Globale Kulturkontakte - Teil I: Unterschied zwischen den Versionen

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(1-6) Archiv Lars Fischinger

Version vom 15. Mai 2009, 17:17 Uhr

Hatten die frühen Hochkulturen Kenntnis voneinander? Gab es kulturellen Austausch über die Ozeane?

von Lars A. Fischinger

Azteken, Maya, Inka, Polynesier, Ägypter, Sumerer, Babylonier, Olmeken, Tiahauanacos ... dies sind nur einige der alten Völker und Hochkulturen unserer Geschichte. Sie alle, von den Zivilisationen im Industal bis hin zu den Völkern der Andenregion entwickelten unabhängig voneinander und zum Teil in verschiedenen geschichtlichen Epochen die ersten Kulturen der Welt.

Abb. 1: Beruhen die Ähn- lichkeiten früher Hochkul- turen auf Parallelentwick- lungen oder auf Kultur-In- fusionen durch interkon- tinentinentale Forschungs- und Handelsreisende?

Nach den bisherigen Forschungen der Archäologie und Ethnologie gab es zwischen diesen Kulturen einst auch Kontakte. Beispielsweise haben sich die Völker des Nahen Ostens, von den Sumerern über den Babyloniern und Assyrern bis hin zu den Hebräern gegenseitig mehr oder minder beeinflußt. Die Sumerer jedoch teilweise nur indirekt, da deren Zivilisation bereits vergangen war, als zum Beispiel die Hebräer die Bühne der Geschichte betraten.

Handel war das ausschlaggebende Motiv einstiger kultureller Kontakte. So haben die Alten Ägypter nachweislich regen Handelskontakt zu den Stämmen und Völkern im Vorderen Orient, im Industal und auch im östlichen Afrika unterhalten. Das es bei rein wirtschaftlichen Interessen dieser Völker auch zu kulturellen bzw. religiösen Beeinflussungen kommt, ist hierbei geradezu zu erwarten. Als das sicher bekannteste Beispiel werden die Mythen des Nahen Ostens über eine "Sintflut" herangezogen. Wir finden diesen Mythos nicht nur im sechsten Kapitel der Genesis, sondern auch sehr ähnlich in Texten mesopotamischer Völker. Das so genannte Gilgamesch-Epos ist dabei das bekannteste, noch heute erhaltene "Gegenstück" zum biblischen Text. Wir können heute sogar davon ausgehen, daß es noch eine ältere Fassung gibt, die auf die Sumerer zurück geht; die erste nachweisliche Zivilisation der Erde.

Kulturen, die durch ihre sich berührenden Verbreitungsgebiete fast schon zwangsläufig miteinander in Kontakt kommen (sofern auch die zeitliche Dimension stimmt!), sind der Geschichtsschreibung hinlänglich bekannt. Auch in der "neueren" Geschichte sind solche gegenseitigen Kulturbeeinflussungen nachzuweisen. So etwa bei den Römern und Griechen, dessen religiöse Vorstellungen allein schon eine Verwandtschaft belegen. Sobald es aber darum geht, welche Zivilisation oder welches Volk ihre kulturellen Finger bis wohin ausstrecken konnte, spalten sich die Geister der Wissenschaft. Die große Barriere ist in den Köpfen der meisten Archäologen der Atlantische und auch der Pazifische Ozean. Diese bildeten, so die übliche Meinung, eine Art natürliche Schranke, die jedweden Kulturkontakt vor den großen Seefahrern und natürlich der Leistung Kolumbus' von vornherein unterband.

