Pyramiden auch in Deutschland?

von Walter Haug

Abb. 1 Sommerhälde in Schmie, Cairn IV mit Portal. (Bild: Archiv Walter Haug)

Pyramiden beschränken sich offenbar nicht allein auf Ägypten und Südamerika, das belegen Entdeckungen, die in letzter Zeit gehäuft gemacht wurden. Man denke an die pyramidenförmigen Hügel, die Thor Heyerdahl auf den Malediven ausgrub [1], an die weißen Pyramiden bei Xian in China [2] oder die gestuften Steinpyramiden auf Teneriffa, die Harald Braem (,,Terra X") entdeckt hat [3] und mit den Cairns der Bretagne vergleicht. Doch dieser Artikel handelt von einer Entdeckung hier mitten in Deutschland, von einer archäologischen Sensation, die geeignet ist, das Bild unserer Vorgeschichte in weiten Teilen völlig neu zu entwerfen. Gibt es große Monumente aus Stein, Bauwerke, in denen vermutlich die größten Regenten einer versunkenen Kultur hier mitten in Deutschland einst bestattet wurden?

Ruinen, im Wald verborgen, die in ihrem äußeren Erscheinungsbild an die vom Regenwald überwucherten Tempel der Inka, Maya und Azteken erinnern, tauchen real und anfaßbar vor unseren Augen auf und lassen uns kopfschüttelnd verharren. Warum wurde bisher noch niemand auf diese Riesenbauten aufmerksam? Ist es denn zu fassen, dass hier, mitten in einem der wissenschaftlich und technisch weit entwickelten Länder der Welt, solch monumentale Architekturen dem Auge der mit aller Weisheit und Kenntnis universitärer Bildung ausgestatteten Forschenden schlicht entgangen sind?

Es gibt offensichtlich immer noch weiße Flecken der bewussten Wahrnehmung hier in unserem Land. Auch Deutschland ist eine Terra X, die unerwarteterweise die größten Steinbauten einer rätselhaften Hochkultur aufweist. Finden wir hier die Wurzeln der von Braem gesuchten unbekannten Weltkultur, die als Seefahrer der Vorzeit ihre Pyramiden über die ganze Welt verstreuten?

Die Entdeckungen liegen in einer Region, die jahrhundertelang zu den ärmsten Deutschlands gehörte. Die wirtschaftliche Unterentwicklung und kulturelle Vernachlässigung dauert bis in die Mitte unseres Jahrhunderts. Erst nach dem 2. Weltkrieg eroberte sich die demographische Expansion auch diese idyllischen Randgebiete. In die umliegenden Städte pendelnde Yuppies bauten dort ihre Wohnhäuser, und mittelständische Industrien brachten neuen Wind in Landschaften, die in ihren uralten Bezeichnungen Kraichgau und Zabergäu genannt werden.

Das Fundgebiet nun erstreckt sich im Städtedreieck Karlsruhe - Pforzheim - Heilbronn, wobei die größten Vorkommen, richtige Nekropolen, bei Bruchsal, Breuen und Maulbronn zu finden sind. Das allerdings unter dem Vorbehalt, dass jederzeit noch weitere Funde an anderen Orten gemacht werden können, wobei der Schriftsteller Uwe Topper [4] das größte Monument erst im Frühjahr 1999 direkt neben den geheimnisumwobenen Externsteinen bei Detmold entdecken konnte: Den Bärenstein mit einer Seitenlänge von 250 Metern!


Eine Außenseiterentdeckung trifft auf den Widerstand der etablierten Wissenschaft

Abb. 2 Cairn I, Zwerchhälde in Sternenfels, Basismauer während der Freilegung. (Bild: Archiv Walter Haug)

Was nun macht das Auge des professionellen archäologischen Betrachters so unempfindlich gegenüber diesen Funden? Anlässlich der Entdeckung Anfang der neunziger Jahre konnten die damaligen Vertreter der Landesdenkmalämter in Karlsruhe und Stuttgart die Bauwerke nicht als prähistorisch identifizieren. Sie sahen die Situation dieser alten Gemäuer, umgeben von hohen Felswänden, und glaubten daher wissen zu müssen, dass es sich bei den riesigen offensichtlich gemauerten Hügeln um Abraumhalden profaner Steinbruchbetriebe handelt.

