Theorien über Atlantis II - Konformistische Atlantis-Theorien: Unterschied zwischen den Versionen

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(bb) Die zweite atlantologische Hauptrichtung, die wir als [[Jungzeitler]] bezeichnen, entstand im 20. Jahrhundert als gleichsam revisionistische Strömung innerhalb der rationalen [[Atlantisforschung]]. Ihre Repräsentanten (z.B. A. Schulten, S. Marinatos, J. Spanuth und E. Zangger) waren und sind zumeist schulwissenschaftlich orientierte Forscher, deren [http://de.wikipedia.org/wiki/Weltbild Weltbild] ihnen eine Akzeptanz der klassischen Interpretation zu den Zeitangaben Platons verbietet. Widerspricht doch die Annahme, es habe schon vor mehr als zehn Jahrtausenden kulturell hochstehende [http://de.wikipedia.org/wiki/Zivilisation Zivilisationen] gegeben, nicht nur den damaligen und auch heute noch gültigen [http://de.wikipedia.org/wiki/Paradigma Paradigmen] 'orthodoxer' Historiker, sondern auch der darwinistischen Auffassung von einer linearen Menschheitsentwicklung.
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([[bb]]) Die zweite atlantologische Hauptrichtung, die wir als [[Jungzeitler]] bezeichnen, entstand im 20. Jahr- hundert als gleichsam revisionistische Strömung innerhalb der rationalen [[Atlantisforschung]]. Ihre Reprä- sentanten (z.B. A. Schulten, S. Marinatos, J. Spanuth und E. Zangger) waren und sind zumeist schulwissen- schaftlich orientierte Forscher, deren [http://de.wikipedia.org/wiki/Weltbild Weltbild] ihnen eine Akzeptanz der klassischen Interpretation zu den Zeitangaben [[Platon]]s verbietet. Widerspricht doch die Annahme, es habe schon vor mehr als zehn Jahrtau- senden kulturell hochstehende [http://de.wikipedia.org/wiki/Zivilisation Zivilisationen] gegeben, nicht nur den damaligen und auch heute noch gültigen [http://de.wikipedia.org/wiki/Paradigma Paradigmen] 'orthodoxer' Historiker, sondern auch der evolutionistischen Auffassung von einer linearen Menschheitsentwicklung.
  
 
Also waren die [[Jungzeitler]] gezwungen, durch entsprechende Interpretationen von Platons Daten eine chronologische "Neukalibrierung" der [[Atlantida]] vorzunehmen. Dazu wurde z.B. vorausgesetzt, die ägyptischen Priester-Historiker hätten in ihren Berichten "Mondjahre" (entsprechend unseren Monaten) oder "Saisonjahre" (Quartale oder Triale eines Jahres) als Zeiteinheiten verwendet; oder man erwog, [[Solon]] bzw. [[Platon]] habe bei der Übertragung der ägyptischen Zahlenangaben einfach eine Null zuviel notiert.
 
Also waren die [[Jungzeitler]] gezwungen, durch entsprechende Interpretationen von Platons Daten eine chronologische "Neukalibrierung" der [[Atlantida]] vorzunehmen. Dazu wurde z.B. vorausgesetzt, die ägyptischen Priester-Historiker hätten in ihren Berichten "Mondjahre" (entsprechend unseren Monaten) oder "Saisonjahre" (Quartale oder Triale eines Jahres) als Zeiteinheiten verwendet; oder man erwog, [[Solon]] bzw. [[Platon]] habe bei der Übertragung der ägyptischen Zahlenangaben einfach eine Null zuviel notiert.
  
Mit dergestalt interpretierten Zeitangaben erreich(t)en diese [[Atlantisforscher]] des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart dann historische Epochen, in denen die Existenz eines realen [[Atlantis]] auch aus schulwissenschaftlicher Sicht möglich erscheint, und in der sie es suchen. So wurden im vergangenen Jahrhundert z.B. Tartessos in Iberien, verschiedene Orte in Nordafrika, das Minoische Kreta, die Vulkaninsel Thera und sogar Troja zu Forschungsobjekten der [[Atlantologie]].  
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Mit dergestalt interpretierten Zeitangaben erreich(t)en diese [[Atlantisforscher]] des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart dann historische Epochen, in denen die Existenz eines realen [[Atlantis]] auch aus schulwissen- schaftlicher Sicht möglich erscheint, und in der sie es suchen. So wurden im vergangenen Jahrhundert z.B. Tartessos in Iberien, verschiedene Orte in Nordafrika, das Minoische Kreta, die Vulkaninsel Thera und sogar Troja zu Forschungsobjekten der [[Atlantologie]].  
  
