Seeland, Melanesis und Tasmanis - Mikrokontinente des Südwest-Pazifik

Geologische und ozeanographische Grundlagen für die Pazifika-Hypothese?, Teil V

Abb. 9 Der versunkene Mikro-Kontinent Seeland ("Zealandia", rot umrandet) im Südwesten des Pazifik. Lag er irgendwann in dieser kompakten Form über dem Meeresspiegel? Wann begann der Untergang des Insel-Kontinents und was waren seine Ursachen?

(bb) Betrachten wir nun abschließend noch den Südwesten des Pazifik, wo wir ebenfalls auf Spuren versunkener Landgebiete stoßen. Dabei wenden wir uns zunächst einem alles andere als kleinen 'Beweis-Stückchen' zu: wir stoßen unversehens auf einen veritablen "Mikrokontinent", der von Fachwissenschaftlern "Zealandia", oder schlicht "Seeland" getauft wurde. Einen Eindruck von der Größe dieser früheren Mega-Insel vermittelt die bathymetrische Karte des Südwestpazifik (Abb. 7), die wir bei geomar.de entdeckt haben.

Der - auf der Karte rot umrandete - Kleinkontinent "umfaßt", wie es dort heißt, "neben der Nord- und der Südinsel Neuseelands einen großen kontinentalen Schelf, der etwa 80 bis 90% des gesamten Mikrokontinents (ca. 2 Mio km²) ausmacht und zu dem 3 Hauptarbeitsgebiete des Forschungsprojektes ZEALANDIA, das Campbell Plateau, der Chatham Rise und der der diese beiden Gebiete trennende Bounty Trough gehören. Dieser Bereich besteht im wesentlichen aus dicker kontinentaler Kruste.

Jedoch gibt es dort auch überall relativ junge Vulkane, die während des Känozoikums (65 Mill. Jahre bis heute) entstanden und deren Ursprung bisher völlig ungeklärt ist. Ein anderes sehr wichtiges Arbeitsgebiet von ZEALANDIA ist das 350.000 km² große Hikurangi Plateau (dunkelblau hervorgehoben), dass wie das weiter im Norden gelegene Manihiki Plateau vulkanischen Ursprungs ist und als >Large Igeneous Province< (LIP) angesehen wird." [1]

Möglicherweise gingen die heute versunkenen Landgebiete der primhistorischen Welt im Südwesten des 'Stillen Ozeans' sogar noch weit über den Zealandia-Komplex hinaus. 1970 hatte N. Zhirov geschrieben: "Es gibt eine Fülle von Fakten, die für die Annahme sprechen, dass im südwestlichen Pazifik einst eine gewaltige Landmasse existierte. [...] In einer vor einigen Jahren [1961; d. Red.] veröffentlichten Arbeit hob der australische Geologe R. W. Fairbridge [2] hervor, dass der südwestliche Pazifik in zwei große kontinentale Provinzen - Tasmanis und Melanesis - aufgegliedert gewesen sein könnte. In der melanesischen Provinz sind keine paläozoisch-paläogenen Meeres- oder Kontinental-Sedimente bekannt. Die Erhebung in dieser Provinz stellt wahrscheinlich eine neue Kruste dar, die durch tertiäre und quartäre Eruptionen gebildet wurde.

Abb. 10 War die heutige Insel Tasmanien vormals Teil eines größeren Australien oder stellt sie den Überrest eines einstigen Kleinkontinents 'Tasmanis' dar?

Eine Andesit-Linie verläuft entlang der östlichen Grenzlinie der Provinz. Die westliche Kante des Tonga Trough, den die Andesit-Linie passiert, betrachtet Fairbridge als Kante des versunkenen Kontinents [...] Lange vor dem mittleren Tertiär war Melanesis ein integraler Kontinent, doch Teile davon gingen erst infolge einer sehr rezenten, jungen Subsidienz unter. Was Tasmanis angeht, hat die Möglichkeit seiner vormaligen Existenz mit dem Rätsel um die Herkunft der Aborigines Tasmaniens zu tun, welche die Insel nur über Land erreicht haben können. [3] Dem zufolge muss es schon intelligente Menschen gegeben haben, als noch eine Landverbindung zwischen Tasmanien und Australien existierte." [4]

