Kurt Bilau´s Beschäftigung mit Atlantis, der Nationalsozialismus und der Ario-Atlantismus

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Kurt Bilau: Der 'Flügelmajor' und Atlantis, Teil IIa

Abb. 1 Über Reichskanzler Heinrich Brüning (1885-1970) bemerkte Bilau 1931 verächtlich, es werde "noch viel Arbeit machen Herrn Brüning und Konsorten endlich auf die Rüben zu jagen...“

(bb) Allem Anschein nach war Kurt Bilau von Hause aus ein 'strammer Nationalist' und Antidemokrat, der schon in den 1920er Jahren mit der "Systemregierung" haderte [1] und neben dem "Futterkrippensozialismus" der "Roten" und "Marxisten" vor allem auch die Franzosen und ihre Reparationsforderungen an das Deutsche Reich im Gefolge des I. Weltkriegs als Haupt-Verantwortliche für den wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands ausmachte. So schrieb der Major a.D. Ende Dezember 1930 an seinen Freund, den Müller Eckardt:

"Ueber die miserablen Wirtschaftsverhältnisse hilft einem das Bewusstsein hinweg, dass es Niemand auf Erden besser geht, wenn die Franzosen nicht endlich aufhören uns auszuplündern und zu erpressen. Nur Frankreich hat Geld in Fülle, selbst England und Amerika ist pleite, von uns garnicht zu reden. Wann endlich werden wir eine Regierung haben, die den Mut findet >nein< zu sagen. Immer noch sieht man dem Ausland gegenüber nichts wie krumme Buckel, wie soll da das Ausland und besonders Frankreich vor uns Respekt bekommen. Solange solche Waschlappen an der Spitze sitzen, wird es weder bei uns noch sonstwo besser, also müssen wir abwarten und durch richtiges Wählen endlich dem Marxismus den Garaus machen und unsere Jugend wieder wehrhaft machen." [2]

Und am 14. Juni 1931 bemerkt er in einem weiteren Brief an Eckardt: "Es wird noch viel Arbeit machen Herrn Brüning (Abb. 1) und Konsorten endlich auf die Rüben zu jagen. Der Mann klammert sich mitsamt seinen ewigen Jasagern zu fest an seinen Ministersessel an. Allerdings scheint Hindenburg neuerdings doch etwas hellhörig geworden zu sein. [...] Kein vernünftiger Mensch mehr außer Zentrum und Sozis und auch die nur teilweise, ist noch für Erfüllen. Die Franzosen würden zwar mächtig mit dem Säbel rasseln, wenn wir unsere Zahlungsunfähigkeit erklären, das ist ja nun einmal Wegelagerer- und Erpressermanier, die zu den Herren Franzosen passt. Dieses Intrigantenvolk hält die ganze Welt noch, aber nicht mehr lange, in Schach. Italien wacht auf, England brummt. Jedes Goldstück, das weiter im Keller der Bank von Frankreich verschwindet, um dort zu liegen und nicht auf dem Weltmarkt zu arbeiten, schafft einen neuen Arbeitslosen bei uns oder anderwärts." [3]

Abb. 2 ... und über den national-liberalen Politiker Gustav Stresemann (1878 -1929) bemerkte Bilau dünkelhaft, der "Budikerssohn Stresemann" habe "die Karre außenpolitisch in den Dreck" gefahren. (29. Dez. 1931, an Eckardt)

In einem Schreiben an Eckardt vom 4. Mai 1931 wird deutlich, dass Bilau die 'Weimarer Republik' als eine Art 'historischen Ausrutscher' betrachtete, den es zu korrigieren galt, um in Deutschland wieder "normale" Verhältnisse herzustellen: "Wenn wir nicht noch das Glück haben, die roten Brüder mit Gewalt aus dem Tempel zu schmeissen, so gehen sie einmal an ihrer eigenen Dummheit zugrunde. Denn alle roten Grundsätze haben sich bisher immer noch, wenn auch manchmal nach längerer Zeit, als mindestens wirtschaftlicher Unsinn erwiesen. Die meisten roten Brüder haben ja gar keine Ahnung wie sehr sie das Volk und damit sich selbst schädigen. Sie glauben ihren Verhetzern und können sich gar kein politisches Urteil bilden. Ist dann wieder einmal ein Misserfolg da, dann verstehen es die roten Führer durch Lügen, das zu verstecken.

