John Macmillan Brown

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 4 John Macmillan Brown (1846-1935)

(red) John Macmillan Brown (Abb. 1) (* 5. Mai 1845; † 18. Januar 1935) war ein schottisch-neuseeländischer Sprachwissenschaftler, Historiker, Universitäts-Administrator und Förderer höherer Bildung für Frauen. Als Polyhistor sowie Experte für die Geschichte Neuseelands und des Pazifiks gehörte er seinerzeit zu den wichtgsten Verfechtern der Annahme von Menschen bewohnter, in rezenten Perioden versunkener Landmassen im 'Stillen Ozean'.

Biographische Notizen

Zur Welt kam Brown in Irvine, Schottland, als sechstes Kind von Ann Brown und ihrem Ehemann James Brown, einem Kapitän zur See. In Johns Familie legete man großen Wert auf gute Bildung für beide Geschlechter - eine damals keineswegs selbstverständliche Haltung, die er verinnerlichte. Als Jugendlicher absolvierte er zunächst die Irvine Royal Academy, um dann die University of Edinburgh und die University of Glasgow zu besuchen. Nach seiner Graduierung lehnte er ein Stipendium des Balliol College für ein Mathematik-Studium ab. Stattdessen entschied er sich für zusätzliches Studium der klassischen Literatur und Philosophie.

Abb. 2 Die Vor- und Frühgeschichte des pazifischen Großraums gehörte zu Browns zentralen Forschungs-Gebieten (Bild: Protohistorische Relikte auf Tonga; gezeichnet etwa 1799).

Zu dieser Zeit machte Brown die Bekanntschaft des berühmten britischen Altphilologen Prof. Benjamin Jowett, der zu seinem Förderer wurde. Im Jahr 1874 wurde ihm eine Professur für Altphilologie und Englisch angetragen, einem der drei Gründungs-Lehrstühle des neu eröffnenen Canterbury College in Christchurch, damals ein Teil der University of New Zealand. In seiner neuen Funktion arbeitete er ca. 16 Stunden pro Tag, wobei er sich englischer Literatur, Latein und Altgiechisch widmete, Sekundarschulen inspizierte, und Examen zur Zertfizierung von Lehrern abnahm. Ab 1879 lehrte er zudem auch Geschichte und politische Ökonomie.

Nicht zuletzt Dank seines Engagements nahm das Canterbury College 1876 Helen Connon als immatrikulierie Studentin auf. Damit wurde es zur ersten universitären Institution Australasiens, die es Frauen ermöglichte gleichberechtigt mit Männern ein Studium mit Abschluss zu absolvieren. Connon war wiederum die zweite Frau im Britischen Empire, die zur BA graduierte, und die erste, die diesen Grad mit Auszeichnung ('with honours') erwarb. Brown und Connon kamen sich auch privat näher und heirateten am 9. Dezember 1886. Aus ihrer Ehe gingen zwei Töchter hervor, Viola und Millicent. Letztere heiratete später Archibald Baxter und wurde die Mutter des Dichters James K. Baxter.

Abb. 3 Das Frontcover der Neuauflage von John Macmillan Browns Werk "The Riddle of the Pacific" aus dem Jahr 1924

Neben seinen Vepflichtungen im Lehr- und Verwaltungbereich half Brown auch beim Aufbau der Macmillan Brown Library (gleichzetig Forschungs-Bibliothek, Archiv und Kunstgalerie), die mit der University of Canterbury assoziiert ist. Die Sammlungen der Macmillan Brown Library konzentrieren sich auf Neuseeland und die Geschichte der Pazifik-Inseln.

John Macmillan Brown als wissenschaftlicher Nonkonformist

Nach seinem Tod - Brown verstarb 1935 im Alter von 89 Jahren in Christchurch und vermachte dem Canterbury College seine private Sammlung von ca. 15.000 Büchern über Neuseeland und den Pazifik sowie einen nicht geringen Teil seines Vermögens [1] - wird das Andenken an Browns "lange Liste von bedeutenden Diensten für sein College und seine Universität" [2] in der Academia Neuseelands bis heute hochgehalten. Wie auch in anderen Fällen viel gerühmter Vorzeige-Wissenschaftler [3] wird jedoch was ihn betrifft tunlichst unterschlagen, dass er vor allem in Hinsicht auf den urzeitlichen Pazifk-Raum außenseiterische Positionen vertrat, die 'niederrangigen' Forschern üblicherweise Prädikate wie "Crackpot" oder "Pseudowissenschaftler" einbringen.

