Ivan T. Sanderson: ABOMINABLE SNOWMEN (Rezension)

eine Buchbesprechung von Dr. Horst Friedrich (2014)

Abb. 1 Ivan T. Sanderson: Abominable Snowmen: Legend Come to Life, The Story of Sub-Humans on Five Continents from the Early Ice Age Until Today", Philadelphia / New York, 1961, 525 S., zahlr. Abb. und Karten, Hardcover (Bild: Das Frontcover einer jüngeren Ausgabe des Werkes)

Auf dieses unglaublich wertvolle Werk [1] wurde der Rezensent vor langen Jahren durch seinen Freund Dr. Theodor Haltenorth (seinerzeit Leiter der Säugetierkundlichen Abteilung und Stellvertretender Leiter der Bayer. Zoologischen Staatssammlung, Schloss Nymphenburg [2]), einen überaus kompetenten Gelehrten von internationalem Ansehen, aufmerksam gemacht. Haltenorth schätzte das Buch sehr, der Rezensent kann sich diesem Urteil nur anschließen, auch heute noch, nach über 50 Jahren, schlägt er häufiger dort nach. Im übrigen ist das Werk außerordentlich anregend geschrieben.

Das Vorwort stammt von dem namhaften Anthropologen Prof. George A. Agogino [3] (University of Wyoming). Es beginnt wie folgt:

"The possible existence of the Yeti, Sasquatch, and other Abominable Snowman forms has long been a point of conjecture among travellers, naturalists, and scientists. While most of this evidence is circumstantial and inconclusive as yet, it provides a tantalizing mystery filled with enough interest and promise to warrant the attention of both serious students and casual readers ... My own approach to the ABSM [4] problem was one of extreme scepticism. Three years ago I dismissed all such evidence as either hoax or legend ... Today my scepticism is somewhat shaken, and I accept as plausible, perhaps even probable, the existence of the Yeti in the Tibetan plateau and view with growing interest the >global< sightings of similar creatures." [5]

Besprochen werden in dem Buch, kapitelweise, im Hinblick auf mehr oder weniger nachgewiesene oder vermutete Vor- und Halbmenschen, die geographischen Bereiche Nord-, Mittel- und Südamerika, Afrika, Tibet, Kaukasus, Innerasien, Hinterindien und Sumatra. Ein Kapitel über "Myths, Legends, and Folklore" fehlt auch nicht. Europa spielt in dem Buch keine Rolle, was den Rezensenten vermuten läßt, daß unser Kontinent spät-prähistorischen Mega-Tsunamis oder andere Kataklysmen regelrecht "abgeräumt" wurde. Sehr gut und kenntnisreich geschrieben ist das Kapitel "Some Basic Facts" zu den behandelten Regionen und deren geographisch-geologische sowie Pflanzen- und Tierwelt-Gegebenheiten, besonders über das Bergland von Guayana und das Amazonas-Tiefland.

Zu Letzterem Schreibt Sanderson (Abb. 2): "If one raises the subject of animal life in South America, everybody invariably yells 'Green Hell', and thinks of the Amazon Basin. It is a funny thing, but there is nothing hellish about any jungle and rather especially about that of the Amazon. It is, like all equatorial forests, never too hot or too cold, singularly free of noxious insects ..., is well supplied with food that is easy to obtain, has plenty of good water ..." (S. 155). [6]

Abb. 2 Der amerikanische (Krypto-) Zoologe Ivan T. Sanderson (1911 - 1973)

Auf ebendieser Seite folgen auch die weiteren, für Betrachtungen zur Prähistorie [7] nicht unerheblichen Feststellungen: "It so happens that the basin of this name, which contains the greatest river, and river system, in the world, was, until not long ago geologically speaking, an arm of the South Atlantic - a great inland sea. Further, there is evidence that long since it became land it may have been completely flooded again for briefer periods off and on, and some Brazilian scientists claim that they have evidence that the last time this happend was only about the year 1200 B.C. It is indeed today a sort of enormous botanical cum zoological garden but, actually, its flora and fauna in no way compares in diversity with that of all the surrounding areas combined. In fact, it is manifestly been repopulated quite recently by several streams of animals and and plants from those areas, which must have remained above sea level either as great islands or massive peninsulas attached to the rest of the continent." [8]

Zusammenfassend kann der Rezensent nur das Fazit ziehen: Dieses Sanderson-Opus stellt eine außerordentlich umfassende und gründliche Studie vor, die keinen Zweifel daran läßt, daß in der Tat allerlei Arten von Sub-Hominiden, Vor- und/oder Halbmenschen zumindest etliche (wenn nicht sogar: viele) Jahrhunderttausende in vielen Regionen Mitbewohner des Menschen auf unserem Erde-Planeten gewesen sind, und daß etliche Varianten davon in Resten bis heute überlebt haben, am ehesten wohl in einsamen, schwer zugänglichen Regionen.

Erwähnens- und bedenkenswert erscheint es dem Rezensenten im übrigen, daß Sanderson sich schon damals, vor über 50 Jahren, mit den sogenannten "Skeptikern" [9] befassen mußte, die wohl seinerzeit gerade begannen, sich zu organisieren und gegen "Abweichler" vorzugehen, vergleichbar der kämpferisch gegen "Ketzer" vorgehenden Theologen-Scholastik des Spätmittelalters und der Renaissance. Er nutzt dazu das 19. Kapitel "Sundry Objectionable Facts", das im Inhaltsverzeichnis den Untertitel "An Analysis of Skepticism and Orthodoxy" trägt. Zu dieser Art von Skeptikern schreibt er: "However, the scientific skeptics have gone too far and too fast, so that in the end they have become frankly asinine and brought into existence a powerful counterforce. This is a solid skepticism of the scientific skeptics themselves..." (S. 450) [10]


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag unseres Gastautors Dr. Horst Friedrich (©) - datiert auf den 15. Jan. 2014 - wurde von ihm für Atlantisforschung.de verfasst.

