Mythologische Grundlagen für die Pazifika-Hypothese?: Unterschied zwischen den Versionen

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Halten wir abschließend dazu fest, dass Blumrich [[Kásskara und Taláwaitíchqua|Kásskara]] (analog zur Meinung von Autoren wie [[Andrew Collins|Collins]] oder [[Jürgen Hepke|Hepke]] über [[Atlantis]]) nicht unbedingt als kompakten Groß-Kontinent interpretiert: "''Wir müssen aber auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß [[Kásskara und Taláwaitíchqua|Kásskara]] nicht ein einziger riesiger Kontinent war, sondern aus einer Gruppe kleinerer Landmassen, beispielsweise von der Größe Australiens oder [[Europa]]s bestand. Jedenfalls wissen wir zu wenig, um eine Karte zeichnen zu können. Wie auch immer die Geographie dieses Gebietes ausgesehen haben mag, die gesamte Landfläche war groß und kann in Ausdehnung dem heutigen [[Asien]] vergleichbar gewesen sein. Sie überspannte 40 bis 50 Breitengrade und etwa 60 bis 90 Längen-grade. Sie erstreckte sich um weniger als 20 Grad nördlich des Äquators, doch bis zu 30 oder mehr Grad nach dem Süden...''" <ref>Quelle: ebd., S. 207, 208</ref>
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Halten wir abschließend dazu fest, dass Blumrich [[Kásskara und Taláwaitíchqua|Kásskara]] (analog zur Meinung von Autoren wie [[Andrew Collins|Collins]] oder [[Jürgen Hepke|Hepke]] über [[Atlantis]]) nicht unbedingt als kompakten Groß-Kontinent interpretiert: "''Wir müssen aber auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß [[Kásskara und Taláwaitíchqua|Kásskara]] nicht ein einziger riesiger Kontinent war, sondern aus einer Gruppe kleinerer Landmassen, beispielsweise von der Größe [[Australien aus alternativ-historischer Sicht|Australiens]] oder [[Europa]]s bestand. Jedenfalls wissen wir zu wenig, um eine Karte zeichnen zu können. Wie auch immer die Geographie dieses Gebietes ausgesehen haben mag, die gesamte Landfläche war groß und kann in Ausdehnung dem heutigen [[Asien]] vergleichbar gewesen sein. Sie überspannte 40 bis 50 Breitengrade und etwa 60 bis 90 Längen-grade. Sie erstreckte sich um weniger als 20 Grad nördlich des Äquators, doch bis zu 30 oder mehr Grad nach dem Süden...''" <ref>Quelle: ebd., S. 207, 208</ref>
  
 
Wenn wir eine Bilanz dieser - noch recht oberflächlichen - Beschau mythologischer Indizien ziehen, dann können wir bereits feststellen: Anscheinend stoßen wir überall im südindischen und pazifischen Großraum auf [[Sintflut|Sinflutmythen]] und uralte Legenden über versunkene Landmassen, Flutkatastrophen und prädiluviale Reiche der Vorzeit, die sich nahtlos in das [[Lemuria|Le]]([[Mu]])[[Lemuria|ria]]-Theorem einfügen lassen und insgesamt ein faszinierendes [[Stichwort: Euhemerismus|euhemeristisches]], [[Diffusionismus|diffusionistisches]] und [[Katastrophismus|katastrophistisches]] Gesamtbild der jüngeren Menschheitsgeschichte andeuten. Doch erinnern wir uns, was der in Fachkreisen renommierte [[Atlantologie|Atlantologe]] [[R. Cedric Leonard]] vor einiger Zeit über [[Platon]]s versunkenes Inselreich festgestellt hat: "''Wenn die geologische Erdgeschichte die Existenz einer großen Insel inmitten des Nord-Atlantik nicht stützt, dann ist, um es kurz zu machen, [[Atlantis]] 'den Bach `runter'. Daher ist der Nachweis der Möglichkeit solch einer Landmasse geologisch von höchster Wichtigkeit.''" <ref>Quelle: [[R. Cedric Leonard]], "[http://www.atlantisquest.com/Geology.html Geological Evidence, The Importance of Oceanography]", bei: [http://www.atlantisquest.com QUEST FOR ATLANTIS - A SCIENTIFIC ENQUIRY]</ref>
 
