Neues zum "Dauerbrenner"-Problem Externsteine

Version vom 17. Februar 2011, 22:18 Uhr von Bb (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

von unserem Gastautor Dr. Horst Friedrich

Abb. 1 Die geknickte Irminsul vom christlichen Kreuzabnahme-Relief an den Externsteinen (aus: Jünemann, op.cit; Foto: A. Schönlau, Horn 1937)

Mitunter hört man den Vorwurf, in gewissen islamischen Ländern habe man ein gestörtes Verhältnis zur Vorgeschichte, vor dem Islam dürfe es nichts Erwähnenswertes gegeben haben. Ich meine, ehe wir andere mit Kritik bedenken, sollten wir "vor unserer eigenen Türe kehren". Mir scheint, als habe man vielmehr hierzulande, in gewissen klerikalen Lagern und "amtskirchlich"-beeinflussten Kreisen, ein stark gestörtes Verhältnis zur europäischen, vorchristlichen Vorgeschichte.

Es muss zu denken geben, dass die Megalith-Zivilisation - unbestreitbar eine Hochkultur! - uns partout immer noch als etwas "Steinzeitlich"- Primitives, kaum recht Beachtenswertes hingestellt werden soll. Schon da liegt der Verdacht nahe, dass dabei Schulwissenschaft und klerikale "Weltbild-Lobby" Hand in Hand arbeiten. Ganz besonders sind es die Externsteine, in die sich - wie in einen Brennpunkt - die weltanschaulich-verkrampfte Situation im heutigen Deutschland fokussiert. Hoch schlagen immer wieder die Wellen der Diskussion [1].

Partout will die eine Seite glauben machen, dass die Externsteine niemals ein vorchristliches, ,,heidnisches“ Heiligtum gewesen seien. Diese These muss dem gesunden Menschenverstand als recht abwegig erscheinen, weil die Externsteine bereits per se dazu einladen, sie irgendwie zu "verwenden", sei es als "Mysterienstätte" [2], oder wenigstens als Knotenpunkt eines keltischen Nachrichtensystems [3].

Irminsul II.jpg
Abb. 2 a) auf Philister-Keramik, konventionell auf um -1200 datiert; b) von den Externsteinen (aus: Jürgen Spanuth, "Die Philister", 1980)

Abb. 3 Die „Rednerkanzel“ an den Externsteinen (aus: Gsänger, op.cit.). Ihre Anordnung sowie die Steinbearbeitungstechnik erinnern deutlich an das Alte Südamerika!

Nun hat der in dergleichen Forschungen erfahrene Rutengänger Joachim Jünemann mittels der "Lecherantenne" die Externsteine untersucht und dazu ein exzellentes, schmales aber inhaltsreiches Buch verfasst [4]. Für den Preis zweier SYNESIS-Hefte erhält man darin erstens einen guten Überblick über den derzeitigen Stand der Externsteine-Forschung, zweitens den Nachweis - vom Standpunkt der Radiästhesie aus -, dass es sich bei den Externsteinen unbedingt und zweifelsfrei um ein schon seit mehreren Jahrtausenden stehendes Heiligtum handeln muss. Man lese im übrigen dazu nach, was Elisabeth Neumann-Gundrum [5], ganz ohne Berücksichtigung der Radiästhesie, in ihrem riesigen Pionier-Opus über die Externsteine schreibt, die sie für das uralte Heiligtum der späteren germanischen Kultgemeinschaft der Herminonen hält!

Vom radiästhetischen Befund her scheint für Jünemann gesichert, dass die Externsteine ein spätestens aus der Zeit der Megalith-Kultur stammendes Heiligtum waren, das später von Kelten und Germanen übernommen wurde. Erst zu allerletzt, im Frühmittelalter [6], wurde das Kreuzabnahme-Relief, mit der geknickten heidnischen Irminsul, angebracht. Lese ich Gsänger [7], so scheint mir persönlich kein Raum zu bleiben für die von Volker Ritters publizierte These, das Relief sei erst im 16. Jahrhundert von Lucas Cranach d.Ä. im Sinne der templerischen Verborgenen Geometrie entworfen respektive angebracht worden [8].

