Kurt Schildmann

Epigraphiker, Linguist und Diffusionist

Abb. 1 Kurt Schildmann (1909-2005), das 'Enfant terrible' unter den herausragenden Linguisten und Epigraphikern des 20. Jahrhunderts, war ein Querdenker, den die Konventionen und Paradigmen biederer Schulwissenschaft nie sonderlich beeindruckten.

(bb) Karl Friedrich Kurt Schildmann (Abb. 1) war ein deutscher Linguist, Epigraphiker und Altertumsforscher, der sich besondere Meriten um die Entwicklung des modernen Diffusionismus sowie der Paläo-SETI Forschung und Primhistorik erworben hat. Als seine herausragende Leistung gilt in alternativen Forscherkreisen die - 'offiziell' nicht anerkannte - Entzifferung der altindischen Industal-Schrift Mitte der 1990er Jahre.

Geboren wurde Kurt Schildmann am 12. März 1909 in der Ortschaft Hamborn (heute ein Stadtteil von Duisburg) am Niederrhein. Sofort nach seiner Schulzeit (1916-1926) begann er mit privaten Studien 'exotischer' Sprachen, ein Forschunggebiet, das ihn bis zu seinem Tode (er starb am 25. April 2005 in Bonn, Bad Godesberg) nicht mehr loslassen sollte.

Darüber hinaus gehörten zu Schildmanns charakteristischen Eigenschaften seine Liebe zu Büchern (er stellte im Verlauf seines Lebens eine bemerkenswerte Privat-Bibliothek zusammen, und war von außergewöhnlicher Belesenheit), sein transdisziplinärer Forschungsstil und seine Bereitschaft zur energischen, ja sogar provokativen, Verteidigung nonkonformer Forschungsergebnisse gegen die "Mehrheitsmeinung" des wissenschaftlichen Establishments, sowie seine ausgeprägte Reiselust, der er auch in 'gereiftem Alter' noch ausgiebig frönte.

Bereits im Alter von siebzehn Jahren zog es ihn 1926 - gemeinsam mit seinem fünf Jahre älteren Bruder und Mentor Heinrich Schildmann - "auf der Suche nach den Wundern der Vergangenheit" in die Fremde, und die beiden bereisten Griechenland, den Mittleren Osten und sogar Zentralasien, um, wie er später erklärte, zu erforschen, woher "die Menschheit stammte, woher die Sprache stammte und woher die Zivilisation stammte. Unsere Helden waren die Gebrüder Humboldt [1], und als studierende und forschende Brüder wurden wir überall willkommen geheißen." [2]

1929 musste Kurt seine Studienreisen zunächst alleine fortführen, da sein Bruder erkrankte und gezwungen war, zur Genesung vorübergehend nach Deutschland zurückzukehren. "Selbständig und allein besuchte ich alle Winkel Persiens, viele Orte sogar zwei mal oder noch öfter". Mit achtzehn oder neunzehn Jahren war er zu diesem Zeitpunkt "jünger als Sven Hedin zu der Zeit seiner ersten Durchquerung der persischen Wüsten, und viel jünger als der dänische Gelehrte Rasmus Rask, Begründer der Vergleichenden Sprachwissenschaft, welcher 31 Jahre alt war, als er (1818) den Iran und später Indien erkundete." [3]

Abb. 2 Wilhelm (links) und Alexander von Humboldt waren die großen Vorbilder der 'forschenden Brüder' Kurt und Heinrich Schildmann.