Nicht ohne Grund verweisen die [[Jungzeitler]] auf die Parallelen, die sich in Platons [[Atlantida]] zu den Ereignissen während der 'Ersten Völkerwanderung', im späten 2. Jahrtausend vor Christus, ziehen lassen. Auch Analysen aus diesem Lager verdienen Beachtung, die sich auf den eindeutig proto-hellenischen Charakter des von [[Platon]] beschriebenen [[Ur-Athen]] beziehen, das unmöglich in der beschriebenen Form am Ende der jüngsten Eiszeit existiert haben kann.
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Nicht ohne Grund verweisen die [[Jungzeitler]] auf die Parallelen, die sich in Platons [[Atlantida]] zu den Ereig- nissen während der 'Ersten Völkerwanderung', im späten 2. Jahrtausend vor Christus, ziehen lassen. Auch Analysen aus diesem Lager verdienen Beachtung, die sich auf den eindeutig proto-hellenischen Charakter des von [[Platon]] beschriebenen [[Ur-Athen]] beziehen, das unmöglich in der beschriebenen Form am Ende der jüngsten Eiszeit existiert haben kann.
  
  

Version vom 17. Mai 2009, 12:09 Uhr

(bb) Die zweite atlantologische Hauptrichtung, die wir als Jungzeitler bezeichnen, entstand im 20. Jahr- hundert als gleichsam revisionistische Strömung innerhalb der rationalen Atlantisforschung. Ihre Reprä- sentanten (z.B. A. Schulten, S. Marinatos, J. Spanuth und E. Zangger) waren und sind zumeist schulwissen- schaftlich orientierte Forscher, deren Weltbild ihnen eine Akzeptanz der klassischen Interpretation zu den Zeitangaben Platons verbietet. Widerspricht doch die Annahme, es habe schon vor mehr als zehn Jahrtau- senden kulturell hochstehende Zivilisationen gegeben, nicht nur den damaligen und auch heute noch gültigen Paradigmen 'orthodoxer' Historiker, sondern auch der evolutionistischen Auffassung von einer linearen Menschheitsentwicklung.

Also waren die Jungzeitler gezwungen, durch entsprechende Interpretationen von Platons Daten eine chronologische "Neukalibrierung" der Atlantida vorzunehmen. Dazu wurde z.B. vorausgesetzt, die ägyptischen Priester-Historiker hätten in ihren Berichten "Mondjahre" (entsprechend unseren Monaten) oder "Saisonjahre" (Quartale oder Triale eines Jahres) als Zeiteinheiten verwendet; oder man erwog, Solon bzw. Platon habe bei der Übertragung der ägyptischen Zahlenangaben einfach eine Null zuviel notiert.

Mit dergestalt interpretierten Zeitangaben erreich(t)en diese Atlantisforscher des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart dann historische Epochen, in denen die Existenz eines realen Atlantis auch aus schulwissen- schaftlicher Sicht möglich erscheint, und in der sie es suchen. So wurden im vergangenen Jahrhundert z.B. Tartessos in Iberien, verschiedene Orte in Nordafrika, das Minoische Kreta, die Vulkaninsel Thera und sogar Troja zu Forschungsobjekten der Atlantologie.

Nicht ohne Grund verweisen die Jungzeitler auf die Parallelen, die sich in Platons Atlantida zu den Ereig- nissen während der 'Ersten Völkerwanderung', im späten 2. Jahrtausend vor Christus, ziehen lassen. Auch Analysen aus diesem Lager verdienen Beachtung, die sich auf den eindeutig proto-hellenischen Charakter des von Platon beschriebenen Ur-Athen beziehen, das unmöglich in der beschriebenen Form am Ende der jüngsten Eiszeit existiert haben kann.


Fortsetzung:


Theorien über Atlantis III - Das neolithische Atlantis