Neues zu Atlantis & Tartessos

Spanische Wissenschaftler auf der Suche in Andalusien

Abb. 1 Feuchtgebiet im Nationalpark Coto de Doñana in Andalusien. Lag hier vor etwa 3000 Jahren das legendäre Tartessos - und ist in den dortigen Sümpfen auch die Lösung des Atlantis-Problems zu finden?

(red) Wie die spanische Zeitschrift El Pais und der britische Telegraph im Januar 2010 meldeten, geht die Suche nach Tartessos und Atlantis auf der Iberischen Halbinsel in eine 'neue Runde'. Ein Team von Wissenschaftlern des spanischen Higher Council for Scientific Study (CSIC) hat in einem Sumpfgebiet in Andalusien mit der Suche nach Relikten einer dort vermuteten, etwa 3000 Jahre alten, Siedlung begonnen.

Die Forscher vermuten, dass dort, im Gebiet des heutigen Nationalpark Coto de Doñana (Abb. 1), einst Tartessos gelegen habe, eine vormals blühende Kultur, die vor der Expansion der Phönizier in Südiberien und dem westlichen Mittelmeer-Raum eine wichtige Rolle als Handelszentrum gespielt hat. Lange hatten Historiker das jetzt zur Disposition stehende Gebiet bei ihren Betrachtungen weitgehend außer Acht gelassen, da allgemein davon ausgegangen wurde, es sei seit dem Ende der jüngsten Eiszeit überflutet gewesen, doch jüngere Erkenntnisse lassen erkennen, dass der Meer sich dort zur Zeit der Tartessier bereits wieder zurückgezogen hatte.

Abb. 2 Diese Satelliten-Aufnahme der vermuteten Position von Atlantis bzw. Tartessos im Gebiete der Hinojos-Sümpfe wurde bereits 2004 von Forschern aus Deutschland publiziert. Bild: Dr. Rainer W. Kühne

Inzwischen gelten die dortigen "Marisma de Hinojos" (Hinojos-Sümpfe), ein Areal in der Nähe der Atlantik-Mündung des Flusses Guadalquivir, als besonders erfolgfersprechend bei der Suche nach der verschollenen Stadt. Dass es das Reich von Tartessos und seine legendären Bewohner tatsächlich gegeben hat, gilt inzwischen jedenfalls aufgrund archäologischer Funde am gegenüber liegenden Ufer des Flusses als erwiesen. "Wenn sie auf der anderen Seite existiert haben, dann müssen sie auch hier [in Doñana] gewesen sein", erklärte der Archäologe Sebastiano Celestino, der das aktuelle CSIC-Projekt leitet, gegenüber der Zeitschrift El Pais.

Bisher wurde zumeist vermutet, das reiche Tartessos sei im 6. bzw. frühen 5. Jahrhundert v. Chr. durch die, nach Iberien vordringenden, punischen Karthager zerstört worden, aber Celestino vertritt dazu eine andere Meinung: "Dort gab es Erdbeben, und eines davon verursachte einen alles vernichenden Tsunami, der [zeitlich] mit der Ära in Übereinstimmung steht, in welcher die tartessische Macht sich auf ihrem Höhepunkt befand."

Auf Luftaufnahmen des Gebiets sind am Boden deutlich großflächige runde und rechteckige Strukturen erkennbar, die kaum natürlichen Ursprungs sein können. Diese Bilder haben, in Verbindung mit überlieferten Aussagen altgriechischer Geographen, Überlegungen Auftrieb verliehen, die Ruinen der Tartessier-Metropole befänden sich in dem heutigen Nationalpark.

Tartessos, das sich zwischen dem 11. und 7. Jahrhundert v. Chr. - nicht zuletzt durch seinen Handel mit Gold und Silber aus nahe gelegenen Minen - aufblühte, wurde bereits in den 1920er Jahren durch den deutschen Archäologen Adolf Schulten auch mit Atlantis in Verbindung gebracht, aber seine spanischen Kollegen, die jetzt im Coto de Doñana arbeiten, "lehnen es ab, darüber zu spekulieren, ob sie an der Schwelle zur Entdeckung von Atlantis stehen", wie es online im Telegraph heißt. Vielleicht möchten sie aber auch nicht daran erinnert werden, dass genau die Stelle, an der sie heute nach archäologischen Spuren suchen, bereits 2003/2004 von Dr. Rainer W. Kühne und Wolfgang Wickboldt, zwei Privatforschern aus Deutschland, unter Verweis auf entsprechende Satellitenbilder (Abb. 2) als Örtlichkeit für Tartessos und Atlantis international ins Gespräch gebracht wurde. [1]

Für Atlantisforscher, welche die Metropolis aus Platons Atlantisbericht ohnehin auf der Iberischen Halbinsel vermuten, ist die Nachricht jedenfalls 'Wasser auf ihre Mühlen': "Evidenzen häufen sich an, die nahelegen, dass die Erzählung über Atlantis nicht bloße Fiktion, Fabel oder Mythos ist, sondern eine wahre Geschichte, wie Plato immer wieder erklärt hat", sagt z.B. Georgeos Diaz-Montexano, ein auf Kuba geborener Archäologe, der die vergangenen fünfzehn Jahre damit verbracht hat, in Spanien nach der versunkenen Hauptstadt des geheimnisumwitterten Vorzeit-Reiches zu suchen, und er fügt an: "Atlantis ist nicht genau dort, wo die CSIC nachschaut, aber ganz in der Nähe."


Anmerkungen und Quellen

Basis-Quelle und Zitate, sofern nicht anders ausgewiesen: Fiona Govan (Madrid), Lost city of Atlantis 'could be buried in southern Spain' - Archaeologists have begun the search for an ancient civilization in southern Spain that some believe could help pinpoint the legendary lost city of Atlantis.; bei: Telegraph.co.uk, 6:00AM GMT 19. Jan. 2010


Bild-Quelle

(1) Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Coto de Doñana

(2) Andrea Naica-Loebell, Atlantis auf Satellitenbildern entdeckt?, 13.06.2004, bei: Telepolis