Dieser, sicher nachvollziehbare, Gedanke ist aber nicht unbedingt so sicher, wie er gelehrt wird. Tatsächlich haben wir im Laufe der letzten Jahre und auch Jahrzehnte immer wieder Stimmen in der Öffentlichkeit vernehmen können, die behaupten, daß bereits vor Kolumbus Kontakte über den Atlantik hinweg stattfanden. Die religiöse Gemeinde Mormonen aus den USA ist von dieser Idee schon längst überzeugt. Deren religiöses Weltbild sagt, daß einst einer der Stämme Israels (oder alle 12?) in biblischen Zeiten (600 vor Christus) den Atlantik überquerten und dort eine neue Kultur gründeten. In ihrem "Buch Mormon", das der Mormonen-Gründern Joseph Smith von einem Engel Gottes erhalten haben will, wird dieses Szenario ausführlich beschrieben [1].

Abb. 2: Diese Olmeken- skulptur weist eindeutig negroide Züge auf. Indiz für prähistorische Besuche vom 'Schwarzen Konti- nent'?

Neben diesen als rein religiös einzustufenden Überzeugungen, versuchen aber auch eine Reihe von Wissenschaftlern und Autoren solche Kontakte zu beweisen. Dabei wird auch immer wieder das Thema "Atlantis" herangezogen. So teilen nicht wenige Autoren und Forscher die Idee, daß mitten im Atlantischen Ozean einstmals (um 8000 vor Christus) eine Hochzivilisation auf einer Insel lebte, die weltweit andere Völker beeinflußte. Bei dieser These wird gerne behauptet, daß nach dem Untergang dieser Insel Überlebende in alle möglichen Winkel der Welt verstreut wurden und dort entweder Kulturen gründeten oder bereits vorhandenen Gesellschaftssysteme stark beeinflußten.

Jedoch ist hierbei zu bedenken, sollte Atlantis einst real gewesen sein, daß die einzelnen Kulturen, die von den Atlantern beeinflußt worden sein sollen, zum Teil Jahrtausende auseinander lagen. So etwa die Ägypter und die Maya in Mexiko. Doch neben der Idee eines Großinsel-reiches im Atlantik schließen einige Forscher auch nicht aus, daß unserer Ahnen die Ozeane in recht primitiven Schiffen aus eigener Kraft überquerten. Sehr bekannt ist vor allem, daß die Wikinger mit ihren "Drachenbooten" bereits vor Kolumbus die nordöstliche Küste Nordamerikas erreichten. "Vinland", Weinland, soll dieses Land von den Wikingern genannte worden sein. Da man den "Nordmännern" erstaunliches Können in der Navigation nachsagt, ist diese Entdeckung nicht auszuschließen. Jedoch kann hierbei nicht von einer kulturellen Beeinflussung gesprochen werden, da es hierfür keine Anhaltspunkte gibt.

Weitaus interessanter wird es, wenn Forscher und Archäologen Funde und Artefakte hochhalten und auf bautechnische und religiöse Parallelen hinweisen, die man auf verschiedenen Kontinenten findet. Ja, wir finden sogar in Amerika Abbildungen von Weißen, Schwarzen und Maya nebeneinander auf einer Stele vom Volke der Maya (oben)! Der Norweger Thor Heyerdahl ist bis heute einer der berühmtesten Vertreter der Idee der frühen Seefahrer. Er ist der festen Überzeugung, daß bereits in den Tagen des Alten Ägypten Menschen in Booten über den Atlantik fuhren, und dort kulturellen Samen säten. Auch der Autor Colin Wilson, ein Vertreter der "Atlantis-Idee", teilt diese Meinung. Auch Wilson sieht eindeutige und nicht zu widerlegende Beweise, daß es in der Vorzeit Seefahrt über den Atlantik gab. Die sogenannte etablierte Wissenschaft begegnet solchen Ideen mit Argwohn. In ihren Augen sind derartige Thesen nichts weiter als Wunschgedanken, die den Köpfen von einigen wenigen entsprungen sind. Und kommen dann noch die Hypothesen hinzu, die besagen, daß Außerirdische unserer Vorfahren beeinflußten, wenden sich die Wissenschaftler großenteils ganz von diesen Möglichkeiten ab.

