an der University of Alaska und spezialisierte sich u.a. auf die Prähistorie Alaskas. Während des Zweiten Weltkriegs war er für das United States Board of Economic Warfare tätig. Nach dem Krieg arbeitete er als Archäologe an der University of Pennsylvania, wo er schließlich zum Direktor des University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology avancierte.

Abb. 2 Eine der höchst rätselhaften Figurinen aus Acámbaro in Mexiko, um deren Erforschung sich Froelich Rainey verdient machte

Wissenschaftliches Aufsehen erregte Froelich Rainey u.a. durch seine Ausgrabungen der prähistorischen 'arktischen Metropole' Ipiutak [2] sowie durch seine archäologische Pionierarbeitin in der Karibik bzw. in Puerto Rico [3] Der Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten wurde er vor allem als Moderator der populären TV-Sendereihe "What in the World?" bekannt, einem Wissenschafts-Quiz mit vorwiegend archäologischen, ethnographischen und paläontologischen Inhalten. [4]

In Kreisen alternativer, nonkonformistischer Erd-, Menschheits und Zivilisationsforscher erwarb Frol Rainey, wie seine Freunde ihn nannten [5], sich einen herausragend guten Ruf als ebenso unvoreingenommener wie unbestechlicher Ausnahme-Wissenschaftler, der in Anbetracht ihm vorliegender Evidenzen bereit war, unter seinen Kollegen gängige Ansichten über Bord zu werfen, Lehrmeinungen in Frage zu stellen und auch kontraparadigmatische Positionen zu beziehen. Vor allem nach seiner Pensionierung nahm er kein Blatt mehr vor den Mund.

So opponierte Rainey Anfang der 1980er Jahre gegen das Wissenschafts-Märchen vom angeblich 'eisfreien Korridor' vor der endglazialen Bering-Landbrücke, durch den die ersten Amerikaner [6] wie durch einen Flaschenhals auf den Doppel-Kontinent gelangt sein sollen: "Unter den derzeitigen Wetter-Bedingungen", erklärte er, "stellen das nordwestliche Amerika und Nordost-Asien die unüberwindlichste Barriere für Kommunikation zwischen Menschen dar, die es auf der Welt gibt, und in der Eiszeit muss es noch viel schlimmer gewesen sein." [7]

Doch schon Anfang der 1970er Jahre hatte Froelich Rainey in der bis heute anhaltenden Kontroverse um die umstrittenen Acámbaro-Artefakte (Abb. 2) aus Mexiko den Mainstream seiner Zunft brüskiert. Im Zusammenhang mit der Thermoluminiszenz-Datierung mehrerer Spezimen aus Acámbaro durch das inzwischen aufgelöste Applied Science Center for Archaeology (MASCA) des University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology auf ein Alter von 2700 bis 2400 v.d.Z. merkte er - zu jener Zeit war er noch amtierender Museums-Direktor - an: "Wir waren derart betroffen über das außerordentlich hohe Alter der Gegenstände, daß unser Mitarbeiter Mark Han bei jeder der vier untersuchten Proben rund 18 Messungen vornahm. Alles in allem steht unser Labor zu diesen Datierungen - welche Auswirkungen auch immer unsere Resultate auf die archäologischen Datierungen in Mexiko haben mögen." [8]


Veröffentlichungen (Auswahl)

  • "An Ancient Town Site in Alaska", in: El Palacio 47, 1940, S. 227-228
  • "Excavations in the Ft. Liberte Region, Haiti", Yale U.P., 1941
  • "The Search for Sybaris. 1960 − 1965", Fondazione Lerici, Politecnico di Milano, Mailand, 1967 (Text englisch- und italienischsprachig)
  • "The Location of Archaic Greek Sybaris", in: American Journal for Archeology. Vol. 73. No. 3 (Juli 1969). S. 261-273
  • "Puerto Rican Archaeology", University Microfilms, 1975
  • "Reflections of a Digger" (Autobiographie), University Museum of Archaeology and Anthropology in Philadelphia, 1992
  • "The Whale Hunters of Tigar" (gemeinsam mit Carlo M. Lerici und Orville H. Bullitt), Kessinger Publishing, 2010


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: John Irving, "Obituary: Froelich Rainey", in: The INDEPENDENT, Donnerstag, 15. Oktober 1992 (abgerufen: 23.11.2013)
  2. Quelle: William R. Corliss, "Ancient Structures - Remarkable Pyramids, Forts, Towers, Stone Chambers, Cities, Complexes", The Sourcebook Project, P.O.Box 107, Glen Arm, MD 21057, 2001, S. 211
  3. Quelle: The Puerto Rico Encyclopedia, unter: Froelich Rainey (abgerufen: 23.11.2013)
  4. Quelle: Wikipedia - The free Encyclopedia, unter: Froelich Rainey (abgerufen: 23.11.2013)
  5. Quelle: Rose Simmons, "F. RAINEY, 85", in: The Philadelphia Inquirer (PA), Dienstag, 13. Oktober 1992 (abgerufen: 23.11.2013)
  6. Anmerkung: Zum unsäglichen Wissenschaftsstreit um die Erstbesiedlung Amerikas siehe bei Atlantisforschung.de die Rubrik "Farewell, Clovis! - Vom langsamen Sterben eines Paradigma" mit zahlreichen Beiträgen.
  7. Quelle: Jeffrey Goodman, "American Genesis", New York, Summit Books, 1981, S. 65
  8. Quelle: Luc Bürgin, "Geheimakte Archäologie", F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München 1998, ISBN 3-7766-7002-9, S. 87-88

Bild-Quellen:

1) University of Alaska - UA Journey, unter: F. RAINEY, 85
2) Hérétiques... Les Découvertes Impossibles, unter: Les figurines d'Acambaro