Nachdem sein Bruder genesen und wieder zu ihm gestoßen war, zogen die beiden zunächst über Basra und Bagdad nach Syrien und in den Libanon, dann weiter nach Osten, wo sie u.a. Belutschistan durchquerten und Britisch Indien, Quetta, Rohri und im November 1930 das Industal besuchten. "Wir reisten", wie Kurt Schildmann weiter berichtete, "nach Lahore, ins Tal des Ganges, nach Kalkutta und dann, an Bord eines Dampfers, nach Rangun in Burma mit seinen goldenen Pagoden. Via Moulmein ging es dann zu Fuß durch den Dschungel von Siam (Thailand); danach erreichten wir, ziemlich erschöpft, Bangkok mit der Eisenbahn, wo wir das Klima zu heiß und zu feucht fanden, und daher nordwärts nach Französisch-Indochina reisten, wo wir via Pnompenh, Saigon, Hue und Vinh nach Hanoi gelangten.

Allen Ratschlägen entgegen betraten wir dann das chinesische Kuang Hsi, das sich unter einem Militär-Regime im Zerfall befand, und viele andere Regionen Kuo Hing Tan [?; d.Ü.] Chinas." [4] Ihr viermonatiger Aufenthalt in China führte die beiden Schildmanns u.a. nach Nanning, Kanton, Hongkong, Shanghai, Nanking, Tientsin/Peking und Mukden, von wo aus sie nach Korea weiterreisten, der letzten Etappe ihrer Weltreise in Asien, aber nicht der letzten Station der Reise selbst. Abschließend überquerten sie nämlich nun den Pazifik, um noch etwa ein Jahr lang Südamerika zu erkunden, bevor sie nach Deutschland zurückkehrten.

Auf dieser 'Mammut-Exkursion' empfing der junge Kurt Schildmann bereits zahlreiche Anregungen für seine späteren linguistischen Forschungen: So sollte er z.B. etwa zwanzig Jahre danach mit der Rekonstruktion der proto-koreanischen Sprache beginnen, die, wie er festhielt, "eng verwandt mit dem Proto-Japanischen war", und er plante auch die Rekonstruktion des, teilweise poly-syllabischen, Proto-Chinesisch. Der genius loci des 'Zweistromlandes' hatte sein besonderen Interesse am Sumerischen geweckt, und von 1964 an widmete er sich der Beweisführung, dass es sich dabei um einen südwest-iranischen Dialekt gehandelt habe - ein Problem, das ihn ca. dreißig Jahre beschäftigen und die Publikation seiner fortgesetzt bearbeiteten "Historischen Grammatik des Sumerischen" [5] zum Ergebnis hatte. Vor allem aber hatte ihn eine nachhaltige Faszination für Sprache und Schrift der uralten Industal-Kultur ergriffen, deren zivilisations-geschichtliche Bedeutung in der Westlichen Welt auch heute noch unterschätzt wird.

Doch zurück zu Schildmanns Jugend. Die gesellschaftspolitischen Verhältnisse in Deutschland und die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, die Kurt und Heinrich bei ihrer Rückkehr im Jahr 1933 miterlebten, wirkten zweifellos deprimierend auf die beiden polyglotten und weltoffenen jungen Männer. Das neue Regime gab ihnen jedenfalls "gute Gründe, ein Leben mit viel Freiheit zu wählen: die Seefahrt auf einem Segelboot - ein Plan, den wir bereits in China-Kuang-Hsi gefasst hatten, als wir gemächlich flussabwärts reisten.

Abb. 3 Die uralte Kultur des Industals faszinierte Kurt Schildman seit seiner Weltreise von 1926-1933.

Es war im November 1933, als wir wieder gen Süden aufbrachen. Nachdem wir an Bord eines fragilen Gummiboots namens MYTHOS Tunesien erreicht hatten, merkten wir, dass ein kleines Segelboot aus Holz zweckdienlicher sein würde. Im südfranzösischen Sète erstanden wir dann im November 1934 eines." [6] Mit diesem Boot, das sie ETYMON tauften, unternahmen die beiden in den folgenden Jahren immer wieder Trips zu zahlreichen Zielen rund ums Mittelmeer, darunter Spanien (vor dem Beginn der Revolution von 1936), Frankreich, Jugoslawien, Albanien, Griechenland und vor allem Italien, das sie immer wieder besuchten, wobei sie den Großteil ihrer Zeit in Büchereien verbrachten (besonders in Padua und Venedig). Zudem studierte Kurt Schildmann zwischen 1938 und 1941 bei Prof. Alfredo Trombetti von der Universität Bologna, dem profiliertesten Verfechter einer, "la monogenesi del linguaggio" genannten, Theorie (auch: "Monoglottogenese", die Annahme, es habe EINE Ursprache gegeben, aus der sich alle später entstandenen Sprachen durch Diversifizierung entwickelt haben) in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

