Marcia und Robert Ascher: 'Code of the Quipu' (1981/2013)

Literaturhinweis

von William R. Corliss (1982)

Abb. 1 Hier die Abbldung eines südamerikanischen Quipus in Meyers Konversationslexikon aus dem Jahr 1888

In einer aktuellen Ausgabe von Science rezensiert Gary Urton ein neues Buch mit dem oben genannten Titel (Code of the Quipu). [1] Die Autoren sind Marcia und Robert Ascher, die etwa 200 Inka-Quipus studiert haben und dabei zeigen, dass die Inka tatsächlich eine 'geschriebene' Sprache sowie ein erstaunlich ausgeklügeltes mathematisches Notensystem hatten. Ein Quipu (Abb. 1) erscheint dem Uneingeweihten als bedeutungsloses Gewirr von Schnüren.

Für einen kundigen Inka-Quipu-Leser haben jedoch die Positionierung und die Farben der Sekundär- und Tertiärketten, die an die Primärschnur angehängt sind, eine Bedeutung. Die Knoten entlang jeder Kette übermitteln auch Nachrichten. Quipus enthielten in gewisser Hinsicht eine dreidimensionale Notation, im Gegensatz zu dem zweidimensionalen Text auf dieser Seite. Inkaische mathematische Entwicklungen sind der Quipu-Notation inhärent, welche die Positionsnotation der Basis 10 und die Verwendung der Null eindeutig offenbart. Statt eines Gewirrs farbiger Stränge zeigen Quipus ausgeklügelte Konzepte von Zahl, geometrischer Konfiguration und Logik. [2]

Redaktionelles Addendum (2018)

Im Jar 2013 erfolgte eine Neuauflage des Buches von Ascher & Ascher mit dem modifizierten Titel Mathematics of the Incas: Code of the Quipu (Abb. 2) In einem Verlagstext heißt es dazu:

Abb. 2 Das Front-Cover der 2013 erschienenen Neuauflage von M. und R. Aschers Buch über Quipus aus dem Jahr 1981

"Die Inka des alten Peru hatten keine Schrift. [3] Stattdessen entwickelten sie ein einzigartiges System, das auf räumlichen Anordnungen von farbigen verknoteten Schnüren, genannt Quipus, zum Ausdruck gebracht wurde, um Informationen aus ihrem riesigen Reich aufzuzeichnen und zu übermitteln. Das vorliegende Buch basiert auf einer Studie aus erster Hand über originale Quipus, welche die Zerstörung der Inka-Zivilisation überlebt haben. Dieses Buch, das von einer Mathematikerin und einem Anthropologen verfasst wurde, macht den Leser mit dem kulturellen Kontext des Quipus vertraut, dem Problem der Interpretation von Artefakten aus einer anderen Kultur und dem Platz der Quipu-Macher in der Inka-Kultur. Obwohl kein mathematisches Vorwissen vorausgesetzt wird, wird der Leser mit den in den Quipus eingebetteten mathematischen Ideen vertraut gemacht und lernt, wie man einen Quipu herstellt.

Diese ungewöhnliche und zum Nachdenken anregende Studie, die durch mehr als 125 Illustrationen bereichert ist, wird Mathematiker, Historiker, Anthropologen, Archäologen und Studenten der Volkskunst mit ihrer einzigartigen Betrachtungsweise der Art und Weise interessieren, in der bunte Schnurstücke dazu dienten, eine reiche, logische, numerische Tradition zu verkörpern, und letztlich eine Metapher für die Zivilisation darstellen, die sie geschaffen hat..." [4]


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss (1926-2011) erschien erstmals in Science Frontiers Nr. 22, Juli - August 1982, unter dem Titel "Code Of The Quipu"; Übersetzung ins Deutsche sowie redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de nach der online gestellten Version des Artikels bei science-frontiers.com im August 2018.

Fußnoten:

  1. Siehe: Marcia und Robert Ascher, "Code of the Quipu: A Study in Media, Mathematics, and Culture", University of Michigan Press, 1981
  2. Quelle: Gary Urton, "Inca Encodements", in: Science 216:869, 1982
  3. Red. Anmerkung: Angesicht des Inhalts und diverser Karnaussagen dieses Buches erscheint obige Bemerkung reichlich seltsam. Tatsächlich waren ja die - bereits in präinkaischer Zeit als komplexes Instrument zur Informationsübermittlung entwickelten - Quipus weitaus mehr als 'nur' eine "Knotenschrift".
  4. Quelle: Google Books, unter: "Mathematics of the Incas: Code of the Quipu" (abgerufen: 20. August 2018; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) El Comandante und Dynamax bei Wikimedia Commons, unter: File:Quipu.png
2) Courier Corporation / Bild-Archiv Atlantisforschung.de