Bemerkenswert erscheint der von Jünemann hervorgehobene Umstand, dass man bei den Externsteinen keinerlei römische Funde gemacht hat, obwohl es neuesten Forschungen zufolge entlang der Weser bis Höxter, d.h. also östlich (!) der Externsteine, für einige Zeit einen römischen Weser-Limes gegeben hat. [9] Sollten die römischen Legionen das feindliche Heiligtum gänzlich übersehen haben?

Das Jünemannsche Werkchen gehört in die Bibliothek aller an der Vorgeschichte Deutschlands und Europas Interessierten und wird zweifellos noch für längere Zeit Radiästhesie- und Geomantie-Beflissenen Anregung zu weiteren Forschungen geben.



Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Dr. Horst Friedrich © wurde erstmals veröffentlicht in: EFODON-SYNESIS Nr. 26/1998. Bei Atlantisforschung.de erscheint er im Dr. Horst Friedrich Archiv in einer redaktionell bearbeiteten Neufassung nach: http://www.efodon.de/html/archiv/vorgeschichte/friedrich/externsteine.htm

  1. Anmerkung d. Verf.: Beispielhaft dazu etwa Günther Löhndorf: "Unruhe am Kulturdenkmal Externsteine", in: MANNUS, Deutsche Zeitschrift für Vor- und Frühgeschichte, Beiblatt Februar 1976
  2. Siehe: Hans Gsänger: "Die Externsteine", Schaffhausen 1978 (ein anthroposophisch orientiertes Werk)
  3. Siehe: Gernot L. Geise: "Das keltische Nachrichtensystem wiederentdeckt", Hohenpeißenberg 1996 --- Red. Anm.: Siehe zu den Externsteinen bei Atlantisforschung.de von Gernot L. Geise auch: "Die Externsteine - eine prähistorische Nachrichtenstation"; sowie: "Geheimnisvolle Externsteine" von Walter-Jörg Langbein
  4. Siehe: Joachim Jünemann: "Die Externsteine im Licht der Geomantie", Selbstverlag Joachim Jünemann, Rosenstr. 9, D-37127 Dransfeld (1998). Auch telefonisch bestellbar unter Tel. 05502-1267
  5. Siehe: Elisabeth Neumann-Gundrum: "Europas Kultur der Groß-Skulpturen", Gießen 1981
  6. Anmerkung d.A.: Weder Jünemann noch Neumann-Gundrum berücksichtigen allerdings die Chronologie-Verkürzungen, die von Heinsohn und Illig gefordert werden.
  7. Siehe: Gsänger, op. cit., S. 55-70
  8. Siehe: Volker Ritters, "Lucas Cranach schuf das Externstein-Relief", Hohenpeißenberg 1997
  9. Siehe: Rolf Bökemeier, "Varus und der Weser-Limes", Bettendorf 1997. In dieser vom KULT-UR-INSTITUT herausgegebenen kleinen Schrift beschreibt der Autor, wie er mit Hilfe von Luftbildern deutscher und englischer Heeresflieger und eines russischen Spionagesatelliten römische Kastelle und Kohortenlager lokalisieren konnte.


Anmerkung der Redaktion EFODON

Volker Ritters hat in seinem Buch „Lucas Cranach schuf das Externstein-Relief“ definitiv nachgewiesen, dass das heute sichtbare Relief offensichtlich tatsächlich von Lucas Cranach d.Ä. geschaffen wurde. Er räumt jedoch ein, dass an dieser Stelle durchaus ein älteres Bildnis vorhanden gewesen sein könnte, das dann im Mittelalter umgearbeitet wurde. Allerdings gibt es keine schriftlichen Überlieferungen dafür, dass hier schon früher ein Relief existierte.

An den Externsteinen sind im Rahmen der Andreeschen Grabung in den dreißiger Jahren tatsächlich u.a. auch zahlreiche römische Funde gemacht worden, die jedoch seitdem im Landesmuseum in Detmold unter Verschluss gehalten werden.


Bild-Quelle

(1-4) http://www.efodon.de/html/archiv/vorgeschichte/friedrich/externsteine.htm