Wer sich allerdings wirklich mit der Materie auseinandersetzen will, muss eine realistische Erklärung dafür finden, dass es zwei Kategorien von Steinbrüchen gibt: Tatsächliche, die meist völlig leergeräumt als gähnendes Loch dem Betrachter erscheinen und damit klar zu erkennen geben, dass sie kommerziell ausgebeutet wurden, oder aber solche, die große Bauwerke beinhalten, die man oberflächlich betrachtet für Abraumhalden halten könnte, wenn sie nicht einfach viel zu groß geraten wären und die Steinbrüche in Gänze ausfüllen würden.

Nun kann jeder einen wirklich etwa dreihundert Jahre alten Steinbruch in der Region besichtigen, und zwar, wenn man mit der Stadtbahn von der Karlsruher Innenstadt Richtung Bretten fährt. In Grötzingen sieht man links unter sich die Pfinz und an ihrem jenseitigen Ufer eine große moderne Wohnsiedlung. Dieses Areal ist ein riesiger Steinbruch, dessen Bausteine 1715 zum Bau des Karlsruher Stadtschlosses über die Pfinz und eigens gegrabene Kanäle weggeflößt wurden. Die bergseits hoch aufragende Felswand beherbergte bis in die siebziger Jahre ein umfangreiches Industrieareal. Wer sich als Archäologe wirklich ernsthaft mit der Frage ,,Steinbruch oder Felsnekropole" auseinandersetzen will, kommt um die Bewertung dieses völlig normalen Steinbruches nicht herum, der nirgends eine Halde aufweist, die den Bau der Wohnhäuser auf völlig planem Niveau behindert hätte.

Abb. 3 Cairn IV, Mauerecke. (Bild: Archiv Walter Haug)

Welcher Steinbruchbesitzer in der Menschheitsgeschichte wäre jemals auf die seltsame Idee gekommen, nur Abraum zu produzieren und diese Abraumhalden ummauern zu müssen? Jede Mauer, die einmal um einen Haufen gezogen wird, würde beim Aufkippen neuen Schuttes zugeschüttet, das Ergebnis also eine sinnlose Verschwendung von Material und Arbeitskraft.

Aber unsere Theoretiker haben sich auch nie die Mühe gemacht, einen regulären Steinbruchbetrieb zu besichtigen. Hinter ihrer abstrusen These steckt die moderne Idee von Unfallverhütung, die erst sehr spät nach der Aufklärung aufgekommen ist und in der Antike und im Mittelalter nicht im mindesten vertreten wurde, denn damals setzte man sogar Kinder im Bergbau ein und zog sie zu Steinbrucharbeiten heran, wie heute noch in Indien und anderen Staaten.

In Wirklichkeit begegnet man hier wieder den sattsam bekannten Symptomen eines Wissenschaftsbetriebs, der aufgrund seiner immensen Fülle von Informationen nicht in der Lage ist, den Überblick zu erhalten. Jeder Wissenschaftler hat nur eine Chance, sich als Spezialist neue Erkenntnisse zu erarbeiten.

Das führt dazu, dass ein auf römische Provinzial-Archäologie spezialisierter Doktor der Archäologie offenbar noch nie von vergleichbaren Nekropolen in anderen Teilen des Kontinents gehört hat und deshalb behaupten kann, Grabhügel in Steinbrüchen seien ihm unbekannt und unglaubwürdig. Dabei fehlt ihm schlicht die Kenntnis der etruskischen Banditaccia-Nekropole bei Cerveteri, etwa neunzig Kilometer nördlich von Rom (Abb. 4).

Abb. 4 Zum Vergleich: Luftbild der Banditacci-Nekropole von Cerveteri im Etruskerland. (Bild: Archiv Walter Haug)

Dort entstanden zwischen 700 und 100 v. Chr. Grabhügel, die auf einer Breite von zwei Kilometern in den Fels hineingebaut wurden [5]. Man hat es also genauso mit einem riesigen Steinbruchkomplex zu tun, mit einer dichten Ansammlung von Grabbauten, die bergseits ringsum von einer Felswand umgeben sind, wie die Monumente hier in Südwestdeutschland. Diese Grabhügel füllen den "Steinbruch" genauso hermetisch aus, wie die angeblichen Halden hier.

