Rätselhafte 'Cart Ruts'

Auf Malta nach Atlantis reisen, Kap. 9

von Dr. Christiane Dittmann

Das können nur die Außerirdischen gewesen sein! Denn sonst haut niemand 1,40 Meter breite, teilweise knietiefe Fahrspuren in des Fels. Und an dem Hang von Clapham Junction, dem Weltraumbahnhof, sind sie gestartet und gelandet. Soweit Erich v. Däniken.

Diese Spurenpaare, Cart Ruts genannt, überziehen besonders die Hochflächen der Inseln mit einem dichten Netz. Durch die starke Bebauung sind bereits viele zerstört, ohne vorher kartiert worden zu sein. Ein Fahrzeug mit Rädern bleibt in den engen Kurven stecken. Wie die Schienen auf einem Kopfbahnhof verlaufen viele Rillen teilweise parallel nebeneinander, bevor sie sich trennen. Die Richtung anderer kann man kilometerweit verfolgen. An einigen Stellen zerschneidet z. B. eine bronzezeitliche Zisterne oder ein punisches Grab diese Spuren. Daher sind sie älter und dem Megalithvolk zuzuordnen.

Was haben die dort angestellt? Die Forscher sind sicher, dass es sich um Wirtschaftswege handelt. Die heute skelettierten Felsflächen waren früher mit Erde bedeckt, es gab viel Wald. Solange der Kalkstein nicht freigelegt ist, widersteht er Belastungen schlecht. Er härtet erst, wenn er dem ariden Sommerklima ausgesetzt ist, weil Mineralien durch den kapillaren Aufstieg von Wasser eine stabile Kruste bilden. Daher konnten sich die Spuren des neolithischen Verkehrsmittels eindrücken. Die Leute kannten des Rad nicht. Versuche mit altertümlichen Gleitkarren, die man die Spuren entlang zog, funktionierten perfekt. Daher muss man sich das Gefährt so vorstellen, dass an einer vorderen Querstange seitlich Längsstangen befestigt sind, zwischen denen sich die Ladefläche befindet. Wenn man diese Querstange schiebt oder zieht, werden die Längsstangen nachgeschleift und kratzen in den Boden. Weil innerhalb der Spur nirgendwo Abdrücke von Tierhufen gefunden wurden, können nur Menschen barfuß diese Karren bewegt haben. Aber nur bei stetiger Benutzung können solche Rillen entstehen. Mussten die Menschen so oft nach ihren Feldern sehen? Dafür gibt es zwei Gründe:

Nach starken Gewitterregen wird die Erde massenhaft weggespült. In früheren Jahrhunderten haben die Bauern das erodierte Material zusammengekratzt und zurück auf die Felder gebracht. Daher gibt es in Malta keine in Ausgangslage entwickelten Böden. Alles ist zusammengemixt. Auch heute wird noch ein Teil der Hochfläche mit Humus präpariert.

Noch wichtiger erscheint die künstliche Bewässerung. Das enorme Nahrungsangebot zur Versorgung der Baukolonnen lässt sich durch zwei Ernten im Jahr erklären. Deshalb müssen im Sommer die Felder regelmäßig gegossen werden. Die Gleitkarren waren schwer beladen, denn bei Wegen, die hangparallel verlaufen, hat sich die untere Spurrille tiefer eingekratzt. Transportiert man mit Wasser gefüllte Tierhäute auf der Ladefläche, ergibt sich ein großes Gewicht.

Man darf nicht vergessen, dass das Grundwasser in Malta oben ist. Bei Clapham Junction pumpen noch heute Windräder das kostbare Nass herauf, um die kleinen Felder auch im Sommer zu nutzen. Und gerade an dieser Stelle findet man Dutzende von Cart Ruts, die von den Quellen einen Hang hinaufführen und oben in verschiedene Richtungen auseinanderlaufen. Zu Beginn sind die Wege parallel angelegt, wie Eisenbahnschienen, denn es wäre unpraktisch, den beladenen Wagen in eine andere Spur umzuheben. Doch es gibt auch Abzweigungen, die an Weichen erinnern. Deshalb sieht es dort wie auf einem großen Bahnhof aus.

Und an diesem hervorragenden Platz befindet sich eine eingebrochene Karsthöhle, die von ihren Bewohnern stark vergrößert wurde. Es gibt neben Grabnischen in einem Raum sogar eine altarartige Ausbuchtung mit einer Rille an der Wand, in der eine Flüssigkeit entlang läuft, die man von oben hineinschüttet. Die gesamte Höhle wurde bis 1835 bewohnt, dann siedelten die Engländer die Menschen zwangsweise um. Heute wird sie als Ziegen- und Schafstall benutzt, eine dicke Kotschicht bedeckt manchmal den Boden und zur Abtrennung dienende Steinmauern erschweren den Überblick.


Fortsetzung: Tsunami (Kap. 10)