Pazifika - Ein Kleinkontinent auf der 'Südpazifischen Superschwelle'

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Geologische und ozeanographische Grundlagen für die Pazifika-Hypothese?, Teil III

Abb. 6 William Hutton´s Teil-Karte des tropischen Pazifik, modifiziert nach Dickinson’s Artikel “Paleoshoreline Record of Relative Holocene Sea Levels On Pacific Islands” (Earth-Science Reviews, 55, 2001). Sie zeigt die, in etwa übereinstimmenden Ränder der Südpazifischen Superschwelle (SPS) und die, gelb abgesetzte, "South Pacific Isotopic and Thermal Anomaly (SOPITA)" nach McNutt (1998, Fig 17) und Staudigel et al. (1991, Fig. 1).

(bb) Ein aktuelles Modell, bei dem ein Impaktor als 'Geburts-Helfer' einer temporären pazifischen Landmasse mit einem Jahrmillionen späteren 'Verfallsdatum" fungiert, skizziert William Hutton auf seinen Webseiten. [1] Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Kritik der sogenannten "Hot Spot"- Theorie, über die es bei WIKIPEDIA heißt: "Die Theorie des Hot-Spot Vulkanismus wurde 1963 vom Geologen Tuzo Wilson formuliert. Sie besagt, dass sich an vielen Stellen zwischen der Lithosphäre und der Asthenosphäre der Erde im Laufe von Jahrmillionen Magmakammern angesammelt haben, deren Inhalt durch Brüche und Erdspalten in Form von Vulkanen an der Erdoberfläche austritt. Daher die Bezeichnung >Hot-Spot< (deutsch 'Heißer Fleck').

Da sich die Lithosphäre ständig über die Asthenosphäre hinwegbewegt, während sich der Hot-Spot nicht vom Fleck rührt, verursacht dieser ganze Vulkanketten, wie z.B. die Hawaii-Inseln. Hot-Spots befinden sich an Orten, die von der Plattenbewegung unabhängig sind, so dass man heutzutage davon ausgeht, dass es sich bei jedem Binnenvulkan um einen Hot-Spot Vulkan handeln muss. Hot-Spots werden durch sogenannte >Plumes< immer mit neuer Magma >versorgt<. Dies sind Magmaströme, die ihren Ursprung am äußeren Erdkern und einen Durchmesser von etwa 150 km haben. Weltweit wird die Zahl der Hot-Spots auf etwa 120 geschätzt, man nimmt bei jedem von ihnen an, dass sich ein Mantel-Plume darunter befindet..." [2]

Hutton verweist nun zunächst auf eine Arbeit der Geophysikerin Marcia McNutt, die im Mai 1998 unter dem schlichten Titel "Superswells" veröffentlicht wurde, und stellt einleitend fest: "Wir haben von Hotspots gehört, die schmale, isolierte [Magma-] Aufwallungen aus der Tiefe der Erde erfordern, wie der Hotspot, der von einem Glutschwaden [orig.: "plume"; d. Ü.] produziert wird, den einige Geologen für die Ursache der hawaiianischen Insel-Kette halten. Solch ein Hotspot wird von einem [höher als die Umgebung] liegenden Gebiet des Meeresbodens von weniger als 1000 km Durchmesser umgeben, das >Schwelle< genannt wird." McNutt "glaubt zudem, eine >Superschwelle< spiegle Auftriebs-Zonen im Erdmantel wider [orig.: "mantle upwelling"; d. Ü.]". Diese geologische Struktur "drückt sich durch extensive, anomale Flachwasser-Gebiete des Meeresbodens aus, deren Größe bei mehreren tausend Kilometern im Durchmesser liegt. Dies ist beispielsweise so lang wie der Insel-Kontinent Australien." [3]

Bei der 'Hawaiianischen Superschwelle' handelt es sich nun konkret um ein ausgedehntes Gebiet (ein Ausschnitt davon ist auf Abb. 6 zu sehen) mit "angehobenem Meeresboden in Französisch-Polynesien, das zahlreiche Vulkane enthält." Innerhalb der Grenzen dieser Superschwelle "liegen die Ketten der Gesellschafts-, Cook-, Austral-, Tuamotu-, Marquesa-, und Oster-Inseln. Diese Inseln spiegeln aufgrund der ennormen Quantitäten von Mantel-Gestein unter dem Meeres-Boden eine erhöhte Rate von Vulkanismus im Gebiet der Super-Schwelle wider." [4]

