P. P. Flambas: Plato’s Caribbean Atlantis

Buchbesprechung

von Tony O’Connell

Abb. 1 Das Front-Cover von P.P. Flambas’ Buch Plato’s Caribbean Atlantis aus dem Jahr 2016

P. P. Flambas ist der Autor von Plato’s Caribbean Atlantis [1]. Der selbsterklärende Titel macht die Zielvorstellung von Dr. Flambas deutlich. Das Buch wurde in Australien veröffentlicht und umfasst 932 Seiten. Es ist auch als Kindle-eBook erhältlich. Das Buch ist so umfangreich, dass eine vollständige Kritik ein weiteres Buch erfordern würde.

Meiner Meinung nach hat das Buch viele Mängel und ist eben ein Fall von Quantität, die sich als Qualität tarnt. Einer meiner ersten Probleme ist, dass der Autor Atlantis ins 10. Jahrtausend v.Chr. einordnet. Aus dieser Zeit gibt es aber KEINE archäologischen Beweise für strukturierte Gesellschaften in Ägypten oder Athen.

Noch lächerlicher ist sein Vorschlag, dass sich das Atlanter-Reich in der Karibik befand und die heutigen US-Bundesstaaten rund um den Golf von Mexiko, ganz Mesoamerika und alle Länder entlang der Nordküste Südamerikas umfasste. Dann erkannte Flambas, dass Plato auch das atlantische Territorium beschrieben hatte, welches Teile Europas und Nordafrikas umfasste. Flambas akzeptiert, dass das atlantische Territorium Teile Europas und Nordafrikas umfasste, aber dass sich die Hauptstadt dieses Reiches, die Plato anscheinend nicht kannte, in der Karibik befand! Ich finde das nicht glaubwürdig, aber die Leser müssen dies selber entscheiden.

Elf Jahrtausende später konnte Europa trotz verbesserter Navigation, besseren Schiffe und Waffen die Kontrolle über seine amerikanischen Kolonien nicht behalten. Wie gelang es also Flambas’ karibischem Atlantis, die Kontrolle über sein europäisches Territorium zu erlangen?

Darüber hinaus hat Flambas zu Unrecht behauptet, Plato habe erklärt, ein Teil des atlantischen Territoriums habe sich bis zum Tyrrhenischen Meer erstreckt. Tatsächlich sollen sie [das Gebiet] bis Tyrrhenien kontrolliert haben (Timaios 25b und Kritias 114c), oder mit anderen Worten, einen Teil von Süditalien. Selbst ohne dies ist es, wenn Teile des westlichen Mittelmeers von Atlantikern aus der Karibik besetzt worden wären, kaum zu glauben, dass nicht irgendwelche Kenntnisse über die Existenz Amerikas im gesamten Mittelmeer-Raum bekannt wurden, da Seeleute nicht gerade als die verschwiegensten Menschen gelten. Flambas behauptet jedoch, dass dieses Wissen den Europäern erst elftausend Jahre später, zu Kolumbus’ Zeit, zur Verfügung stand.

Flambas’ Buch enthält einen großen Abschnitt über Reiche und ihre Entwicklung durch die Besetzung zusammenhängender Gebiete, dem ich voll und ganz zustimme. Dennoch schlägt er vor, dass jene alten Atlanter es vorzogen, sich über den wilden Atlantik hinweg auszudehnen, um das Mittelmeer zu kolonisieren, anstatt eine der beiden einfacheren Möglichkeiten zu nutzen, entweder weiter gen Norden nach Nordamerika vorzustoßen oder nach Süden ins ebenso wertvolle Südamerika - beides mit kürzeren Versorgungslinien. Expansion über den Atlantik hinweg macht keinen Sinn.

Positiv habe ich als Laie zu vermerken, dass Dr. Flambas mit seiner „hydraulischen Hypothese“, die sich auf eine Modifikation unserer Sicht der Plattentektonik bezieht, eine glaubwürdige Originalarbeit geleistet hat. Die von ihm durchgeführten umfangreichen geologischen Untersuchungen sind bewundernswert, aber für mich ist sein Versuch, sie mit Platos Atlantis-Erzählung zu verknüpfen, nur eine zu weit gehende Spekulation.

Schließlich ist sein Buch gut illustriert, aber es ist unverzeihlich, einen Band dieses Umfangs ohne Index zu produzieren. Auch war ich enttäuscht, dass ein Großteil der Chronologie der Atlantis-Theorien durch Flambas von dieser Webseite [d.i. Atlantipedia.ie; d.Ü.] kopiert wurde, einschließlich der Fehler, ohne dass eine Zuschreibung erfolgt ist!


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell (©) wurde seiner atlantologischen Online-Enzyklopädie Atlantipedia entnommen, wo er am 30. Dezember 2016 unter dem Titel "Flambas, P.P." erschienen ist. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de. Publikation am 31. Mai 2019.

Fußnoten:

Bild.Quelle:

1) BookBaby / Bild-Archiv Atlantisforschung.de