Ivan Van Sertima

Abb. 1 Ivan Van Sertima (1935-2009)

(red) Ivan Gladstone Van Sertima (*26. Januar 1935 - † 25. Mai 2009) war ein Außerordentlicher Professor für Afrikanische Studien an der Rutgers University in den USA. [1] Bekannt wurde der Historiker, Linguist und Anthropologe vor allem durch seine provokanten, alternativen Theorien zu präkolumbischen afrikanischen Transatlantik-Migrationen nach Amerika, insbesondere zum Ursprung der Olmekenkultur [2], die er 1976 in seinem Buch "They came before Columbus: the African presence in ancient America" vorstellte.

Während Van Sertimas Werk in der Black Community der USA sowohl bei Laien als auch bei Fachleuten auf z.T. begeisterte Zustimmung stieß, und auch in nonkonformistischen US-Forscherkreisen wohlwollende Würdigung fand [3], wurde es von schulwissenschaftlichen, an den traditionellen Vorstellungen zur präkolumbischen Besiedlung Amerikas orientierten, Fachwissenschaftlern (Altamerikanisten, Anthropologen, Ethnologen usw.) des Mainstreams zumeist ignoriert, oder sogar als "afrozentristische Pseudohistorie" zum Zweck der "Beraubung nativ amerikanischer Kulturen" [4] abgekanzelt.


Leben und Werk

Geboren wurde Van Sertima in der Ortschaft Karina Village im heutigen Staat Guyana, Südamerika, der damals noch eine britische Kolonie war. Seine britische Staatsbürgerschaft behielt er sein ganzees Leben lang bei. Nach dem Besuch der Grundschule und einer weiterführenden Schule ("Secondary School") in Guyana lebte er zunächst in Großbritannien, wo er von 1959 an der School of Oriental and African Studies (SOAS) an der Universität London studierte, wo er 1969 auch mit Auszeichnung graduierte. Während seiner dortigen Studien lernte er Kisuaheli und Ungarisch. Von 1957 bis 1959 war er zudem auch als 'Press and Broadcasting Officer' für die Guyana Information Services tätig. Später, während der 1960er Jahre, arbeitete er in Großbritannien als Rundfunk-Journalist und erstellte wöchentliche Sendungen über die Karibik und Afrika. 1964 heiratete Van Sertima Maria Nagy; aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor. Außerdem führte er in Afrika linguistische Feldforschung durch, und erstellte daraufhin 1967 ein Wörterbuch juristischer Fachbegriffe auf Kisuaheli. [5]

Abb. 2 Das Frontcover der Original-Ausgabe von Ivan Van Sertimas Hauptwerk aus dem Jahr 1976

Im Jahr 1970 emigrierte Van Sertima in die USA, wo er seine Studien an der Rutgers University in New Brunswick, New Jersey, fortsetzte. 1976 publizierte er als Absolvent der Universität seinen Bestseller "They Came Before Columbus". (Abb. 2) im Verlag Random House. Darin verfocht er nicht nur die Annahme schwarzafrikanischer Einflüsse auf die Entstehung und Entwicklung mesoamerikanischer Kulturen, sondern konstatierte unter anderem auch, dass die altägyptischen Könge der 25. Dynastie Nubier waren. [6]

Nachdem Van Sertima 1977 seinen Mastergrad erlangt hatte, wurde er an der Rutgers Universität Außerordentlicher Professor für Afrikanische Studien. 1979 gründete er das Journal of African Civilizations, welches er mehrere Jahrzehnte lang ganz alleine erstellte und herausgab. Zusätzlich brachte er auch eine Reihe von Jahrgangs-Kompilationen des Journals heraus, welche sich mit vielfältigen Themenbereichen afrikanischer Historie befassten. Seine Abhandlung "The Lost Sciences of Africa: An Overview" (1983) befasst sich mit Annahmen zu frühen afrikanischen Fortschritten auf Gebieten wie Metallurgie, Astronomie, Mathematik, Architektur, Ingenieurtechnik, Landwirtschaft, Navigation, Medizin und Schrifttum.