1942 holte jedoch der Zweite Weltkrieg auch Kurt Schildmann ein. Obwohl er und sein Bruder sich erfolgreich Übersetzer-Examen in mehr als fünf Sprachen unterzogen hatten, um sich für eine Dolmetscher-Tätigkeit im diplomatischen Dienst zu qualifizieren, wurde er zur Wehrmacht einberufen und zunächst an die 'Ostfront' geschickt, wo er verwundet wurde. Danach kam er an die Westfront, wo seine unfreiwillige militärische Laufbahn in einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager endete.

Nach Kriegsende und seiner Entlassung aus der Gefangenschaft ließ Kurt Schildmann sich zunächst in Oerlinghausen/Lippe nieder, wo er auch seine linguistischen Studien wieder aufnahm und 1947 - übrigens am selben Tag wie sein Bruder Heinrich - heiratete. Finanzielle Sicherheit brachte dem jungen Paar Kurts Beschäftigung als Dolmetscher für die britische Besatzungsmacht im nahe gelegenen Detmold, und 1948 bekam es einen Sohn (Kurt Schildmann Jr., der 1987 bei einem Unfall in der Türkei ums Leben kam).

Während der 1950er Jahre übersiedelte die Familie nach Bonn-Bad Godesberg, wo Kurt Schildmann bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1974 als Dolmetscher für das neue Bundesministerium der Verteidigung tätig war, eine Arbeit, die ihm genügend Freiraum für seine linguistischen Studien und organisatorische Aktivitäten ließ. So gründete er 1956, gemeinsam mit interessierten Sprachforschern aus anderen relevanten Ministerien, die "Studiengemeinschaft deutscher Linguisten" (Society of German Linguists), als deren Präsident er später fungierte, und die diverse Publikationen von ihm herausgab.

Indus Script Dholavira.JPG
Abb. 4 Mitte der 1970er Jahre, gelang Kurt Schildmann nach Jahrzehnte langer Arbeit die Entzifferung der Schrift der Industal-Kultur (Bild: Zehn Industal-Schriftzeichen, die in der Nähe der Zitadelle von Dholavira entdeckt wurden).

Mitte der 1970 Jahre, gelang Kurt Schildmann dann die Krönung seiner vorausgegangenen, jahrzentelangen Beschäftigung mit der Schrift der uralten Industal-Tivilisation durch ihre Entzifferung, "an der sich", wie es einer seiner Freunde, der Wissenschaftshistoriker Dr. Horst Friedrich formulierte, zuvor "ungezählte Forscher die Zähne ausgebissen hatten" [7].

Seine Erkenntnisse, auf welche die Fachwelt in einer Weise reagierte, die teils durch "staunendes Schweigen" (Friedrich), teils durch pikierte Ablehnung gekennzeichnet war, präsentierte und diskutierte er u.a. auf Orientalisten-Kongressen in Paris, Wien und Mexiko-City. Außerdem unternahm Schildmann ab 1978, mit einem neu erworbenen Klipper und in Begleitung seines Sohns wieder ausgedehntere Segelturns ins Mittelmeer, wo er seine Studien weiterführte, abwechselnd mit Forschungsreisen per Flugzeug in die USA, nach Mexiko, Ägypten und in den Iran.

