John Alexander Stewart

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Forscher- und Autorenportrait

Auf einen Blick

Abb. 1 Hier die Titelseite von John Alexander Stewarts Werk The Myths of Plato aus dem Jahr 1905

(red) John Alexander Stewart (* 19. Oktober 1846 in Moffat, Dumfriesshire, Schottland; † 27. Dezember 1933 in Oxford, England) war ein schottischer Schriftsteller, Pädagoge und Philosoph. Von 1875 bis 1883 war er Universitätsprofessor und Dozent für Klassische Studien am Christ Church College der Universität Oxford, Professor für Moralphilosophie - ebenfalls in in Oxford - sowie Professor am Corpus Christi College von 1897 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1927. Während seiner akademischen Laufbahn war er ein Herausgeber und Autor von Werken über Aristoteles. Er galt als einer der führenden Experten auf diesem Gebiet. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen die mehrbändigen Notes on the Nicomachean Ethics of Aristotle (1892). Außerdem machte er sich auch durch seine Platon-Studien und -Übersetzungen einen Namen in der Fachwelt. In atlantologie-historischer Hinsicht und zur Diskussion des Atlantis-Problems ist vor allem sein 1905 erschienenes Buch The Myths of Plato (Abb. 1) von Interesse, das ihn als Verfechter der Fiktionalitäts-These ausweist.

Biographische Notizen

John Alexander Stewart war der älteste Sohn von Rev. Archibald Stewart, D.D. Er wurde an der Universität Edinburgh und am Lincoln College in Oxford ausgebildet und erhielt 1868 den Newdigate-Preis für englische Versdichtung. Am 17. Juni dieses Jahres rezitierte er sein preisgekrönte Gedicht „The Catacombs“ im Sheldonian Theatre der Universität Oxford. Stewart erlangte 1868 First-class honours in Classical Moderations und 1870 weitere in Literae humaniores. Drei Jahre später erhielt er seinen M.A-Abschluss. Er wurde zum 'Senior Student' der Christ Church gewählt, eine Position, die er von 1870 bis 1875 innehatte, bevor er Helen J. Macmillan heiratete. Nach seinem Abschluss unterrichtete er weiter am Christ Church und war dort bis 1882 Dozent für Klassische Studien, [1] gelegentlicher Tutor [2] und bis 1897 Dozent für Philosophie. [3] [4]

Im Laufe des folgenden Jahrzehnts baute er sich nach und nach einen hervorragenden Ruf als Autorität für die Ethik von Aristoteles auf. Zudem verfasste er Beiträge für die Encyclopædia Britannica. 1897 wurde er zum White's Professor of Moral Philosophy in Oxford [5] [6] [7] sowie zum Fellow des Corpus Christi College [8] ernannt. Seine Frau Helen - die Ehe der beiden war kinderlos geblieben - starb 1925, und Stewart trat zwei Jahre später von seiner Professur zurück. Er starb 1933 im Alter von 87 Jahren in Oxford, dem Ort seines langjährigen akademischen Wirkens.

John Alexander Stewart, Ur-Athen und Atlantis

Stewarts Besprechung der von ihm ohne Wenn und Aber als Mythos klassifizierten platonischen Atlantiserzählung nimmt in The Myths of Plato breiten Raum ein. Dabei hält Stewart nicht nur Atlantis für eine Erfindung Platons, sondern auch dessen Kontrahentin Athen - also 'Ur-Athen' - für "imaginär" (S. 451). In seiner Schilderung spiegele sich Platons Ablehnung der Athener Demokratie und seine Bewunderung für die spartanischen Institutionen wider, was Stewart neben der allgemeinen Aussage, der 'Mythos' von Atlantis sei "die Geschichte eines großen Krieges" zu der Feststellung bewegt: "...von allen Utopias [sic!; d. Red.] ist Platos das militanteste." (S. 452)

Was die Insel Atlantis betrifft, streitet Stewart erst recht jede Historizität der Erzählung ab. Er klassifiziert sie als "Schöpfung aus Platos eigener Phantasie." (S. 466) Dazu erklärt er: "Ich glaube nicht, dass es notwendig ist, anzunehmen, oder dass es sogar wahrscheinlich ist, dass Plato Seefahrergeschichten über ein großes Land jenseits des Westozeans besaß, auf denen er seinen Mythos hätte gründen können. Die angebliche Quelle des Mythos - Ägypten - kann auch nicht die wahre Quelle gewesen sein. Ägyptologen wissen nichts über ein verschollenes Atlantis." (ebd.) Vor allem die Möglichkeit, "Atlantis sei auf Erzählungen von Phöniziern oder anderen Seefahrern zurückzuführen, welche die Inseln oder den Kontinent von Amerika besucht hatten", weist er entschieden zurück. Dass Platon über solche Kenntnisse verfügt haben könnte, sei eine Vorstellung der Renaissance-Zeit (also des Zeitalters der Entdeckungen) gewesen, die betreffend "eine kritischere Wissenschaft als jene der Renaissance jetzt einsieht, dass er sie nicht besessen haben kann." (S. 467-468) [9]

John Alexander Stewarts Übersetztung des Kritias ins Englische wurde vor einigen Jahren auch zusammen mit jenen von Thomas Taylor, Benjamin Jowett, Henry Davis, Robert Gregg Bury, Lewis Spence und W.R.M. Lamb in einer nützlichen Textsammlung mit dem Titel The Critias Atlanticus [10] publiziert. [11]



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Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag basiert auf dem Artikel "John Alexander Stewart (philosopher)" bei Wikipedia - The Free Encclopedia (Stand: 12. August 2019) Übertragung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Siehe: Edmund Burke (Hrsg.), "The Annual Register of World Events: A Review of the Year. Vol. 175", London (Longmans, Green & Co.), 1934, S. 151
  2. Siehe: Morton Norton Cohen und Roger Lancelyn Green (Hrsg.), "The Letters of Lewis Carroll Vol. 1", New York (Oxford University Press), 1979, S. 432. ISBN 0-19-520090-X
  3. Siehe: Donald E. Stanford (Hrsg.), "The Selected Letters of Robert Bridges. Newark (University of Delaware Press), 1984, S. 1014. ISBN 0-87413-204-5
  4. Siehe: Catherine W. Reilly, "Mid-Victorian Poetry, 1860-1879: An Annotated Biobibliography" London und New York (Mansell), 2000, S. 438. ISBN 0-7201-2318-6
  5. Siehe: Edmund Burke (Hrsg.), "The Annual Register of World Events: A Review of the Year. Vol. 175", London (Longmans, Green & Co.), 1934, S. 151
  6. Siehe: Michael Sadleir, "Michael Ernest Sadler: (Sir Michael Sadler, K. C. S. I.) 1861-1943; A Memoir by His Son", London (Constable), 1949, S. 93
  7. Siehe: Donald E., Stanford (Hrsg.), "The Selected Letters of Robert Bridges", Newark (University of Delaware Press), 1984, S. 1014. ISBN 0-87413-204-5
  8. Siehe: William G. Holzberger (Hrsg.), "The Letters of George Santayana. Vol. 5.", Cambridge (MIT Press), 2008, ph. 161. ISBN 0-262-19474-0
  9. Red. Anmerkung: Übersetzung der Zitate aus Stewarts "The Myths of Plato" durch Atlantisforschung.de
  10. Siehe: hiddenmysteries.com (Seite offline), "Critias - Atlanticus" (archiviert bei Archive.org; dort abgerufen: 12. August 2019)
  11. Quelle: Tony O’Connell, "Stewart, John Alexander", 04. September 2013, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 12. August 2019)

Bild-Quelle: