Peter de Roo

Forscher uund Autorenportrait

Abb. 1 Peter de Roo (1839-1926)

Peter de Roo (* 1839; † 1926) war ein in Belgien geborener katholischer Priester und Historiker. Bekannt wurde er vor allem aufgrund von zwei seiner Werke, einer fünfbändigen Schrift zur Verteidigung Papst Alexanders VI. (Rodrigo Borgia) sowie seiner zweibändigen Geschichte des präkolumbischen Amerika [1], die durchaus von de Roos religiösen Überzeugungen geprägt war.

Abb. 2 Das Titelblatt des ersten Bandes von Peter de Roos History of America before Columbus

Dieses im Jahr 1900 erschienene Werk - "History of America before Columbus" (Abb. 2) - ist noch heute sowohl in atlantologischer bzw. atlantologie-historischer Hinsicht, aber auch für diffusionistische Studien zu anzunehmenden präkolumbischen transatlantischen Kontakten zuwischen Alter und Neuer Welt von Interesse, denn sein Autor reflektiert darin u.a., wie Tony O’Connell bemerkt, "die klassischen Autoren und zitiert umfangreiche Auszüge aus dem Kritias und dem Timaios zur Stützung seiner Aussage, dass [bereits] die Alten Griechen Kenntnis von Amerika hatten, und dass der Atlantisbericht ein Ausdruck davon war." [2]

Weitere aufschlussreiche Informationen finden sich zudem in einer Rezension des zweibändigen Werks, die in der New York Tribune vom 29. Dezember 1900 (Abb. 3) veröffentlicht wurde. Wie festzustellen ist, vertrat der Rezensent genau jene sich damals verfestigenden Ansichten zur Natur des Atlantisberichts und den Aussagen der Klassiker über eine Welt jenseits des Atlantiks, die noch heute im universitären Bezirk der Forschung allgemein verbindlich sind. So heißt es dort unter anderem:

Abb. 3 Die Titelseite der New York Tribune vom 29. Dezember 1900, in der eine ausführliche Rezension der nach wie vor durchaus interessanten Geschichte des präkolumbischen Amerika von P. Roos erschien.

"Herr de Roo hält nichts von der Theorie einer authochtonen oder indigenen amerikanischen Rasse; auch glaubt er nicht an die unbiblische Erfindung, dass Amerika und nicht Asien die Wiege der Menschheit war. Er meint, dass unser Kontinent durch aufeinander folgende Immigrationen aus verschiedenen Teilen der Welt bevölkert wurde. Der Großteil primitiver [sic!; d.Ü.] Amerikaner [sei], wie er meint, asiatischen Ursprungs, und er erklärt, wie üblich, dass diese Menschen über die Beringstraße kamen, oder über eine leicht zu bewältigende Route, die durch die südpazifischen Inseln gewährleistet wurde. Den asiatischen Ursprung der Maya, die in Yucatán eine solch glanzvolle Zivilisation erlangten, gesteht er ohne Zweifel zu. Ebenso findet er Hinweise auf kleinere Infusionen anderer Rassen, die er frühen Immigrationen aus Afrika, phönizischen Seeleuten oder umherstreifenden Juden auf der Suche nach Gold für Salomons Tempel zuschreibt; doch keiner von diesen weist er einen sehr bedeutenden Anteil an der Zusammensetzung der amerikanischen Urbewohner zu. Er tendiert sehr zu der Annahme, dass es noch frühere Immigrationen auf dem Weg über nas noch nicht versunkene Atlantis gab.

Dies bringt uns zu einem sehr ausgefallenen und interessanten Kapitel in Herrn de Roos Werk, nämlich seinem Bericht über die Kenntnis Amerikas bei den Griechen. Er meint, dass die Griechen durch die Geschichten phönizischer Reisender oder auf einem geheimnisvolleren Weg zu einem realen Wissen über die Existenz eines Kontinents in der westlichen Hemisphäre gelangten. Mittels etwas Jonglieren mit seinen Anführungszeichen lässt er Pindar die Inseln der Seligen mit unserem Kontinent gleichsetzen [...]

Herr de Roo hat geringen Zweifel daran, dass sich die Atlantis aus dem Kritias und Timaios direkt auf Amerika bezieht, von dem der Philosoph aus einer nicht sehr weit zurückliegenden Überlieferung gehört hatte. Hier stimmt man weitaus bereitwilliger mit Justin Winsor überein, dass Platos verschollenes Atlantis ein reiner Mythos ist, mit vielleicht gerade jenem Keim altertümlicher sachlicher Realität, den wir jedem Mythos zugestehen. Für den Studenten von Platos in erster Linie poetischen, idealisierenden und objektivierenden Gedanken ist die Entstehung des berühmten Mythos vollkommen naturgemäß und vertändlich [sic!; d.Ü.]. Es gibt nicht mehr Grund, den Griechen ein tatsächliches Wissen von Amerika zuzuschreiben, als der gegensätzlichen Beteuerung zeitgenössischer Spiritisten zu glauben, dass sie intime Beziehungen mit Prinzessinnen von Atlantis hatten. [Sic!!!; d.Ü.] Es ist undenkbar, dass keine Phantasien über ein glückseliges Land hinter den Säulen des Herkules und der Abendsonne bei einem Volk vorkommen sollten, das so phantasievoll wie die Griechen ist, und es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass eine aufglimmende Überlieferung von solch einem Land aus frühen prähistorischen Beziehungen erhalten geblieben sein könnte. Dies ist ziemlich aureichend, um die Passagen bei Pindar und Plato zu erklären, und auch jene anderen bekannten flüchtigen Anspielungen auf ein westliches Land bei Virgil, Horaz, Seneca, Dante und Pulci, von denen Herr de Roo so viele anführt." [3]


Anmerkungen und Quellen

Verwendetes Material:

Fußnoten:

  1. Siehe: Peter de Roo, "History of America before Columbus, according to documents and approved authors", Philadelphia and London (J. B. Lippincott company), 1900, Band 1 und Band 2 (online)
  2. Quelle: Tony O’Connell, "De Roo, Peter (M)", 22. Februar 2013, bei Atlantipedia.ie (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  3. Quelle: o.A., "HISTORY OF AMERICA BEFORE COLUMBUS" (Rezension), 29. Dezember 1900, in: New York Tribune; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de nach: CHRONICLING AMERICA - Historic American Newspapers, unter: New-York tribune., December 29, 1900, Page 10, Image 10

Bild-Quellen:

1) Tony O’Connell, "De Roo, Peter (M)", 22. Februar 2013, bei Atlantipedia.ie
2) Internet Archive, unter: History of America before Columbus, according to documents and approved authors (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
3) CHRONICLING AMERICA - Historic American Newspapers, unter: New-York tribune., December 29, 1900, Image 1 (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)