II. Zur Überlieferung der Katatrophe

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(Das Mahabarata als Quelle der Atlantisforschung - Teil II)

von Martin Freksa

Wir Heutigen wissen, daß vor eineinhalb Generationen, im Jahr 1945, Atombomben explodiert sind, - ob zukünftige Generationen das glauben mögen oder nicht. Wir in Europa wissen von dieser Tatsache, weil die unmittelbar Beteiligten, die Amerikaner und die Japaner, es so berichtet haben. Heute, nach eineinhalb Generationen, ist die Explosivkraft der einschlägigen Waffen so weit gesteigert, daß man sich das Folgende vorstellen kann: Angenommen, Amerika und Japan befänden sich in einem Krieg auf Leben und Tod, dann wäre es rein technisch für die amerikanische Seite wahrscheinlich möglich, eine Waffe von höchster Explosivkraft im Japan-Graben, einer empfindlichen Stelle des Erdmantels in unmittelbarer Nähe des Japanischen Inselreichs, so einzusetzen, daß der Erdmantel aufreißt und das gesamte Inselreich zum Verschwinden bringt, was zugleich eine Weltkatastrophe bedeuten würde.

Abb. 1 Arjuna und Krishna auf dem Weg zur Entscheidungsschlacht...

Anders als im Fall der partiellen Katastrophen von Hiroshima und Nagasaki, wo die Ursache der Katastrophen auf japanischer Seite noch gewußt werden konnte, könnte im Fall der völligen Auslöschung des Inselreichs natürlich kein japanisches Wissen über die Unglücksursache mehr vorhanden sein. Wo aber könnte ein solches Wissen vorhanden sein? Allein im Herkunftsland der Waffe, in dem angenommenen Fall also in Amerika. Und das einzige, was was über den fraglichen Zusammenhang wißbar wäre, ist, daß die Waffe (auf welchen Wegen auch immer) von dort losgeschickt wurde.

Jetzt werde ich näher zeigen, daß alles Wissen über einen Zusammenhang zwischen der durchschlagkräftigsten aller Waffen, der Sudarshan-Waffe, aus Indien kam. Dort gibt es allerdings keine Überlieferung, in der man die Aussage eines Befehlshabers finden könnte, die besagen würde. "Ich habe den letzten Befehl für den Einsatz der großen Vernichtungswaffe gegeben." Es kann eine solche Überlieferung auch nicht geben, weil sie voraussetzen würde, daß irgendeiner der unmittelbar beteiligten Befehlshaber die Katastrophe, mit der die Große Flut kam, überlebte. (Die Inder wissen, daß es aus der Yadu-Dynastie, die zuletzt die legitime Herrschaftsgewalt innehatte, nur einen einzigen Überlebenden gab.) Eine direkte Überlieferung in der eben genannten Form kann man also nicht erwarten.

Indirekt wird aber der Zusammenhang zwischen der Vernichtungskraft der Sudarshan-Waffe und der finalen Katastrophe gerade in den bedeutendsten der indischen Überlieferungen auf jede nur erdenkliche Art ausgedrückt. Dies läßt sich am besten zeigen, wenn man die entscheidenden Gestalten, die aus dem Großen Krieg überliefert sind, ins Auge faßt. Um ihnen in größtmöglicher Nähe zu begegnen, muß man jene Perle der indischen Philosophie betrachten, die in die Hunderttausend Verse des Mahabarata eingewoben ist: Die Bhagavat Gita.

Die dichterische Technik der Gita ist eine ähnliche wie die im Kernstück des Gilgamesch-Epos. In beiden Fällen ist die große Krise des Weltgeschehens eingefangen in einem Gespräch zwischen den beiden Helden des Epos´und einem hochweisen Mann. In der Gita handelt es sich um ein an den Ausgangspunkt einer entscheidenden Schlacht gesetztes Gespräch zwischen dem General Arjuna und seinem Meister, dem Großkönig Krishna, auch "Meister der drei Welten" genannt. Dieses Gespräch findet in einer sehr eigenen Atmosphäre statt. Eine Schicksalsstunde der Menschheit naht heran, und die allergefährlichsten Waffen stehen bereit, auch die Sudarshan-Waffe. Dem General Arjuna, einem bedeutenden Strategen , werden die Knie weich vor der Verantwortung, die er zu tragen hat. Und Krishna, sein hochverehrter Meister, steht ihm, auf der Fahrt zum Kontrollstand der Entscheidungsschlacht, freundlicherweise als Fahrer zur Verfügung, so als wäre er Arjunas Adjudant. Arjuna hat schwere Bedenken, sich dem Kampf zu stellen, zumal auf der Seite des Feindes sehr geschätzte Verwandte stehen:

(II.4) Arjuna:

"Wie sollte ich... gegen Bisma und Dona antreten, diese Verehrungswürdigen...?"

(II.18) Krishna:

"Diese Körper, vorgesehen für die Auflösung, gehören doch zu ihm, dem Ewigen, Unzerstörbaren, Unbeweisbaren, das im Körper ist; deshalb kämpfe, Sohn des Barata!"

Krishna spricht weiter über ein Hauptthema indischen Philosophierens, die Überwindung von Attraktion und Repulsion.

(II.38)

"Wenn Vergnügen und Schmerz gleich geworden sind, ebenso wie Gewinn und Verlust, Sieg und Niederlage, dann geh in den Kampf! So bleibst du frei."

(II.57)

"Wer in jeder Situation wunschlos ist, das Günstige wie das Ungünstige annimmt, weder bevorzugt noch geringschätzt, der ist im seelischen Gleichgewicht."