Dieser Artikel kann bei weitem nicht all die entdeckten Bauwerke im Fundgebiet und die erreichten Forschungsergebnisse vorstellen, die im Laufe der zehn Jahre seit der Entdeckung des ersten Monuments gesammelt wurden. Sie sind in einer Dokumentation vereint, die in unserem Verlagswesen - man kann's nicht glauben! - immer noch nach einem großen Verlag sucht.

Hier soll nur anhand der wichtigsten Kriterien auf archäologische und damit auch für die Schulwissenschaft nachvollziehbare Weise bewiesen werden, dass hier in Deutschland in der Vorzeit Stufenpyramiden gebaut wurden. Dazu muss herausgestellt werden, dass es sich bei den Fundstätten nicht um kommerzielle Steinbrüche vergangener Jahrhunderte handelt.

Machen wir dies am Beispiel der Zwerchhälde von Sternenfels (etwa zehn Kilometer nordöstlich von Bretten), die als erste entdeckt wurde und von der eine Abbildung des oberen Cairns gezeigt werden kann (Abb. 4). Eine Darstellung des Gesamtbauwerks (s. Karte) jedoch ist durch die Lage im Wald äußerst schwierig. Selbst ein Fotoflug im laubfreien Frühling brachte keine verwertbaren Ergebnisse.


Die Bearbeitung der Felswände

Abb. 5 Grundriss der 'Zwerchhälde' (Bild: Archiv Walter Haug)

Jeder Geologe und Archäologe, der sich hier mit den glatt bis zu sechzehn Metern Höhe auf-ragenden, gerade verlaufenden Felswänden konfrontiert sah, musste konstatieren, dass dies nicht dem normalen Erscheinungsbild in Steinbrüchen entspricht. Dort müsste man auf mehr oder weniger zerklüfteten Fels stoßen, der Bohrlöcher aufweist. Diese fehlen hier vollständig. Statt dessen ist der Fels durch Spitzmeißel oder -hacken geglättet (Abb. 9).

Sogenannte pikierte Felswände aber kennt die Wissenschaft aus sehr alten Steinbrüchen, z.B. dem Kriemhildenstuhl bei Bad Dürkheim, der von der Schulwissenschaft als römischer Steinbruch anerkannt wird, also bis zu 2000 Jahren alt ist. [6]

Bis in das frühe Mittelalter hinein soll man diese sogenannte Schrotgrabenmethode praktiziert haben, bei der man lange schmale Rillen von oben in den Fels hinein haut und damit die Blöcke vom Fels trennt. Jedoch wurde diese Methode im alten Ägypten seit den ersten Pyramiden angewandt. Ja es ist so, dass ausnahmslos alle Pyramidensteinbrüche Ägyptens seit 2500 v. Chr. diese Pikierungen zeigen. Nun ist durch die Ausarbeitung des Ehepaars Klemm [7] hinreichend bekannt, dass eine große Zahl dieser Steinbrüche nach der Ausbeutung zu sakralen Zwecken umgewidmet wurde.

Dort entstanden Schacht- und Stollengräber im Fels, ganze Galerien wurden in den Fels hineingetrieben und mit Grablegungen ausgestattet. Tempelhöhlen sind bekannt, die in christlicher Zeit z.T. zu koptischen Felskirchen umgewandelt wurden, Sphingen bewachen das steinbruchartige Totenreich, genau wie die Pyramiden von Gizeh. Was also hindert uns daran, anzunehmen, dass unsere ,,Steinbrüche", wenn sie in derselben Technik und logischerweise selben Zeit entstanden, nicht auch Nekropolen derselben Art sind?