In den 1980er Jahren düpierte Schildmann weiterhin mit unbequemen Erkenntnissen - noch spektakulärer Natur - die Zivilisations- und Urgeschichtsforscher. Er entzifferte nämlich "auch noch beschriftete Objekte aus der berühmt-berüchtigten Crespi-Collection (Cuenca/Ecuador), aus der umstrittenen Burrows Cave (Illinois/USA), und – um alledem noch die Krone aufzusetzen – aus westeuropäischen Fundstätten wie dem ebenso berühmt-berüchtigten Glozel (Frankreich) als in einer Variante der Indus-Schrift geschriebener Sanskrit." [8]

Schildmanns "dogmenstürmendes" Fazit, das er 1999 in seinem Werk "Als das Raumschiff >Athena< die Erde kippte..." zog, fasst Friedrich folgendermaßen zusammen: "Wie heute die westliche Zivilisation, war vor einigen Jahrtausenden (vor vernichtenden Kataklysmen, die in den Inschriften erwähnt sind!) die Hochkultur Alt-Indiens weltweit aktiv, kolonisierend und kulturbringend. Mit anderen Worten: Schildmanns Entdeckung (und es sieht so aus, als hätte alles seine Richtigkeit) stellt eine echte Sensation dar! Und die Anhänger der Präastronautik und Paläo-SETI-These werden sich freuen: Schildmann glaubt bei seinen Entzifferungen herausgelesen zu haben, daß diese einstige Welt-Hochkultur von einer extraterrestrischen Super-Zivilisation gesteuert wurde, die im Besitz von Riesenraumschiffen und Basen auf dem Mond war." [9]


Bei Atlantisforschung.de:


Externa:


Anmerkungen und Quellen

Verwendetes Material:

  • Dr. Horst Friedrich (FMES), "KURT SCHILDMANN: PIONEER EPIGRAPHER - A Tribute to a Great Linguist and Diffusionist", in: MIDWESTERN EPIGRAPHIC JOURNAL, Volume 18/19, 2004/5

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Alexander von Humboldt (1769–1859), Naturforscher und Entdecker, und sein Bruder Wilhelm von Humboldt (1767–1835), Sprachwissenschaftler und Bildungsreformer
  2. Quelle: Kurt Schildmann (DFMES, Society of German Linguists), "AUTOBIOGRAPHY AND TRAVELS OF LINGUIST KURT SCHILDMANN (1915-2005)", in: MIDWESTERN EPIGRAPHIC JOURNAL, Volume 18/19, 2004/2005, S. 24; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de
  3. Quelle: ebd.
  4. Quelle: ebd.
  5. Siehe: K. Schildmann, "Compendium of the Historical Grammar of Sumerian (HGS) [Grundriss der historischen Grammatik des Sumerischen HGS], 1964 seq. including the related material contained in proto-Semitic and proto-Egyptian", SDL, Bonn, 1964-1981, 4 Bände.
  6. Quelle: Kurt Schildmann (DFMES, Society of German Linguists), "AUTOBIOGRAPHY AND TRAVELS OF LINGUIST KURT SCHILDMANN (1915-2005)", in: MIDWESTERN EPIGRAPHIC JOURNAL, Volume 18/19, 2004/2005, S. 24; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de
  7. Quelle: Dr. Horst Friedrich, "Als das Raumschiff >Athena< die Erde kippte (Besprechung)", bei: Giordano Bruno Gesellschaft e.V.
  8. Quelle: ebd.
  9. Quelle: ebd.

Bild-Quellen:

1) Midwestern Epigraphic Society, unter: MES 2007 Research Symposium - Saturday April 21, 2007, Westerville Electric Company Conference Room, 139 E. Broadway Ave, Westerville, Ohio
2) Wikimedia Commons, unter: File:Weimarer Klassik.jpg (Ausschnitt; Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)
3) Bildarchiv EFODON
4) Wikimedia Commons, unter: File:The'Ten Indus Scripts' discavered near the northen gateway of the citadel,Dholavira.JPG