Gordon F. Ekholm: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 3. Februar 2019, 00:49 Uhr

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Dr. Gordon F. Ekholm (1909 - 1987)

(red) Der US-amerikanische Anthropologe Dr. Gordon Frederick Ekholm (Abb. 1) (*1909 - †1987) [1] war eine führende Autorität der präkolumbischen Archäologie in Mexiko bzw. Mittelamerika, und gehört zu den bedeutenden Repräsentanten des Diffusionismus im 20. Jahrhundert.

Ähnlich wie bei den deutschsprachigen Forschern Robert von Heine-Geldern und Paul Kirchhoff war es auch Ekholms Ziel, "durch den Vergleich asiatischer und amerikanischer Kulturerscheinungen wie Kunststile, Kunstmotive, Kalender und polytheistische Vorstellungssysteme indirekt nachzuweisen, daß die Kulturen Amerikas sich unter Einfluß und im Kontakt mit den Hochkulturen der Alten Welt entwickelt hatten." [2] Damit gehört er zu den höchst bemerkenswerten Ausnahmeerscheinungen in der Altamerikanistik und Anthropologie/Ethnologie seiner Zeit, die von einem rigiden Isolationismus des fachwissenschaftlichen Mainstreams geprägt war.

Geboren in Saint Paul, Minnesota, studierte G.F. Ekholm zunächst an der University of Minnesota. Später setzte er seine anthropologischen Studien an der Harvard University fort, wo er die wissenschaftlichen Grade eines Magisters und Doktors erwarb. In der Folge unternahm Ekholm zahlreiche Forschungsreisen mach Mesoamerika, und beteiligte sich im Verlauf seiner beruflichen Laufbahn an Ausgrabungen in Mexiko, Guatemala, Honduras und Belize, von denen er nicht wenige leitete. Herausragend sind dabei vor allem seine Kampagnen im Gebiet der Huastec an der Ostküste Mexikos (er war einer der ersten Archäologen, welche dort Grabungen durchführten), die tausende von Artefakten erbrachten, wie z.B. Gefäße, Klingen, Figurinen, Werkzeuge, Schmuck und geschnitzte Knochen-Objekte. [3]

Abb. 2 Das Cover von Gordon F. Ekholms, 1970 erschienenem, Bildband "Ancient Mexico and Central America"

1937 heiratete der junge Anthropologe Margueritte M. Wander, die ihren Ehemann nicht nur auf vielen seiner Expeditionen begleitete, sondern auch ehrenamtlich mit ihm im American Museum of Natural History (AMNH) in New York zusammenarbeitete, wo er im selben Jahr eine langjährige und fruchtbare wissenschaftliche Tätigkeit aufnahm. [4] Dort wurde Dr. Ekholm 1942 Assistenz-Kurator, 1947 stieg er zum teilhabenden Kurator (associate curator) auf und avancierte schließlich 1957 zum (Ober-)Kurator. Der New York Times zufolge präsentierte Ekholm 1949 im AMNH eine umfangreiche Ausstellung [5], mit der er Parallelen zwischen den entwickelten Kulturen im südlichen und östlichen Asien und der mittelamerikanischen Zivilisation der Maya aufzeigte, die zwischen ca. 300 n.d.Z. und 900 n.d.Z. aufblühte. Diese höchst auffälligen kulturellen Übereinstimmungen legen - wie eine von Ekholms zentralen Thesen besagt - nahe, dass aus Asien stammende Vorfahren der Maya einst über den Pazifik nach Mittelamerika eingewandert sind. [6]

Neben seinem beruflichen Engagement als Museums-Kurator hielt Dr. Ekholm u.a. von 1943 bis 1971 anthropologische Vorlesungen an der New Yorker Columbia University, wo er Kurse zur Archäologie in Mexiko durchführte. Zudem war er beratend für das (heute nicht mehr existierende) Museum of Primitive Art und die Dumbarton Oaks Research Library and Collection tätig. Des weiteren publizierte er zahlreiche Beiträge in diversen Journalen. Dabei schrieb er nicht nur Artikel für wissenschaftliche Fachzeitschriften, wie die Anthropological Papers und Natural History (zwei Publikationen des AMNH) oder American Anthropologist und American Antiquity, sondern - zumindest vereinzelt - auch für populäre Medien, wie die Saturday Review. [7] Schließlich trat er auch als Autor und Herausgeber einer ganzen Reihe von Sachbüchern hervor. Auch nach seiner Pensionierung im Jahr 1974 engagierte Dr. Ekholm sich als Kurator emeritus mit der Beratung von Projekten weiterhin aktiv für das American Museum of Natural History.