Die Entstehung einer solchen enormen Wölbung, die den pazifischen Meeresboden einst bis über den Meeresspiegel gehoben haben könnte, lässt sich nach Prof. MacKenzie Keith im Zusammenhang mit der Platten-Tektonik verstehen: "Das Absinken und Recycling [von Kruste und Mantel; W.H.] in den bekannten Subduktions-Zonen Indonesiens und des pazifischen Ran-des kann ebenso dem Vulkanismus zugechrieben werden wie das Aufsteigen und die Dekompressions-Schmelze [orig.: "decompression melting"; d.Ü.] an den mittel-ozeanischen Kämmen und 'Hotspots'. Einige der pazifischen Insel-Ketten, für welche die Hawaiianische Kette das beste Beispiel ist, werden konventionell der Aufheizung einer lithosphärischen Platte bei ihrer Bewegung über einem, aus großer Tiefe gespeisten, Hotspot zugeschrieben.

Abb. 7 Skizze d. Kontraktionszone nach Keith, sowie der "South Pacific Isotopic and Thermal Anomaly" (SOPITA), deren Zentrum in etwa auf Tahiti (T) liegt. (Graphik: William Hutton)

Das Modell eines Hotspots und der sich bewegenden Platte [zur Erklärung des] Inselketten-Vulkanismus sieht sich jedoch mit mehreren Problemen konfrontiert, darunter das Auftreten von, entlang der Kette vorkommenden, Unterschieden der Zusammensetzung des Gesteins [orig.: "compositional changes"; d. Ü.], üblicherweise die Abwesenheit von “plume scale”- Hitzefluss-Anomalien, und das Fehlen einer systematischen Sequenz geologischer Zeitalter, zum Beispiel entlang der Cook-Austral-Kette." [5]

Keith hält das konventionelle "Magmaschwaden-" ["Plume"-] Modell aufgrund seiner Unvereinbarkeit mit den einander ergänzenden, geophysikalischen und geochemischen Evidenzen für unbrauchbar, und schlägt zur Erklärung der ozeanischen Insel-Ketten als Arbeits-Hypothese vor, "dass die Hawaiian-Emperor-Kette entlang [...] einer linearen, kalten Rest [-Formation] liegt, die sich unterhalb des ursprünglichen mittel-pazifischen Rückens entwickelt" hat, und dass ein "Teil der Rückstände [davon] zurückgelassen wurde, als der Rücken während einer mesozoischen Sprengung des pazifischen Mantels wechselhaft verrückt wurde... (S. 302)". [6]

Was für eine Störung könnte derart massiv gewesen sein, um den ursprünglichen mittel-pazifischen Rücken quasi zerreißen zu können? Naheliegend erscheint hier, wie gesagt, ein großer Impakt zu sein, eine Annahme, von der auch Keith ausgeht. So zeigt Abb. 7 pazifische "Insel-Ketten und dazugehörige Strukturen, modifiziert nach Abb. 22 bei Keith, 2001. Die drei datierten Kreise zeigen die von Keith vorgeschlagene Kontraktion einer hypothetischen Zone nach außen und abwärts gerichteter [Material-] Flüsse [orig.: "outward flow and downwelling"; d.Ü.] für einen Zeitraum von vor 60 Millionen Jahren (60 MA) bis zur Gegenwart an, ein radiales Muster oberhalb eines verlängerten Magma-Schwaden ["plume"; d.Ü.] (gestrichelt umrandet) im tieferen Mantel, die von Keith als durch einen >Impakt ausgelöste Störung des 'steady-state'-Konvektiv-Systems des Erdmantels< interpretiert wird. >Gezeigt werden die Örtlichkeiten großer Plateaus der Kometen-, oder Asteroiden-Impakt-Region, mit den folgenden Datierungen für die ältesten Sedimente: Manihiki (M, 115-125 Ma), Marcus-Wake Seamounts (MW, 90-115 Ma) und Ontong-Java (OJ, 100-125 Ma)." [7]

