Kann der Affengott Rama´s versunkene Brücke retten?

von Ruth Gledhill und Jeremy Page in Delhi (The Times, 2007)

Abb. 1 Beschützt Hanuman (Bild), der Affengott der altindischen Mythologie, die umstrittene Adam´s Bridge zwischen Indien und Sri Lanka? Eine Reihe mysteriöser Unfälle bei der Durchführung eines Mammutprojekt, das sie massiv beschädigt, könnte einen dies glauben lassen!

Hindu-Gruppierungen starten heute eine internationale Kampagne, um Indiens Pläne für den Bau eines Schiffskanals zu stoppen, für den die See zwischen Indien und Sri Lanka ausgebaggert werden soll. Sie sagen, dieses Projekt werde eine alte Kette von Untiefen (Abb. 2) zerstören, die als Adam’s Bridge [1] bekannt ist, und von der Hindus glauben, sie sei von einer Affen-Armee erbaut worden, um es Lord Rama zu erlauben, nach Lanka hinüber zu gelangen, um seine entführte Frau zu retten. Sie protestieren auch aus Umwelt-Gründen, wobei sie argumentieren, dass das 30 Meilen lange Band aus Kalkstein-Bänken, die man auch als Ram Sethu kennt, große Teile Indiens vor dem Tsunami von 2004 geschützt habe.

"Die Brücke ist den Hindus ebenso heilig wie die Klagemauer den Juden, der Vatikan den Katholiken, Bodh Gaya für die Buddhisten und Mekka für die Muslime", sagt Kusum Vyas, Präsident und Gründer von Esha Vasyam, einer US-amerikanischen Gruppe von Hindu-Umweltlobbyisten. “Es ist ein inakzeptabler Bruch der religiösen Rechte von mehr als einer Milliarde Hindus, solch ein heiliges Grenzzeichen zu zerstören, und uns dabei noch nicht einmal zu konsultieren."

Das 280 Millionen £ teure Sethusa-mudram-Projekt ist zur Kontroverse geworden, seitdem es von Manmohan Singh, dem Premierminister, im Juli 2005 eingeleitet wurde. Die Regierung sagt, dass der 167 km (104 Meilen) lange Kanal durch die Palk-Straße die Reise zwischen der Ost- und Westküste Indiens um geschätzte 400 km (und 30 Stunden) verkürzen werde. Die schnellste Route verläuft zur Zeit um Sri Lanka herum.

Sie argumentiert, dass Adam’s Bridge eine natürliche geologische Formation sei und dass ihre Pläne, sie bis zu einer Tiefe von 12 Metern auszubaggern, keine ernstlichen Umwelt-Schäden verursachen würden. Sie sagt außerdem, dass der Plan Millionen Menschen in dem Gebiet nutzen werde, indem er die Entwicklung einer kommerziellen Fischfang-Industrie erlaube. Das Projekt soll im kommenden Jahr fertig gestellt werden, und dann werden geschätzte 48 Millionen Kubikmeter Schlicksand aus der Palk Straße entfernt worden sein.

Abb. 2 Artefakt oder Geofakt? Durch das laufende Kanalbauprojekt der indischen Regierung wird mt 'Ram Sethu' (Adam´s Bridge) möglicherweise ein bedeutendes Kulturerbe der Menschheit aus kommerziellen Grunden beschädigt. (Foto: NASA)

Hindu-Führer scheinen jedenfalls entschlossen, diese Pläne zu vereiteln. In selten gezeigter Einmütigkeit rufen sie Hindus in der ganzen Welt auf, bei Sonia Gandhi, dem Oberhaupt der regierenden Kongress-Partei, dem indischen Fischerei-Minister und bei indischen Botschaften in Großbritannien und den USA zu protestieren. Außerdem planen sie sowohl Protest-Märsche in der Nähe dieser Örtlichkeit als auch Demonstrationen rund um die Welt. Ranbir Singh, der Vorsitzende von Hindu Human Rights, sagt: "Die Regierung Indiens ist berechtigt, Sorge für den Handel und die kommerziellen Interessen des Landes zu tragen, doch nicht um den Preis der Zerstörung einer Stätte, die von einer Milliarde Hindus auf der Welt verehrt wird."

Ramesh Kallidai, Generalsekretär des Hindu Forum of Britain, rief zu einer Nach-Tsunami-Konsultation auf, um die Auswirkungen auf die Umwelt im Licht neuer Daten zu bewerten. Bei der Kontroverse ist die Frage von zentraler Bedeutung, ob Adam’s Bridge von Menschen gemacht oder eine natürliche Formation ist. Einige nehmen an, die Brücke sei noch bis ins 15. Jahrhundert hinein zu Fuß passierbar gewesen. Dem Glauben der Hindus zufolge sei sie, wie in dem epischen Gedicht Ramayana berichtet wird, vor etwa 3500 Jahren erbaut worden. Ihr Zweck bestand darin, es Lord Rama, einem der Großkönige Alt-Indiens und Avatar des Gottes Vishnu, zu ermöglichen, von Indien nach Sri Lanka zu reisen, wo er den dämonischen Tyrannen Ravana besiegte und seine Frau, Sita, rettete.

Im Jahr 2002 zogen Hindu-Nationalisten NASA-Satellitenfotos der Untiefen als Beweis dafür heran, dass die Ereignisse, welche im Ramayana beschrieben werden, wirklich stattgefunden haben, obwohl die NASA selbst sich von diesen Annahmen distanziert hat. In diesem Monat schlussfolgerte eine Runde indischer Wissenschaftler, dass die Brücke “eine geologische Formation" sei, "die sich vor etwa 17 Millionen Jahren ereignet habe". [sic!; d. Red.]

Jedenfalls konnten sie eine mysteriöse Serie von Unfällen nicht erklären, welche die Arbeiten zum Stillstand gebracht haben. Zuerst sank das Bagger-Schiff Duck 6. Es wurde von der Dredging Corporation of India durch ihr größtes Bagger-Schiff ersetzt, doch sein Schäleisen [?; orig.: "spud"; d.Ü.] brach. Dann wurde ein weiteres Schiff ausgesandt, um das Schäleisen zu bergen, doch sein Kran zerbrach und klatschte in die See. Zumindest ein Hindu-Führer hat vermutet, dass die Brücke von Lord Hanuman (Abb. 1) beschützt werde, dem Affengott der Hindus [...]


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Ruth Gledhill und Jeremy Page (Delhi) erschien erstmals in englischer Sprache unter dem Titel "Can the monkey god save Rama’s underwater bridge?" in der britischen Zeitschrift The Times (©) am 27. März 2007. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung nach http://www.timesonline.co.uk/tol/news/world/asia/article1572638.ece durch Atlantisforschung.de

  1. Vergleiche dazu: "Satellitenbilder enthüllen: Ein künstlicher Damm verband Indien und Sri Lanka (VNN Vaishnava News)", Atlantisforschung.de (2007)


Bild-Quellen

(1) http://www.exoticindiaart.com/artimages/hanuman_sm.jpg

(2) http://blip.tv/uploadedFiles/Prpoint-AdamsBridgeAlsoKnownAsRamarBridgeAnAncientIndianHerita981-17.jpg