Wenn wir eine Bilanz dieser - noch recht oberflächlichen - Beschau mythologischer Indizien ziehen, dann können wir bereits feststellen: Anscheinend stoßen wir überall im südindischen und pazifischen Großraum auf [[Sintflut|Sinflutmythen]] und uralte Legenden über versunkene Landmassen, Flutkatastrophen und prädiluviale Reiche der Vorzeit, die sich nahtlos in das [[Lemuria|Le]]([[Mu]])[[Lemuria|ria]]-Theorem einfügen lassen und insgesamt ein faszinierendes [[Stichwort: Euhemerismus|euhemeristisches]], [[Diffusionismus|diffusionistisches]] und [[Katastrophismus|katastrophistisches]] Gesamtbild der jüngeren Menschheitsgeschichte andeuten. Doch erinnern wir uns, was der in Fachkreisen renommierte [[Atlantologie|Atlantologe]] [[R. Cedric Leonard]] vor einiger Zeit über [[Platon]]s versunkenes Inselreich festgestellt hat: "''Wenn die geologische Erdgeschichte die Existenz einer großen Insel inmitten des Nord-Atlantik nicht stützt, dann ist, um es kurz zu machen, [[Atlantis]] 'den Bach `runter'. Daher ist der Nachweis der Möglichkeit solch einer Landmasse geologisch von höchster Wichtigkeit.''" <ref>Quelle: [[R. Cedric Leonard]], "[http://www.atlantisquest.com/Geology.html Geological Evidence, The Importance of Oceanography]", bei: [http://www.atlantisquest.com QUEST FOR ATLANTIS - A SCIENTIFIC ENQUIRY]</ref>

Version vom 28. November 2009, 02:46 Uhr

(bb) Die Sagen, Legenden und Mythen sogenannter "Naturvölker" sowie der alten "Hochkulturen" gehören seit jeher zu den Quellen, aus denen die empirisch und naturwissenschaftlich ausgerichtete Atlantisforschung Hinweise auf eine - oder mehrere - versunkene Zivilisationen im Großraum des Atlantischen Ozeans gezogen hat. Daher ist es für Atlantologen, die sich mit dem Le(Mu)ria-Problem konfrontiert sehen, ganz selbstverständlich, zunächst einmal die mythologischen Grundlagen zu prüfen, um erste Anhaltspunkte für eine systematische Suche nach Indizien und Evidenzen zu gewinnen.


Kumari Nadu - das Le(Mu)ria der alten Inder

Abb. 1 Ist das mythische Kumari Nadu der Tamilen mit dem heiligen Berg Meru identisch mit Le(Mu)- ria? Die alt-tamilischen Überlieferungen könnten durchaus zur Grundlage für den Mythos eines versunkenen Pazifik-Kontinents geworden sein.

Beginnen wir unsere Umschau mit der indischen Mythologie, aus der sich die esoterischen Verfechter Le(Mu)rias so ausgiebig bedient haben. Tatsächlich stoßen wir bei unserer Suche schnell auf - angeblich weit prähistorische - Überlieferungen, die von gewaltigen Landgebieten berichten, welche um das heutige Sri Lanka herum existiert haben sollen. So schreibt der namentlich ungenannte Autor von "Kumari Nadu or Lemuria - Was it ten million years ago?": "Südindische Manuskripte nannten diese [Landmassen] >Kumari Nadu<. [1] [...] Sie erstreckten sich bis weit über das heutige Kanyakumari am äußersten Süd-Zipfel Indiens hinaus. Diesen historischen Schriften zufolge war dies das pandyanische Königreich. Zwei mächtige Flüsse, >Kumari< und >Pahroli< durchströmten das Land. Die Distanz zwischen den beiden entspricht in heutigen Begriffen etwa 7000 Meilen. Die Schriften erwähnen eine Entfernung von 700 Kavadam." [2]

Im Internet haben wir sogar eine Karte von Kumari Nadu (Abb. 2) entdeckt, über deren Quelle es heißt: "Govindam's [mittelalterliche Schrift] >Babaja and the 18 Siddha Kriya Yoga Tradition< zeigt eine Karte von Indien um 30 000 v. Chr., auf welcher Indien mit Australien verbunden ist (sie zeigt zudem [den legendären] Mount Meru als einen der [dortigen] Berggipfel – andere Quellen stellen Mt. Meru an den Nordpol [vergl. dazu: B. G. Tilak, W. F. Warren und ihr nordpolares Inselreich der Vorzeit; d. Red.], oder [betrachten ihn] als eine andere Bezeichnung für die Große Pyramide in Ägypten!)." [3] Interessant erscheint im Zusammenhang mit diesen Legenden auch die Entdeckung von 'Adams Bridge' im Jahr 2002. Bei dieser, möglicherweise künstlichen, Struktur handelt es sich um eine ca. 30 km lange Landbrücke zwischen Indien und Sri Lanka, die vor dem endglazialen Ansteigen der Meeresspiegel noch trocken gelegen haben muss (siehe dazu auch: Satellitenbilder enthüllen: Ein künstlicher Damm verband Indien und Sri Lanka).