Die Spitze der fortdauernden, restlichen Magma-Schwaden stimmt mit der weitläufigen südpazifischen Superschwelle überein und ist zudem offenbar auch deckungsgleich mit einem zweiten, geographisch eingrenzbaren, Phänomen, der "South Pacific Isotopic and Thermal Anomaly" (SOPITA), deren Zentrum in etwa auf Tahiti (T) liegt. SOPITA "ist nicht nur über vergleichsweise hohe Temperaturen des Erdmantel definiert, sondern auch durch differierende Zonen der Konzentration von Blei-, Uran-, Strontium- und Neodymium-Isotopen. Diese differierenden Bereiche legen nahe, dass die Superschwelle über einer stabilen, dauerhaften Auftriebs-Zone aus dem tieferen Erdmantel liegen könnte. Eine solche Auftriebs-Zone könnte mindestens seit der Kreidezeit als Barriere gedient haben, die zwei große Bereiche des Mantels mit unterschiedlichen Konvektiv-Geschichten trennt. Man geht davon aus, dass sich aus den SOPITA-Daten Interaktionen zwischen den tieferen und höheren Schichten des Mantels ergeben." [8]

Abb. 8 Ein größerer Impakt im Gebiet des heutigen 'Stillen Ozeans' könnte vor mehr als 60 Millionen Jahren zur Entstehung eines "temporären Klein-Kontinents" geführt haben: Pazifis oder Pazifika.

Wie Hutton anfügt, schlägt Keith vor, "dass das Endstadium des Mantel-/ Krusten-Abwärts-Flusses gegenwärtig auf eine langgezogene mittel-pazifische Zone fokussiert ist [Abb. 7; blau gestrichelte Linie H-M], die sich von Hawaii bis zu den Marquesas ertreckt. Keith identifiziert dies als übrig gebliebene Spur einer kalten, dezimierten Masse, die sich unterhalb des alten Mittel-Pazifischen Rückens entwickelt hat". Hutton erklärt zusammenfassend: "Es reicht die Feststellung, dass Keith eine These für das Versinken ozeanischer Inseln innerhalb einer umgebenden Zone mit normalem bis niedrigem Hitze-Fluss und hohen seismischen Wellen-Geschwindigkeiten aufstellt, die Abwärtsbewegungen im Erdmantel unterhalb der Inseln indizieren.

Was bedeutet dies für die Hypothese der Existenz von Lemuria, oder Mu? In viel größerem Maßstab - dem der SPS oder sogar noch größer - können wir postulieren, dass während der Kreidezeit im pazifischen Becken eine Landmasse von kontinentaler Größe oberhalb des Meeres-Spiegels lag. Entstanden war sie infolge eines Impakt-Ereignisses (Abb. 8). Der Impakt war ausreichend groß, um enorme Schwaden von Material aus dem tieferen Erdmantel hervorzurufen, das in etwa unterhalb von Tahiti nach oben gedrückt wurde. Dann, beginnend in der Nach-Kreidezeit (vor etwa 60 Millionen Jahren), versank dieser Kontinent mit der Abkühlung und Kontraktion der Kruste und des äußeren Mantels, nach und nach während der folgenden Äonen." [9]

Daraus ergibt sich ein durchaus interessantes und stringent wirkendes Modell, welches das Entstehen und die Existenz eines langsam - vermutlich in katstrophalen "Schüben" - wieder versinkenden Pazifika-Kontinents wahrscheinlich erscheinen lässt - es hat aus atlantologischer Sicht nur einen einzigen, aber entscheidenden, Schönheitsfehler: ähnlich wie bei dem alten "Lemuria"-Modell des 19. Jahrhunderts haben wir es hier mit einem versunkenen Kontinent zu tun, der zur Zeit des späten Paläolithikum bereits im wesentlichen auf das Format zusammengeschrumpft gewesen sein muss, das wir heute als pazifische Inselwelt kennen.


