W. Comyns Beaumont

Abb. 1 William Comyns Beaumont (1873 – 1956)

(bb) William Comyns Beaumont (1873–1956) (Abb. 1) war ein, aus Schottland stammender [1], britischer Journalist, Buchautor und Vortragsredner. Seine journalistische Laufbahn umfasste die redaktionelle Mitarbeit bei der Daily Mail [2] und leitende Tätigkeiten bei weiteren bedeutenden Publikationen, wie dem London Magazine, den Illustrated London News, dem Bystander (als Herausgeber), bei The Graphic, Passing Show und Pan. [3]

Öffentliche Bekanntheit erlangte Comyns Beaumont, der als Autor auch das Pseudonym Appian Way verwendete [4], durch seine - bei aller Exzentrik - durchaus bedeutenden Beiträge zur nonkonformistisch-alternativen Erforschung der Erd-, Menschheits- und Zivilisationsgeschichte. Dabei war Beaumont - als autodidaktisch gebildeter Privatgelehrter - ein typischer Generalist mit inter- oder transdisziplinärer Grundhaltung, dem fachzentristisches Denken fern lag. Eine Universität hatte er nie besucht, da er es als junger Mann nach seinem Schulabschluss vorgezogen hatte, als Privatsekretär für einen reichen amerikanischen Diplomaten zu arbeiten, mit dem er durch die Welt reiste, und u.a. auch Indien besuchte. [5]

Bedeutsam erscheinen aus grenzwissenschaftlichem Blickwinkel insbesondere seine Leistungen auf den Gebieten der Atlantisforschung, der Krypto-Anthropologie bzw. Gigantologie ('Riesenforschung') und vor allem seine Rolle bei der Entwicklung des Neo-Katastrophismus. Was den letztgenannten Bereich betrifft, so darf Comyns Beaumont - neben Alexander Braghine u.a. - als einer der Ideengeber für Immanuel Velikovskys katastrophistisches Modell gelten, zu dem er offenbar wesentliche Beiträge lieferte. Noch weiter geht hier der US-amerikanische Alternativ-Historiker und Fachjournalist Frank Joseph in seiner Bewertung, indem er erklärt: "Beaumonts Werk wurde in Gänze von Immanuel Velikovsky in seinem berühmten [Werk] 'Worlds in Collision' (1950) übernommen, in welchem er sorgfältig die Möglichkeit eines kosmischen Impakts [genauer gesagt: einer Nahbegegnung der Erde mit einem anderen großen Himmelskörper. (bb)] als Ursache für die plötzliche Auslöschung einer prädiluvialen Zivilisation ausarbeitet." [6] Zu einer ähnlichen Einschätzung wie Joseph waren bereits in den 1990er Jahren die Autoren Robert Stephanos und Benny J Peiser gelangt. [7]

Abb. 2 Beaumonts erstes Werk, in dem er sich auch mit Atlantis befasste, erschien bereits 1925.

Während W. Comyns Beaumont aufgrund seiner bisweilen durchaus 'spleenigen' Vorstellungen und zum Teil vom Anglo-Israelisismus beeinflussten Ideen von Verfechtern des wissenschaftlichen Mainstreams gerne als eine Art Wirrkopf dargestellt wird [8], bezeichnete Alfred de Grazia ihn in seinem Buch "Chaos and Creation" [9] respektvoll als einen prominenten Katastrophisten, und der Schriftsteller John Michell beschreibt Beaumont folgendermaßen: "Seine wesentlichen Fachgebiete waren Mythologie, Frühgeschichte, Geologie und alte astronomische Aufzeichnungen. In alledem fand er überzeugende Beweise dafür, dass die Erde im Verlauf ihrer Geschichte viele Kataklysmen erlebte, deren jüngster sich erst 1322 v.Chr. ereignete.". Höchst beachtenswert erscheint jedenfalls im Licht neuerer Erkenntnisse - siehe etwa das Modell des Kohärenten Katastrophismus' der Asteroidenforscher Clube und Napier - Beaumonts frühe Vermutung, dass Impakte kosmischer Boliden "in enger Beziehung mit kometaren Bewegungen stehen. Diese Vorstellung war der Eckpfeiler von Beaumonts Theorien zu historischen und geographischen Unwälzungen". [10]

Mit Atlantis befasste W. Comyns Beaumont sich erstmalig bereits 1925 in seinem Buch "The Riddle of Prehistoric Britain" (Abb. 2), und griff das Thema 1932 in seinem katastrophistischen Hauptwerk "The Mysterious Comet: or the Origin, Building Up, and Destruction of Worlds, by Means of Cometary Contacts" (Abb 3) erneut auf.