Vergleichen wir dazu das Hindu-Epos Ramayana: "In diesem Epos wird eine Brücke erwähnt, die unter Aufsicht einer dynamischen und unüberwindlichen Person namens Rama, die man [im Hinduismus] als Inkarnation des höchsten Gottes betrachtet, zwischen Rameshwaram (Indien) und der srilankischen Küste gebaut wurde. Diese Information mag für die Archäologen keine große Bedeutung haben, die sich für die Erforschung der Ursprünge des Menschen in-teressieren, aber sie kann sicherlich den Menschen dieser Welt die spirituellen Pforten öffnen, um eine Ur-Geschichte kennenzulernen, die mit der indischen Mythologie verbunden ist." [4]

Abb. 2 Kumari Nadu, das Lemuria der alt-indischen Mythologie, war angeblich eine kontinentale Landmasse, die einst Südindien und Sri Lanka mit Madagaskar im Süd-Westen und Australien im Süd-Osten verband.

Es braucht uns nicht zu irritieren, dass diese Geschichte sich angeblich im Treta-Yuga (vor mehr als 1 700 000 Jahren) ereignet haben soll, zu einer Zeit also, in der sich dort nach den tamilischen Legenden die Landmasse Kumari Nadus befand - und in welcher der moderne Mensch nach Lesart westlicher Wissenschaft noch gar nicht existiert hat. Es gibt nämlich kaum etwas Interpretations-Bedürftigeres als altindische mythische Zeitangaben. Verlassen wir uns zur Auslegung solcher Berichte also lieber auf das Offensichtliche! Und so können wir zu 'Adams Bridge' feststellen:

Entweder ist diese Struktur natürlichen Ursprungs, was geologisch für eine ehemalige Verbindung der Landmassen Indiens und Sri Lankas sprechen würde, oder aber sie ist ein monumentales Bauwerk von Menschen; auch in diesem Fall dürfen wir davon ausgehen, dass natürliche Bodenformationen das Fundament dieses kolossalen Bauwerks bilden. Darüber hinaus drängt sich die Frage auf, welche Zivilisation in der Lage war und ein Interesse daran hatte, am Ende der jüngsten Eiszeit ein derart monströses Großprojekt wie diese 30-Kilometer-Landbrücke zu realisieren.

Im Gegensatz zu Churchwards Mu war Kumari Nadu, den Legenden folgend, eine durchaus gebirgige Gegend: "Das Land war durchzogen von Bergen und [wies] eine verwirrende Vielzahl an Flora und Fauna eines vergangenen Zeitalters [auf]. Die Halbinsel Indien erstreckte sich von Kanya Kumari in Form eines ausgedehnten Kontinents, der im Westen an Afrika, im Süden an Australien stieß, und der einen großen Teil des Indischen Ozeans einnahm. [...] Rubine wurden aus dem Berg Mani Malia und Gold aus dem Berg Meru geschürft. Das Gold wurde in den Tempeln verwendet. Die Bergkette wies achtundvierzig hohe Gipfel auf. Wertvolle Steine wurden von chinesischen Arbeitern abgebaut. Alt-chinesische Croniken bestätigten, dass eine Masse von [Gast-] Arbeitern im Königreich Pandya tätig war." [5]

Das pandyanische Königreich soll aus sieben Einzelstaaten ("Nadus") mit den folgenden Namen bestanden haben: "Thahga, Madurai, Munpalai, Pinpalai, Kunra, Kunakkarai, and Kurumparai", wobei jeder dieser Staaten wiederum aus sieben Provinzen zusammengesetzt war. Das Verhängnis, das zum Ende dieses Reiches führte, soll bereits vor etwa 30 000 Jahren seinen Anfang genommen haben: "Zwischen 30 000 v. Chr. und 2700 v. Chr. ereigneten sich natürliche kataklysmische Erdrutsche infolge von Erdbeben und Vulkan-Ausbrüchen, welche periodisch die Erdoberfläche und die Meeresböden in Mitleidenschaft zogen. Als der westliche Teil des Kontinents [...] versank, zogen die Menschen nach Asien, ins Nil-Tal, nach Australien und in die Länder des Pazifik, die Mu bildeten. Die Lemurier kolonisierten auch Nord- und Südamerika [und] formten [das Reich] von Atlantis und die Inka-Zivilisation." [6]


Churchwards 'Mu' - in australischen und japanischen Mythen?

