Robert F. Scharff: Atlantis, der verschollene Kontinent

von The Gundagai Independent and Pastoral, Agriultural and Mining Advocate (1913)

Abb. 1 Dr. Robert Francis Scharff (1858-1934)

Über dieses interessante Thema schreibt Dr. Scharff das Folgende: Ich habe das Problem von einem rein faunistischen Standpunkt aus untersucht. Ich habe eine ganze Menge Beweise für Atlantis gesammelt und sie in meinem neuen Buch "Distribution and Origin of Life in America" veröffentlicht.

Lange Studien der früheren Migrationen von Tieren zwischen den europäischen und amerikanischen Kontinenten haben mich zu der Schlussfolgerung geführt, dass es einst mit Sicherheit eine große Landbrücke gab, geradewegs über den Atlantik hinweg, zwischen Europa und den Westindischen Inseln.

Ich nehme an, dass der größere Teil dieser Landbrücke bereits versunken war, bevor der Mensch die Szene betrat. Dennoch ist es gut möglich, dass, wie Prof. Hull zu denken scheint, viel von diesem Land noch vor, geologisch gesprochen, so kurzer Zeit wie vor 10.000 Jahren oberhalb des Meeresspiegels zum Vorschein kam.

Abb. 2 Der hier in deutsher Sprah wiedergegebene Artikel aus dem Gundagai Independent and Pastoral, Agriultural and Mining Advocate vom 10. Sept. 1913

Die frühesten Aufzeichnungen über Atlantis stammen aus einer Erzählung von Plato. Ihr zufolge heißt es über Solon, er habe Saïs in Ägypten besucht, und dort habe er durch Priester vom altertümlichen 'Reich von Atlantis' und seinem Fall aufgrund einer Naturkatastrophe gehört.

Dieses Atlantis wurde damals als riesiges Land bezeichnet, welches jenseits dessen gelegen habe, was wir heute die Straße von Gibraltar nennen; und es soll von einer mächtigen Rasse von Menschen bewohnt gewesen sein.

Platos Geschichte hat nicht nur in alten Zeiten eine ziemliche Flut von Literatur hervorgerufen; gerade innerhalb der jüngsten Jahre sind viele Broschüren und Bücher erschienen, die sich mit diesem attraktiven Problem befassen.

Humboldt und Sir David [richtig: Daniel; d.Red.] Wilson waren der Meinung, dass die Erzählung auf einer gewissen historischen Grundlage beruht. Andere haben die Geschichte mit Theorien zu einer Landbrücke in Zusammenhang gebracht, die sich geradewegs von Europa nach Amerika über den Atlantik erstreckte.

Das Atlantis-Problem stieg zu wissenschaftlicher Bedeutsamkeit auf, als die Forschung das Faktum enthüllte, dass die lebende, ebenso wie die ausgestorbene Fauna und Flora Europas eine ganze Anzahl von Typen mit Nordamerika gemeinsam haben.

Die wissenschaftliche Argumentation ging dahin, dass die Atlantik-Inseln, das heißt die Azoren, Madeira und die Kanarischen Inseln den Teil einer Landverbindung bildeten, die sich quer über den Atlantik erstreckte, und noch einige Pflanzen erhielten, die von der Neuen Welt aus auf unseren Kontinent vordrangen.

Die Resultatee meiner Untersuhungen tendieren dahin aufzuzeigen, dass Madeira und die Azoren die Überreste eines altertümlichen tertiären Landgebiets sind, welches mir Europa verbunden war, und sich vermutlich zu Zeiten des Miozäns ablöste. Danach war dieses Land noch einmal mit unserem Kontinent verbunden, und es könnte erst in der pleistozänen Periode endgültig verschwunden sein.

Zu Zeiten des frühen Tertiärs verbunden mit den Westindischen Inseln und Mittelamerika, ging es vermutlich zum Teil in der Periode des Oligozäns unter, [wobei] es nur ein paar isolierte Gipfel und Inseln inmitten des riesigen Ozeans zurückließ, der es seither ersetzt hat.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Dr. Robert Francis Scharff wurde der australischen Zeitschrift The Gundagai Independent and Pastoral, Agriultural and Mining Advocat entnommen, in der er am 10. September 1913 unter dem Original-Titel "The Lost Continent, ATLANTIS" (Abb. 2) erschienen ist. Übersetzung ins Deutsche .nd redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de nach: Trove - National Library of Australia

Bild-Quellen:

1) Notafly bei Wikimedia Commons, unter: File:Scharff.jpg
2) Trove - National Library of Australia, unter: "The Lost Continent, ATLANTIS" (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)