William James Durant

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Forscher- und Autorenportrait

Auf einen Blick

'Abb. 1 Dr. William James Durant (1885-1981)

(bb) William James "Will" Durant (Abb. 1) (* 5. November 1885 in North Adams,Massachusetts; † 7. November 1981 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Philosoph, Historiker und Schriftsteller, der u.a. auch Überlegungen zu verschollenen Zivilisationen anstellte.


Biographische Notizen

Abb. 2 Will Durant (links oben) mit einer Gruppe seiner Schüler in New York (ca. 1911-1912)

Über Will Durants Leben und Werk erfahren wir bei der deutschsprachigen Wikipedia, der Sohn franko-kanadischer Eltern habe in seiner Kindheit und Jugend Schulen in Jersey City besucht. "Anschließend arbeitete er zunächst als Journalist, dann als Lehrer. Auf der Ferrer Modern School (Abb. 2) in New York verliebte er sich in eine junge Schülerin, Chaya Kaufman. Er gab seinen Lehrerberuf auf und heiratete Chaya – die er zunächst Puck, später Ariel nannte – 1913; sie hatten eine gemeinsame Tochter, Ethel, und einen Adoptivsohn.

Sozialist seit 1905, kämpfte er für gleiche Löhne, das Frauenstimmrecht und bessere Arbeitsbedingungen für die amerikanischen Arbeitnehmer. Er schrieb eine Reihe von Büchern und Zeitungsartikel über diese Themen und versuchte, seine neuen Ideen (und später seine philosophischen und historischen Darstellungen) dem einfachen Menschen näherzubringen.

1917 promovierte [Durant] im Fach Philosophie an der Columbia University. Mit seiner Philosophiegeschichte The Story of Philosophy erlangte er sowohl eine große Popularität als auch eine finanzielle Unabhängigkeit, welche es ihm und seiner Frau erlaubte, Reisen in alle Kontinente zu unternehmen und (ab 1927) über vier Jahrzehnte an ihrem gemeinsamen Hauptwerk zu arbeiten: The Story of Civilization. Seine Frau war von Beginn an Co-Autorin, wurde aber erst ab Band 7 namentlich erwähnt. Für den 10. Band dieser umfangreichen Menschheitsgeschichte (Durant selbst sprach von einer integral history) erhielten sie 1968 den Pulitzer-Preis in der Kategorie 'Sachbuch'. Seit 1959 war er Mitglied der American Academy of Arts and Letters. [1] 1981 verstarben seine Frau, Ariel Durant, und er kurz nacheinander in Los Angeles." [2]


Will Durant, verschollenen Zivilisationen und Atlantis

Abb. 3 Das Frontcover des ersten Bandes von Will und Ariel Durants Werk The Story of Civilization (1935)

Die Beschäftigung mit anzunehmenden untergegangenen bzw. 'verschollenen' Zivilisationen gehörte sicher nicht zu Will Durants zentralen Interessen, findet aber ihren deutlichen Widerhall im sechsten Kapitel des ersten Bandes seiner unvollendeten The Story of Civilization (Abb. 3). Einen der nummerierten Hauptabschitte dieses Kapitels überschrieb er mit: "3. Lost Civilizations [-] Polynesia - >Atlantis<". Dass er Atlantis hierbei in Anführungszeichen setzte, deutet an, dass er es in etwa so verstanden wissen wollte, wie wenige Jahre zuvor der spanische Philosoph José Ortega y Gasset, der "untergegangene und völlig verschollene Kulturen" als 'Atlantiden' klassifizierte. [3] Eine Historizität des spezifischen Atlantis nach Platon schloss Durant dabei aber keineswegs aus, wie zu zeigen sein wird.

Abb. 4 Bei seiner kurzen Atlantis-Betrachtung ließ Will Durant sich offenbar durch den Atlantis-Hoax von 'Paul Schliemann', dem angeblichen Enkel des Archäologen Heinrich Schliemann aus dem Jahr 1912 in die Irre leiten. (Bild: Atlantis-Zeichnung von 'Paul Schliemann')

Der von Will und Ariel Durant vorgelegte - quasi neo-euhemeristische - Denkansatz zum Verständnis der Menschheits- Zivilisationsgeschichte wird jedenfalls bereits zu Beginn des besagten Abschnitts erläutert, wozu es dort heißt: "Wenn wir uns nun der Geschichte der zivilisierten Nationen annähern, so haben wir zu beachten, dass wir nicht nur [lediglich] einen Bruchteil aus jeder Kultur für unsere Studie auswählen, sondern auch vielleicht [auch nur] eine Minderheit der Zivilisationen beschreiben werden, die wahrscheinlich auf der Erde existiert haben. Wir können die Legenden nicht völlig ignorieren, welche die ganze Geschichte hindurch von Zivilisationen erzählen, die einst groß und kultiviert waren, durch Naturkatastrophen oder Kriege zerstört wurden und keine Spur hinterlassen haben; unsere kürzlichen Ausgrabungen der Zivilisationen von Kreta, Sumer und Yucatán geben zu verstehen, wie wahr solche Legenden sein können." [4]