Abb. 3 Mythologische Indizien und genetische Evidenzen legen eine frühe Interaktion zwischen den Völkern Alt-Indiens und den Vorfahren der heutigen Aborigines in Australien nahe. (Bild: Native Bewohner der Insel Bathurst)

Auch Migrationen nach Australien habe es von Kumari Kandam aus gegeben und die heutigen Aborigines (Abb. 3) seien Abkömmlinge der dunkelhäutigen Ur-Tamilen. Der australische Alternativ-Historiker Brett Green (siehe: Gympie - Zeugnisse einer verschollenen Kultur) weist zudem im Zusammenhang mit Lemuria auf uralte Überlieferungen von Aborigines im australischen Queensland hin, nach denen ihr Land einst den Namen "Dhamuri" trug. Green schreibt: ">Dha< bedeutet dort >Land / Platz der Leute<, während sich die Silbe >-ri< auf >Besitz / gehören zu< bezieht. >Mu< steht für >Heimat / Mutter- oder Geburtsland<. Den Begriff >Dhamuri< könnte man also in etwa übersetzen: >Das Land, das zu Mu / zum Mutterland gehört<." [7]

Dazu eine kurze Zwischenbemerkung. Wie wir bereits zuvor festgestellt haben, ist die historische Authentizität des Namens "Mu", den James Churchward populär gemacht hat, keineswegs unumstritten. Zumindest müssen wir voraussetzen, dass seine, an Landa, Brasseur de Bourbourg und Le Plongeon angelehnte Übersetzung des Begriffs aus dem Maya-Werk "Codex Troano" höchst zweifelhaft ist [vergl.: Col. James Churchward und das versunkene Mu]. Allerdings ist uns nicht bekannt, ob Churchward in seinem umfangreichen Gesamtwerk auch Querverweise auf belegbare Mythen aus Asien, dem pazifischen Großraum oder auch aus Amerika vorbringt; in der uns bisher zugänglichen Sekundär-Literatur sind wir jedenfalls auf keine Hinweise dazu gestoßen.

Der Name oder Begriff "Mu" taucht jedoch - völlig unabhängig von Churchward - nicht nur bei den Aborigines aus Queensland, sondern auch in der Mythologie und Historie der asiatischen Japaner auf. Im antiken Japan wurden, wie Frank Joseph feststellt, "die Namen der ersten halb-legendären Kaiser beispielsweise als Jimmu, Timmu, Kammu etc. überliefert - oder als Jim, Tim und Kam von >Mu< -, womit auf ihre Herkunft von einem untergegangenen Zentrum vorsintflutlicher Größe angespielt wurde. Im Norden Japans heißt ein Fluss Mu. Dort zumindest ist der Name mit dem Wasserelement verbunden. Bemerkenswerterweise bedeutet das Wort auf Japanisch >nichts<, oder ,>etwas, das nicht existiert<, ebenso auf Koreanisch, vielleicht ein Überbleibsel der Vor-Zivilisation, >die nicht [mehr] existiert<." [8]

Es wird daher nicht verwundern, dass die spektakulären Funde von Yonaguni (siehe dazu auch: Yonaguni - Le(Mu)rias Spuren vor Japans Küsten?), über die wir später im Zusammenhang mit Mu/Pazifika noch ausführlicher sprechen werden (siehe: Archäologische Grundlagen für die Pazifika-Hypothese?), gerade in Japan entsprechende Assoziationen hervorrief. "Als die versunkene Stadt bei Okinawa aufgefunden wurde, identifizierten sie", wie Joseph feststellt, viele "Japaner daher gleich als das untergegangene >Mu<, von dem sie schon so viele Generationen vor Churchward gehört hatten." [9]


Te-Pito-Te-Chanua, Maori Nuinui und der namenlose Kontinent - Mythen der Oster-Insulaner

Abb. 4 Wurde die Osterinsel, wie die Legenden ihrer Bewohner berichten, einst zur Fluchtburg für die Überlebenden einer pazifischen Landmasse, die nach und nach im Ozean versank?