(III.1) Arjuna:

"Wenn seelisches Gleichgewicht höherwertig ist als Agieren, warum willst du, daß ich mich auf den Akt der Grausamkeit einlasse?"


(III.3) Krishna:

"Zwei Pfade, sich einzulassen, habe ich verkündet...: Sich einlassen auf die Weisheit für die, die Wissen suchen, und sich einlassen auf die Aktion des Handelns."

(III.22)

"... Für mich selbst gibt es nichts mehr zu tun in diesen drei Welten - nichts ist unerreicht, das zu erreichen möglich ist; doch bin ich präsent im Handeln."

(III.30)

"Überlasse alles Handeln mir, und fest im Vertrauen auf die Brücke zwischen Menschlichem und Göttlichem: Nimm ohne Erwartungen den Kampf auf, frei von Selbstmitleid und frei von Ängstlichkeit."

(III.39)

"Niemals kommt ein Arbeiter der Gerechtigkeit zu einem schlechten Ende."

Es folgt der Teil der Gita, der - unter der Bezeichnung "universaler Geist" - das Mannigfache darstellt, das Krishna repräsentiert.

Abb. 2 ... die das Ende eines Zeitalters einläutet

(X.22)

"... unter den Göttern bin ich Indra..., unter den Kreaturen das Bewußtsein."

(X.28)

"Unter den Waffen bin ich der Donner ..."

(X.34)

"Ich bin der allesergreifende Tod, und der Verursacher des Wohlergehens künftiger Kreaturen..."

(XI.25) Arjuna:

"Beim Anblick deiner Gesichter, die nach dem Feuer der Weltvernichtung aussehen, erkenne ich die Himmelsrichtungen nicht mehr und finde keine Ruhe. Sei gnädig, Erhabenster, du Stütze der Welt!" (XI.31)

"Erkläre mir deine schreckliche Form..."

(XI.32) Krishna

"Ich bin die Zeit, ihr Ablauf, der Vernichter der Kreaturen. Auch ohne dich, Arjuna, werden alle diese Soldaten nicht am Leben bleiben."

(XI.49)

"Doch laß dich nicht beunruhigen, und laß´ dein Herz nicht fallen; auch wenn Du diese meine Form des Terrors gesehen hast, diese vorläufige Form, sei wieder wach, sei ohne Furcht und im Herzen vergnügt."

(XVIII.73) Arjuna

"Meine Verblendung hat ein Ende; durch dich konnte ich mich sammeln. Ich bin fest, frei von Zweifeln und tue, worum du mich bittest."[1]

Arjuna nimmt den Kampf an. Das Schicksal der Welt nimmt seinen Lauf. Keine Waffe wird ausgespart. Das Feuer der Weltvernichtung folgt. -

Abb. 3 Die "Zitadelle" von Mohenjo Daro. Wurde auch diese Indus-Metropole während des 'Großen Kriegs' zerstört?

Man sieht: Krishna ist an der Front bei Arjuna und bleibt doch der Mann des Hintergrunds. Die Gita läßt allerdings nicht den geringsten Zweifel, daß der Mann des Hintergrunds der eigentliche Lenker eines Geschehens ist, auf das der Weltuntergang gefolgt ist. Diesen Punkt hat die indische Rezeption der Bhagvad Gita, zumal im Kontext des übrigen Mahabarata-Stoffes, auch durchgängig so wahrgenommen. Die Bewertung dieses Punkts jedoch hat die indische Theologie in eine Gegensätzlichkeit gebracht, wie sie größer kaum denkbar ist, und dies, obwohl kein indischer Theologe aus den gegensätzlichen Richtungen bestreiten würde, daß Krishna ein erleuchteter Meister war. Die Grundpositionen der beiden genuin indischen Religionsgemeinschaften, der Hindu-Mehrheit und der Jaina-Minderheit, sind in dem genannten Punkt nämlich folgende:

Die Hindus sagen, Krishnas Handeln sei im Namen des Rechts und der Gerechtigkeit erfolgt und habe die gesamte Erde von ihrer Überbevölkerung befreit. Für alles sei Krishna als der Höchste zu preisen. Die Jainas sagen demgegenüber, das höchste Gut sei der Frieden und die höchste Tugend die Gewaltlosigkeit. Wegen der Weltzerstörung, für die Krishna verantwortlich sei, müsse er in die siebte Hölle verdammt werden.[2]

Krishna trägt also bei seinen Anhängern und bei seinen Gegnern den Stempel des großen Vernichters, und, wie man später noch sehen wird, spielt die Sudarshan-Waffe in seiner Hand dabei eine herausragende Rolle Die genannten theologischen Positionen bei den Hindus und Jainas will ich nicht beurteilen; mir würde es zunächst einmal und auch letztlich genügen, Krishna zu verstehen.


Fortsetzung:

III. Wer also war Krishna?


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: Eigene Übertragung aus dem Englischen nach der Ausgabe: The Bhagvad Gita, Hrg. M. M. Chatterji, Boston/Mass. 1887, unter Zuhilfenahme der Bhagvad Gita-Übersetzung von Richard Garbe, Darmstadt 1978 (Nachdruck der 2. Auflage von 1921)
  2. Quellen: Bhaktivedanta, Krsna, Vol. I, S. 328 (zur Hindu-Tradition); Bollee: Studien zum Suyagada, Teil I, S. 111, (zur Jaina-Tradition) ; Rajneesh, Wachheit, S. 9 (zu beiden Traditionen)


Bildquellen

(1) http://www.atributetohinduism.com/War_in_Ancient_India.htm (nicht mehr online)

(2) http://www.atributetohinduism.com/Dwaraka.htm (nicht mehr online)

(3) http://de.geocities.com/anubiscly/Mohenjo.htm