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Forscher- und Autorenportrait

Einführung

Abb. 1 Prof. Dr. Otto Jessen (1891-1951)

(red) Dr. phil. Otto Jessen (* 18.2.1891 in Sophienkoog, Gemeinde Kronprinzenkoog bei Marne, Holstein), † 9.6.1951 in München) war ein deutscher Geograph und Naturwissenschaftler, der sich hauptsächlich mit Problemen der Physischen Geographie (Lehr- und Forschungsgebiete: deutsche Küsten, Spanien, Afrika), aber auch mit Humangeographie (Raumordnung, Städtebau) befasste. [1] Zudem gehört er in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts neben Adolf Schulten und Richard Hennig zu den wesentlichen Protagonisten der Annahme, die verschollene iberische Metropole Tartessos sei mit Platons sagenhaftem Atlantis gleichzusetzen.


Biographische Notizen

Nach dem Besuch der Oberrealschule Neumünster und einem Orientierungs-Semester (1910) in Freiburg im Breisgau begann Otto Jessen in München bei Erich von Drygalski ein Geographie-Studium, das er durch Studien der Geologie, Biologie, Physik und Meteorologie ergänzte. 1914 promovierte er dort zum Dr. phil. [2]. Es folgte sein Militärdienst mit Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Jessen wurde an der Somme schwer verwundet, diente später als Wehrgeologe in Elsaß-Lothringen, und schied bei Kriegsende im Rang eines Leutnants aus dem aktiven Dienst aus.

1919 setzte Otto Jessen seine akademische Karriere fort und ging zunächst als Assistent von Prof. Carl Uhlig an die Universität Tübingen. Dort [ habilitierte] er 1921 mit seiner, "Die Verlegung der Flussmündungen und Gezeitentiefs an der festländischen Nordseeküste in jungalluvialer Zeit" betitelten Arbeit. Es folgen seine allgemein bekanntesten Feldforschungen in Spanien, wo er gemeinsam mit Adolf Schulten geographisch-archäologischen Fragen nachging, u.a. der Suche nach Tartessos, das er mit dem biblischen Tarschisch und Platons Atlantis gleichsetzte. Zudem erstellte Jessen auch eine Reihe monographischee Darstellungen [3], die sich "durch hervorragende landschaftskundliche Charakterisierungen und durch die Aufhellung von Zusammenhängen zwischen physisch-geographischen und historischen bzw. kulturgeographischen Fakten auszeichnen." [4]

Ab 1924 war Otto Jessen als nichtbeamteter ao. Professor in Tübingen tätig, und ab 1929 erhielt er einen Lehrauftrag für Physische Geographie an der Universität Köln. 1930/31 unternahm er gemeinsam mit seiner Frau eine ausgedehnte, Forschungsreise nach Angola (Reisen und Forschungen in Angola, 1936). Dieses Werk bietet die lebensvolle Darstellung des vielgestaltigen Tropenlandes und wichtige Erkenntnisse über die Oberflächenformung in den Tropen, über deren große Tragweite er 1938 Neues darlegte. 1933 wurde J. zum Nachfolger von W. Ule nach Rostock berufen. Da Beengungen durch das NS-Regime eintraten und Pläne zu einer neuen Afrikareise vereitelt wurden, hat sich J. in Rostock überwiegend auf eine theoretische Untersuchung über Randschwellen der Kontinente (1943) zurückgezogen. Als Großformendeutung, in der die Haupteinheiten den Strukturenzusammenhängen der Erdrinde noch übergeordnet sind und auf Ursachen im Bereich unterhalb der Erdrinde zurückgeführt werden, griff dieses Werk seiner Zeit voraus. Mitten im 2. Weltkrieg erschienen, hat es kaum die gebührende Beachtung gefunden. 1946 wurde J. als Nachfolger von H. Schrepfer nach Würzburg und 1949 als Nachfolger von F. Machatschek auf den Lehrstuhl seines einstigen Lehrers v. Drygalski nach München berufen. Unter den damals inmitten von Wiederaufbauarbeiten verfaßten Aufsätzen ist jener über „Fernwirkungen der Alpen“ für J.s Streben nach Vielseitigkeit in der geographischen Sicht besonders kennzeichnend.