Auch Auf der Osterinsel finden sich Legenden über alte Reiche und versunkene Landmassen. So verwies Nikolai Zhirov 1970 auf eine Überlieferung, auf welche Thor Heyerdahl bei seiner Kon-Tiki-Expedition stieß. "Dieser Legende zufolge verursachte ein Riese namens Uwoke in einem Wutausbruch den Untergang eines großen Kontinents, dessen Überrest die Osterinseln seien. Daher der selsame Name der Insel: Te-Pito-Te-Chanua, was 'Mittelpunkt der Welt' bedeutet." [10] Damit besteht zumindest ein begründeter 'Angangsverdacht', dass auch diese entlegenen Inseln einst zu einer kleinkontinentalen Landmasse oder Großinsel gehört haben könnten, auf der bereits Menschen lebten.

Aus späterer Zeit, in der bewohnte Relikt-Inseln des namenlosen Kontinents vom Meer verschlungen wurden, scheinen andere Mythen zur Besiedlung der Osterinseln zu stammen, die ebenfalls im Zusammenhang mit einem versunkenen Reich der Vorzeit stehen. Über sie berichtete 1996 der Alternativ-Historiker und Paläo-SETI-Forscher Walter-Jörg Langbein: "Es soll einmal irgendwo in der Südsee, weit im Westen der Osterinsel, ein paradiesisches Eiland gegeben haben, >Maori Nuinui<, >Groß Maori< genannt. König Taenen Arei regierte das Land in einer schweren Notzeit. Versanken doch immer größere Teile der Insel für immer in den Fluten, war doch alles Leben der Bewohner bedroht.

Hotu Matua, Sohn Taenen Areis, übernahm die Regierungsgewalt. Er sandte die besten Seeleute aus. Sie sollten eine neue Insel entdecken. Doch die Kundschafter kehrten immer wieder enttäuscht zurück. Kein neues Land war in Sicht. Als niemand mehr an eine mögliche Rettung glaubte, da griff Make Make, der fliegende Gott ein. Er trug Hau Maka [einen heiligen Mann; bb] durch die Lüfte und setzte ihn auf einer ihm unbekannten Insel ab. Der Gott erklärte dem staunenden Priester genau, wie man von seiner Heimat zur neuen Insel gelangen konnte. Er zeigte ihm Felsenriffe und Vulkane, er >gab allen Dingen, die der Priester nicht kannte, einen Namen.<

Am Fuß des Vulkans geschah Merkwürdiges. Der Priester entdeckte >weiches Gestein< [...] Hau Maka betrachtete es neugierig, trat näher und stellte fest, daß >seine Füße darin einsanken<, als er einige Schritte auf dem Felsen mit der weichen Oberfläche tat. Er hinterließ deutlich sichtbare Abdrücke. Make Make unterrichtete den Gottesmann noch im Gebrauch von Schilfrohr, etwa für den Häuserbau, dann flog er ihn in seine vom Untergang bedrohte Heimat zurück. Schließlich verschwand der fliegende Gott wieder in den Lüften.

Der Priester konnte sich sein Erlebnis nur als >Traum< erklären, viel zu phantastisch erschien ihm das Erlebte. Trotzdem berichtete er alles seinem König. Der schickte sofort die sieben besten Seemänner los. 30 Tage später fanden sie das vom Priester exakt beschriebene Eiland, 40 Tage benötigten sie für die Rückfahrt. Kaum wieder daheim, berichteten sie dem König vom erfolgreichen Verlauf ihrer Mission. Nur wenige Tage später brach das gesamte Volk von Groß Maori auf und erreichte nach 120 Tagen die neue Heimat, die Osterinsel. Die Urheimat soll, wie Atlantis, in den Fluten des Meeres versunken sein. Zurück blieben Erinnerungen an die Zeit, bevor die Sintflut kam." [11]

Langbein schreibt darüber hinaus zur mythologischen Auswertung dieser Legende: "Osterinsel-Experte Paul Teave ist überzeugt: Diese Überlieferungen sind Tatsachenberichte. Ähnliche Auskünfte hatte mir bereits Fritz Felbermayer bei Recherchen zu meinem Buch >Astronautengötter< erteilt. Der seriöse Forscher ist nicht zuletzt wegen seines Buches >Sagen und Überlieferungen der Osterinsulaner< als eine Autorität in Sachen Osterinsel anerkannt. Ob seiner Verdienste um die einsamste Insel der Welt wurde er mit dem Orden >De Merito de Jose Miguel Carrera< ausgezeichnet. Als einziger Ausländer wurde er in den >Rat chilenischer Geschichte< berufen." [12]