Die Bauweise der "Halden"

Das oberflächliche Erscheinungsbild der zwanzig Meter hoch aufgeschichteten Zwerchhälde (Abb. 6) (zum Vergleich ein siebenstöckiges Hochhaus) erinnert wirklich an eine völlig von Vegetation überwucherte Schutthalde. Bei meinen ersten Grabungen allerdings stieß ich nach Beseitigen der erosionsbedingten Ablagerungen sehr bald auf trocken gesetztes Mauerwerk.

Nach der Theorie der besichtigenden Archäologen hätte man es hier mit einer Schutzmauer zu tun, und dahinter würde sich weiterer Schutt verbergen. Die Freilegung allerdings erbrachte, dass Mauer hinter Mauer errichtet wurde, und dies, anschaulich zu besichtigen, bis drei Meter tief ins Bauwerk hinein.

Doch selbst diese Mächtigkeit der Mauer hätte nach statischen Kalkulationen im Ernstfall nicht verhindert, dass die ganze riesige Schutthalde von 60 x 80 x 20 m und 150.000 t Gewicht, falls es denn wirklich eine wäre, aufgrund ihrer abnormen Steilheit von mehr als 45° nach den hier ständig auftretenden Regengüssen irgendwann ins Rutschen gekommen und die Mauer mit sich reißend zusammengestürzt wäre. Aber das Bauwerk erhebt sich immer noch in maje-stätischer Erhabenheit. Folglich muss das Bauwerk durch und durch solide aufgebaut sein, also kompakt aus Mauerwerk bestehen.

Abb. 6 Die Zwerchhälde von Sternenfels, Cairn I, Ansicht von Westen. (Bildarchiv Walter Haug)

Kurt Mendelssohn [8] konnte am Modell der Pyramide von Meidum nachweisen, dass diese aufgrund schlecht zugehauener Bausteine eingestürzt ist. Dort waren nicht einmal auslösende Wassergüsse nötig, allein die Druckkräfte des massiven Bauvolumens reichten aus, um die groben, nicht glatt aufeinander sitzenden Steine zu zerbröseln und ins Rutschen zu bringen. Eine weit weniger steile Kohlenabraumhalde kam Anfang der sechziger Jahre bei Manchester ins Rutschen und begrub ganze Straßenzüge mit Wohnhäusern und darin lebenden Menschen unter sich, eine der größten Katastrophen in neuer Zeit.

Nun erinnert uns die Bauweise konzentrisch hintereinander gesetzter Trockenmauern ganz eindeutig an die Cairns der Megalithkulturen in West- und Nordeuropa. P. R. Giot [9] rekonstruierte in den sechziger Jahren einen der größten dieser Art, den Cairn von Barnenez. Seiner Definition entsprechend handelt es sich bei dieser Art von Cairn um megalithkulturelle Stufenpyramiden. Um das Zentrum, die Grabkammer in Form eines Dolmens oder einer bienenkorbförmig geschichteten Kuppel, wurden die schützenden Mauern wie Zwiebelschalen angebaut (Abb. 2 und 3). Dabei bildete jede Mauer zugleich eine Stufe des Bauwerks.

Denn es ist so, dass auch die Großzahl der ägyptischen Pyramiden nach diesem Prinzip errichtet wurden [10], also nicht, wie man allgemein glaubt, horizontal Stufe auf Stufe gesetzt, sondern dass man um einen zentralen obeliskenförmigen Turm, der die Grabkammer enthielt, absteigende Stufenmauern anbaute.

Daraus kann man nur schließen, dass auch die hier vorhandenen Bauwerke der europäischen Megalithkultur angehören und nach den schulwissenschaftlichen Datierungen sogar noch älter als die meisten ägyptischen Pyramiden, bis 8000 Jahre alt, sein können, wenn es auch gute Gründe gibt, diese völlig überdehnte Chronologie auf ein Bruchteil zusammenschrumpfen zu lassen. [11]


Die Grabkammern

Hier sieht sich die - immer noch - Hypothese von Stufenpyramiden in Deutschland mit dem schärfsten Prüfstein konfrontiert. Obwohl auch Braem bis heute keine Grabkammern in seinen Stufenpyramiden nachweisen kann, entscheidet sich hier, ob größte archäologische Ente oder Entdeckung. Man muss annehmen, dass die meisten Grabkammern wie die Dolmen West- und Nordeuropas aufgrund ihrer leichten Begehbarkeit durch den Grabgang schon lange geplündert, bewusst zerstört oder eingestürzt sind, wie die Indizien am Bärenstein annehmen lassen. Nur wenige intakte Grablegen, die allerdings den ganzen Reichtum einer Epoche beinhalten dürften, kann man tief unter den größten Stufenpyramiden erwarten.