Abb. 3: Mit seinen Experi- mental-Expeditionen (hier mit der legendären Kon- Tiki) bewies Thor Heyer- dahl, dass frühe Kulturen sehr wohl in der Lage wa- ren, die Weiten der Ozeane zu überwinden.

Heyerdahl jedoch leistete in den letzten Jahrzehnten erstaunliche Forschungen. Er beruft sich bei seinen Hypothesen nicht nur auf Funde und bautechnische Ähnlichkeiten, sondern er ist auch ein Mann der Praxis. So versuchte er seine Thesen der Besiedelung der Osterinsel von Südamerika aus dadurch zu beweisen, daß er ein Floß nach alter Art und Weise baute. Mit diesem Boot mit Namen Kon-Tiki (Abb.4) segelte er im Jahre 1947 von Peru aus in Richtung Osten über den Pazifik und bewies, daß es mit einem solchen Fluß möglich ist, die Osterinsel und Polynesien zu erreichen. Heyerdahl nutze dabei den von Ost nach West verlaufenden Humboldtstrom. Auch sein Pypyrusboot Ra machte Schlagzeilen, mit der er den Atlantik von Ost nach West überwand und so versuchte seine These der frühen Kontakte zwischen Ägypten und dem zentralamerikanischen Kulturgebiet zu belegen [2].

Thor Heyerdahl hat durch seine waghalsigen Unternehmungen eindeutig bewiesen, daß es technisch machbar war, daß die frühen Völker über die Ozeane hinweg Kontakte pflegen konnten. Ob es aber tatsächlich so war, beweisen seine Unternehmen in keinem Fall. Forscher wie eben Heyerdahl begnügen sich aber nicht mit dem Nachweis der Möglichkeit von solchen Seefahrten, sondern halten auch kulturelle Hinterlassenschaften hoch. So ist es augenscheinlich, daß Ägypten und auch die Völker in Zentralamerika Pyramiden bauten. In beiden Kulturzonen wurden diese sakralen Bauten als Grabstätten benutzt und auch nach astronomischen Gesichtspunkten hin ausgerichtet. Dabei ist es auffällig, daß die ältesten Pyramidenbauten in Ägypten die Form von Stufen hatten [3]. Grabanlagen wie die des Pharao Djoser zeigen deutliche Ähnlichkeiten zu derartigen Bauten in Mexiko.

Auf die nachweisliche Ähnlichkeit der Pyramiden auf beiden Seiten des Atlantiks soll hier nicht nähr eingegangen werden. Sie sind deutlich erkennbar und bekannt. Jedoch ist es meiner Meinung nach nicht unbedingt eine "Verwandtschaft", die zu solchen Bauten verleitete. Da diese Völker himmlische Götter verehrten, ist es nicht unwahrscheinlich, daß sie sich alle nach dem Himmel sehenden und so Bauwerke schufen, die dort hinauf reichen. Dabei ist die Pyramidenform am besten geeignet; Standfestigkeit war so gewährleistet

Abb. 4: Die Olmeken hin- terließen faszinierende Spuren einer erstaunlichen Welt der Vorzeit im Dschungel.

Spannend wird die Frage nach einem frühen Kulturkontakt, wenn Funde gemacht werden, die eigentlich von einer Kultur stammen, die weit entfernt zu finden ist. Im Dschungel Mittelamerikas haben wir solche vorliegen. Die monumentalen Köpfe aus Stein, die die Olmeken anfertigten. Die Olmeken, ein Volk, das vor den Maya in diesem Region lebte, meißelten in mühsamer Arbeit gewaltige Menschenköpfe aus den Felsen, transportierten diese über weite Strecken durch unwegsames Gelände und verteilten sie quer durch ihr Reich. Wen genau diese Bildnisse darstellen sollen, ist nicht ganz klar. Doch eine etwas genauerer Betrachtung der Monumente zeigt eines mehr als deutlich: Die anatomischen Merkmale der Gesichter entsprechen exakt dem Aussehen von Afrikanern! Die Olmeken-Köpfe zeigen unmißverständlich Menschen aus Afrika. Für den Autor Colin Wilson ist diese auffallende Ähnlichkeit ein Beweis, daß in der Vormayazeit Afrikaner in Mittelamerika waren. Wie sonst, fragt er zurecht, sollen die Olmeken ihre Vorbilder für die gewaltigen Schädel gesehen haben [4]?