Langbein fragte Dr. Felbermayer in einem Interview: "Inwieweit beruhen die Mythen, die über die Besiedlung der Osterinsel berichten, auf tatsächlichen Begebenheiten?" Die Antwort des Mythologen fiel mehr als eindeutig aus: "Es ist meine felsenfeste Überzeugung, daß diese Überlieferung eine absolut wahre Begebenheit beschreibt. Von den alten Insulanern wird diese Tatsache so klar und ohne Zögern wiedererzählt, und immer in derselben Weise. Es werden Namen genannt, die einfach nicht erfunden wurden. So konnte ich diese Begebenheit ohne jeden Zusatz aufschreiben. Im Vorwort meines Buches habe ich auf eine Sache hingewiesen, die sie lesen müssen: >Wenn derjenige, der gerade erzählte, sich irrte oder auch nur einige wenige Worte änderte, die an sich ohne Bedeutung waren, so protestierten die Zuhörer so lange, bis der Sprecher die Worte genauso wiedergab, wie sie ihre Vorfahren berichteten<." [13]


Kásskara, die Hopi und ihre mythischen Pazifikfahrten

Abb. 5 Die Legenden der nordamerikanischen Hopi berichten von dem Kontinent Kásskara, der sich einst im Gebiet des heutigen Pazifik befunden haben soll. Als er versank, retteten sich ihre Vorfahren mit Hilfe der "Katchinas" nach Südamerika.

Ganz ähnliche Methoden zur authentischen Konservierung mündlicher Überlieferungen kennen wir übrigens auch von einem der ältesten Völker Nordamerikas, den Hopi [14], die wir nicht zufällig in diesem Kontext erwähnen. In Mittelamerika, das die "Friedlichen Leute" (Abb. 5) einst durchwandert haben wollen, genauer gesagt in Guatemala, wurde vor einigen Jahren ein archäologischer Fund gemacht, der eine direkte Verbindung seiner frühen Bewohner zur Südsee nahelegt, nämlich eine gewaltige Statue, die frappierend den steinernen Kolossen auf der Osterinsel ähnelt. "Dr. Oscar Rafael Padilla Lara aus Guatemala, der zeitweise in Florida lebt", erklärte Langbein gegenüber, "daß bereits 1951 auf dem Gebiet der >Los Encuentros<-Plantage, San Felipe, Departement Retalhuleu in Guatemala, ein erstaunliches Monument gefunden wurde. Es ist etwa acht Meter hoch und hat an der Basis einen Durchmesser von vier Metern.

Da starrt ein steinernes Gesicht in den Himmel. Vor allem die Nase und die hochmütig wirkenden Lippen erinnern tatsächlich an die Riesenstatuen der Osterinsel. Fragen über Fragen ergeben sich. Wann wurde der Koloss aus dem Stein gemeißelt? War er ein Einzelstück oder gibt es in den unergründlichen Wäldern Guatemalas weitere ähnliche Skulpturen? Waren die gleichen Künstler am Werk wie auf der Osterinsel? Und wann? Oder entstanden die Skulpturen unabhängig voneinander?" [15]

William R. Corliss weist in Science Frontiers auf einen Brief an 'Archaeoastronomy' hin, in welchem der Autor Jim Wheeler verschiedene Evidenzen vorstellt, die nahelegen, dass in der Tat prähistorische Kontakte zwischen Südamerika und der Osterinsel stattfanden, wie sie auch Thor Heyerdahl vorausgesetzt hat. So enthüllten 1981 Exhumierungen aus Gräbern auf der Osterinsel, dass einige der dort befindlichen Skelette zu amerikanischen Indianern gehörten. Zudem scheint die Skulptur von Los Encuentros in Guatemala nicht das einzige derartige Relikt zu sein, wie Wheeler feststellt: "Die gravierte Steinmauer von Vinapu auf der Osterinsel ist beinahe identisch mit südamerikanischen Stein-Strukturen bei Pisac und Machu Picchu." [16]

Nicht nur die Überlieferungen der Osterinsel-Bewohner (siehe oben), sondern auch die Legenden der Hopi sprechen davon, dass ihr Volk ursprünglich von einer enormen Großinsel oder einem Kontinent im Pazifik stammen soll. Diese Landmasse namens "Kásskara" sei, wie sie sagen, vor etwa 80 000 Jahren im Pazifik versunken. Die Hopi-Mythen berichten darüber, wie es bei J.F. Blumrich heißt: "Es war ein großer Erdteil, viel größer als Atlantis ["Taláwaitíchqua"; bb]. In der Hauptsache lag er südlich und nur zum kleineren Teil nördlich des Äquators. Auch Hawaii existierte zu jener Zeit schon, scheint aber nicht zum Kontinent gehört zu haben. Die Osterinsel ist offenbar ein Überbleibsel einer Ost- oder Südküste oder eines dort vorspringenden Landesteils.