Das zuerst entdeckte Monument, der große Cairn der Zwerchhälde, bietet nur einen durch Mutung gefundenen Ansatzpunkt, wo ein Grabgang beginnen könnte. Eine nicht abgeschlossene Baggerung erbrachte das Ergebnis, dass mit Ablagerungen von mindestens zwei Metern zu rechnen ist, die erst beseitigt werden müssten, um auf das alte Bodenniveau der Portale zu kommen. Mutungen deuten sogar auf drei Meter tiefe Schichten. Dann wäre noch immer nicht sicher, wo angesetzt werden müsste. Ein ziellos in den ca. 56.000 m3 großen Baukörper hinein getriebener Sondierungsstollen käme, fachgerecht von einem Tiefbauunternehmen durchgeführt, auf schätzungsweise 200.000 DM.

Abb. 7 Zum Vergleich: Das Megalithgrab Maes Howe auf den Orkney-Inseln.

Trotzdem kennen wir eine große Grabkammer im mittleren Stufenbauwerk der Zwerchhälde in Sternenfels, das bis zuletzt abgetragen wurde und dabei irgendwann die wohl schon damals lange geplünderte Grabkammer zum Vorschein brachte. Diese allerdings ist vorsätzlich zum Einsturz gebracht worden.

Dabei kamen die einst waagrecht aufeinander liegenden, drei bis vier Meter langen und fast einen Meter dicken Dolmenplatten in die heutige schräg hintereinander gestaffelte Versturzlage. Diese Felsplatten müssen ursprünglich eine aus überkragenden Lagen bestehende Kuppel gebildet haben, ähnlich wie die bis zu sechs Meter langen Felsplatten des Megalithgrabs Maes Howe (Abb. 7) auf den Orkney-Inseln. [12]

Die Reste dieser Grabkuppel liegen in einer Felsnische, die durch einen ellbogenförmig abgewinkelten Grabgang zu erreichen ist, der heute offen liegt. Denn dieses mittlere von drei in sich abgeschlossenen Stufenbauwerken stand nachweislich der Akten in den Gemeindearchiven bis zum 1. Weltkrieg der Plünderung durch Baufirmen frei.

Dabei wurde dieser Cairn bis fast auf die Fundamente, auf einen Stumpf von eineinhalb bis fünf Metern Höhe abgetragen und seiner verwertbaren Bausteine und -platten beraubt. Die Katasterkarte des Jahres 1835 beweist eindeutig, dass seit diesem Jahr die Felswände nicht angerührt wurden und der Umriss des ,,Steinbruchs" immer noch derselbe ist, folglich also nur die Bauwerke im Innern als Baustofflieferant gedient haben können.


Die große Nekropole von Schmie

Abb. 8 Die große Nekropole von Schmie besteht aus fünf großen Cairns oder Hälden, wie die alte Bezeichnung aufgrund der konsequent vorkommenden Flurnamen rekonstruiert werden muss.

Die Sommerhälde/Steingrube in Schmie bei Maulbronn (Abb. 8) besteht aus fünf großen Cairns oder Hälden, wie die alte Bezeichnung aufgrund der konsequent vorkommenden Flurnamen rekonstruiert werden muss. Hälde könnte auf altgermanisch Holda oder Hel, die Todesgöttin, zurückgehen. Diese wäre demnach die Schutzgottheit der Grabkammern gewesen, deren Ein-gang man in Schmie gleich an zwei Grabhügeln zu erkennen glaubt.