So verfocht Brown, wie es bei David Hatcher Childress heißt, "enthusiastisch unorthodoxe Theorien über den Ursprung der Polynesier, sogar bis zu dem Punkt, einen verlorenen Kontinent [bzw. einen Komplex mehr oder weniger großräumiger versunkener Landmassen; d. Red.] im Pazifik anzunehmen, der ein paar Jahre später von Colonel James Churchward >Mu< genannt wurde. Brown entdeckte griechische, keltische und speziell skandinavische Modelle für polynesische Götter." [4]

Übrigens ist es vor allem Hatcher Childress zu verdanken, dass Browns 'häretische' Forschungsergebnisse zumindest im Bereich der alternativen Ur- und Frühgeschichtsforschung wiederentdeckt wurden. So zitiert Childress in seinen Schriften zum 'Stillen Ozean' [5] ausführlich aus John Macmillan Browns 1924 erschienenem Werk "The Riddle of the Pacific" [6]. Als Verleger erwarb er sich das Verdienst, dieses in längst in Vergessenheit geratene Buch Mitte der 1990er Jahre neu aufgelegt zu haben. [7] (Abb. 3) Es ist höchst erfreulich, dass damit Browns These, nach der - so der Wissenschaftshistoriker Dr. Horst Friedrich - "versunkene kontinentale Landmassen im Pazifik den Schlüssel zu einem Verständnis der Vorgeschichte des pazifischen Raumes darstellen", wieder ohne großen Aufwand studiert werden kann. Somit "konnten die neoscholastischen Kräfte im akademischen Establishment sein Werk" zwar "offensichtlich auf den stillschweigend geführten Index geächteter Bücher setzen" [8], aber nicht dauerhaft zum Verschwinden bringen.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag basiert auf dem Lemma "John Macmillan Brown" (Stand: 20. März 2016) bei Wikipedia - The Free Encyclopedia. Übersetzung ins Deutsche, redaktionelle Bearbeitung, Illustration und Ergänzungen durch Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Quelle: TE ARA - The Encyclopedia of New Zealand, unter: Story: Brown, John Macmillan Page 1 (abgerufen: 20. März 2016)
  2. Quelle: ebd.
  3. Siehe z.B. auch: Gordon F. Ekholm (Anthropologe, 1909-1987), William Maurice Ewing (Geophysiker und Ozeanograph, 1906-1974) und Cesare Emiliani (Geologe und Paläontologe, 1922-1995)
  4. Quelle: David Hatcher Childress, "Der Ursprung der Polynesier - Stammen die Völker des pazifischen Raums von einem versunkenen Kontinent?", online beiAtlantisforschung.de
  5. Siehe z.B.: David Hatcher Childress, "Lost Cities of Ancient Lemuria & the Pacific", Adventures Unlimited Press, 1988; sowie: Derselbe, "Der Ursprung der Polynesier - Stammen die Völker des pazifischen Raums von einem versunkenen Kontinent?", online bei Atlantisforschung.de
  6. Siehe: John Macmillan Brown, "The Riddle of the Pacific", London, 1924
  7. Siehe: John Macmillan Brown, "The Riddle of the Pacific", Adventures Unlimited Press, 1996
  8. Quelle: Dr. Horst Friedrich, "Verschollene Städte, prähistorische Rätsel - Childress!" (1993), online bei Atlantisforschung.de

Bild-Quellen:

1) Tony O’Connell, "Macmillan Brown, John (N)", 11. Dez. 2015, bei Atlantipedia.ie (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
2) John Macmillan Brown, "The Riddle of the Pacific", Adventures Unlimted Press, 1996 (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
3) Adventures Unlimited Press / Bild-Archiv Atlantisforschung.de