Abb. 6 Ist die heutige Inselwelt der Südsee nur der klägliche Überrest einer prädiluvialen Landmasse? Die Mythen der Völker des pazifischen Großraums legen diese Vermutung nahe.

Abgesehen von diesen beiden Anhaltspunkten, haben wir keine unmittelbaren Angaben über die Größe und Form von Kásskara [...] Die Lebensbedingungen waren sehr günstig, worauf schon die Lage in einem tropischen oder subtropischen Klima hindeutet. Es war also >fast wie im Paradies<. Das heutige Amerika lag zu dieser Zeit angeblich noch unter Wasser, aber weit "östlich von Kásskara lag der kleinere Kontinent Taláwaitíchqua, das >Land im Osten<. Letzteres ist eine ganz erstaunliche Bezeichnung, weil sie die amerikanischen Kontinente außer acht läßt. An ihrer Stelle lag ein weiter Ozean zwischen Kàsskara und Taláwaitíchqua / Atlantis." [17]

Wie Blumrich weiter feststellt, soll sich, nach Aussage der Hopi, von Kásskara aus eine Inselkette nach Osten und Südosten erstreckt haben. Das Ende dieses alten "Ozeans stand bevor, als Táotoóma [d.h. Amerika; bb] aus den Wassern aufstieg. Bis dahin war das Meer sehr lange ungestört geblieben, doch es war nicht immer dort gewesen. In einem sehr viel früheren Zeitalter der Erdgeschichte hatte es zwei ältere amerikanische Kontinente gegeben, während Kásskara unter Wasser lag. Dieses ältere Amerika war die Zweite Welt [wo die Hopi lebten, bevor sie nach Kásskara übersiedelten; bb]." [18]

Blumrichs Gewährsmann, der Weiße Bär, beschreibt diesen Prozess mit folgendem Vergleich: "Es ist wie eine Wippe; einmal ist der eine Kontinent oben und der andere unten, und dann wieder liegt der zweite oben und der erste unten." Blumrich merkt dazu an: "Im Fall von Kásskara haben wir keine greifbaren Beweise für diese geologische Wippe, doch für das wiederholte Auf- und Untertauchen der amerikanischen Kontinente gibt es unbestreitbare Anzeichen." [19]


Schlussfolgerungen

Halten wir abschließend dazu fest, dass Blumrich Kásskara (analog zur Meinung von Autoren wie Collins oder Hepke über Atlantis) nicht unbedingt als kompakten Groß-Kontinent interpretiert: "Wir müssen aber auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß Kásskara nicht ein einziger riesiger Kontinent war, sondern aus einer Gruppe kleinerer Landmassen, beispielsweise von der Größe Australiens oder Europas bestand. Jedenfalls wissen wir zu wenig, um eine Karte zeichnen zu können. Wie auch immer die Geographie dieses Gebietes ausgesehen haben mag, die gesamte Landfläche war groß und kann in Ausdehnung dem heutigen Asien vergleichbar gewesen sein. Sie überspannte 40 bis 50 Breitengrade und etwa 60 bis 90 Längen-grade. Sie erstreckte sich um weniger als 20 Grad nördlich des Äquators, doch bis zu 30 oder mehr Grad nach dem Süden..." [20]

Wenn wir eine Bilanz dieser - noch recht oberflächlichen - Beschau mythologischer Indizien ziehen, dann können wir bereits feststellen: Anscheinend stoßen wir überall im südindischen und pazifischen Großraum auf Sinflutmythen und uralte Legenden über versunkene Landmassen, Flutkatastrophen und prädiluviale Reiche der Vorzeit, die sich nahtlos in das Le(Mu)ria-Theorem einfügen lassen und insgesamt ein faszinierendes euhemeristisches, diffusionistisches und katastrophistisches Gesamtbild der jüngeren Menschheitsgeschichte andeuten. Doch erinnern wir uns, was der in Fachkreisen renommierte Atlantologe R. Cedric Leonard vor einiger Zeit über Platons versunkenes Inselreich festgestellt hat: "Wenn die geologische Erdgeschichte die Existenz einer großen Insel inmitten des Nord-Atlantik nicht stützt, dann ist, um es kurz zu machen, Atlantis 'den Bach `runter'. Daher ist der Nachweis der Möglichkeit solch einer Landmasse geologisch von höchster Wichtigkeit." [21]

Das selbe gilt gleichermaßen natürlich auch für jede ernsthafte Überlegung in Bezug auf ein hypothetisches Le(Mu)ria oder Pazifika. Untersuchen wir daher, Leonards Mahnung folgend, im nächsten Abschnitt unserer Betrachtung zunächst die geologische Validität der Hypothese einer oder mehrerer versunkener Landmassen im Pazifik.


