Plutarch

Auf einen Blick

Abb. 1 Antike Statue des Plutarch - aber auch als Darstellung Platons interpretiert - im Archäologischen Museum zu Delphi in Griechenland

(red) Plutarch (Abb. 1) (altgriechisch Πλούταρχος Plútarchos, latinisiert Plutarchus; * um 45 in Chaironeia, Böotien; † um 125) war ein an moralischen und historischen Fragen interessierter antiker griechischer Gelehrter und Schriftsteller, der neben philosophischen Texten auch Biographien berühmter Persönlichkeiten verfasste. Zudem war er auch als hochrangiger römischer Verwaltungsbeamter und Priester des Gottes Apoll tätig. Aus atlantologie-historischem Blickwinkel ist zu bemerken, dass Plutarch im Grundsatz von der Historizität des Platonischen Atlantisbericht ausging, aber intensive Hinzufügungen und Ausschmückungen durch dessen Autor voraussetzte.

Biographische Notizen

Zu Leben und Werk des Plutarch findet sich eine kurz gefasste, aber informative Darstellung im Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon aus dem Jahr 1839. Dort wird er als "ein sehr fleißiger philosophischer und historischer Schriftsteller des alten Griechenlands" bezeichnet, der "sich in Athen mit Platonischer und Aristotelischer Philosophie vertraut" machte, sich jedoch vorzugsweise an die erstgenannte hielt. "In Italien und namentlich in Rom, trat P. selbst als Lehrer der Philosophie auf und war ein eifriger Gegner der Stoiker und Epikuräer. Er scheint jedoch diesem Wirkungskreise bald durch Verwendung zu Staatsämtern entzogen worden zu sein, indem er vom Kaiser Trajan zum Consul und Präfecten von Illyrien, von Hadrian aber, welcher P.'s Schüler gewesen war, zum Procurator von ganz Griechenland ernannt ward.

Zuletzt wurde er noch Priester des Apollo (Abb. 2) und starb um 120 oder 130 n. Chr. in seinem Vaterlande. Dieser vielseitigen Thätigkeit ungeachtet soll er gegen 300 Schriften verfaßt haben, von denen noch 125, darunter jedoch einige unechte, übrig sind. Man theilt dieselben gewöhnlich in die ethischen oder moralischen Schriften, welche aber nicht blos von Gegenständen der Moral, z.B.: von Freunden und Schmeichlern, von der falschen Scham, von Tugend und Laster u.s.w. handeln, sondern zu denen auch welche von gemischtem, sowie von politischem und mythologischem Inhalt gezählt werden, und in die historischen, welche seine besten sind. Er schildert darin in 44 vergleichenden Lebensbeschreibungen, daher sie Parallelen genannt worden sind, die Charaktere berühmter Griechen und Römer, wozu noch fünf einzelne ihm zugeschriebene Biographien kommen. Sie sind sämmtlich von Kaltwasser (die moralischen Werke, 9 Bde., Frankf. 1783–1800, die historischen, 10 Bde., Magdeb. 1799–1806), ein Theil der letztern vorzüglich gut von G. G. Bredow übersetzt worden. P.'s Lebensbeschreibungen haben ähnlichen Sammlungen in den meisten europ. Ländern zum Muster gedient und sein Name ist denselben sogar als Titel mit Bezeichnung des Landes (z.B. östr. Plutarch, schwed. Plutarch u.s.w.) vorgesetzt worden." [1]

Plutarch und Atlantis

Abb. 2 Die Ruinen des Apollon-Tempels in Delphi, in dem Plutarch eins als Priester der Gottheit tätig war