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Dieses Buch - ohne Zweifel Ivan T. Sandersons bedeutendstes Werk - ist offenbar leider nie in deutscher Sprache erschienen. Die jüngste Ausgabe in englischer Sprache wurde, so weit uns bekannt ist, 2008 veröffentlicht. Bei Archive.org ist die Erstausgabe von 1961 digitalisiert frei abrufbar.
  2. Red. Anmerkung: Nachdem das 'Wilhelmium', der vormalige Standort der Staatssammlung, 1944 bei einem Bombenangriff zerstört worden war (die Sammlungsbestände waren glücklicherweise bereits ausgelagert), wurde die Sammlung nach dem Krieg provisorisch in einem Seitenflügel des Schlosses Nymphenburg untergebracht. Seit 1985 befindet sie sich im neuen Sammlungsgebäude im Münchener Stadtteil Obermenzing.
  3. Red. Anmerkung: Zu dem Anthropologen, Archäologen, Hominologen und Kryptozoologen Prof. Agogino (1921-2000) siehe auch den Nachruf auf ihn in englischer Sprache bei 'The Cryptozoologist'. (abgerufen: 15.01.2014)
  4. Anmerkung des Verfassers: ABSM ist die übliche Abkürzung für "Abominable Snowmen", womit alle erdenklichen Arten von Vor- und Halbmenschen gemeint sein sollen.
  5. Übersetzung: "Die mögliche Existenz des Yeti, Sasquatch und anderer Formen von Abominable Snowmen [-> in etwa: "grässliche Schneemenschen"] war unter Reisenden, Naturforschern und Wissenschaftlern lange Zeit ein Gegenstand von Mutmaßungen. Während die meisten der Beweise [für ihre Existenz] bisher von untergeordneter Bedeutung und noch nicht schlüssig sind, erbringen sie ein verlockendes Geheimnis, das interessant genug ist, um sowohl die Aufmerksamkeit ernsthaft Studierender als auch zufälliger Leser zu rechtfertigen ... Meine eigene Betrachtungsweise des ABSM-Problems war eine extreme Skepsis. [Noch] vor drei Jahren habe ich alle diese Beweise entweder als Hoax oder als Legende verworfen ... Heute ist mein Skeptizismus einigermaßen erschüttert, und ich akzeptiere die Existenz des Yeti in der tibetischen Hochebene als plausibel, vielleicht sogar wahrscheinlich, und mit wachsendem Interesse betrachte ich die >globalen< Sichtungen ähnlicher Kreaturen." (d. Red.)
  6. Übersetzung: "Wenn man das Thema 'Tierleben in Südamerika' aufwirft, dann schreien alle immer gleich 'Grüne Hölle' und denken dabei an das Amazonasbecken. Das ist schon eine seltsame Sache, denn diese Dschungel haben sämtlich so gar nichts Höllisches an sich, vor allem nicht der des Amazonas. Es ist [dort], wie in allen äquatorialen Wäldern, nie zu heiß oder zu kalt, [er ist] einzigartig frei von schädlichen Insekten ..., ist gut mit Nahrung versehen, die leicht zu erhalten ist, [und] bietet viel gutes Wasser ..." (d. Red.)
  7. Vergl. dazu etwa: Dr. Horst Friedrich, "Tepumerene und Pedra Pintada", 1996
  8. Übersetzung: "Es ist wohl so, dass das Becken dieses Namens, das den größten Fluss und [das bedeutendste] Flusssystem der Welt enthält, vor geologisch gesehen nicht langer Zeit einen Arm des Südatlantiks darstellte - ein großes Binnenmeer. Weiterhin gibt es Hinweise darauf, dass es lange nachdem es Land geworden war, von Zeit zu Zeit wieder für kürzere Zeiträume vollständig überschwemmt wurde, und einige brasilianische Wissenschaftler erklären, sie verfügen über Beweise dafür, dass dies das letzte Mal erst um das Jahr 1200 v. Chr. geschah. In der Tat ist es heute eine Art riesiger botanischer und zoologischer Garten, aber eigentlich ist seine Flora und Fauna, was ihre Vielfalt betrifft, in keiner Weise vergleichbar mit jener all der umliegenden Gebiete zusammen. In der Tat ist es ist offensichtlich erst vor kurzer Zeit durch mehrere Ströme von Tieren und Pflanzen aus jenen Gebieten neu besiedelt worden, die entweder als große Inseln oder massive, mit dem Rest des Kontinents verbundene Halbinseln über dem Meeresspiegel verblieben waren." (d. Red.)
  9. Red. Anmerkung: Zu diesen siehe bei Atlantisforschung.de von Dr. Horst Friedrich: „Parawissenschaften“? (1997); sowie von Edgar Wunder: "Das Skeptiker-Syndrom"
  10. Übersetzung: "Allerdings sind die wissenschaftlichen Skeptiker zu weit und zu schnell vorgegangen, sodass sie am Ende, ehrlich gesagt, dumm da stehen und eine mächtige Gegenkraft ins Leben gerufen haben. Diese [Kraft] ist eine solide Skepsis den wissenschaftlichen Skeptikern selbst gegenüber..." (d. Red.)

Bild-Quellen:

1) Bildarchiv Atlantisforschung.de
2) Bildarchiv Richard Grigoris