Abb. 3 Das Cover von W. Comyns Beaumonts katastrophistischem Hauptwerk aus dem Jahr 1932

Dabei ist durchaus interessant, wie William Beaumont im Rahmen seiner atlantologischen Betrachtungen extrem nonkonformistische - aus schulwissenschaftlicher Sicht deviante - Elemente mit fast 'ultrakonservativen' Meinungen der Mainstream-Frühgeschichtsforschung zu einem durchaus stimmigen Gesamtkonzept verknüpfte. So war seine Lokalisierung eines nordwesteuropäischen Atlantis im Gebiet der heutigen Britischen Inseln nicht nur deshalb 'häretisch', weil sie den zu seiner Zeit bereits manifesten 'Atlantis-Mythos' der 'scientific community' konterkarierte, sondern auch das - bis heute noch nicht überwundene! - Paradigma des "ex oriente lux" der Frühgeschichtsforschung massiv in Frage stellte. Gleichzeitig folgte Beaumont jedoch fügsam den üblichen chronologischen Vorstellungen zur Zivilisations-Geschichte der Menschheit, und ordnete Atlantis (ahnlich wie z.B. sein Zeitgenosse Adolf Schulten, ein absolut schulwissenschaftlich orientierter Forscher) in die späte Bronzezeit ein. Dann erweist er sich wieder als Nonkonformist 'reinsten Wassers', indem er die alten britischen sowie schottischen Sagen und Legenden von Riesen euhemeristisch ausdeutet, und die Atlanter als hühnenhafte Titanen darstellt. [11] Schottland sei, wie er erklärte, "das ursprüngliche Domizil der Söhne Adams" gewesen, "welche die Titanen oder Giganten der Klassik waren, und auch die Atlantier Platos." [12] Diese titanischen, bronzezeitlichen Atlantier seien nicht nur brillante Baumeister und die Erfinder von Sprengstoffen und Fluggeräten gewesen; zudem hätten sie sie sich auch als exzellente Seeleute und Navigatoren erwiesen, deren Handelsfahrten sie bis nach Südamerika gelangen ließen [13], wo sie Kolonien gründeten. [14]

Abb. 4 Das Cover von Comyns Beaumonts Spätwerk 'Britain, the Key to World History', in dem er im Jahr 1947 seine zumeist ungewöhnlichen Vorstellungen zur Ur- und Frühgeschichte weiter ausbaute.

Das Ende dieser hoch entwickelten, atlantischen Kultur kam, Comyns Beaumont zufolge, in Form eines globalen Kataklysmus im Jahr 1322 v.d.Z., der von einem kometaren Impaktereignis bewirkt wurde. [15] Eine zweite - 'nur' regionale, aber ebenfalls verheerende - Katastrophe, die Beumont postulierte, soll das atlantische Kernland (Schottland) dann im Jahr 584 v.d.Z. getroffen haben, als norwegische Küstengebiete im Meer versunken seien, was einen Mega-Tsunami auslöste, der Teile der schottischen Ostküste überspülte und völlig verwüstete [16], womit Atlantis entgültig ausgelöscht wurde.

Die Auswertung von William Comyns Beaumonts Gesamtwerk stellt nach wie vor eine Herausforderung dar. Im Jahr 1975 rief Robert C. Stephanos [17], ein US-amerikanischer Psychologe, in Philadelphia die Comyns Beaumont Society ins Leben, die aber offenbar nicht mehr existiert. Während Stephanos, wie Tony O’Connell bemerkt, "Beaumont’s Ideen gänzlich akzeptiert zu haben scheint, einschließlich ihrer eher bizarren Elemente" [18], sollte es heute eine dringende Aufgabe interdisziplinärer, grenzwissenschafter Forschung sein, das Werk des exzentrischen Schotten kritisch zu rezipieren, um den zweifellos darin enthaltenen 'Weizen' von der erklecklichen Menge an 'Spreu' zu trennen, die er - auch das dürfte außer Frage stehen - produziert hat. Jedenfalls stellt die Lektüre seiner wichtigsten Arbeiten, um noch einmal mit O’Connell zu sprechen, "ein Muss für Studenten der Geschichte des Katastrophismus" [19] sowie für all jene dar, die sich mit der Erforschung des Atlantis-Problems aus katastrophistischem Blickwinkel befassen.

