Impakte im 20. Jahrhundert: Südamerika unter Beschuss!

von William R. Corliss (1996)

Abb. 1 Die "grüne Hölle" des brasilianischen Urwalds war im 20. Jahrhundert der Schauplatz mehrerer Impakte knapp unterhalb der Größenordnung des Tunguska-Ereignisses

13. August 1930. Obere Ausläufer des brasilianischen Amazonas: In Science Frontiers Nr. 102 haben wir eine kurze Notiz zu einem vermutlich großen Boliden-Impakt nahe der Grenze Brasiliens zu Peru vorgestellt. Offenbar ähnelte dieses Ereignis der weitaus berühmteren Tunguska-Explosion von 1908. Mehr Details wurden nun von M.E. Bailey et al im Observatory auf Grundlage alter Berichte präsentiert, die im britischen Daily Herald und in der päpstlichen Zeitung L'Osservatore Romano erschienen.

Bailey et al. schreiben: "Der Bericht des Daily Herald [6. März 1931] beschreibt den Niedergang von >drei großen Meteoren ... [welche] ... hunderte Meilen des Dschungels entflammten und entvölkerten ... Die Brände dauerten mehrere Monate lang ununterbrochen an und entvölkerten ein großes Gebiet< Unglücklicherweise sind, obgleich der Niedergang sich angeblich um etwa >8 Uhr morgens< ereignet haben und ihm bemerkenswerte atmosphärische Störungen (einer 'blutroten' Sonne, einem ohrenbetäubenden 'Pfeifgeräusch' und dem Niedergang von Asche, die Bäume und Vegetation mit einer weißen Decke überzog) vorausgegangen sein sollen, nur wenige Details verbreitet worden, welche die Zeit und den Ort des Ereignisses festlegen. Jedenfalls bezieht sich die Story auf einen Artikel in der päpstlichen Zeitschrift L'Osservatore Romano [1. März 1931], offenbar geschrieben von einem katholischen Missionar 'Pater Fidello aus Aviano', und dem wenden wir uns nun zu."

Abb. 2 Ein weiterer datierter Impakt fand im Dezember 1935 im Urwald Britisch-Guyanas statt.

Offensichtlich wurden dort drei Boliden oder Feuerbälle gesehen. Pater Fidello schrieb: "Sie landeten im Zentrum des Waldes mit einem dreifachen Schock, wie mit Donnergrollen und zuckenden Blitzen. Es gab drei einzelne Explosionen, eine stärker als die andere, die Erschütterungen des Bodens wie bei einem Erdbeben hervorriefen. Ein sehr feiner Ascheregen fiel für einige Stunden und die Sonne blieb bis zum Mittag verschleiert. Die Explosionen der Körper waren hunderte von Kilometern entfernt zu hören." [1]

M.E. Bailey stellt zwei verwirrende Eigentümlichkeiten des Ereignisses in Brasilien heraus: 1. Den Niedergang von Staub BEVOR die Feuerbälle beobachtet wurden; und 2. das Fehlen jeglicher Erwähnung einer Druckwelle. Des weiteren erwähnt die Quelle des L'Osservatore Romano nichts von ausgedehnten Waldbränden. [2] [Siehe [3] für eine Synopsis.]

Etwa 11. Dezember 1935 - Britisch Guyana: Nur fünf Jahre nach dem Ereignis in Brasilien krachte ein großer Bolide anscheinend in den Dschungel Guyanas. Vergraben in den Bücherei-Stapeln fanden wir ein fast vergessenes Trio von Berichten zu dem Ereignis von 1935 in einer 1939er-Ausgabe von The Sky, dem Vorgänger von Sky & Telescope. Die Artikel legen nahe, dass das verwüstete Gebiet "möglicherweise demjenigen des großen sibirischen Meteors von 1908 entsprach, oder es übertraf." Der Bolide und das ersichtliche Impakt-Areal wurden von einem Gold-Prospektor namens Dr. G. Davidson beobachtet. Davidson bezeugte:

"Gegen 10:30 Uhr morgens erklommen wir den Berggipfel, um einen Rundblick auf das umgebende Land zu erhalten. Wir konnten einige Gebiete sehen, die von einer bedeutenden Gewalt ausradiert waren, mit herausgerissenen Bäumen die etwa 25 Fuß hoch den Boden bedeckten. Wir versuchten in eines dieser Gebiete hineinzukommen, aber der Busch war in einem solchen Durcheinander, dass wir es aufgeben mussten." [4] Begleitende Fotografien in den Artikeln bestätigen Teile der Verwüstung.

1995 - Nordost-Brasilien

Wissenschaftler in Brasiliens nordöstlichem Staat Piaui werden von einem Krater in Erstaunen versetzt, der in den tropischen Regenwald geschlagen wurde, kurz nachdem Zeugen davon berichtet hatten, sie hätten einen hellen Lichtstreif am Himmel beobachtet. Die Forscher sind sich nicht sicher, ob der Krater, 16 Fuß breit und 32 Fuß tief, von einem Meteoriten oder einen Kometen-Stück stammt. Der Physiker Paulo Frota von der University of Piaui glaubt, dass er von einem Eisblock aus einem Kometen verursacht wurde, weil die umgebende Vegetation nicht verbrannt wurde und der Krater-Rand nicht aufgeworfen ist. [5]


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss (© 1996-2000) erschien erstmals unter dem Titel "TARGET: SOUTH AMERICA" bei Science Frontiers (Nr.103, JAN-FEB 1996). Ins Deutsche übersetzt nach http://www.science-frontiers.com/sf103/sf103g08.htm durch Atlantisforschung.de

Fußnoten:

  1. Quelle: Bailey, Mark E., et al; "The 1930 August 13 'Brazilian Tunguska' Event," Observatory, 115:250, 1995.
  2. Quelle: ebd.
  3. Quelle: Chown, Marcus; "Did Falling Comet Cause Rumble in the Jungle?" New Scientist, p. 12, November 11, 1995.
  4. Quelle: Kroff, Serge A., et al; "Tornado or Meteor Crash?" The Sky, 3:8, September 1939.
  5. Quelle: Anonymer Autor; "Crater Mystery," Anchorage Daily News, October 1, 1995. Cr. J. & L. Nicholson via L. Farish.

Bild-Quellen:

1) http://www.uniglobetnt.com/intrepid/jungle.gif (nicht mehr online)
2) http://www.holylamb.com/images/newbrazil/jungle.jpg (nicht mehr online)