Zur Verbreitung kontinentalen (sialen) Gesteins im südwestlichen Pazifikraum bemerkte 1955 der Geologe J. Gilluly: "Doch die klaren geologischen Evidenzen aus dem südwestlichen Pazifik sprechen dafür, dass die sialen Platten von Fidschi, Neu-Kaledonien und einer Vielzahl anderer Inseln im Gebiet zwischen Fidschi, Australien und Neuseeland - auch wenn ein Großteil dieses Areals heute in den Tiefen des Ozeans liegt - vormals größer waren, und scheinen es erforderlich zu machen, dass auch im Tiefsee-Boden zumindest etwas Sial vorhanden sein muss. Es stimmt, dass ein Großteil dieses Gebiets mindestens vier Kilometer unter Wasser liegt, doch das Problem seiner Absenkung läßt sich mit demjenigen vergleichen, das mit der Anhebung des tibetischen Plateaus zu tun hat." [5]

Wir können nur darüber spekulieren, ob und bis wann die zu vermutenden südpazifischen Landmassen in kompakter Form existiert haben. Unklar erscheint bisher auch, wann, bzw. unter welchen Umständen die letzten größeren Umwälzungen stattfanden, die aus katastrophistischer Sicht die Topographie massiv verändert haben können. Eindeutig erscheint jedoch, dass - ebenso wie in Falle des südostasiatischen Sundaland (auch bei einer konventionellen, aktualistischen Betrachtung der jüngeren Erdgeschichte) große Teile von 'Seeland', 'Hawaiis', 'Melanesis' und 'Tasmanis' vor dem Ende der jüngsten Eiszeit noch über Wasser lagen.

Mit einiger Sicherheit können wir damit nun bestätigen, dass es tatsächlich eine geologische Diskussions-Basis des Lemuria-Problems' gibt: Überall in den Weiten der Indischen und Pazifischen Ozeane stoßen wir auf geologische Indizien und Evidenzen, welche die alten Mythen und Legenden der dortigen Völker über versunkene Länder der Vorzeit stützen. Der abschließenden Teil unserer Pazifika- und Le(Mu)ria-Betrachtung wird sich mit der Suche nach archäologischen und krypto-archäologischen Hinterlassenschaften befassen, die uns mehr über über jene Menschen verraten können, die vermutlich während 'paläolithischer' und 'mesolithischer' Zeiten im Großraum der Indischen und Pazifischen Ozeane lebten - und möglicherweise als historische 'Lemurier' in Frage kommen. Gibt es auch...


Fortsetzung

Ein Plädoyer für die grenzwissenschaftliche Lemuria-Betrachtung

Archäologische Grundlagen für die Pazifika-Hypothese? (bb)


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: geomar.de, online unter http://www.geomar.de/projekte/zealandia/deutsch/maps.html (nicht mehr online)
  2. Siehe: R. W. Fairbridge, "The Melanesian Border Plateau : A Zone of Crustal Shearing in the Southwest Pacific", Publicat. Bureau Centr. Seism Internat, A, No 22, 1961, S. 137-149
  3. Red. Anmerkung: Im Gegensatz zu Zhirov setzen wir voraus, das der frühe Homo sapiens bereits über die Fähigkeit verfügte, mit Booten oder Flößen das offene Meer zu befahren, und dass dies auch schon für den Homo erectus galt. Vergl. dazu: Der Homo erectus fuhr zur See; sowie: Homo erectus - ein Seefahrer - Wie die Evolutionstheorie zur Mißachtung von Daten führen kann von Michael Brandt
  4. Quelle: N. Zhirov, op. cit., S. 152
  5. Quelle: J. Gilluly, "Geologic Contacts between Continents and Ocean Basins", in Crust of the Earth, Baltimore, 1955, S. 7-18, nach Zhirov, op. cit., S. 152

Bild-Quellen

(9) http://www.geomar.de/projekte/zealandia/deutsch/maps.html

(10) http://www.yesaustralia.com/images/Tasmania-map.jpg