Van Sertima ging davon aus, dass höhere Bildung - sowohl in Afrika als auch anderswo - auf Eliten in Zentren der Zivilisation beschränkt war, was die damit verbundenen kulturellen und zivilisatorischen Errungenschaften höchst fragil machte, sobald (wie in Afrika geschehen) diese Zivilisationszentren zerstört wurden, was dann mit einem Verschwinden der betreffenden Kenntnisse einherging. [7]

Am 7. Juli 1987 machte Van Sertima eine Aussage vor einem US-Kongress-Komitee, um sich der offiziellen Anerkennung des 500. Jahrestages der so genannten 'Entdeckung' Amerikas durch Christoph Kolumbus zu widersetzen. Dort erklärte er den Kongress-Abgeordneten: "Sie können sich wohl kaum vorstellen, wie beleidigend es für Native Americans ist, ... gesagt zu bekommen, dass sie entdeckt worden seien". [8]

Ivan Van Sertima ging 2006 in den Ruhestand, und starb am 25. Mai 2009 im Alter von 74 Jahren. Er hinterließ seine zweite Ehefrau Jaqueline L. (geb. Patten), die er 1984 nach seiner Scheidung von Maria Nagy geheiratet hatte, sowie zwei Töchter aus dieser zweiten Ehe.


Bibliographie

Als Autor:

  • 1976, They Came Before Columbus, New York: Random House.
  • 1999, Essay in: Malegapuru William Makgoba, Hrsg., "African Renaissance", Sandton and Cape Town, South Africa: Mafube and Tafelberg.


Als Herausgeber:

  • The Journal of African Civilizations (1979—2005)

In 'The Journal of African Civilizations' (New Brunswick, New Jersey: Transaction Publishers) veröffentlichte Anthologien:

  • 1983, Blacks in Science: Ancient and Modern
  • 1985, African Presence in Early Europe
  • 1986, Great African Thinkers, Cheikh Anta Diop
  • 1988, Great Black Leaders: Ancient and Modern
  • 1988, Black Women in Antiquity
  • 1988, Cheikh Anta Diop, New Brunswick, NJ: The Journal of African Civilizations, New Brunswick, New Jersey: Transaction Publishers, 1988
  • 1988, "Van Sertima before Congress: The Columbus Myth, transcript of a speech of 7 July 1987 before the US Congress Christopher Columbus Quincentenary Jubilee Commission (Committee on Post Office and Civil Service. Subcommittee on Census and Population)
  • 1992, The Golden Age of the Moor
  • 1993, Egypt Revisited
  • 1998, Early America Revisited


Als Mitherausgeber:

  • African Presence in Early Asia, New Brunswick, NJ: The Journal of African Civilizations, 1985 (Reprint 1995) - gemeinsam mit Runoko Rashidi


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag beruht auf dem Artikel Ivan van Sertima bei Wikipedia - The Free Encyclopedia (Stand: 23.09.2011), der für Atlantisforschung.de redaktionell bearbeitet wurde. Außerdem verwendetes Material: Midwestern Epigraphic Society, MES 2006 Research Symposium, unter: "Awards"

  1. Quelle: Anonymus, "Ivan van Sertima", Rutgers African-American Alumni Hall of Fame Inductees (2004)
  2. Anmerkung: Zu vermutlichen schwarzafrikanischen ethnokulturellen Einflüssen auf die olmekische Zivilisation siehe bei Atlantisforschung.de auch: Die beerdigten Olmeken-Skulpturen in Mexiko von William R. Corliss; sowie: Schwarze Zivilisationen Alt-Amerikas (Muu-Lan) und Mexikos (Xi), Teil II, Alt-afrikanische Königreiche brachten die Kulturen des Olmeken-Typs hervor und Teil V, Die Afro-Olmeken kamen aus dem Land der Mende in Westafrika von Paul A. Barton
  3. Anmerkung: I. Van Sertima erhielt beispielsweise 2006 den Barry Fell Award der Midwestern Epigraphic Society. Siehe: MES 2006 Research Symposium (abgerufen: 23.09.2011)
  4. Orig.: "robbing native American cultures"; siehe: Gabriel Haslip-Viera; Bernard Ortiz de Montellano; Warren Barbour, "Robbing Native American Cultures: Van Sertima's Afrocentricity and the Olmecs", Current Anthropology, Vol.38 (3), June 1997 (hier als PDF-Datei, abgerufen am 23.09.2011)
  5. Quelle: "Van Sertima, Giant Scholar, Dies at 74", in: Black Star News, May 30, 2009 (Zugriff am 23.09.2011)
  6. Siehe: Ivan Van Sertima, They Came Before Columbus, Random House, 1976, S. 125
  7. Siehe: Van Sertima, "The Lost Sciences of Africa: An Overview", Blacks in Science: Ancient and Modern, Journal of African Civilizations, Vol. 5, Issues 1-2, New Jersey: Transactions Publishers, 1983
  8. Siehe: Jack Sirica, "Native Opposition to a 1492 Party", Newsday, August 4, 1987


Bild-Quellen

(1) Midwestern Epigraphic Society, unter: MES 2006 Research Symposium

(2) Bildarchiv Atlantisforschung.de