Teobert Maler

Version vom 25. Juli 2013, 22:54 Uhr von Bb (Diskussion | Beiträge) (Teobert Maler und Atlantis)

Ein Kurzportrait

(red) Teobert Maler (Abb. 1) (*12. Januar 1842 in Rom - †22. November 1917 in Mérida auf Yucatán, Mexiko) war ein deutsch-österreichischer Architekt, Bauingenieur, Expeditions-Fotograph und - als Entdecker und Erforscher von Maya-Ruinen - Archäologe. Bei seinen Exkursionen entdeckte er - wie er meinte - Hinweise auf die Abstammung der Maya von den Alten Atlantern. Maler gilt noch heute als Pionier der modernen Maya-Forschung; sein noch näher zu untersuchender Atlantis-Bezug ist allerdings auch unter Fachleuten kaum bekannt, oder er wird von ihnen 'ausgeblendet'.

Leben und Werk

Abb. 1 Der Altamerikanist Teobert Maler (1842-1917)

Teobert Maler wurde als Sohn eines badischen Diplomaten in Rom geboren, wo sein Vater zu dieser Zeit als Geschäftsträger beim Vatikan tätig wat. Bis 1857 besuchte Teobert die Höhere Bürgerschule in Baden-Baden, dann das Polytechnikum Karlsruhe, wo er bis 1862 Ingenieurwesen und Architektur (Baukunst) studierte. Nach dem Abschluss seiner Studien übersiedelte er nach Wien, wo er als Zeichner im Atelier des bekannten Architekten Heinrich Ferstel arbeitete. In den Jahren 1863 und 1864 reiste er nach Paris und London, wo er die französische und englische Sprache sowie die Technik der Aquarellmalerei erlernte.

Österreichische Staatsbürger geworden, ging Teobert Maler 1864 mit dem kaiserlich-königlichen Pionier-Korps nach Mexiko. Dort nahm er an den Kämpfen im Zusammenhang mit der versuchten Errichtung eines Kaiserreiches unter Erzherzog Maximilian teil, die mit der Niederlage des Expeditions-Korps und Maximilians Hinrichtung durch die gegnerischen Republikaner um Benito Juárez am 19. Juni 1867 endeten. Trotzdem entschloss Maler sich zunächst dazu, in Mexiko zu bleiben, das später zu seiner Wahlheimat werden sollte.

Nachdem er 1867-1878 eine längere Fahrt nach West-Mexiko, Oaxaca und Chiapas unternommen hatte, zog es ihn zunächst noch einmal nach Europa. Zwischen 1878 und 1880 bereiste er mehrfach Paris, Berlin und Wien, und zudem Dresden, Prag, London und Baden-Baden. 1880-1882 folgten Besuche in Konstantinopel, Tiflis und - einmal mehr - Wien. Von 1883 bis 1885 lebte er in Paris, aber dann zog es ihn wieder nach Mexiko, wo er sich 1886 auf der Halbinsel Yucatán - zunächst in der Kleinstadt Ticul und später in Mérida - niederließ.

In Ticul eröffnete er ein fotographisches Studio, allerdings nicht zum Broterwerb (er verfügte offenbar über ein beträchtliches Privatvermögen), sondern um seiner Leidenschaft - der Foto-Dokumentation alter Kultur-Relikte - professionell nachgehen zu können. Schon bald widmete Teobert Maler, der unverheiratet blieb und anscheinend keine Kinder hinterließ, sein Leben ganz der Erforschung der Maya. Er studierte die Sprachen der Maya, Totonaken und Zapoteken, und unternahm in den folgenden 10 Jahren eine Reihe bedeutender Forschungs-Exkursionen in Mittelamerika:

Abb. 3 Eine zeichnerische Rekonstruktion der Maya-Metropole Piedras Negras, die 1895 von T. Maler wiederentdeckt wurde.

Diese Expeditionen und ihre Ergebnisse begründeten T. Malers Ruf als herausragender Altamerikanist und profunder Kenner der frühen mesoamerikanischen Kulturen. Seine Serien großformatiger Fotografien mit beigefügten Planskizzen der betreffenden Fundstätten und anderen flankierenden Informationen waren nicht nur bei Museen und Universitäten Europas und Amerikas höchst begehrt, sondern er wurde auch zu einem geschätzten Mitarbeiter des deutschen geographisch-etnographischen Magazins Globus und anderer wissenschaftlicher Zeitschriften. Heute sind seine Berichte und Fotographien von geradezu unschätzbarem Wert, da viele der von ihm entdeckten sowie dokumentierten Stätten und Kunstwerke in den vergangenen Jahrzehnten zerstört wurden.

1910 nahm Teobert Maler am Internationalen Amerikanistenkongress in Mexiko-Stadt teil, und 1912 reiste er noch einmal nach London und von dort aus nach Paris, um den dortigen Internationalen Amerikanistenkongress zu besuchen. Danach kehrte er nach Mérida zurück, wo er seinen Lebensabend verbrachte und 1917 verstarb.