Es sind eindeutig portalartige Einschnitte in die Baukörper, wie man sie von anderen Megalithgräbern in Spanien und der Bretagne kennt, allerdings z.T. zugemauert oder verschüttet. Die Besitzer bezeichnen diese als Keller und erklärten uns, dass in einem dieser Räume früher die Schmiede des einstigen Steinbruchbetriebs untergebracht gewesen sei, dort also die Werkzeuge der Steinhauer geschliffen wurden. Zu sagen ist, dass die ehemalige Abbauzone nachweis-lich der Katasterkarten exakt an das Vorkommen der Grabhügel anschließt, dieses Gräberareal also nie betroffen hat.

Aufschlussreich ist eine Sage, die uns die Besitzer erzählten, dass nämlich von der Steingrube aus ein Geheimgang zum zwei Kilometer entfernten Lienzingen führen würde, also eindeutig ein Hinweis auf unterirdische Felsstollen und Grabgänge. Mutungen an der Herdhälde bei Sternenfels brachten Hinweise auf weitere Grabgänge, ebenso an der Zwerchhälde.


Ein Fenster in die Vergangenheit

Wie man sich diese versunkene Hochkultur vorzustellen hat, demonstriert der verwunschene kleine Ort Sternenfels mit seinem Ensemble aus Felsgräbern und -Nekropolen rund um die Hochebene. Seine bäuerlichen Häuser schmiegen sich an den Rand des hoch aufragenden Strombergs. Die topografische Situation erinnert irgendwie an die Inkastadt Machu Picchu in den Anden. Natürlich sind die Höhenverhältnisse nicht so krass wie dort, aber ganz offensichtlich hat man auch hier die Besonderheit der Landschaft gesucht, die Abgehobenheit auf einer umgrenzten Fläche, die für vorzeitliche Angreifer sicher schlecht zu erobern war. Solche Bergstädte sind aus der Vorgeschichte Deutschlands und Europas, z.B. auch bei den Etruskern, reichlich bekannt, Caesar schildert sie als typisch für die Kelten und nennt sie Oppida.

Ein breiter und tiefer Graben, den man sicher als keltischen Abschnittsgraben bezeichnen darf; schneidet den äußersten westlichen Zipfel des Stromberghöhenzugs ab und vereint ihn damit mit der unterhalb liegenden Hochfläche, die vermutlich einst von einem Palisadenzaun umgeben war. Mitten auf dieser Hochfläche entspringt unterhalb des Augenberges die Kraich, nach welcher der ganze Gau benannt ist. Vom äußersten Bergsporn des Strombergs oberhalb des Burgturms von Sternenfels hat man nun einen phantastischen, geradezu majestätischen Blick über den ganzen Kraichgau bis zum Rhein im Westen und bis zum fünfzig Kilometer entfernten Steinsberg im Norden.

Von hier aus kann man auch die Felsgräber erahnen, die immer am Rand des großen Waldes, der die steilen Hänge rings um Sternenfels beherrscht, liegen. Diese Bergstadt aber muss eine besondere gewesen sein. Nicht nur die Größe lässt das erahnen oder die durch irisch-keltische Überlieferung bekannte Tatsache, dass das keltische Königtum an die Quelle des durch den Königsgau fließenden Gewässers gebunden war und man also dort die Königsstadt erwarten muss, sondern auch eine eindeutige Sage, die berichtet, dass im künstlich anmutenden Berg, auf dem das Schloss steht, in der so genannten ,,Burghälde" ein Kaiser bestattet sei. [13]

Abb. 9 Felswände der Zwerchhälde von Sternenfels.

Auch die seltsame Konstellation der Gräber am Rand der Hochebene vermittelt den Eindruck einer geschlossenen, vielleicht sogar heiligen Stadt. Ein kleines aber schroffes Seitental des Kraichbachtals am Rand der Hochebene öffnet ein Fenster in die geheimnisvolle Vergangenheit und lässt uns etwas ahnen von den mysteriösen Ritualen um die einst sicher prächtig aufragenden Kultbauten.

Dort erhebt sich ein kleiner Burgstall am Rand der Hochebene und dominiert dieses Tal sichtbar. Lediglich der U-förmige Graben ist geblieben. Wie man sich die kleine Fortifikation darin vorzustellen hat, ob es sich überhaupt um eine solche handelt oder vielleicht sogar um eine unbekannte Form von Tempel, konnte die Archäologie bis heute noch nicht in Erfahrung bringen. Die Ähnlichkeit zu den ebenfalls rechteckigen keltischen Viereckschanzen, die vor allem in Frankreich als Kultstätten mit keltischen und galloromanischen Umgangstempeln bezeichnet werden, ist jedoch frappant.