Einmal aber kommt die Wahrheit an den Tag, Lügen haben kurze Beine. Dass großen Massen schon die Verlogenheit des Marxismus bekannt geworden ist, bezeugt die nationalsozialistische Welle. Zahlreiche früher sogar ultrarote Arbeiter sind Nazis geworden, da sie bemerkten, dass Rot nie und nimmer etwas erreicht. Natürlich können sie nicht erwarten, dass es nun, weil sie übergetreten sind ins antimarxistische Lager, gleich sofort besser wird. Wenn rechts an die Regierung kommt, wird es auch erst einmal viel Arbeit geben, um Ordnung zu schaffen. Das erfordert Zeit. Wir müssen das ertragen, wenn es auch dauert, denn wir kennen das Endziel -- fort mit mit dem egoistischen Futterkrippensozialismus, erst dann kommen wieder normale Zeiten." [4]

Abb. 3 Mit einem Fackelzug vor dem Reichstag feierten die Nationalsozialisten am Abend des 30. Januar 1933 ihre 'Machtergreifung'. Der Wahlberliner Bilau könnte als strammer Nationalist und Gegner der Weimarer "System-Regierung" gut zu der Menge gehört haben, die dort Hitler bejubelte. (Foto: DHM, Berlin 96/1405)

Auch Bilau´s Neujahrsgrüße zum Jahreswechsel 1931/32 an seinen Freund und Gesinnungsgenossen Eckardt fallen politisch eindeutig aus, wobei ein zufriedener Unterton bezüglich der gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland durchklingt: "Wir alle wollen uns vom neuen Jahre eine politische und damit auch wirtschaftliche Gesundung wünschen. Die innere politische Gesundung ist auf dem Wege und mit der Minderheit vaterlandsloser Gesellen werden wir im kommenden Jahre wohl fertig werden ohne Bürgerkrieg. Wer einen Kopf hat zum Denken, ist nachdenklich geworden. Dieses Nachdenken und die darauf folgende Umkehr in den politischen Anschauungen kann man jetzt gerade in den Kreisen des Volkes beobachten; die Leute denken so wie es die oberen Zehntausend -- oberen nicht nach dem Geldbeutel, sondern nach Verstand und Lebenserfahrung -- schon immer getan haben." [5]

Nach der 'Machtergreifung' der Nationalsozialisten (Abb. 3) arrangierte sich Bilau offensichtlich ohne größere Schwierigkeiten mit dem neuen Regime (ob und wann er der NSDAP beigetreten ist, ließ sich durch Uwe Karstens und den Verfasser der vorliegenden Betrachtung bisher noch nicht klären). Bezeichnend genug, unterschrieb der kaiserliche Major a.D. nach 1933 nicht nur seine Geschäfts-Korrespondenz "mit deutschem Grusse" [6] und Briefe an offizielle Stellen mit "Heil Hitler!" [7]; Eckardt gegenüber machte er im Mai 1933 zudem deutlich, dass er grundsätzlich mit der politischen Linie der Nationalsozialisten übereinstimmte: "Da ich wie Sie auch streng deutschnational gesinnt bin, so passen mir manche Dinge jetzt nicht so ganz, aber soll es sein. Wir haben wenigstens eine deutsche Einheit und mit den Roten ist gründlich aufgeräumt. Es ist ja ganz unglaublich, was alles für Schmarotzer von unseren Steuern gelebt haben, Scheidemann, Böss und wie sie alle heissen." [8]

