Menhire um Kassel

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von unserem Gastautor Roland Roth (2007)

Abb. 1 Der Menhir von Werkel, auch Hilgenstein genannt

Mit dem Ende der Jungsteinzeit um 2000 v. Chr. begann nach Auffassung der Archäologen ihre Verbreitung über weite Teile Mitteleuropas: die Menhire! Menhir ist ein bretonisches Wort keltischen Ursprungs, men = Stein, hir = lang: langer Stein.

Fast überall findet man sie, ob in der Bretagne die gewaltigen Steinreihen und -kreise von Carnac, in England die Steinkreise wie u.a. Stonehenge oder einzeln stehende Menhire in Deutschland. In Kassel beispielsweise mag man glauben, dass sich die Megalithkunst hier erst richtig ausgetobt zu haben scheint, allerdings findet man solche Megalith-Zentren überall in Deutschland. Hinweise finden sich stets in Informations-Blättern der entsprechenden Gemeinden.

In der näheren Umgebung von Kassel und rund um den rätselbehafteten Odenberg kann man eine Reihe von Menhiren entdecken, die zusammen auf der Landkarte ein Trapez bilden. Da ist zum einen der Menhir von Werkel (Abb. 1), der noch nicht einmal mannshoch ist, allerdings mit rätselhaften Rillen und kleinen, tiefen Löchern an den Seiten versehen ist. Der Menhir von Wolfershausen ist dagegen ein recht beeindruckendes Exemplar seiner Spezies. Die gewaltige Größe und das Gewicht von mehreren Tonnen machen ihn schon fast zu einem kleinen Verwandten der Riesensteine von Stonehenge. Bei dem langen Stein von Maden (Abb. 2) handelt es sich dagegen wieder um eine kleine Ausführung.

Abb. 2 Hier der als Wodanstein bekannte Menhir in Maden

Der absolute Winzling unter den Menhiren ist aber der gerade mal kniehohe "Riesenstein" in Guntershausen. Man kommt sich etwas verschaukelt vor, wenn man auf der Suche nach dem in der Literatur so genannten "Riesenstein" dann in Natura vor ihm steht. Allerdings zeigt dieser Menhir eine interessante, tiefe Rinne, an der nachweislich noch bis in unser Jahrhundert hinein Fruchtbarkeitsriten vollzogen wurden, indem Jungfrauen mit ihrem blanken Hinterleib über den Stein gerutscht sein sollen. Dies zeigt einmal mehr eine Urerinnerung an alte Kulte und Rituale, die heute wahrscheinlich kaum mehr nachvollziehbar sind. [...]

Leider kann man heute kaum noch eine maßstabgerechte Anordnung nachweisen, da einige Steine, wie u.a. der Hünstein in Großenritte, wegen baulicher Maßnahmen ortsversetzt wurden. Meist handelt es sich dabei nur um ein paar Meter, aber die ursprüngliche Lage lässt sich kaum noch verifizieren, wenn heute auf den ehemaligen Standorten nette Vorstadt-Einfamilienhäuser stehen. Allerdings hat sich beim Blick auf die Landkarte die ungefähre Andeutung einer geometrischen Ausrichtung erhalten, die darauf schließen lässt, dass ebenso wie in den englischen Steinkreisanlagen von Stonehenge oder den Steinreihen von Carnac eine ursprüngliche astronomische Ausrichtung vorhanden gewesen sein muss.


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag unseres Gastautors Roland Roth (©) wurde seinem 2007 im Ancient Mail Verlag erschienenen Buch "Vermächtnisse der Vorzeit - Auf den Spuren vergangener Zivilisationen" (S. 32-34) entnommen. Bei Atlantisforschung.de erscheint er im Juni 2017 mit freundlicher Genehmigung des Verfassers in einer redaktionell bearbeiteten, illustrierten Online-Fassung.

Bild-Quellen:

1) Armin Schönewolf bei Wikimedia Commons, unter: File:Menhir von Werkel.JPG
2) Armin Schönewolf bei Wikimedia Commons, unter: File:Wodanstein in Maden.JPG