Will Durants erstes der zwei zwei von ihm - leider nur sehr kurz gefasst - angeführten Beispiele für legendäre verschollene Kulturen der Vor- und Frühgeschichte bezieht sich auf den 'Stillen Ozean': "Der Pazifik umfasst die Ruinen mindestens einer dieser versunkenen Zivilisationen. Die giganischen Statuen der Osterinsel, die polynesische Überlieferung über mächtige Nationen und heroische Krieger, die Samoa und Tahiti adelten, [sowie] die künstlerischen Fähigkeiten und das poetische Einfühlungsvermögen ihrer heutigen Bewohner legen eine dahingeschiedene Glorie nahe, ein Volk, das nicht zur Zivilisation aufstieg, sondern von einem höheren Gesellschaftsstand herabstürzte." [5]

Und damit macht Durant auch schon einen gewaltigen Gedankensprung zum Atlantischen Ozean: "Und im Atlantik liefert von Island bis zum Südpol das erhöhte Zentral-Bett des Ozeans [6] einige Unterstützung für die Legende, die uns so faszinierend von Plato übermittelt wurde, über eine Zivilisation, die einst auf einem Insel-Kontinent zwischen Afrika und Asien erblühte, und plötzlich verloren ging, als die See bei einem plötzlichen geologischen Aufruhr jenen Kontinent verschlang. Schliemann, der Troja wiederauferstehen ließ, glaubte, dass Atlantis als Verbindungsglied zwischen den Kulturen Yucatáns und Europas gedient hatte und dass die ägyptische Zivilisation dorthin gebracht wurde. [7] Vielleicht war [auch] Amerika selbst Atlantis, und irgendeine Prä-Maya-Kultur könnte in neolithischen Zeiten mit Afrika und Europa in Verbindung gestanden haben. Möglicherweise ist jede Entdeckung nur eine Wiederentdeckung." [8]

Es erscheint kaum wahrscheinlich, dass Durants Aussagen über Atlantis ein gründliches Studium der Materie zugrunde liegt. Ansonsten hätte er Atlantis sicherlich nicht als "Kontinent" bezeichnet (wovon bei Platon keine Rede ist), und er hätte es wohl kaum "zwischen Afrika und Asien" platziert - eine Fehlinterpretation oder 'Verballhornung' von Platons befremdlicher Angabe, die sagenhafte Insel sei "größer als Kleinasien und Libyen [d.h. Nordwestafrika] zusammengenommen" gewesen. Schließlich wäre Durant dann auch kaum der Mär aufgesessen, Heinrich Schliemann habe sich mit Atlantis befasst. Sehr zu Recht kommentiert der irische Atlantologie-Enzyklopädist Tony O’Connell den letztgenannten Punkt folgendermaßen: "Ich möchte jedoch vorschlagen, diese Aussage ist mit Vorsicht zu genießen, da sie möglicherweise auf den Betrug von Paul Schliemann [9] zurückzuführen ist, der erst einige Jahrzehnte zuvor begangen wurde." [10]

William James Durants Auslassungen zu Atlantis mögen fehlerhaft und inzwischen veraltet sein, aber man kann ihm wohl nach wie vor beipflichten, wenn er bemerkt: "Gewiss ist es glaubhaft, dass, wie Aristoteles dachte, viele Zivilisationen aufstiegen, große Erfindungen und Reichtümer schufen, zerstört wurden und aus der Erinnerung der Menschen verschwanden. Geschichte, sagte Bacon, ist [wie] die Planken eines Schiffs-Wracks. Mehr von der Vergangenheit ist verloren gegangen als erhalten geblieben." [11]



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: American Academy of Arts and Letters, unter: "Members: Will Durant" (abgerufen am 29. Mai 2019)
  2. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "William James Durant" (abgerufen: 29. Mai 2019)
  3. Siehe: José Ortega y Gasset, "Die Aufgabe unserer Zeit", Deutsche Verlags-Anstalt, 1930, S. 239; Auszug online bei Atlantisforschung.de: Derselbe, "Über Atlantiden"
  4. Quelle: Will Durant, "The Story of Civilization", Band I ("Our Oriental Heritage"), Scranton, Pa. (Simon & Schuster), 1935, S. 106-107 (Übersetzung des Zitats ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  5. Quelle: ebd., S. 107
  6. Anmerkung von Will Durant: Ein submarines Plateau verläuft, zwischen 2000 und 3000 Meter unter der Meeresoberfläche, gen Norden und Süden durch den Mittelatlantik, zu beiden Seiten umgeben von 'Tiefen' zwischen 5000 und 6000 Meter.
  7. Red. Anmerkung: Durant gibt hierzu als Referenz an: Eugen Georg, "The Adventure of Mankind", Mew York. 1931, S. 223
  8. Quelle: Will Durant, op. cit., S. 107
  9. Siehe: Bernhard Beier, "Paul Schliemann - das Phantom der Atlantisforschung"
  10. Quelle: Tony O’Connell, "Durant, William James", 24. November 2011, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 29. Mai 2019; Übersetzung des Zitats ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  11. Quelle: Will Durant, op. cit., S. 107

Bild-Quellen:

1) Bild-Archiv Tony O’Connell
2) The Modern School (Urheber) / Hendrike (Uploaderin) / AltCtrlDel (Bearbeiter) bei Wikimedia Commons, unter: File:The Modern School in New York City, circa 1911-12.jpg
3) Archive.org, unter: The Story of Civilization (Complete)
4) Bild-Archiv Atlantisforschung.de