Der Autor Graham Hancock wiederum will in einigen Skulpturen und Kunstwerken der Olmeken und anderer zentralamerikanischen Völker Parallelen zum Alten Ägypten erkannt haben. Er ist sogar der Meinung, daß einige der gewaltigen Olmeken-Köpfe eindeutig eine Ähnlichkeit zum Aussehen des Sphinx von Gizeh haben. Auch wenn ich diese angeblich Ähnlichkeit nicht im geringsten sehe, so ist doch eine andere Figur nicht uninteressant. Die sitzende Gestalt in einer Art "Priesterkleidung" trägt einen Kopfschmuck der sehr wohl an jenen erinnert, der von den Pharaonen in Ägypten getragen wurde (links) [5].

Tatsächlich aber sind diese Köpfe nur ein Indiz in einer Reihe sonderbarer Berichte und Funde Zentralamerikas. In Stein gehauene Bildnisse der Maya und anderer Völker dieser Region zeigen zum Beispiel Menschen mit Bärten. Wie wir aber heute eindeutig wissen, haben amerikanische Völker nie Bärte gehabt. Wohl aber die Europäer, die nach Kolumbus den Kontinent überrannten. Die besagten Darstellungen sind aber weitaus älter. Auch schildern religiöse Mythen der Maya die Geschichte eines vermeintlichen "Gottes", den sie Quetzalcoatl nannten. Diese religiöse Figur wird als bärtiger Mann mit weißer Haut beschrieben, der aus dem Osten über das Meer (Atlantik) kam. Atlantis-Anhänger sehen in diesem "Gott", der bei den Azteken unter dem Namen Kukulkan bekannt war, einen Mann aus Atlantis. Mit offenen Augen kann man auch anhand von Steinreliefs Menschen erkennen, die durchaus europäischen Völkern entsprechen.

Ein ganz aktuelle Meldung von Ricardo Ventura Santos von der Universität von Rio de Janeiro in Brasilien scheint nun auch den Beweis für einen Kontakt über den Atlantik erbracht zu haben! [6] Vor fast 25 Jahren fand man in Brasilien einen weiblichen Menschenschädel, der mit Hilfe neuester Datierungen ca. 11500 Jahre ist und - von einem Afrikaner stammt. Damit ist der "Luzia" genannte Fund das älteste menschliche Fossil Amerikas und auch älter als die Besiedlung des Kontinents nach den bisherigen Thesen. Die Wissenschaftler nehmen aber an, daß "Luzia" zur selben Linie gehört wie die australischen Ureinwohner und vor ca. 15000 Jahren über den Pazifik kamen. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß hier von einem Kontakt zwischen den Welten in "grauer Vorzeit" gesprochen werden kann. Jedoch ist zu bedenken, daß nach der allgemeinen Geschichtsschreibung zu jener Zeit nirgends auf der Erde eine Kultur existiert haben soll.

Der Wissenschaftler Mike Xu von der Texas Christian University weist noch auf eine andere Entdeckung hin. In der Septemberausgabe des Quarterly Journal of Shanghai Academy of Social Sciences berichtet er von erstaunlichen Funden, die im Südwesten der USA und Mittelamerika gemacht wurden. Dort grub der Archäologe Artefakte aus Stein, Ton und Jade aus, die frappierende Ähnlichkeiten zu Gegenständen der chinesischen Shang-Zeit (1600 und 1100 vor Christus!) haben. Die Symbole auf den Funden für Regen, Astronomie, Himmel, Sonnen, Opfer, Religion, Landwirtschaft, Wasser oder auch Baum sind bei beiden Völkern praktisch gleich. Als Xu seine Entdeckungen in China Experten zur Begutachtung vorlegte, waren diese der Überzeugung, er habe lediglich neue Artefakte der Shang-Epoche Chinas gefunden. Xu weist auch darauf hin, daß in beiden Kulturen ähnliche religiöses Weltvorstellungen existierten und beide die Jade verehrten. Der Archäologe vermutet nun anhand seiner Entdeckung, daß chinesische Seefahrer mit Hilfe des "Schwarzen Stroms" Amerika erreicht haben könnten, und so die Olmeken beeinflußten.

