Onésime Reclus

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Auf einen Blick

Abb. 1 Onésime Reclus (1837-1916) und das Titelblatt seines Atlantis-Buchs aus dem Jahr 1919

(red) Onésime Reclus (* 22. September 1837 [1] in Orthez, Pyrénées-Atlantiques; † 30. Juni 1916 in Sainte-Foy-la-Grande, Gironde) war ein französischer Geograph, der sich auf die damaligen Kolonien Frankreichs spezialisierte. Nachhaltige Bekanntheit erlangte er durch seine Einführung des Begriffs 'Frankophonie' und dank seiner Studien zum Atlantis-Problem, durch die er posthum zu einem der namhaften frühen Verfechter der nordwest-afrikanischen Atlantis-Lokalisierungen wurde.

Biographische Notizen

Abb. 2 Das Frontcover der Neuausgabe von Onésime Reclus´ Atlantis-Buch (2013)

Onésime Reclus wurde als eines von zuletzt vierzehn [2] Kindern [3] des protestantischen Pfarrers Jacques Reclus (1796-1882) in Orthez geboren, einer Kleinstadt in Aquitanien, wo sein Vater ein Altenheim betrieb. Der junge Onésime ergriff den Beruf eines Geographen, wobei sein besonderes Interesse Frankreich und dessen Kolonien galt, insbesondere jenen in Afrika. Zu diesem Thema veröffentlichte er 1873 auch sein erstes Buch [4] sowie mindestens zwei weitere Werke in den Jahren 1886 [5] und 1889 [6].

Bereits 1869 wurde Reclus, der sich auch journalistisch betätigte und Beiträge für das (zwischen 1857 und 1914 erschienene) Reisejournal Le Tour du monde verfasste [7], ordentl. Mitglied der französischen Société de Géographie. [8]

Onésime Reclus und Atlantis

Wann der französische Geograph damit begann, das Atlantis-Problem zu studieren, um sich schließlich der von Godron aufgebrachten Annahme einer "Atlantide en Afrique du Nord" anzuschließen, konnte bisher nicht durch uns ermittelt werden. Seine einzige bekannt gewordene und derzeit zugängliche Publikation zu diesem Thema, das populärwissenschaftlich gehaltene Werk "L'Atlantide, pays de l'Atlas" [9] (Atlantis, das Land des Atlas) - versehen mit einem längeren Vorwort von Paul Pelet (1849-1927) - erschien jedenfalls erst 1919 [10], also ca. drei Jahre nach seinem Ableben.

Immerhin lässt dieses, im Jahr 2013 neu aufgelegte [11] Werk (Abb. 2), in dem der Autor das alte Atlanter-Reich im Maghreb (vorwiegend in Algerien, Marokko und Tunesien) verortet, eine durchaus komplexe, polydisziplinäre Behandlung des Forschungsgenstands erkennen, die eine langfristige Beschäftigung mit der Materie vermuten lässt. So führte Onésime Reclus neben geographischen u.a. auch ethnologische, linguistische und geschichtliche Argumente - etwa Zitate von Autoren des klassischen Altertums sowie späterer arabischer und jüdischer Historiker - zur Stützung seiner Annahmen an.

Als Randnotiz bleibt noch anzumerken, dass auch einer seiner älteren Brüder, der Geograph, anarchistische Vordenker und Schriftsteller Élisée Reclus (1830-1905) von der Historizität von Atlantis überzeugt war. [12]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Christophe Brun und Federico Ferretti, "Élisée Reclus, une chronologie familiale 1796-2014 (PDF-Datei; abgerufen: 22. Juni 2016)
  2. Quelle: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: Jacques Reclus (abgerufen: 22. Juni 2016)
  3. Anmerkung: Fünf dieser vierzehn Geschwister wurden bekannte Persönlichkeiten der Zeitgeschichte. Neben Onésime waren dies: Élie Reclus (1827-1904), Journalist und Anarchist; Elisée Reclus (1830-1905), ein preisgekrönter Geograph und Anarchist; Armand Reclus (1843-1927), Geograph und Forschungsreisender; sowie der Chirurg Paul Reclus (1847-1914).
  4. Siehe: Onésime Reclus, "Géographie de la France et de ses colonies", 1873
  5. Siehe: Onésime Reclus, "France, Algérie et colonies", 1886
  6. Siehe: Onésime Reclus, "La France et ses colonies", 1889
  7. Siehe: Jean Marie Mayeur und Arlette Schweitz, "Les parlementaires de la Seine sous la Troisième République: Etudes, Band 1", Publications de la Sorbonne, 2001, S. 130
  8. Quelle: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: Onésime Reclus (abgerufen: 22. Juni 2016)
  9. Siehe: Onésime Reclus, "L'Atlantide, pays de l'Atlas: Algérie, Maroc, Tunisie", La Renaissance du livre, 1918; online frei abrufbar bei gallica/BnF
  10. Anmerkung: Angabe nach BnF; nach Google books erschien das Werk bereits 1918
  11. Siehe: Onésime Reclus, "L Atlantide, Pays de L Atlas: Algerie, Maroc, Tunisie", Hachette Livre - Bnf, 2013, TB, 282 Seiten - ISBN-13: 978-2012893528
  12. Quelle: Tony O’Connell, "Reclus, Onésime", 30. Dez. 2009, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 22. Juni 2016)

Bild-Quellen:

1) Links: Mu bei Wikimedia Commons, unter: File:Onésime Reclus.jpg
1) Rechts: La Renaissance du livre / Bild-Archiv Atlantisforschung.de
2) Hachette Livre / Bild-Archiv Atlantisforschung.de