Slobodan Dušanić: Unterschied zwischen den Versionen

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Forscher- und Autorenportrait

Auf einen Blick

Abb. 1 Prof. Dr. Slobodan Dušanić

(red) Slobodan Dušanić (serbisch-kyrillisch: Слободан Душанић) (Abb. 1) (* 22. März 1939 in Sombor; † 12. Dezember 2012 in Belgrad [1]) war ein serbischer [ Althistoriker] und [ Epigraphiker], der maßgebliche Beiträge zum Studium der antiken Geschichte Griechenlands und Roms beigetragen hat. Zu den Spezialgebieten des hochkarätigen Fachwissenschaftlers - gehörte u.a. der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste (SANU) an - zählen auch Platons Dialoge in ihrem historischen Kontext [2] [3]. In Hinsicht auf das Atlantis-Problem war er ein überzeugter Verfechter der Fiktionalitäts-These, der Atlantis als Erfindung Platons und als Mythos betrachtete.


Slobodan Dušanić und Platons Atlantiserzählung

Abb. 2 Hier das Frontcover von L'Antiquité Classique, Band 51, 1982, in dem Prof. Dušanićs Essay 'Plato's Atlantis' erschien

Dass es sich bei Prof. Dušanić in Sachen Atlantis um einen ausgesprochenen Verfechter der Fiktionalitäts-These handelte, macht sein 1982 auf Englisch veröffentlichtes Essay Plato's Atlantis deutlich, das online abrufbar ist. [4] Dušanićs Papier mag von der Herangehesweise des Autors an das Atlantis-Problem und auch methodisch in vieler Hinsicht typisch für die Schriften akademischer Atlantis-Skeptiker sein. So setzt auch er bereits eingangs die Prämisse, Atlantis sei als Erfindung Platons zu betrachten und ausschließlich als allegorisch zu interpretieren - eine Sichtweise, welche er nachfolgend argumentativ zu belegen trachtet. Ebenfalls - gerade für Althistoriker - typisch ist sein Bestreben, Inspirations-Hypothesen heranzuziehen, um Platons vermeintliche Erfindungen im Rahmen geschichtlich greifbarer Ereignisse ausdeuten zu können.

Durchaus wohltuend unterscheidet sich Dušanićs Arbeit allerdings von den tiradenhaften Auslassungen diverser anderer akademischer Atlantis-Skeptiker, wie z.B. Pierre Vidal-Naquet, Paul Jordan oder William H. Stiebing Jr., die viel Raum darauf verwendet haben, wahre 'Schimpf-Kanonaden' auf die Vertreter der Historizitäts-These abzufeuern, um diese lautstark zu diskreditieren. Warum Slobodan Dušanić dies tunlichst unterließ, ist allerdings nicht klar. Verzichtete er auf derartige Attacken, um sich ganz auf seine fachliche Argumentation konzentrieren zu können? Betrachtete er Atlantis-Befürworter als grundsätzlich nicht 'satisfaktionsfähig', weshalb er ihre Erwähnung oder gar verbale Angriffe auf sie in einer wissenschaftlichen Publikation ablehnte? Immerhin muss auffallen, dass Dušanić, abgesehen von ein paar marginalen Randnotizen zur Thera-Hypothese, auf keine der wesentlichen mytho-geographischen Atlantis-Lokalisierungen oder auf Argumente einging, die für die Existenz harter historischer Kerne im Atlantisbericht sprechen.

Wie auch immer, war Dušanić andererseits durchaus bereit, zumindest vereinzelt auch moderate Kritik ninsichtlich Problemen und Mägeln im Bereich der universitären Forschung zu Platons Atlantiserzählung zu üben. So hebt der irische Atlantologie-Enzyklopädist Tony O’Connell hervor "Der Atlantis-Skeptiker Slobodan Dušanic [...] bemerkte, dass >der Atlantis-Mythos zwar von der Mehrheit der modernen Platon-Forscher aus gutem Grund als Gleichnis verstanden [wird], doch kein Konsens zum Charakter dieses Gleichnisses oder seinem genauen Zweck erzielt wurde." Dazu merkt O’Connell "Ich bin mir nicht sicher, ob dies eine Kritik an Plato oder an der modernen Wissenschaft ist!" [5]

Doch es ist wohl kaum Platon, dem Prof. Dušanićs oben zitierte Aussage gilt, wie auch seine punktuelle Kritik an Vidal Naquets - anonsten von ihm geschätztem - Werk zeigt. So heißt es bei ihm: "


Halten wir abschließend fest: Trotz (oder auch: gerade wegen) einer ganzen Reihe fachlicher Aussagen zur Interpretation des Atlantisberichts, die wir aus unserer Sicht der Dinge als unzutreffend und nicht haltbar betrachten (z.B.: die Atlantida als eine Art 'Moralgeschichte' [6], seine - mit Verlaub gesagt - weit hergeholte Interpretation des Oreichalkos als "Kombinations-Symbol" (orig.: composite symbol [7]) oder nicht zuletzt auch seine Mutmaßung, das unter katastrophischen Umstände erfolgte Verschwinden von Atlantis sei lediglich Teil der platonischen Legende und dürfe "als Anspielung auf eine Naturkatastrophe verstanden werden, die sich zu Platos Lebzeiten ereignet habe..." [8]) halten wir Prof. Dušanićs Aufsatz aus dem Jahr 1982 für eine sehr empfehlenswerte Lextüre. Immerhin führt er in kompakter Form, aber trotzdem detailreich, in die Ideenwelt universitärer Atlantis-Skeptiker ein und bietet reichlich Diskussions-Ansätze.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle:
  2. Siehe z.B.: Slobodan Dušanić, "Plato's dialogues and athenian politics - a historian's view" (Reihe: Edition Studia serbica), Belgrad (Zavod - the Serbian Textbook Comp.), 2011
  3. Siehe auch: Derselbe (mit Fanoula Papazoglou), "Историја и политика у Платоновим 'Законима' / Istorija i politika u Platonovim 'Zakonima'" (Geschichte und Politik in Platons 'Gesetzen'), Belgrad (Српска академија наука и уметности / Srpska akademija nauka i umetnosti), 1990
  4. Siehe: Slobodan Dušanić, "Plato's Atlantis". in: L'Antiquité Classique 1982 / Band 51, S. 25-52 (online bei: persee.fr; abgerufen: 17. Oktober 2019)
  5. Quelle: Tony O’Connell, "Destruction of Athenian Army", 07. Juni 2010, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 17. Oktober 2019; Übersetzuung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  6. Siehe: S. Dušanić, op. cit. (1982), S. 26. Vergl. dazu z.B.: Tony O’Connell, "Destruction of Athenian Army", 07. Juni 2010, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 17. Oktober 2019)
  7. Siehe: S. Dušanić, op. cit. (1982), S. 28, Fußnote 19
  8. Quelle: S. Dušanić, op. cit. (1982), S. 26 (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

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