Man datiert diese in Deutschland oft vorkommenden Bauten allgemein ins frühe Mittelalter, obwohl umfassende Grabungen, die diese Aussage stützen könnten, fehlen. Das wäre allerdings auch kein chronologisch unlösbares Problem, denn die Erforschung der etwa zehntausend Steingrabhügel im Regierungsbezirk Freiburg durch den Archäologen Wesselkamp brachte heraus, dass das Megalithikum gar nicht, wie man bis heute glaubt, um 2200 v. Chr. zu Ende gegangen ist, sondern bis in das frühe Mittelalter hinein reichte. Alemannen und Merowinger bestatteten ihre Toten in altheidnischer Tradition unter Dolmen und Steinkisten.

Das besondere aber an dem Burgstall ist die erst jüngst entdeckte Tatsache, dass das aus dem Burggraben gebrochene Gestein direkt unterhalb des äußeren Grabenaustritts etwa fünfundzwanzig Meter hoch aufgestapelt wurde und einen konischen zinnenartigen Turm bildet, der sich als Ecke deutlich vom Hang abhebt, an den er sich über die ganze Höhe fügt. Seine Spitze bildet eine runde Plattform, die vom Grabenaustritt zu betreten ist. Unten im Tal führt ein schmaler Weg direkt zu dieser Zinne und endet dort abrupt.

Auf der linken Seite des Tales verläuft wiederum ein Weg recht steil den abschüssigen Hang hinauf und endet nach mehr als hundert Metern knapp unterhalb der Hochebene an der "Herdhälde". Auch hier wieder ein steinerner Tumulus in einem Felsausbruch, der diesen vollständig ausfüllt. Wenn hier jemals kommerziell Steine gebrochen worden wären, hätte ein zum Abtransport notwendiges Ochsengespann nicht einmal Raum zum Wenden gehabt, so eng sind dort die Verhältnisse.

Am überzeugendsten aber ist die Tatsache, dass keine Verbindung zur kaum zehn Meter höher liegenden Hochfläche vorhanden ist, obwohl man diese und das nahe liegende Dorf doch vor allem hätte erreichen wollen. Statt dessen wäre der Transport erst steil hinunter ins Tal, und von dort über die Kreisstraße wieder hinauf auf die Hochfläche erfolgt, arbeitstechnisch ein völlig unnötiger Umweg. Diese Isolation der oben liegenden Stadt aber scheint ursprünglich beabsichtigt gewesen zu sein. Beide Wege im Tal enden an klar erkennbaren Monumenten aus Stein. Die Funktion des zinnenartigen Turms, vielleicht ein astronomisches Observatorium, ist noch nicht eindeutig klar, aber auch hier kann man eine Grablege im Kern erwarten. Von allen Hochkulturen der Vorzeit ist bekannt, dass der Ahnenkult und das Opfer eine große Rolle spiel-ten. In jahreszeitlichen Festen dankte man den Vorfahren für den angedeihlichen Schutz und opferte einen Teil der Ernte und der nachwachsenden Viehbestände.

Offenbar kam in Sternenfels die Bevölkerung der umgebenden Höfe zusammen, die sich nach Rekonstruktionen der Archäologen in einem Radius von bis zu fünfundzwanzig Kilometer um die zentrale Bergstadt verteilen konnte [14], formierte sich in Prozessionen und zog zu den Hälden, wo sie ihren Herrschern und deren Ahnen an Altären opferte, wie einst auch die Ägypter an ihren Pyramiden und andere vergleichbare Kulturvölker. Die Funde am Cairn von Barnenez [15] belegen, dass vor den Portalen in den Grabkammern kultische Feuer abgebrannt [16] und Gefäße vermutlich rituell zerschlagen wurden.