Gordon F. Ekholm, der seinen Lebensabend in dem beschaulichen Dorf Pleasantville, N.Y. verbracht hatte, verstarb am 17. Dezember 1987 im Alter von 78 Jahren im Phelps Memorial Hospital Center in Tarrytown, N.Y., nachdem er sich dort einer kleineren Operation unterzogen hatte. [8] In Vergessenheit geraten ist Gordon Frederick Ekholm seither in Fachkreisen zwar nicht gerade, doch während man seiner z.B. seitens des AMNH heute, wie es auf einer Webseite des Museums heißt, "als einer frühen Autorität der präkolumbischen Archäologie Mexikos und Mittelamerikas" gedenkt, "deren Forschung zu einem besseren Verständnis prähispanischer Kulturen beitrug" [9], wird seine wirklich unübersehbar diffusionistische Positionierung mehr oder weniger unter den sprichwörtlichen 'Teppich gekehrt'. Offenbar hat die Science Encyclopedia Recht, wenn sie pointiert feststellt, dass "Diffusionismus in der Anthropologie" noch immer "unmodisch" bzw. "geradezu unmöglich zu erwähnen" [10] ist.


Publikationen von Gordon F. Ekholm (Auswahl)

  • "The Archaeology of Northern and Westerm Mexico", in: The Maya and their neighbors, New York, 1940, S. 320-330
  • "Excavations at Tampico and Panuco in the Huasteca, Mexico", in Anthropological Papers, 38, 1941-44, New York: American Museum of Natural History, 1946
  • "Is American Indian Culture Asiatic?", in: Natural History 59, 1950, S. 344-350 sowie 382
  • "The Civilization of Ancient America" (mit Robert von Heine-Geldern), in: Proceedings of the Twenty-Ninth International Congress of Americanists, University of Chicago Press, Chicago, 1951
  • "Notas arqueologicas sobre el Valle de Tuxapan y areas circunvecinas", in: Huastecos, Totonacos y sus vecinos, Mexico: Sociedad mexicana de antropologia, 1953
  • "A Possible Focus of Asiatic Influence in the Late Classic Cultures of Mesoamerica", in: Memoirs of the Society for American Archaeology No. 9, Asia and North America: Transpacific Contacts, 1953, S. 72-89
  • "The New Orientation toward Problems of Asiatic-American Relationships", in: New Interpretations of Aboriginal American Culture History, 75th Anniversary Volume of the Anthropological Society of Washington, Washington D.C., 1955, S. 95-109
  • "Transpacific Contacts", in: J.D. Jennings und E. Norbeck (Hrsg.), Prehistoric Man in the New World, Chicago, 1964, S. 489-510
  • "The Archaeological Significance of Mirrors in the New World", in: Atti del XL Congresso Internazionale degli Americanisti 1, Casa Editrice Tilgher, Genua, S. 133-135
  • "Excavaciones en Guasave, Sinaloa" (Erstveröffentl. 1942 auf Englisch), Instituto Nacional de Antropología e Historia (Mexio), 2008, 186 Seiten; ISBN 978-968-23-2736-0.