Fortsetzung:

Geologische und ozeanographische Grundlagen für die Pazifika-Hypothese? (bb)


Anmerkungen und Quellen

  1. Anmerkung: In der - zumindest in Bezug auf erd- menschheits und zivilisations-geschichtliche Themen - rigoros szientistisch und neo-scholastisch ausgerichteten, deutschsprachigen Online-Enzyklopädie Wikipedia, wo die Möglichkeit versunkener Landmassen und Ur-Kulturen prinzipiell abgestritten wird, stellt man auch 'Kumari Nadu' als ideologisches Konstrukt dar. Siehe dort das Stichwort: 'Kumarikkandam'
  2. Quelle: Anonymus, "Kumari Nadu or Lemuria - Was it ten million years ago?", online unter http://www.crystallotus.com/Lemuria/03KumariNaduorLemuria.htm (nicht mehr online)
  3. Quelle: Anonymus, "Ancient Civilisations - Ancient human life on planet", online unter http://www.inthelight.co.nz/.../atlantis.htm (nicht mehr online)
  4. Quelle: Anonymus, "NASA Images Discover Ancient Bridge Between India & Lanka" (nach INDOLINK) zunächst bei VNN Vaishnava News (VNN7592), 7. Oktober 2002, online unter http://www.vnn.org/world/WD0210/WD07-7592.html
  5. Quelle: Anonymus, "The Lost Continent of Kumari Kandam", unter http://www.crystallotus.com/Lemuria/04TheLostContinent.htm (nicht mehr online)
  6. Quelle: ebd.
  7. Quelle: Brett Green, Korrespondenz mit B. Beier, 2002
  8. Quelle: Frank Joseph, "„Mu“ gefunden? - Im Pazifik versunkene Hochkultur zwischen Japan und Taiwan entdeckt!", EFODON-SYNESIS Nr. 22/1997
  9. Quelle: ebd.
  10. Quelle: N. Zhirov: "Atlantis - Atlantology: Basic Problems", Honululu / Hawaii, 2001 (Reprint von 1970, Moskau), S. 155
  11. Quelle: Walter-Jörg Langbein, "Bevor die Sintflut kam - Von Götterbergen und Geisterstädten, von Zyklopenmauern, Monstern und Sauriern" Ullstein, 1998, S. 301, 302
  12. Quelle: ebd., S. 303
  13. Quelle: ebd.
  14. Vergl. dazu z.B.: J.F. Blumrich, "Kásskara und die sieben Welten, Die Geschichte der Menschheit in der Überlieferung der Hopi-Indianer", Knaur, 1999
  15. Quelle: Walter-Jörg Langbein, op. cit., S. 306
  16. Quelle: William R. Corliss, "SOUTH AMERICAN-POLYNESIAN CONTACTS AT EASTER ISLAND", Science Frontiers Nr. 29, Sept. / -Okt. 1983, online unter http://www.science-frontiers.com/sf029/sf029p01.htm ; Corliss bezieht sich auf: Wheeler, Jim; "Comment on Ben Finney's Review," Archaeoastronomy, 5:8, July-September 1983
  17. Quelle: J.F. Blumrich, "Kásskara und die sieben Welten, Die Geschichte der Menschheit in der Überlieferung der Hopi-Indianer", Knaur, 1999, S. 204, 205
  18. Quelle: ebd.
  19. Quelle: ebd., S. 205
  20. Quelle: ebd., S. 207, 208
  21. Quelle: R. Cedric Leonard, "Geological Evidence, The Importance of Oceanography", bei: QUEST FOR ATLANTIS - A SCIENTIFIC ENQUIRY


Bild-Quellen

(1) http://www.inthelight.co.nz/.../atlantis.htm (nicht mehr online)

(2) http://www.crystallotus.com/Lemuria/04TheLostContinent.htm (nicht mehr online)

(3) Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Bathurst_Island_men.jpg&filetimestamp=20071103223916

(4) Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Moai_Rano_raraku.jpg

(5) Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Hopi.jpg

(6) SUN PALMS HAMBURG - Fachgeschäft für exclusive - sehr hochwertige und naturgetreue Kunstpflanzen und Dekopflanzen..., unter: http://www.sunpalms-hamburg.de/Bilder/Suedsee-Motiv.jpg (Bild nicht mehr online)