Dazu lesen wir bei Thorwald C. Franke: "Plutarch glaubte ganz offensichtlich an einen historischen Kern von Platons Atlantiserzählung. Das geht aus mehreren Stellen seines Werkes klar hervor. Am deutlichsten wird dies in Plutarchs Solon-Biographie, wo Plutarch die Auffassung äußert, dass Platon eine historische Überlieferung üppig ausgeschmückt habe. Denn nur dort, wo eine historische Vorlage vorhanden ist, kann diese ausgeschmückt werden. Ausdrücklich verwendet Plutarch hier auch das Wort 'hypothesis', das >Vorlage< oder das >Zugrundeliegende< bedeutet. Man beachte, dass man dasaltgriechische Wort 'hypothesis' nicht einfach mit dem modernen Wort >Hypothese< übersetzen darf. Plutarch hatte offenbar keine genauere Vorstellung davon, nach welchen Regeln und mit welchen Methoden Platon seine 'logoi' oder 'mythoi' entwickelt hatte. Deshalb scheint Plutarch von frei phantasierenden Ausschmückungen und Hinzufügungen auszugehen." [2] [3]

Dazu zitiert Franke folgende Textstelle aus Plutarchs Vitae parallelae: "Die unvollendete Atlantische Geschichte [hypothesin] des Solon ist gleichsam ein verlassener angelegter Grund in einer sehr schönen Gegend gewesen, welchen Platon, dem er aus einer Art von Verwandschaft gehörte, weiter aufzubauen und auszuziehen sich bestrebte. Er setzte große Eingänge, Mauern und Vorhöfe zum Anfange des Gebäudes, dergleichen Kostbarkeiten noch keine Rede, noch Fabel, noch Gedicht [hoia logos audeis allos eschen oude mythos oude poiesis] gehabt hatte. Aber er fing zu spät an, und endigte daher eher sein Leben als das Werk. Je mehr uns aber das, was noch davon vorhanden ist, ergötzt, desto mehr muss man das, was zurück geblieben ist, mit bedauern. Platons Weisheit ließ uns unter so vielen schönen Werken die einzige Atlantische Geschichte unvollkommen, so wie die Stadt Athen den Tempel des Olympischen Jupiters." [4]

Thorwald C. Frankes Fazit lautet schließlich folgendermaßen: "Abschließend können wir sagen, dass Plutarch in der Atlantiserzählung einen wahren Kern sah, der von Platon in freier Phantasie ausgeschmückt worden sei. Doch mehr weiß Plutarch dazu nicht zu sagen Denn weder verfügt Plutarch über ein historisch-kritisches Denken noch über genügend Kenntnisse darüber, wie Platon seine 'mythoi' bzw. 'logoi' konstruierte.

Es ist gewiss kein Zufall, dass wir von Plutarch wissen, dass er den Timaios-Kommentar von Krantor kannte. Diesen verwendet Plutarch in seinem Werk 'De Animae Procreatione in Timaeo' [5]. Von Krantor wird Plutarch den Gedanken übernommen haben, dass die Atlantiserzählung auf einer historischen Überlieferung aufbaut. Plutarch gehört eindeutig zu denjenigen, die die Atlantisüberlieferung grundsätzlich für historisch und damit Atlantis grundsätzlich für real hielten." [6]



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839, S. 514, Lemma "Plutarch"; zit. nach der digitalisierten Fassung bei Zeno.org (abgerufen: 06. April 2019)
  2. Quelle: Thorwald C. Franke, "Kritische Geschichte der Meinungen und Hypothesen zu Platons Atlantis", Norderstedt (BoD), 2016, S. 43-44
  3. Red. Anmerkung: Franke handelt das Thema 'Plutarch & Atlantis' sehr umfassend ab (op. cit., S.43-47). Seine Erkenntnisse können wir hier naturgemäß nur fragmentarisch wiedergeben.
  4. Quelle: Plutarch, Vitae parallelae - Solon 32; Übersetzung Gottlob Benedict von Schirach, 1777; zit. bei Thorwald C. Franke, op. cit. (2016), S. 44
  5. Siehe: Plutarch, Moralia XIII 70
  6. Quelle: Thorwald C. Franke, op. cit. (2016), S. 45

Bild-Quellen:

1) Lemur12 (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Sokratis statue in Delphi.jpg
2) David Monniaux (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Delphi temple of Apollo dsc06283.jpg