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: Adriana Jimenez Greco und Christina M. Elson, "5. Archaeology of the Huasteca: The Ekholm Collection", bei: AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY (DIVISION OF ANTHROPOLOGY) (abgerufen: 23.11.2012)
  2. Quelle: Cornelia Giesing, "Das vorkolumbische Amerika in circumpazifischer Sicht" (online als PDF-Datei, 4,88 MB), aus: Wolfgang Stein (Hrsg.); Staatliches Museum für Völkerkunde - München, "KOLUMBUS oder wer entdeckte Amerika?", München (Hirmer Verlag), 1992 (S. 38-68), ISBN 3-7774-6060-5
  3. Quelle: Adriana Jimenez Greco und Christina M. Elson, op. cit.
  4. Quelle: ebd.
  5. Red. Anmerkung: Bei der Science Encyclopedia findet sich online der Hinweis, dass Gordon F. Ekholm bereits 1948, anlässlich des International Congress of Americanists in New York, gemeinsam mit seinem österreichischen, vor den Nazis in die USA geflohenen, Kollegen, dem Archäologen und Völkerkundler Robert von Heine-Geldern (ein Experte für die Geschichte Südostasiens und ebenfalls überzeugter Diffusionist), eine Ausstellung organisierte, auf welcher die beiden Artefakte aus der 'Alten' und 'Neuen Welt' mit verblüffenden Gemeinsamkeiten präsentierten. (Wir können derzeit nicht feststellen, ob es sich bei den in der New York Times und bei der Science Encyclopedia erwähnten Veranstaltungen von 1949 und 1948 womöglich um ein und die selbe Ausstellung handelte.) Weiter heißt es in der Enzyklopädie über die Kooperation der beiden Forscher: "In einer nachfolgenden Reihe von Publikationen legten sie mögliche hindu-buddhistische Einflüsse auf die Maya und die Tolteken nahe." (Quelle: Cultural Diffusion - Elaboration, bei: Science Encyclopedia) Und in einer anderen Webseite wird aus einer dieser gemeinsamen Publikationen (leider nicht näher bezeichnet) folgendermaßen zitiert: “Schiffe von der Größe [desjenigen], das Fa-Hien (399-414 AD) von China nach Indien (durch Chinas stürmige Gewässer) trug, waren sicherlich in der Lage, auch den ganzen Weg nach Mexiko und Peru zurückzulegen, indem sie den Pazifik überquerten. Tausend Jahre vor der Geburt von Kolumbus waren indische Schiffe all jenen weit überlegen, die bis zum 18. Jahrhundert in Europa gebaut wurden.” (Quelle: India, Mother of Civilizations (Hindu – Mayan Relations) THE EVIDENCE SERIES – Part II, bei: Mysteries Explored; abgerufen: 23.11.2012; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
    In der Zeitschrift DER TAGESSPIEGEL war im Mai 2006 über die altchinesischen 'Ozeanriesen' zu lesen: "Der arabische Reisende Ibn Batuta schilderte vor 700 Jahren, wie man sich chinesische Schiffe vorzustellen hat. >Auf ihnen gibt es bis zu 12 Segel … Auf jeder dieser Dschunken dienen 1000 Mann ... die Ruder sind so groß wie Schiffsmasten.< Ibn Batuta beschreibt vierstöckige Superdschunken mit 100 Kajüten, Badezimmern und abschließbaren Türen, Schiffe, mit denen die Chinesen die See beherrschten. Im Westen hielt man das lange für Seemannsgarn, spätestens seit dem Jahr 2005 aber, als China seine glorreiche maritime Vergangenheit in Ausstellungen feierte, ist klar: Es gab sie wirklich, die 120 Meter langen Dschunken unter roten Seidensegeln, neben denen das nicht einmal 30 Meter lange Flaggschiff des Kolumbus sehr bescheiden ausgesehen hätte." (Quelle: Andreas Austilat, "Die Entdecker Amerikas", in: DER TAGESSPIEGEL (Zeitung Heute), 22.05.2006 00:00 Uhr; abgerufen: 05.12.2012)
  6. Quelle: Peter B. Flint, "Dr. Gordon Ekholm, 78, a Curator At the Museum of Natural History", in: The New York Times (unter: Obituaries), 19. Dezember 1987
  7. Siehe: Gordon F. Ekholm, "BEFORE COLUMBUS: Links Between the Old World and Ancient America - By Cyrus H. Gordon" (Rezension), in: Saturday Review, September 25, 1971, S. 52-55
  8. Quelle: ebd.
  9. Quelle: Adriana Jimenez Greco und Christina M. Elson, op. cit.
  10. Quelle: Cultural Diffusion - Resolution, in: Science Encyclopedia (abgerufen: 23.11.2012; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)


Bild-Quellen

(1) "Excavaciones en Guasave, Sinaloa" (Cover), Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de

(2) Ancient Mexico and Central America - Gordon Ekholm, bei: Red Sky Books