November 2013

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Liebe Besucher/innen unserer Seiten!

regelmäßigen Leserinnen und Lesern von Atlantisforschung.de - zumindest all jenen unter Ihnen, die sich in unserer Rubrik 'Neue Artikel' nach aktuellen Beiträgen umschauen - dürfte es ja schon aufgefallen sein: Seit Mitte September veröffentlichen wir auch Texte in russischer Sprache!

Abb. 1 Anaoliy Iljitsch Sauschkin, unser neuer Korrespondent für die GUS-Staaten

Schon in der vormaligen Sowjetunion hatten die so genannten 'Grenzwissenschaften' einen weitaus höheren akademischen Stellenwert als in der 'Westlichen Welt', und dies gilt in besonderem Maße für die Atlantisforschung, wozu der Diplomat Egerton Sykes (1894-1983), der Grand old Man der britischen Atlantologie der zweiten Häfte des 20. Jahrhunderts, seinerzeit bemerkte: "Was auch immer wir von den politischen Aktivitäten der Russen halten mögen, so muss doch akzeptiert werden, dass sie in Sachen Atlantologie der übrigen Welt um Längen voraus sind. Die Anzahl der Bücher und anderer Publikationen aus den Sowjet-Staaten seit dem jüngsten Krieg ist zehn mal so groß wie in der gesamten westlichen Welt, und, was dazu kommt: die Qualität ist extrem hoch." [1]

Die Aufarbeitung jener vergessenen - oder hierzulande nie bekannt gewordenen - Erkenntnisse und Entdeckungen [2] ist also nicht nur in atlantologie-historischer Hinsicht von Bedeutung, sondern kann von Fall zu Fall auch die internationale Atlantisforschung der Gegenwart befruchten. Darüber hinaus ist aber auch die heutige Forschungslandschaft im russischsprachigen Raum höchst beachtlich und gerade, was den Aufbau organisatorischer Strukturen - wie etwa die ROIPA - betrifft, können wir hier einiges von den russischen Kollegen lernen. Vice versa ist in Russland, der Ukraine usw. nur sehr wenig über die - im weltweiten Vergleich ebenfalls überdurchschnittliche - Atlantisforschung im deutschen Sprachraum bekannt. Konsequenter Weise wollen wir mit unseren russischspachigen Artikeln und mit deutschsprachiger Berichterstattung über alte und neue Ergebnisse sowie über Persönlichkeiten der Forschung in Russland einen Beitrag zum Ausbau der russisch-deutschen Zusammenarbeit in allen Bereichen alternativer, nonkonformistischer Ur und Frühgeschichtsforschung leisten.

Abb. 2 Die Referenten, der Moderator und der Gastgeber des Kongresses in Lennestadt (v.l.n.r.): Dr. Hans Jelitto, Prof. a.D. Dr. Hans Giffhorn, Stefan Erdmann, Dr. phil. Helge Wirth, Bernhard Beier, Dr. Dr. Wolfgang Knabe, Wolfgang Schmidt und Dr. Dominique Görlitz (zur Vergößerung bitte das Bild anklicken!)

Möglich wurden diese Neuerungen allerdings erst aufgrund der tatkräftigen Unterstützung durch Anatoliy Sauschkin (Abb. 1) in der Ukraine, der als neuer redaktioneller Mitarbeiter zum Team Atlantisforschung.de gestoßen ist und seit kurzem als offizieller Korrespondent des Projekts für den russischsprachigen Raum bzw. den Bereich der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) fungiert. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass wir nun auch auf Russisch [3] über den höchst bedeutsamen Kongress "Kam Kolumbus 15.000 Jahre zu spät?" berichten können, der am 12./13 Oktober im Galileo Park, Lennestadt, stattgefunden hat.

Dieser, vom Vegetationsgeogrphen und Experimentalarchäologen Dr. Dominique Görlitz initiierte und vom Pyramidenforscher Stefan Erdmann moderierte, Kongress, zu dem ca. 100 Gäste aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden anreisten, und wo neben hochkarätigen Vertretern nonkonformistischer Forschung aus dem universitären Bereich auch Atlantisforschung.de-Redaktionsleiter Bernhard Beier als Referent auftrat [4], war in mehrerer Hinsicht bahnbrechend.

Zunächst einmal machten die Referenten mit höchst bemerkenswerten Vorträgen zu ihren Forschungen und deren Ergebnissen deutlich, dass wesentliche Annahmen und Betrachtungsweisen der alternativen Vergangenheitsforschung, wie weit vorgeschichtliche, interkontinentale Seefahrt und bisher unerklärliche - und von der schulwissenschaftlichen 'Orthodoxie' weitgehend ignorierte - Kenntnisse und Fähigkeiten prä- und protohistorischer Kulturen keineswegs nur Hirngespinste angeblicher 'Pseudowissenschaftler' und 'Crackpots' sind, sondern sich tatsächlich wissenschaftlich belegen lassen. Darüber hinaus zeigte diese betont interdisziplinäre Veranstaltung, wie fließend letztlich die Übergänge zwischen akademischer Forschung in Grenzbereichen einerseits und zum anderen kompetenter, außeruniversitärer Grenzwissenschaft sind. Von Lennestadt geht ein deutliches Signal aus, gegenseitige Vorurteile und Berührungsängste abzubauen und künftig verstärkt den Dialog zu suchen.

Insbesondere für den modernen Diffusionismus und die Primhistorik, aber letztlich für den gesamten Bereich nonkonformistischer Erforschung der Menschheits- und Zivilisationsgeschichte - speziell für die Atlantisforschung - ergeben sich hier völlig neue Perspektiven und Chancen, die es wahrzunehmen und zu ergreifen gilt. Die Zukunft der Ur- und Frühgeschichtsforschung liegt eindeutig jenseits des heutigen Mainstreams - und längst überfällige Paradigmenwechsel rücken langsam aber sicher in greifbare Nähe!

In diesem Sinne wünschen wir allen, die sich für besagte alternative Themenkomplexe und Forschungsgebiete interessieren, oder sich in deren Bereich engagieren, schon jetzt eine schöne Weihnachtszeit und den obligatorischen 'guten Rutsch' ins neue Jahr 2014, das hoffentlich eine Fortsetzung und Ausweitung des Trends bringen wird, der sich auf dem Kongress in Lennestadt abgezeichnet hat.

Team Atlantisforschung.de


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Egerton Sykes, "Fitting Atlantis In", in: 'Atlantis' (London) Ende 1968, online unter 1968 cont. (of 'Atlantis') (abgerufen: 10.07.2013; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  2. Siehe dazu z.B.: "Die Entdeckungen der 'Akademiker Petrovskij'"
  3. Siehe: Колумб опоздал на 15.000 лет? – Краткое сообщение о конгрессе
  4. Hier die schriftliche Fassung seines Vortrags: "Alternative Früh- und Zivilisationsgeschichtsforschung - Probleme und Perspektiven"

Bild-Quellen:

1) Bildarchive Anatoliy Sauschkin und Atlantisforschung.de

2) Bildarchiv Dr. Dominique Görlitz