Stephen C. Jett

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Forscherportrait

Abb. 1 Prof. Dr. Stephen C. Jett bei einem Vortrag

(bb) Dr. Stephen C. Jett (Abb. 1) (* 1938 in Cleveland [1]), Ohio - in seiner Jugend ein Schüler und später Mitstreiter von George F. Carter - zählt zu den herausragenden akademischen Persönlichkeiten des modernen Diffusionismus in den USA.

Als arrivierter Berufswissenschaftler - er erwarb 1960 an der Princeton University den Grad eines A.B. (artium baccalaureus) cum laude in Geologie und promovierte (Ph.D.) 1964 an der Johns Hopkins University im Fach Geographie - lehrte letztere Disziplin von 1963 bis 1964 an der Ohio State University, später dann, bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000, an der University of California, Davis. Zudem war er zwischen 1996 und 2000 auch Professor für Textilien und Bekleidung (Textiles and Clothing), hat unzählige Vorlesungen und Voträge bei vielen anderen Institutionen gehalten, und sich in den Gremien einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen Vereinigungen engagiert.

Stephen C. Jetts zentrale Interessen- und Forschungsgebieten sind Geschiche, materielle Kultur und heilige Stätten des amerinden Volkes der Navajo (Diné). Dazu veröffentlichte er eine Reihe von z.T. preisgekrönten Büchern (siehe: Publikationen) sowie zahlreiche Papiere und Artikel. Diverse Publikationen hat er auch zu seinem zweiten Interessen- und Forschungsschwerpunkt vorgelegt, den präkolumbischen transozeanischen Kontakten zwischen Menschen aus der Alten Welt und Amerika.

Seit vielen Jahrzehnten gelten derartige Themen und Überlegungen in der 'isolationistisch' orientierten Altamerikanistik bzw. in Ethnologie und Anthropologie de facto als Tabu. [2] Annahmen in dieser Hinsicht zu äußern, barg und birgt das Risiko, als "Eurozentrist" (wahlweise auch: "Afrozentrist") oder sogar "Rassist" verunglimpft zu werden. [3] Die Ergebnisse kultur-diffusionistischer Studien selbst hochkarätiger Wissenschaftler wurden vom fachwissenschaftlichen Mainstream praktisch ignoriert, was Prof. Jett schon seit langem kritisch hinterfragt. [4] 2002 bemerkte er zu diesem Mißstand:

Abb. 2 Das Frontcover von Stephen C. Jetts Standardwerk aus dem Jahr 2007

"Traditionell haben Studien transozeanischer Kontakte darin bestanden, kulturelle Vergleiche anzustellen; das heißt, kulturelle Übereinstimmungen zu beschreiben, die von Vergleichskulturen [orig.: "pairs of cultures"; d.Ü.] in den beiden Hemisphären diesseits und jenseits des Ozeans geteilt werden. Dies passt gut zum Ziel, die wahre Kulturgeschichte dieser verschiedenen Gebiete zu bestimmen.

Andererseits haben solche Vergleiche sich nicht als sonderlich erfolgreich dabei erwiesen, Nicht-Diffusionisten davon zu überzeugen, dass es wünschenswert ist, Kontakte als Erklärung für Gemeinsamkeiten zu berücksichtigen. Isolationisten können und werden weiterhin behaupten, dass, wenn Menschen in einer Gegend irgendetwas erfinden, andere dies auch woanders tun könnten, und Kontakte somit nicht in Betracht für etwas gezogen werden müssen, das [aus ihrer Sicht] eher das Resultat unabhängiger Entwicklung darstellt. Keine Menge rein kultureller Evidenzen scheint solche Personen zu überzeugen, weil sie von einer diametral entgegengestzten theoretischen Position aus an die Daten herangehen." [5]

Daraus ergibt sich aus Jetts Sicht für die historische bzw. zivilisationsgeschichtliche Forschung unter diffusionistischen Vorzeichen die Notwendigkeit, verstärkt die Ergebnisse anderer, gerade auch naturwissenschaftlicher Disziplinen mit einzubeziehen, wobei er besonders die Bedeutung der Humangenetik und Vegetationsgeographie betont (op. cit., 2002). Konsequenter Weise hat Prof. Jett diese Erkenntnis auch in sein 2007 erschienenes und schnell zum Bestandteil diffusionistischer Standardliteratur gewordenes Opus "Crossing Ancient Oceans" (Abb. 3) einfließen lassen. Darin argumentiert er nicht nur quasi kulturwissenschaftlich, sondern interdisziplinär, um zusätzliche harte Evidenzen zur Klärung der Frage vorlegen zu können, können, ob Polynesier, Chinesen und andere Völkerschaften in präkolumbischen Zeiten Kontakt mit den Kulturen Amerikas - speziell Nordamerikas gepflegt haben.

