Wichtige Planänderung für kommende Expedition der 'ABORAnauten'

Varna an der Goldküste wird neuer Startort für die Große Fahrt der ABORA IV

Abb. 1 Eine Karte der aktuellen Routen-Planung der ABORA IV-Expedition. Die jetzige Fahrtstrecke von Varna bis Zypern ist weiß gestrichelt dargestellt. (© Dr. Dominique Görlitz)

(dg / bb) Ursprünglich war vorgesehen, die Expedition vom russischen Sotschi aus zu starten, aber bürokratische Verzögerungen bei der Transportabwicklung der Boots-Bauteile in Bolivien sowie die länger als zu erwartende Transportdauer per Frachtschiff lassen es nicht zu, das Schilfboot am Zielort früher als im Juli zu Wasser zu lassen. Die zu dieser Zeit einsetzenden Wetter-Bedingungen im Schwarzmeer-Raum, insbesondere unvorteilhafte Änderungen der Windrichtung, machen es somit unmöglich, die Expedition in Sotschi beginnen zu lassen. Deshalb wurde der Startort jetzt nach Varna in Bulgarien verlegt, wo das Expeditionsschiff nun ab Juni in der benachbarten Stadt Beloslav am Ufer des Varna-Sees montiert wird - in einer Region mit besonderer prähistorischer Bedeutung.

Schon vor mehr als 6.500 Jahren gab es an der Westküste des Schwarzen Meeres eine uralte Metallkultur. Dort praktizierte ein Volk von Bauern und Handwerkern in der heutigen Gegend um Varna erstmals in der Menschheitsgeschichte die Bearbeitung von Gold. Für die Menschen der Varna-Kultur war das Schwarze Meer der Hauptverbindungsweg für ihre Handelsbeziehungen. Das Meer ermöglichte es ihnen, Beziehungen zu Bevölkerungsgruppen in entfernteren Gegenden anzuknüpfen und aufrechtzuerhalten. Für den Experimentalarchäologen Dr. Dominique Görlitz, bekannt durch seine ABORA-Expeditionen im Mittelmeerraum und Nordatlantik, liefert dieser geschichtliche Hintergrund den Ausschlag, um mit seiner neuen Expedition von Varna aus in See zu stechen. Schließlich soll die ABORA IV zur Lösung eines der großen Rätsel der Archäologie beitragen: Standen die Kulturen des Schwarzen Meeres mit den Ländern jenseits des Bosporus in einem permanenten Kulturaustausch?

Abb. 2 Eine Weltraum-Aufnahme (ISS) der Stadt Varna an der Goldküste im Wesen des Schwarzen Meers, dem neuen Startplatz der ABORA-IV-Expedition. Daneben der Varna-See, an dessen Ufer das Schilfboot ab Mitte Juni montiert werden wird.

Neuere Funde sowohl am Kaukasus als auch auf dem Balkan lassen darauf schließen, dass es dort lange vor den großen Hochkulturen im Orient hochentwickelte Gesellschaften gab, die miteinander, aber auch über große Distanzen hinweg mit anderen Völkern im Austausch standen. Später mit dem Aufstieg der Nil-Zivilisation, aber auch den Mesopotamien gerieten dort die Innovationen dieser ältesten Metallvölker mehr und mehr in Vergessenheit. Tatsächlich fand am Ufer des Varna-Sees am Ende des 5. Jahrtausends v.Chr. unter günstigen geoklimatischen Bedingungen eine Entwicklung statt, die vermutlich zur Entstehung der frühesten Proto-Hochkultur Europas führte.

Abb. 3 Grabbeigaben aus der großen Nekropolis der Varna-Kultur, die im Archäologischen Museum Varna ausgestellt sind, einem der Wissenschafts-Partner des ABORA-Teams um Dr. Dominique Görlitz

Die neue Expedition der Mission ABORA soll diesen Themen-Komplex wieder ins Bewusstsein der Europäer bringen. Dabei geht es um zahlreiche spannende Forschungs-Gegenstände der Archäologie und Metallurgiegeschichte, denen mit der Fahrt der ABORA IV entlang der Orte ältester bronzezeitlicher Kulturen nachgegangen wird. Vermutlich haben schon die vorantiken Argonauten seit Beginn der 'Metallzeit' - und lange vor den Griechen - diese Seewege befahren, so dass das >Goldene Vlies von Kolchis< sowie das >Gold von Varna< an ein erstes ‚Goldenes Zeitalter der Seefahrt‘ erinnern.

Für die Realisierung der ABORA IV-Expedition bieten sowohl Varna als auch die nahe Stadt Beloslav am Ufer des Varna-Sees exzellente Bedingungen. In Beloslav sponsert die Stadt die Unterkünfte und das bulgarische Unternehmen INHOM den Bauplatz. Das Archäologische Museum Varna und die Medizinische Universität Varna sind die beiden neuen wissenschaftlichen Partner des Projekts. Die neuen bulgarischen Partner freuen sich auf die Ankunft des internationalen Teams aus sechs Nationen. Sowohl die Wissenschafts-Partner als auch die Behörden tun alles, um dem Team der ABORA IV optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen und ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.

Im Schutze des Varna-Sees wird mit der Ankunft des Schilfs voraussichtlich ab Mitte Juni das Expeditionsschiff fertiggestellt werden. Die Vorbereitungen zur Montage laufen ab Anfang Mai in Bulgarien an. Für Mitte Juli ist der Stapellauf geplant. Für das notwendige Probesegeln erhält das ABORA-Team sowohl von Beloslav als auch vom Yachtclub Varna umfassende Unterstützung durch die dortigen Segelsportfreunde. Wenn alles gelingt, kann die Expedition zwischen Ende Juli und Anfang August in See stechen, um Kurs zum Ausgang des Schwarzen Meers aufzunehmen. Im Unterschied zum Kaukasus wehen in dieser Jahreszeit die Winde hauptsächlich in südliche Richtung, so dass die ABORA IV in diesem Abschnitt der Expedition mit günstigen Winden starten kann.


Anmerkungen und Quellen

Bild-Quellen:

1) Bild-Archiv Dominique Görlitz (©) / Mission ABORA
2) NASA bei Wikimedia Commons, unter: File:Варна от космоса.jpg
3) ChernorizetsHrabar bei Wikimedia Commons, unter: Datei:Varna-Grave offerings.jpg (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“)