Streitgespräch um Atlantis

von ap - (?) Oktober 1953

Abb. 1 Schloss Gottorp bei Schleswig. Hier fanden am Montag, 26. Okt. 1953 die so genannten 'Atlantis-Gespräche' statt. (Foto: Wolfgang Pehlemann)

Der bekannte Atlantisforscher Pastor Jürgen Spanuth war die Zielscheibe scharfer Kritik namhafter westdeutscher Wissenschaftler, die auf Schloß Gottorp (Abb. 1) (Schleswig-Holstein) zu einem Streitgespräch über seine Atlantis-These zusammengekommen waren.

Spanuth, der erst kürzlich von seiner dritten Helgoland-Tauchexpedition zurückgekehrt ist, behauptet, Ruinen des versunkenen Erdteils Atlantis knapp neun Kilometer östlich Helgoland, zehn Meter unter dem Meeresspiegel, entdeckt zu haben. Als Beweise legte er Steinfunde vor, die er als Reste eines Schmelzofens, Türangel und Pflastersteine beschrieb. Sein Taucher habe auch eine spiegelglatt gepflasterte Straße der Atlantis-Hauptstadt Basileia abgeschritten.

Vor den versammelten Vertretern aller interessierten wissenschaftlichen Disziplinen, Archäologen, Alttestamentarier und –philologen, Geographen, Geologen und Historikern, verteidigte Spanuth an Hand von Lichtbildern seine Theorie. Sein Hauptgegner Professor K. Gripp (Kiel) erwiderte, der Pastor habe als wissenschaftlicher Laie die ganze Forschung Schleswig-Holsteins blamiert. Was er als 3500 jährigen Schmelzofen-Rest (Ofensau) anspreche, sei in Wirklichkeit eine 50 Millionen Jahre alte Verkieselung. Die Unterwasserstraßen und –ruinen seien Brandungsbildungen. Im übrigen stütze sich Spanuths Theorie weitgehend auf längst widerlegte Publikationen.

Die Kieler Professoren Dr. Schott und Dr. W. Wetzel warfen Spanuth vor, er habe ihr eigenes Material verfälscht. Außerdem sei der Meeresspiegel um Helgoland seit dem von Plato erwähnten Untergang von Atlantis nicht um 20 Meter, sondern höchstens um zwei Meter gestiegen. - Spanuth äußerte nach der recht erregten Debatte, er sei nach wie vor von der Richtigkeit seiner Theorie überzeugt.


Danksagung

Die Redaktion Atlantisforschung.de bedankt sich ausdrücklich bei Herrn Heinrich Klein von Karmantan.de - Vorzeitliche Stätten und Rheinische Heiligtümer für seine freundliche Erlaubnis zur Übernahme dieses Beitrags, und verweist an dieser Stelle auch auf seine Webseiten vorzeitkalender.de.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemeldung von ap vom Oktober 1953 aus der Sammlung von Pfarrer Andreas Pohl, Blens/Abenden und stammt aus dem Nachlass Wintz / Schumacher. Online wurde er zuerst auf den Webseiten Karmantan.de unter "Streitgespräch um Atlantis" in der Rubrik Versunkene Kulturen veröffentlicht. Bei Atlantisforschung.de präsentieren wir diesen Artikel in einer redaktionell bearbeiteten Fassung (mit Illustration und Links versehen) als wissenschafts-geschichtliches und atlantologie-historische Dokument zu Studien- und Forschungszwecken.

Bild-Quelle:

(1) Wikimedia Commons, unter: File:Luftbild Kulturdenkmal Schloss Gottorf Schleswig-Holsteinische Landesmuseen - Foto Wolfgang Pehlemann IMG 6589.jpg (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)