Was Bilau störte, war vor allem die Tatsache, dass sich die ökonomische Lage der Landbevölkerung (bzw. der alten ländlichen Eliten) mit dem Machtwechsel nicht sofort wieder verbesserte. Und auch ihm selbst ging es finanziell so schlecht wie nie: "Dass der Bauer geschützt werden soll, ist Voraussetzung für unser ganzes Weiterleben. Hat der Bauer Geld, hat´s die ganze Welt. Freilich krachen inzwischen neben den Bauern auch andere Existenzen immer mehr zusammen. Mir haben die Steuern mein Haus gekostet, mein letztes Vermögen. Ich sollte jährlich 7500 Rm [Reichsmark; bb] Steuern zahlen und hatte nur wegen Leerstehens der Hauptwohnungen 1500 Rm Einnahme. Wovon also jährlich 6000 Rm aufbringen? Auch jetzt ist daran noch nichts geändert [...] Die Steuer trieb rigoros ein und ich hatte nichts. Also musste ich in dem Moment heraus, wo ich auch sonst nichts mehr hinzuzubrocken hatte. Das sind wohl noch so alte Sünden des marxistischen Regimes." [9]

Bilau´s politische Naivität Hitler und dem Nationalsozialismus gegenüber sowie seine Annäherung an sie wird in einem weiteren Brief an seinen Intimus Eckardt vom 26. Mai 1933 deutlich, der sich mit der neuen NS-Regierung offenbar schwerer tat als sein Freund: "Auch ich bin deutschnational und konnte mich nur schwer mit manchen Neuerungen abfinden. Schließlich aber muss ich bekennen, dass Hitler persönlich ein ganzer Kerl ist. Seine Rede hat uns vor einem neuen Krieg mit Frankreich bewahrt, der schon so gut wie beschlossen erschien. Neuer Krieg wäre neues Elend gewesen. Hitlers Mitarbeiter verderben leider vieles, was er dann wieder gut machen muss. Doch das ist bei Revolutionen immer so. Es wird schon alles werden." [10]


Fortsetzung:


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Vergl. dazu U. Karstens (2003), S. 12
  2. Quelle: Fotokopie eines Briefes von K. Bilau an Eckardt, datiert auf den 25. Dez. 1930, aus dem Nachlass von Kurt Bilau, Archiv Uwe Karstens, Ascheberg
  3. Quelle: Fotokopie eines Briefes von K. Bilau an Eckardt, datiert auf den 14. Juni 1931, aus dem Nachlass von Kurt Bilau, Archiv Uwe Karstens, Ascheberg
  4. Quelle: Fotokopie eines Briefes von K. Bilau an Eckardt, datiert auf den 04. Mai 1931, S. 1; aus dem Nachlass von Kurt Bilau, Archiv Uwe Karstens, Ascheberg
  5. Quelle: Fotokopie eines Briefes von K. Bilau an Eckardt, datiert auf den 29. Dez. 1931, aus dem Nachlass von Kurt Bilau, Archiv Uwe Karstens, Ascheberg
  6. Anmerkung: Siehe Brief von Kurt Bilau an "Herrn Mühlenbesitzer Pansow, Wolgast" vom 30. Mai 1935; fotographische Reproduktion des Originals in: Uwe Karstens, "Kurt Bilau - Annäherung an einen Visionär", Schleswig, 2003, Verein zur Erhaltung der Wind- und Wassermühlen in Schleswig-Holstein und Hamburg e.V. (Hrsg.), S. 58
  7. Anmerkung: Siehe Brief von Kurt Bilau an den "Bevollmächtigten des Führers für Wirtschaftsfragen, Herrn Ingenieur Keppler" vom 17. März 1935; fotogaphische Reproduktion des Originals in: Uwe Karstens, "Kurt Bilau - Annnäherung an einen Visionär", Schleswig, 2003, Verein zur Erhaltung der Wind- und Wassermühlen in Schleswig-Holstein und Hamburg e.V. (Hrsg.), S. 57
  8. Quelle: Fotokopie eines Briefes von K. Bilau an Eckardt, datiert auf den 10. Mai 1933, aus dem Nachlass von Kurt Bilau, Archiv Uwe Karstens, Ascheberg
  9. Quelle: ebd.
  10. Quelle: Fotokopie eines Briefes von K. Bilau an Eckardt datiert auf den 26. Mai 1933, aus dem Nachlass von Kurt Bilau, Archiv Uwe Karstens, Ascheberg

Bild-Quellen:

1) http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BrueningHeinrich/index.html
2) http://www.spiegel.de/img/0,1020,526513,00.jpg
3) http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ba007228/index.html