Dazu heißt es bei der New England Antiquity Research Association (NEARA): "Dieses grundlegende Werk des wohl bekanntesten Gelehrten auf dem Gebiet präkolumbischer Kontakte isr sicherlich höchst kontrovers und wird dazu führen, dass die Standard-Lehrbücher zur nordamerikanischen Prähistorie umgeschrieben werden müssen. Stephen Jett handelt das maritimen Leistungsvermögen fernöstlicher und ozeanischer Völker ab [sowie] physische Evidenzen für Kontakte, aber auch die kulturellen Übereinstimmungen zwischen den Ziilisationen der Neuen und der Alten Welt, die bisher einfach wegerklärt wurden. Dies ist ein wichtiges Buch, welches eine Neubewertung des Gesamtbildes nordamerikanischer Prähistorie erzwingen wird." [6]

Verdienste um die moderne diffusionistische Forschung erworben hat Stephen C. Jett sich auch als Gründer und langjähriger redaktioneller Leiter der Fachzeitschrift Pre-Columbiana: A Journal of Long-Distance Contacts. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Geographin und Referenzbibleothekarin Lisa Roberts Jett, lebt er seit seiner Pensionierung im Jahr 2000 in der Kleinstadt Abingdon, Virginia. [7]


Publikationen (Auswahl)

Navaho-Kultur:

  • Tourism in the Navajo Country: Resources and Planning, 1966
  • Navajo Wildlands, 1967 (mit Fotos von Philip Hyde)
  • House of Three Turkeys: Anasazi Redoubt, 1977 (mit Fotos von Dave Bohn)
  • Navajo Architecture: Forms, History, Distributions, 1981 (verfasst mit Virginia E. Spencer)
  • Navajo Placenames and Trails of the Canyon de Chelly System, Arizona, 2002 (Publikation in Frankreichand: 2004)
  • Landscape embedded in language: The Navajo of Canyon de Chelly, Arizona, and their named places, in: David M. Mark (Hrsg.), "Landscape in Language: Transdisciplinary Perspectives", John Benjamins Publishing, 2011

Diffusionismus:

Audio:

Sonstiges:


Umfassendes Publikationsverzeichnis:


Anmerkungen und Quellen

Verwendetes Material:

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Aufgewachsen ist er in Clevelands Vorstadt Shaker Heights
  2. Anmerkung: Die Diffusionistin Alice Kehoe, eine Berufs-Anthropologin, stellte dies 2003 auch dezidiert fest. Sie erklärte, dass die Kernthese des modernen Diffusionismus, nämlich die Annahme präkolumbischer Kontakte zwischen dem Alten Amerika und anderen Kontinenten "für amerikanische Mainstream-Archäologen tabu" sei (orig.: “taboo to mainstream American archaeologists”). Siehe: Dieselbe, "The Fringe of American Archaeology: Transoceanic and Transcontinental Contacts in Prehistoric America", in: Journal of Scientific Exploration, Vol. 17, No. 1, 2003, S. 19-36. (Zit. S. 19)
  3. Siehe z.B.: Jason Colavito, Lost Civilizations Uncovered - Atlantis, Mu and the Maya - Early theories attributing Mesoamerican civilization to lost civilizations continue to deprive Native Americans of their cultural legacy today (abgerufen: 01.02.2014)
  4. Siehe z.B.: George F. Carter und Stephen C. Jett, "A Comment on Rowe's "Diffusionism and Archaeology", in: American Antiquity, Vol. 31, No. 6 (1966), pp.867-870
  5. Quelle: Stephen C. Jett, "PRE-COLUMBIAN TRANSOCEANIC CONTACTS: THE PRESENT STATE OF THE EVIDENCE", NEARA ABC Plus Ten conference (2002) in Waltham, Massachusetts. (Online als PDF-Datei; abgerufen: 01.02.2014; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  6. Quelle: o.A., Stephen C. Jett, 2007 Crossing Ancient Oceans. PreColumbian Contact in America, bei: NEARA (abgerufen: 01.02.2014; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  7. Quelle: Amazon.com, unter: Stephen C. Jett Biography

Bild-Quellen:

1) The Atlantic Conference, unter: Dr. Stephen C. Jett - A Sweeping Overview
2) nhbs, unter: Crossing Ancient Oceans: The Question of Pre-Columbian Contacts Re-Examined