Abb. 5: Der 'Ringkämpfer von Uxpanapan'. Hatten die Olmeken auch Kontakt zu asiatischen Weltreisen- den?

Ergänzend hierzu ist ein Fund interessante, der in Uxpanapan gemacht wurde und den Olmeken zugesprochen wird. Es handelt sich um die Figur eines 65 Zentimeter großen "Ringkämpfers" aus Stein. (Abb. 5) Die Darstellung selber erinnert an einen Asiaten und trägt zusätzlich einen deutlich erkennbaren Kinnbart [7].

Diese neuen und ohne jede Frage beachtenswerten Entdeckungen von Mike Xu lassen vermuten, daß die Olmeken oder Volksgruppen vor ihnen von China aus besucht wurden. Und das 1500 Jahre vor Christus. Da aber die olmekischen Steinköpfe unzweideutig Afrikaner zeigen, scheint es sogar auch über den Atlantik eine wie auch immer geartete Verbindung gegeben zu haben. Ob man hier schon von Handelsbeziehungen sprechen kann, sei dahingestellt. Rein zufällige Besuche aufgrund einer halsbrecherischen Navigation auf See sehr früher Abenteuer sind ebenso möglich. Wenn nun afrikanische Menschentypen über den Atlantik kamen, reisten dann auch Menschen aus Amerika in Richtung Osten? Einige Wissenschaftler wie wiederum der Ethnologe Thor Heyerdahl befürworten diese Hypothese. So wird seit jüngster Zeit auch die Inselgruppe der Kanaren an der Nordwestecke Afrikas als Beleg genannt. Denn dort stehen Pyramiden und andere architektonische Ruinen, die an Baustile aus Mittel- und Südamerika erinnern. In der Fernsehdukumentation Thor Heyerdahl und die Pyramiden von Teneriffa [8] berichtet der Norweger von dieser Entdeckung. So verweist Heyerdahl nicht nur auf die Tatsache, daß die Stufenpyramiden auf Teneriffa jenen in Mexiko und anderen Teilen Amerikas ähneln, sondern auch, daß die gesamte Anlage auf Teneriffa mittelamerikanischen Baustilen stark ähnelt. Beispielsweise einer Art Sportplatz, der bei den Mayas mehrfach nachgewiesen ist, oder auch terrassenförmigen Tempelanlagen, die ebenfalls von der Maya-Kultur bekannt sind.

Tatsächlich ist es so, daß die heutige Ethnologie nicht weiß, woher die Guanchen, die Ureinwohner der kanarischen Inseln, einst kamen. Eine Besiedlung von der afrikanische Küste aus, die nur rund 150 Kilometer entfernt liegt, ist unwahrscheinlich. Heyerdahl versuchte in einem nach alten Vorlagen gebauten Boot 1970 die Kanaren von Marokko aus zu erreichen. Doch der kalte Kanarenstrom von Norden her ließ ihn letztlich in der Karibik landen.

Archäologen weisen darauf hin, daß die Ureinwohner der Kanaren auch aus Europa gekommen sein könnten. Vielleicht aus Portugal oder sogar aus noch hören Ländern bis hin zu den britischen Inseln. Diese nicht sehr unwahrscheinliche These wird dadurch erhärtet, daß die Guanchen einst europäisches Aussehen hatten. Die blauen Augen der Ureinwohner haben sich trotz der Vermischung mit den Spaniern, die die Kanaren nur ein Jahr nach der Entdeckung Amerikas überfielen, bis heute in der Bevölkerung erhalten.