[5]

Otto Jessen als Ideengeber für das Projekt Atlantropa

Abb. 3 Das Frontcover von Otto Jessens Werk "Die Straße von Gibraltar" (1927)

Wie wir bei Stelios Pavlou erfahren, befasste sich Ryan Bartlett Linger an der University of Tennessee, Knoxville 2011 in seiner Masterarbeit [6] mit einem heute allgemein weniger bekannten Aspekt von Jessens Forschung - und deren Auswirkungen in Hinsicht auf das Zustandekommen eines geradezu 'gigantomanischen', niemals realisierten Dammbau-Vorhaben, dem Projekt Atlantropa. Dazu heißt es bei Bartlett Linger einleitend:

"Dr.
 Otto
 Jessen,
 zu jener Zeit ein überaus produktiver Geographie-Professor, unternahm 1922
 and
 1924 
zwei Expeditionen
 zur
 Straße von Gibraltar

,
 und
 die
 Resultate seiner Studien
 regten ein Eindämmen des Mittelmeers an, und
 verliehen seiner Machbarkeit
 Plausibilität.
 Jessen
 fand heraus, dass
 das Mittelmeer,
 trotz seiner
 
Größe
 und
 Lage position,
 nicht in der gegenwärtigen Form bestehen bleiben kann
.
 
Die
 primäre Zufluss-Ader,
 durch welche dieses Meer
 sein >
Blut< erhält
,
 ist
 die
 Straße von

 Gibraltar.
 
Jessen
 fügte hinzu, dass der Meeresboden
 in
 der
 Straße nur
 um einhundert Meter angehoben werden müsse, um die gwünschten

 Effekte zu erzielen.
 
Dann würde das Meer langsam schrumpfen
, wobei kleinere
 Salzseen zurückblieben
." [7]

Dies waren grundlegende neue Erkenntnsse, die Otto Jessen 1927 auch in Buchform publizierte (Abb. 3) und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machte - und die der Architekt Herman Sörgel (1885-1952) in die Praxis umzusetzen trachtete:

"Ende 1927 begann Sörgel mit der Arbeit an seinem lebenslangen Panropa-Projekt, das er später in Atlantropa umbenannte. Auf Grundlage der Feststellungen von Jessen entwarf Sörgel einen Plan, um die gesamte mediterrane Region umzuformen. Das Projekt sah die Konstruktion eine 35 Kilometer langen bogenförmigen, hydro-elektrischen Dammes über the Straße von Gibraltar hinweg vor, um das Einfließen von Wasser vom Atlantik in das Mittelmeer zu verhindern, und einen zweiten quer duch die Dardanellen,um auch den Wasserzufluss vom Schwarzen Meer abzuschneiden. Er fasste auch einen dritten Damm ins Auge – zwischen Sizilien und Tunis –, der das Mittelmeer faktisch zweiteilen sollte. In Sörgels Vision von Atlantropa hätte die Arbeit an dem dritten Damm allerdings erst in weiteren 100 bis 200 Jahren beginnen sollen." [8]



[9]

[10]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Universität Rostock, unter: "Jessen, Otto - Prof. Dr. phil." (abgerufen: 01. Oktober 2015)
  2. Anmerkung: Der Titel seiner Dissertation lautete: "Morphologische Beobachtungen an den Dünen von Amrum, Sylt und Röm" (Quelle)
  3. Siehe z.B.: Otto Jessen, "Südwestandalusien", in: Petermanns Mitt., Erg.h. 186, 1924; Derselbe, "Die Straße von Gibraltar", 1927; Deselbe, "La Mancha, ein Beitrag zur Landeskunde Neukastiliens", in: Mitt. d. Geograph. Ges. Hamburg 41, 1930, S. 123-227
  4. Quelle: Herbert Louis "Jessen, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 426-427 (Onlinefassung; abgerufen: 30. September 2015)
  5. Quelle: Herbert Louis "Jessen, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 426-427 (Onlinefassung; abgerufen: 30. September 2015)
  6. Siehe: Ryan Bartlett Linger, "Die Zukunft gehoert dem Ingeniuer: Herman Soergel's Attempt to Engineer Europe's Salvation", (online als PDF-Datei; abgerufen 01. Okt 2015)
  7. Quelle: Ryan Bartlett Linger, zit. nach: Stelios Pavlou, "Otto Jessen", bei Atlantipedia.com (abgerufen: 01. Oktober 2015; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  8. Quelle: Stelios Pavlou, "Otto Jessen", bei Atlantipedia.com (abgerufen: 01. Oktober 2015; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  9. Siehe: Otto Jessen "Die 
Straße 
von 
Gibraltar", 
Berlin (Dietrich 
Reimer),
 1927
  10. Siehe dazu z.B.: Otto Jessen (mit Adolf Schulten), "Tartessos-Atlantis", in: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde', Nr. 5/6, 1925; sowie: Derselbe, "Geographische Bemerkungen zu César Pemán: El passaje tartessico de Avieno", in: Petermanns Mitteilungen, 1944, S. 77 ff.

Bild-Quellen:

1) Universität Rostock, unter: "Jessen, Otto - Prof. Dr. phil." (abgerufen: 01. Oktober 2015) (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)

Schulten 3.jpg

Gerhard Gadow, "Der Atlantis-Steit", Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1973


3) Verlag Dietrich Reimer (Berlin)