Gerd von Haßler

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Gerd von Haßler (1928-1989)

(red) Gerd von Haßler (* 28. August 1928 als Hans Leo Gerd von Haßler zu Roseneckh bei Augsburg; † 7. Januar 1989) war ein deutscher Autor, Regisseur, Hörspielsprecher, Komponist, Sänger, Journalist und Produzent, der vor allem durch seine Radio-Hörspiele für Kinder sowie durch seine Filmkritiken und feuilletonistische Essays für den SPIEGEL und die Welt am Sonntag prominent wurde. Weniger bekannt ist hierzulande die Tatsache dass sich von Haßler, der sich schon länger für Ur- und Frühgeschichte interessiert hatte, ab etwa Mitte der 1970er Jahre auch immer mehr für das Atlantis-Problem zu begeistern begann.

Biographische Notizen

Als Fünfzehnjähriger meldete sich Gerd von Haßler freiwillig für den Kriegsdienst und diente auf einem Minensuchboot. Nach zwei Jahren ging er jedoch auf Distanz zum Nationalsozialismus und desertierte, indem er sich nach einer leichten Verletzung bei einer dänischen Krankenschwester versteckte. [1] Ende der 1940er Jahre studierte er in Wiesbaden [2] Literatur, Musik, Regie und Frühgeschichte [3]. Anschließend zog er nach Frankfurt am Main, um dort zu leben und zu arbeiten. Durch seine Bekanntschaft mit Camillo Felgen, der später als Moderator von "Spiel ohne Grenzen" internationale Berühmtheit erlangte, kam von Haßler zu Radio Luxemburg. Für den Sender konzipierte er u.a. die Preisverleihung des Goldenen Löwen. [4]

Abb. 2 Das Cover einer der Schallplatten mit den 'Kasperle'-Hörspielen, die Gerd von Haßler seinerzeit zu einiger Bekanntheit verhalfen. (Audio)

Nach einer kurzen Tätigkeit für Warner Brothers übersiedelte von Haßler mit seiner ersten Frau und drei Kindern nach Hamburg, wo er seine Kreativität ausleben konnte und seine Fähigkeiten als 'Allround-Talent' unter Beweis stellte. Dort wurde er nämlich nicht nur als freier Mitarbeiter journalistisch für den SPIEGEL, Die Welt und die Welt am Sonntag tätig, sondern auch als Komponist, Arrangeur und Sänger von Studentenliedern, Volksmusik und Kinderliedern, sowie - unter dem Künstlernamen Hans Roseneckh - von Seemannsliedern ("Ich hab mein´ Schatz verloren").

Große Bekanntheit erreichte der "begnadete Humorist" [5] Gerd von Haßler allerdings mit seinen Hörspielproduktionen für Kinder und Jugendliche, die fast alle in Hamburg bei Labels wie EUROPA, maritim, BASF, Metronom sowie in der Perl-Serie entstanden. Dabei widmete er sich ganz unterschiedlichen Genres und Themenbereichen, wie Grimms Märchen, den Erzählungen aus '1001 Nacht' und Karl Mays sowie der Science Fiction ("Besuch aus dem Weltraum"), aber den zweifellos größten Erfolg stellten seine Kaspergeschichten (Abb. 2) dar, in denen er selbst als Sprecher die Hauptrollen des Kaspers, Seppls u.a. übernahm. Den besonderen Charme dieser Hörspiele, die noch heute unter Fans Kultstatus haben, machte nicht zuletzt die Tatsache aus, dass sie nur auf Grundlage der Exposés von Haßlers entstanden, das heißt ohne festgeschriebenen Text, sodass die beteiligten Schauspielerinnen und Schauspieler bei den Aufnahmen improvisieren mussten.

Abb. 3 Das Frontcover von Welt ohne Notausgang aus dem Jahr 1987

Mitte der 1960er Jahre engagierte der - von Hause aus konservative - Gerd von Haßler sich auch in der Hamburger Lokalpolitik. So 1966 kandidierte er 1966 gegen Erik Blumenfeld bei der Wahl um den Vorsitz des Landesverbandes Hamburg der CDU, die er nur knapp verlor. Ende der 1970er brach der Markt für Hörspielproduktionen im deutschsprachigen Raum dramatisch ein, und von Haßler wandte sich wieder verstärkt seiner journalistischen Tätigkeit zu. Zwischen 1976 und 1987 verfasste er zudem fünf populärwissenschaftliche Bücher mit atlantologischen, katastrophistischen, futurologischen und ökologischen Aspekten.

In den 1980er Jahren zog von Haßler, zusammen mit seiner zweiten Frau Yasmine zurück in seine Heimat Bayern, wo er sich zuerst in Ampfing, später dann in Mettenheim niederließ. Von dort aus engagierte er sich für ein Projekt namens Gemeinnützige Gesellschaft zur Zukunftssicherung: Unter dem Eindruck der Tschernobyl-Katastrophe plante er, auf einem geschützten Gelände in Bayern eine Zufluchtsstätte für Menschen und Tiere zu errichten. Zu den Freunden dieses Projekts gehörte auch der damalige bayrische Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU). Realisiert werden konnte dieses Projekt jedoch nicht. Ende 1988 erkrankte Gerd von Haßler plötzlich an Bauchspeicheldrüsenkrebs, an dessen Auswirkungen er am 7. Januar 1989 - nur drei Monate nach Diagnosestellung - im Alter von nur 61 Jahren verstarb.