Teobert Maler und Atlantis

Wie es in Frank Josephs The Atlantis Encyclopedia heißt, war T. Maler keineswegs von Beginn seiner mittelamerikanischen Studien an ein Anhänger der Atlantis-These. Im Gegenteil: "Obwohl ihm Platos Bericht über Atlantis [nur] vage bekannt war, lehnte er diese verschollene Zivilisation - wie die meisten Gelehrten, sowohl damals als auch heute - als reine Phantasterei ab. Als er jedoch später in Guatemala die so genannte 'Akropolis' der Maya-Zeremonialstadt Tikal aus dem 9. Jahrhundert [n. Chr.; red] fotographierte, entdeckte er eine, wie er es nannte, >Wasser-Szene mit einem Vulkan, der Feuer und Rauch spuckt, mit Gebäuden, die ins Wasser stürzen, und ertrinkenden Menschen.< (Abb. 3) Dies war das Anfangsstück eines gebildhauerten Frieses, das als offensichtlich bildliche Darstellung der Maya-Geschichte um den höchsten Bereich des Gebäudes herum verlief." [1]

Storyofescape.jpg
Abb. 3 Teobert Malers legendäres Foto des 'Atlantis-Frieses' aus Tikal

Diese - in der Tat beeindruckende, aber als Beweis für die vormalige Existenz von Atlantis keineswegs evidente - Darstellung eines kataklysmischen Ereignisses, dem offenbar ein vornehm gekleideter Mann in einem Boot entkommt, bewog Maler jedenfalls, seine Einstellung in dieser Sache zu überdenken, und nun eine Abstammung der Maya von den putativen Atlantiern anzunehmen. Was genau er dazu zu sagen hatte bzw. ob er dazu mehr als nur Randnotizen hinterlassen hat, lässt sich derzeit nicht klären. Weder in der Atlantis Encyclopedia noch in Tony O’Connells atlantologischer Referenz-Enzyklopädie Atlantipedia finden sich dazu nähere Hinweise, und was Teobert Malers Nachlass betrifft, so ist dieser auf der ganzen Welt verstreut. Teilnachlässe aus seinem Werk befinden sich gegenwärtig u.a. im Ibero-Amerikanischen Institut Preußischer Kulturbesitz in Berlin, im Lippischen Landesmuseum in Detmold und im Peabody Institute der Harvard-Universität in den USA. [2]

Unklar ist auch, was letztlich aus dem originalen 'Atlantis-Fragment' des Panels geworden ist, das Maler offenbar abmontierte und aus Tikal nach Europa verbrachte. Laut Tony O’Connell soll es an ein Berliner Museum gegangen sein, wo es bei den Bombardierungen der Stadt im II. Weltkrieg zerstört worden sei. [3] Bei Frank Joseph heißt es dagegen - und etwas detaillierten -, Maler habe es dem damaligen Museum für Völkerkunde in Wien (heute: Weltmuseum) übergeben. "Es war bis 1945 Teil der ständigen Mesoamerika-Ausstellung dieser Institution. Dann verschwand es im Verlauf der üblichen Plünderungen durch die einmarschierenden sowjetischen Truppen am Ende des II. Weltkriegs. Zum Glück blieb [Malers ursprüngliche] Fotographie bei der University of Pennsylvania erhalten." [4] Vielen an Atlantis Interessierten ist sie durch ihre diversen Abbildungen in der atlantologischen Literatur [5] bekannt.

Anmerkungen und Quellen

Hauptsächlich verwendetes Material:

Einzelverweise:

  1. Quelle: Frank Joseph, "The Atlantis Encyclopedia", Career Press, 2005, S. 179 (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  2. Anmerkung: Seine Autobiographie und andere Texte werden im Rautenstrauch-Joest Museum Köln verwahrt; der Text 'Chichen Itzá' ist in der Latin American Library, Tulane University New Orleans; Fotos von ihm lagern u.a. in der Bibliothèque Nationale Paris; dem Instituto Nacional de Antropología e Historia, Fototeca, Pachuca, Mexiko; dem Museum für Völkerkunde d. Stiftung Preuß. Kulturbesitz Berlin; dem Museum für Völkerkunde Hamburg; der Biblioteca Crescencio Carrillo y Ancona, Mérida, Mexiko; dem Lippischen Landesmuseum Detmold. Weitere, teils kleinere Bestände u. a. in der Ernest L. Crandall Collection, Latin American Library, Tulane University, New Orleans. (Quelle: Maler, Teobert, bei: leo bw - Landeskunde entdecken online, Landesarchiv Baden-Württemberg)
  3. Quelle: Tony O’Connell, "Maler, Teobert", bei: Atlantipedia.ie, 23. Mai 2010
  4. Quelle: Frank Joseph, op. cit., S. 179
  5. Anmerkung: Erstmals wurde Malers Foto des Panels 1939 von Robert B. Stacy-Judd in seinem monumentalen Werk "Atlantis: Mother of Empires" vorgestellt. In jüngster Vergangenheit präsentierte Andrew Collins die Fotographie in "Neue Beweise für Atlantis" (2001), und Frank Joseph in "Survivors of Atlantis" (2004).

Bild-Quellen:

(1) Wikimedia Commons, unter: File:Teoberto Maler c1910.jpg

(2) Atlantis & Ancient Civilizations, Atlantis & Ancient Civilizations: An ancient DISGRACE!!!!

(3) Tony O’Connell, "Maler, Teobert", bei: Atlantipedia.ie