Abb. 6: Felsgravuren mit solchen Mustern fin- den sich auf den Kana- reninseln, aber auch in Frankreich, Nordspanien und Irland.

Eine Besiedlung der Kanaren von Amerika aus halte ich für unwahrscheinlich. Jedoch belegen archäologische Funde auf den Kanarischen Inseln eindeutige Parallelen zu der Kultur Nordeuropas. Eine ganze Reihe von Felsgravuren zum Beispiel zeigen eine auffallende Ähnlichkeit zu Gravuren, wie wir sie in der Bretagne oder Irland finden. Auf der Insel La Palma sind beispielsweise spiralförmige Gravuren zu sehen, dessen Gegenstücke sich in Pontevedra, Nordspanien, und Boyne Valley, Irland, finden. Auch Felszeichnungen in Zarza auf der Kanareninsel La Palma erinnern stark an Darstellungen in dem "Ganggrab" Gravinis in der Bretagne (s. Abb. 6 / oben Kanaren, unten Bretagne, Gravinis) [9]. Neben diesen und noch zahlreichen weiteren Ähnlichkeiten ist es auch erstaunlich, daß die Guanchen ihre Toten mumifizierten. Ein Brauchtum, daß wir bestens aus Ägypten, Mittelamerika, Peru aber auch Rußland und der Mongolei kennen. Die Mumien sind dabei erstaunlich groß, teilweise bis zu 185 Zentimeter. Derartige Menschen passen nicht in das Bild der zentralamerikanischen Ureinwohner, wohl aber auf Europa [10]. Blickt man auf Weltkarten und die darauf verzeichneten Ströme im Atlantischen Ozean, so ergibt sich folgendes Bild: Die mesoamerikanischen Völker konnten mit Hilfe des Golfstroms über die Azoren hinweg tatsächlich die Kanaren erreichen. Von dort aus führt der Kanarenstrom zurück über den Atlantik und erreicht später durch den Nord-Äquatorialstrom Mittelamerika. Der von Nord nach Süd verlaufende Kanarenstrom war in den Zeiten der großen Entdeckungen auch ein Hindernis, bei einer Seereise von südlichen Punkten zurück nach Europa. Auch Kolumbus nutze später die Kanaren als Zwischenstation bei seinen Reisen in die Neue Welt.

Das "Zirkulieren" dieser Meeresströme im nördlichen Atlantik macht folgerichtig einen kulturellen und auch dauerhaften Kontakt theoretisch möglich. Es wäre also denkbar, daß Europäer auf diesen Weg nach Amerika gelangten. Gleichzeitig war der Kanarenstrom eine große Hilfe für Europäer der Megalithkultur, die Kanaren zu erreichen.


Teil II


Anmerkungen und Quellen:

  1. Quelle: Das Buch Mormon. Frankfurt am Main 1985
  2. s. z. B.: Heyerdahl, Thor: Kon-Tiki. Berlin 1949/1961 & Heyerdahl, Thor: Aku-Aku. Berlin o.J.
  3. Quelle: Stadelmann, Rainer: Die ägyptischen Pyramiden, 2. Aufl., Mainz 1991 & Haase, Michael: Das Rätsel des Cheops. München 1998
  4. Quelle: Die großen Rätsel: Die Sintflut, WDR, 12. August 1998
  5. siehe z. B.: Hancock, Graham: Spiegel des Himmels. München 1998
  6. Quelle: Meldung von Bild der Wissenschaft online unter http://www.wissenschaft.de/ , vom 24. September 1999
  7. Quelle: Rivet, Paul: Alt-Mexiko. München 1954
  8. Quelle: 3sat, 15. Januar 1999
  9. siehe z. B.: Braem, Harald: Die Geheimnisse der Pyramiden. München 1994
  10. Quelle: Terra X: Die Insel des Drachenbaumes. Video (München) 1993


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