Fortsetzung:

Plädoyers für rezente Umwälzungen (bb)


Anmerkungen und Quellen

  1. Siehe: William Hutton, "EVIDENCE OF LEMURIA, OR MU", The Hutton Commentaries, online unter http://www.huttoncommentaries.com/Other/Lemuria/evidence_of_lemuria.htm --- Anmerkung: Hutton verweist hierzu auf "Reviews of Geophysics", v. 36, no. 2, pp. 211-244. Er merkt an: "Dr. McNutt, eine bekannte Geophysikerin, ist derzeit (4/01/02) Präsidentin der American Geophysical Union (AGU), einer wissenschaftlichen Gesellschaft mit weltweit [mehr als] 15 000 Mitgliedern."
  2. Quelle: "Hot Spot", WIKIPEDIA, online unter http://de.wikipedia.org/wiki/Hot-Spot_(Geologie); weiter heißt es dort: "Aus dem Standort der Hot-Spot Vulkane kann man Richtung und Geschwindigkeit der Plattenbewe-gungen rekonstruieren und das Alter der durch ihn entstandenen Inseln errechnen. Das berühmteste Beispiel hierfür ist die Inselgruppe des US-Bundesstaats Hawaii. Die nicht genau gerade Verlaufsrichtung dieser Inseln wird von Forschern damit erklärt, dass sich die Pazifische Platte nicht exakt in eine bestimmte Richtung bewegt, sondern sich diese mit der Zeit leicht geändert haben muss. Die Pazifische Platte bewegt sich um etwa 5 Zentimeter pro Jahr. Daraus folgt, dass Hawaii, die Hauptinsel, vor etwa 0,4 Mio. Jahren und O'ahu vor etwa 3,7 Mio Jahren über dem Hot-Spot unter Loihi gestanden haben muss.

    Die [entstehende; bb] Insel Loihi, südlich von Hawaii, ist die aktuell durch einen Hot Spot entstehende Hawaii Insel. Sie befindet sich im Moment noch 900m unter dem Meer, wird aber nach Meinung vieler Geologen in den nächsten Jahrmillionen auf eine Größe von 4000m über NN heranwachsen und wäre mit ihren insgesamt 10 000m Höhe somit größer als der Mount Everest und exakt so groß wie der Vulkan Mauna Kea, der vor Loihi und Hawaii als letztes entstanden ist. Diese These folgt aus der Meinung Wilsons, dass das Wachstum aller Hot-Spot Inseln immer gleich verlaufen wird. Das unterschiedliche Alter der Inseln zeigt sich in den verschiedenen Verwitterungsstadien, wobei die jüngste an die Oberfläche ausgetretene Insel Hawaii durch die regelmäßigen Vulkanausbrüche noch im Wachsen begriffen ist und die nordwestlichen Nachbarinseln bereits wieder am schrumpfen [sic!; bb] sind.

    Das >Sterben< der meisten Hot-Spot Vulkane hat verschiedene Ursachen. Zum einen versinken sie nach weiterer Verschiebung der Platte im Wasser, da unter der Lithosphäre, wo sich zuvor der Hot-Spot befand, nun ein Hohlraum ist, der einstürzen kann. Oft entstehen so auch Atolle. Zum anderen liegt es an der Form der entstandenen Vulkane. Alle Hawaiianischen Vulkane sind Schildvulkane, d.h. sie wachsen in einem relativ hohen Abstand zueinander, können sich nicht gegenseitig stützen und stürzen im Lauf der Jahre in sich zusammen." (Weitere bekannte Beispiele für Hot Spot Vulkane sind die Eifel in Deutschland, die Galápagos-Inseln in Ecuador und der Yellowstone Nationalpark in den USA."
  3. Quelle: William Hutton, "EVIDENCE OF LEMURIA, OR MU", The Hutton Commentaries, online unter http://www.huttoncommentaries.com/Other/Lemuria/evidence_of_lemuria.htm
  4. Quelle: ebd.
  5. Quelle: ebd.
  6. Quelle: ebd.
  7. Quelle: ebd.
  8. Quelle: ebd.
  9. Quelle: ebd.


Bild-Quellen

(6) http://www.huttoncommentaries.com/Other/Lemuria/evidence_of_lemuria.htm

(7) ebd.

(8) Unbekannte Bild-Quelle