Kulturdiffusionismus

Definition

Abb. 1 Kulturdiffusionismus - die Lehre von Interaktion und Kulturtransfer als wesentliche Grundlage der Fortentwicklung der Menschheitskulturen und Entstehung von Zivilisation. (Graphik: Anton Antonio)

(red) Kulturdiffusionismus (engl.: Cultural Diffusionism) - heute zumeist nur kurz als 'Diffusionismus' (vom Lateinischen diffusio = Sich-Ausbreiten, Außeinanderfließen) - bezeichnet, ist ein während der jüngsten ca. 120 Jahre kultivierter wissenschaftlicher Theorien-Strang zur kultur- und zivilisations-geschichtlichen Entwicklung der Menschheit.

Die zentrale Theorie des Kulturdiffusionismus besagt, dass transferente kulturelle Elemente und Merkmale durch Kontakte von einer Kultur auf anderen übertragen werden, kulturelle "Übereinstimmungen" somit sehr häufig "auf historische Beziehungen zurückzuführen" [1] sind. "Kultureller Diffusionismus ist" also, wie es der Privatgelehrte Anton Antonio 2015 formulierte, "eine Theorie, nach der bestimmte ähnliche Praktiken, Erfindungen usw., die in verschiedenen Kulturen oder Völkern existieren, [...] hauptsächlich das Ergebnis der Diffusion im Gegensatz zu unabhängiger Entdeckung oder Entwicklung sind. Er ist die Überzeugung, dass Veränderungen in einer Kultur durch die Verbreitung von Ideen aus einer anderen verursacht werden…" [2] Während dabei zu Zeiten des, von den eurozentrischen oder sogar rassistischen Denknustern seiner Zeit geprägten, frühen oder 'klassischen' Kulturdiffusionismus vorausgesetzt wurde, ein solcher Kultureller Transfer finde in der Regel von angeblich 'überlegenen' bzw. 'höherrangigen' Kulturen ausgehend hin zu einfacheren und vermeintlich 'niederrangigen' statt, so ist im modernen Diffusionismus eine derartige Sichtweise obsolet. Vielmehr wird die Unterschiedlichkeit der interagierenden Kulturen als Triebfeder für Diffusionsprozesse hervorgehoben.

Bereits vergleichsweise früh gelang Verfechtern des Kulturdiffusionismus "der Nachweis [...] dass auch einfache, schriftlose Gesellschaften eine Geschichte besitzen und seit jeher in weitreichenden kulturellen Austauschverhältnissen standen." [3] Spätestens seit den experimentellen Seefahrts-Projekten Thor Heyerdahls besteht das zentrale Forschungsthema der meisten Kulturdiffusionisten in der Untersuchung anzunehmender interkontinentaler maritimer Kontakte von Menschen der Alten und der Neuen Welt, die möglicherweise bis ins Jungpaläolithikum zurückreichen.


Siehe zu diesem Thema bei Atlantisforschung.de u.a:


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Wolfgang Kraus und Matthias Reitter, "Einführung und Propädeutikum Kultur- und Sozialanthropologie, 2 Theoriengeschichte der Kultur- und Sozialanthropologie, 2.2 Diffusionismus und Kulturkreislehre", Fakultät für Sozialwissenschaften, Universität Wien (abgerufen: 06. März 2019)
  2. Quelle: Anton Antonio, "Cultural Diffusionism", 1. Februar 2015, bei Thoughts to Promote Positive Action... (abgerufen: 06. März 2019)
  3. Quelle: Sebastian Brather, "Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie - Geschichte, Grundlagen und Alternativen", Walter de Gruyter, 2012, S. 67

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