In seinem Buch 'Cosmic Heretics' hat Alfred de Grazia Beaumonts wichtigste Ideen - die sich auch bei Immanuel Velikovsky wiederfinden - zusammengestellt. Diese Auflistung stellen wir hier abschließend nach 'The Velikovasky Encyclopedia' vor:

  • Die Geologie der Erdoberfläche ist weitgehend katastrophisch [bedingt].
  • Die [jungste; d. Red.] Katastrophe wurde durch die Kollision mit einem Kometen verursacht.
  • Alle geologischen Formationen wurden im Ergebnis verschoben.
  • Kosmische Blitze spielten [bei diesem Kataklysmus; d.Red.] eine größere Rolle.
  • In Kometen-Schweifen sind Kohlenwasserstoffe zu finden.
  • Die alte Chronologie war mehrere hundert Jahre zu alt.
  • Die alten Kalender mussten aufgrund der Katastrophe revidiert werden.
  • Viele Spezies wurden unter katastrophischen Umständen ausgelöscht.
  • Religion entstand in Form von Kometen-Anbetung und, aufgrund der Form von Kometen, in Anbindung an phallische Formen.
  • Die Furcht vor Kollisionen mit Kometen ist in der Menschheit vererbt worden.
  • Schädlinge [orig: "vermins"; d.Ü.] wurden von Kometen abgelagert, und riefen zusätzliche Plagen hervor.
  • Gottheiten aus Ägypten, Griechenland, Mesoamerika und anderenorts wurden mit Planeten identifiziert.
  • Pyramiden waren sowohl astronomische Observatorien als auch 'Luftschutzbunker' für den Adel und die Könige.
  • Der Planet Saturn verursachte als Komet die biblische Sintflut.
  • Die von Platon genannte Datierung für Atlantis (ca. 9500 v.d.Z.) muss verkürzt werden.
  • Umfangreiche legendäre Evidenzen beschreiben 'haarige', 'bärtige', 'lodernde Sterne', bei denen es sich um Kometen handelte.
  • Stonehenge, der Steinkreis von Avebury und ähnliche Monumente waren astronomische Instrumente.
  • Mittelamerikanische Legenden (und Kulturen) existierten zeitgleich mit jenen der 'Alten Welt'.
  • Die [kalendarisch] eingefügten 'fünf bösen Tage' [d.h. Schalttage; d.Red.] galten als verwünscht, weil sie mit einer Welt-Katastrophe und dem Ende eines Zeitalters zusammenfallen.
  • Schlangen, Drachen, der geflügelte Globus, der Hermesstab und andere altertümliche Symbole gehen auf kometare Katastrophen zurück.
  • Religiöse Feiern datieren nach kometaren Katastrophen.
  • Kometar bedingte Flächenbrände sind die Ursache der Kohle-Ablagerungen.
  • Die Altvorderen hatten ein echtes 360-Tage-Jahr.
  • Der Planet Venus durchlief zu Zeiten des Ogyges [was seine Beobachtung von der Erde aus betrifft; d.Red.] große Veränderungen in Farbe, Durchmesser, Gestalt [orig: "figure"; d.Red.] und Orbit.
  • Quetzalcoatl (Coculkan-Hurakan) hielt den kometaren Drachen bei den Meso-Amerikanern in Erinnerung.


W. Comyns Beaumonts Werke

  • The Riddle of the Earth, Chapman & Hall, London (or Brentano's, New York), 1925, OCLC 1517479
  • The Mysterious Comet: Or the Origin, Building up, and Destruction of Worlds, by means of Cometary Contacts, Rider & Co., London, 1932, OCLC 8997586
  • The Riddle of Prehistoric Britain, Rider & Co., London, 1946 (Kessinger Publishing Co., 1997, ISBN 1-56459-900-0)
  • Britain, the Key to World History, Rider & Co., London, 1947
  • The Private Life of the Virgin Queen, self-published, 1947, OCLC 601691
  • A Rebel in Fleet Street, Hutchinson & Co., London, 1948 (or 1944) (Autobiographie)
  • After Atlantis: the Greatest Story Never Told (unveröffentlicht; referenziert in Eccentric Lives, Peculiar Notions, John Michell, 2002, ISBN 1-57912-228-0, pp. 136–143)


Anmerkungen und Quellen

Hauptsächlich für diesen Beitrag verwendetes Material:

Einzelverweise:

  1. Quelle: Tony O’Connell, "Beaumont, William Comyns (a), bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 21.10.2012)"
  2. Quelle: Cambridge Conference Correspondence: WILLIAM COMYNS BEAUMONT (1873 - 1956) BRITAIN'S MOST ECCENTRIC AND LEAST KNOWN COSMIC HERETIC, Benny J Peiser, 17. Oktober 1997 (nach: Wikipedia - The Free Encyclopedia)
  3. Quelle: George Moore et al; Helmut E. Gerber (Ed.), "George Moore on Parnassus", University of Delaware Press, 1988, ISBN 0874131529, 9780874131529, p.616 (nach: The Velikovsky Encyclopedia)
  4. Quelle: The Velikovsky Encyclopedia, unter: Comyns Beaumont (abgerufen: 21.10.2012)
  5. Quelle: John Michell, "Eccentric Lives and Peculiar Notions, Adventures Unlimited Press, 1999, ISBN 0932813674, 9780932813671, 248 pages; Kap.: "Jerusalam in Scotland and other findings of a revisionist geographer" (S.136)
  6. Quelle: Frank Joseph, The Atlantis Encyclopedia, New Page Books, 2005, S. 27, ISBN 1-56414-795-9 (nach: Wikipedia - The Free Encyclopedia)
  7. Siehe: R.C. Stephanos, "Catastrophists in Collision: Did Velikovsky borrow from Beaumont's original works?", in: Fate, Volume 47, Number 3, Issue 528, Mar. 1994, pp. 66-72.; sowie: Benny J. Peiser, "William Comyns Beaumont: Britain's most eccentric and least known Cosmic Heretic", in: SIS Chronology & Catastrophism Review, 1996:2 (May 1997). (Ebenfalls hier online.)
  8. Anmerkung: So wird z.B. in der englischsprachigen Wikipedia pointiert hervorgehoben, W. Comyns Beaumont sei davon ausgegangen, die altägyptischen Dynastien hätten, bis zum 13. Jahrhundert v.d.Z. über das südliche Wales geherrscht; das schottische Edinburgh sei 'Jerusalem' gewesen; die Werke Shakespeares stammten tatsächlich aus der Feder von Francis Bacon, der ein illegitimer Sohn von Königin Elizabeth I. gewesen sei; es gebe eine zionistisches Komplott to Unterminierung des Britischen Empire, und ein Aspekt dieser Verschwörung bestehe in der Verlegung biblischer Inhalte von Britannien nach Palästina. Jesus sei nämlich nicht in Nazareth, sondern in Glastonbury geboren worden, und habe in Somerset gelebt. Leider wird bei Wikipedia versäumt, dazu konkrete Quellenangaben zu machen, was eine Überprüfung dieser Angaben und eine nähere Bewertung der einzelnen Sachverhalte nicht gerade erleichtert. Über seine zentralen Aussagen und Forschungen zur Erd- Menschheits- und Zivilisationsgeschichte findet sich dort dagen wenig Substantielles.
  9. Siehe: Alfred de Grazia, Chaos and Creation: An Introduction to Quantavolution in Human and Natural History (1981) Metron Publications. Page 8.
  10. Quelle: John Michell, Eccentric Lives and Peculiar Notions, Adventures Unlimited Press, 1999, ISBN 0932813674, 9780932813671, 248 pages. "Jerusalam in Scotland and other findings of a revisionist geographer]", S. 136 (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de nach: The Velikovsky Encyclopedia)
  11. Red. Anmerkung: Im Gegensatz zu Otto Muck (1882-1956), der seine 'titanischen' Atlantier ein gutes Vierteljahrhundert später als Angehörige einer 'roten Rasse' beschreibt, präsentiert Comyns Beaumont sie noch höchst zeitgeistig als 'weiße' und "arische" Völkerschaft.
  12. Quelle: W. Comyns Beaumont, zit. nach: The Grail, Jesus's children and Stone Age lasers: Scotland's madder myths, bei: scotsman.com, 14.02.2005 (abgerufen: 21.10.2012)
  13. Red. Anmerkung: Vergl. hierzu bei Atlantisforschung.de auch: "Die Riesenkönige der Inka" von Glenn Kimball
  14. Quelle: John Michell, op. cit.; sowie: The Grail, Jesus's children and Stone Age lasers: Scotland's madder myths, bei: scotsman.com
  15. Quelle: Tony O’Connell, op. cit.
  16. Quelle: The Grail, Jesus's children and Stone Age lasers: Scotland's madder myths, bei: scotsman.com, 14.02.2005 (abgerufen: 21.10.2012)
  17. Siehe: Robert C. Stephanos, "Catastrophists in Collision: Velikovsky vs. Beaumont", aus: Fate Magazine, 1994; als Appendix V (Comyns Beaumont & the Keys to World History), bei: Michael Tsarion, The Irish Origins of Civilization (abgerufen: 21.10.2012)
  18. Quelle: Tony O’Connell, op. cit.
  19. Quelle: ebd.

Bild-Quellen:

(1) The Velikovsky Encyclopedia, unter: Comyns Beaumont

(2) Twelve around 1, unter: THE RIDDLE OF PREHISTORIC BRITAIN - W Comyns Beaumont

(3) Twelve around 1, unter: THE MYSTERIOUS COMET - W Comyns Beaumont

(4) Twelve around 1, unter: BRITAIN THE KEY TO WORLD HISTORY - W Comyns Beaumont