Gerd von Haßler als Atlantisforscher

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Abb, 2 Das Frontcover von G. von Haßlers Schlüsselwerk zum Thema 'Atlantis'

G. von Haßlers Beschäftigung mit dem Atlantis-Problem ist nicht losgelöst von seiner Auseinandersetzung mit den großen Katastrophen zu sehen, welche die Menschheit in ferner Vergangenheit betroffen haben, und wohl auch künftig wieder heimsuchen werden. Platons Bericht über den Untergang dieses sagenhaften Reiches der Vorzeit und die zivilisations- und kulturgeschichtlichen Folgen jenes kataklysmischen Ereignisses stellte für ihn quasi den publizistischen Ausgangspunkt für weitergehende Überlegungen bezüglich der Vergangenheit sowie der ungewissen Zukunft unserer Menschheit dar.

Haßlers anhaltendes Interesse am Thema 'Atlantis' spiegelt sich jedenfalls in diversen Arbeiten, u.a. einem 90-minütiges Rundfunk-Hörspiel ("Atlantis - der versunkene Kontinent", 1978) wieder [6]. Seine erste und auch umfassendste Veröffentlichung dazu war jedenfalls das 1976 publizierte Buch "Noahs Weg zum Amazonas" (Abb. 2), das bald darauf von Martin Ebon ins Englische übersetzt wurde, und unter dem Titel "Lost Survivors of the Deluge" erschien.

In diesem Buch befasste von Haßler sich mit mythologischen Hinweisen auf eine globale Flutkatastrophe in den weltweiten Sintflut-Legenden alter Kulturen, von jenen Griechenlands und Indiens bis hin zu den Inka, Maya, Azteken sowie den Indianern Nordamerikas. Sie alle sprechen von einer 'Großen Flut', welche fast die gesamte Menscheit auslöschte. Zu den Überlebenden bzw. deren Nachfahren sollen jene "Götter" und Helden ghört haben, die als Kulturbringer die Grundlagen für einen zivilisatorischen Neubeginn vermittelten. [7]

Diesen Kataklysmus - die biblische Sintflut - brachte von Haßler mit der Vernichtung von Atlantis - dem Garten Eden - in Verbindung, und den mesopotamischen Heros Gilgamesch - den Noah des Alten Testaments - betrachtete er als einen jener Kulturbringer des postatlantischen Zeitalters. Auf der Suche nach den Spuren seiner atlantischen Vorfahren sei er von Lixus in Nordafrika nach Westen gesegelt, um schließlich die Mündung des Amazonas und damit Südamerika zu erreichen - eine Interpretation des Gilgamesch-Epos und der Geschichte von Noah, die der Atlantologie-Enzyklopädist Tony O’Connell als "zum Mindesten spekulativ" bezeichnet. Zudem bemerkt er, dass von Haßler "alles in allem gerne bereit" war, "den Vorstellungen von Otto Muck zu folgen, der Atlantis in den Atlantik platzierte und durch einen Asteroiden-Impakt untergehen ließ." [8]

Tatssächlich ist Gerd von Haßler in atlantologischer Hinsicht sowohl als 'Atlantiker' als auch in Bezug auf seine katastrophistische und euhemeristische Positionierung durchaus mit weitaus prominenteren Kollegen, wie Otto Muck, Charles Berlitz, Andrew Tomas oder Alexander und Edith Tollmann zu vergleichen. Warum er auf dem Gebiet der alternativen Ur- und Frühgeschichtsforchung nicht den Bekanntheitsgrad vieler anderer Autoren erreichte, die ihm nicht zuletzt in literarischer Hinsicht nicht 'das Wasser reichen' konnten, erklärteYasmine von Haßler, seine zweite Frau, folgendermaßen: "Das hat seine Gründe. Während andere Autoren auf 500 Seiten fünf Fakten auswalzen, trug mein Mann auf fünf Seiten 500 Fakten zusammen. Das macht es nicht immer einfach zu lesen." [9]


Publikationen


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Marc Hairapetian, "Der Mann, der Kasperle, Seppl, König, Zauberer und Igel war", bei spirit-fanzine.de (abgerufen: 19. Juli 2015)
  2. Quelle: Marc Hairapetian, "Gerd von Haßler: Kasperle im Klassenkampf", 19. August 2003, bei SPIEGEL ONLINE (Kultur)
  3. Quelle: ebd.
  4. Quelle: ebd.
  5. So Andreas Beurmann, damals Künstlerischer Gesamtleiter von "Europa"; Quelle: Marc Hairapetian, Der Mann, der Kasperle, Seppl, König, Zauberer und Igel war
  6. Quelle: Marc Hairapetian, "Gerd von Haßler: Kasperle im Klassenkampf", 19. August 2003, bei SPIEGEL ONLINE (Kultur)
  7. Quelle: o.A., Atlantis & the Advanced Prehistoric World, unter: 20. "LOST SURVIVORS OF THE DELUGE": WORLDWIDE FLOOD LEGENDS, bei Hyarama
  8. Quelle: Tony O’Connell, "Hassler, Gerd von (N)", 23. November 2011, bei atlantipedia.ie
  9. Quelle: Marc Hairapetian, "Gerd von Haßler: Kasperle im Klassenkampf", 19. August 2003, bei SPIEGEL ONLINE (Kultur)