Ein Appell

Unser seit Anfang 1999 bestehender Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, eine dieser intakten, vermutlich wie in Barnenez zugemauerten Grabkammern zu entdecken und freizulegen. Als Privatinitiative hoffen wir natürlich auf die Unterstützung der Landesdenkmalämter, wissen aber, wie beschränkt deren Mittel sind. Deren Mitarbeiter sind vollauf damit beschäftigt, nur die akuten Notgrabungen durchzuführen. Deshalb können wir nicht auf staatliche Zuschüsse rechnen und bleiben daher auf Unterstützung jeder Art angewiesen.

Wir brauchen Genehmigungen, die immer im Wald liegenden Bauwerke von Bäumen und Vegetation zu befreien. Ebenso ist Deponiefläche für die beim Graben anfallenden Schuttmassen erforderlich, da in den beengten Flächen innerhalb der Felswände nichts abgelagert werden kann.

Das Notwendigste sind Arbeitskräfte, die die Schwerarbeit mit zu bewegenden Steinplatten und -blöcken nicht scheuen. Wenn auch Sie, werter Leser, eine Möglichkeit sehen, unser Projekt zu fördern, so können Sie nicht nur auf unsere Dankbarkeit rechnen. Man wird dann auch Sie zu den Pionieren zählen, die der bislang völlig unbekannten aber allem Anschein nach überaus glanzvollen Vorgeschichte unseres Landes zum Durchbruch verhelfen wollen.


Kontakt zum Autor

Für weitere Infos wenden Sie sich bitte an: Walter Haug, Wössinger Str. 100, D-75045 Walzbachtal, Tel. 07203-6278; im Internet: megalith-pyramiden.de


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Walter Haug © wurde erstmalig in der EFODON-SYNESIS Nr. 2/2000 veröffentlicht. Bei Atlantisforschung.de erscheint er (2005) in einer redaktionell überarbeiteten Fassung nach http://www.efodon.de/html/archiv/pyramiden/haug/hpyr.htm

  1. Siehe: Thor Heyerdahl: "Fua Mulaku", 1986
  2. Siehe: Hartwig Hausdorf: "Die weiße Pyramide", 1994
  3. Siehe: Harald Braem: "Die Geheimnisse der Pyramiden", 1992
  4. Siehe: Uwe Topper: "Das Erbe der Giganten", Olten 1977
  5. Siehe: Mario Moretti (Hrsg.): "Cerveteri", Instituto Geografico de Agostini, Novara 1978
  6. Siehe: Friedrich Sprater: "Die Pfalz in der Vor- und Frühzeit, Limburg und Kriemhildenstuhl", Speyer a. Rh. 1948
  7. Siehe: Rosemarie u. Dietrich Klemm: "Steine und Steinbrüche im Alten Ägypten", Berlin 1992
  8. Siehe: Kurt Mendelssohn: "Das Rätsel der Pyramiden", Bergisch Gladbach, 1974
  9. Siehe: Pierre-Rolland Giot: "Barnenez - ein großer megalithischer Cairn", Edition Jos 1991
  10. Siehe: Alberto Siliotti: "Pyramiden, Pharaonengräber des Alten und Mittleren Reiches", Karl Müller Verlag
  11. Siehe: Heribert Illig: "Die veraltete Vorzeit", Scarabäus Vlg.
  12. Siehe: Anna und Graham Ritchie: "The Ancient Monuments of Orkney", Maes Howe, Scotish Development Department Edinburgh
  13. Siehe: Königliches statistischtopographisches Bureau (Hrsg.): "Beschreibung des Oberamts Maulbronn", Stuttgart 1870
  14. Siehe: H. Dannheimer und R. Gebhard (Hrsg.): "Das keltische Jahrtausend", Mainz 1993
  15. Siehe: Harald Braem: "Die Geheimnisse der Pyramiden", 1992
  16. Siehe: Uwe Topper: "Das Erbe der Giganten", Olten 1977


Bild-Quellen

(1-6) http://www.efodon.de/html/archiv/pyramiden/haug/hpyr.htm

(7) http://www.svenwaghals.de/fotos/gb/maeshowe05_l.jpg

(8-9) http://www.efodon.de/html/archiv/pyramiden/haug/hpyr.htm