Zentauren (Kentauren)

von Lewis Spence (1910)

Abb. 1 Nachzeichnung einer antiken Darstellung des Zweikampfs eines Helden oder Halbgottes mit einem Zentauren

Eine mythische Rasse, halb Mensch, halb Pferd, die in den Bergen Thessaliens hauste. Ixion (q.v.) zeugte Centaurus mit einer Wolke in Gestalt Heras, und Centaurus zeugte sie mit den Stuten Magnesias.

Abb. 2 Hier die Abbildung einer weiblichen Angehörigen des Zentauren-Volkes auf einem antiken Mosaik

Die sie betreffende Vorstellungen erwuchsen vermutlich aus den griechischen Konzeptionen von Fabeln, in denen die grandiose Reitkunst thessalischer und skythischer Stämme zu einer Zeit durchschimmerte, in welcher in Griechenland noch keine Pferde geritten wurden.

Ihr Zwist mit den Laphiten ist Gegenstand vieler Mythen. Lange Zeit lebten sie in Frieden mit diesem benachbarten Stamm, bis zum Hochzeitsfest von Theseus’ Freund Pirithous, als der Zentaur Eurytos versuchte, Hippodamia, die Braut, zu entführen. Die Laphiten leisteten gegen diesen Versuch Widerstand, und mit Hilfe von Theseus, Nestor und des Riesen Caineus oder Ceneus warfen sie die Zentauren nieder, die zurück in die Berge getrieben wurden.

Die Zenauren wurden im Altertum allgemein als Wesen von ungezügelter Leidenschaft dargestellt ud es gibt viele Geschichten um Gewalttätigkeiten gegen Nymphen und sterbliche Frauen, die von ihnen begangen wurden, wie im Fall von Nessus und Deïaneira (q.v.).

Aller Wahrscheinlichkeit nach war es so, dass, wie schon gesagt wurde, die reiterischen Fähigkeiten wilder nördlicher Stämme zu einer Zeit, als die Reitkunst in Griechenland noch unbekannt war, die Griechen glauben ließ, dass im Falle dieses Volkes Pferd und Mensch eins waren, wie es auch die Mexikaner glaubten, als sie die berittenen Knechte von Cortés erblickten.


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Lewis Spence (1874-1955) wurde seinem enzyklopädischen Werk A dictionary of mythology - being a concise guide to the myths of Greece and Rome, Babylonia, Egypt, America, Scandinavia & Great Britain (Abb. 3) (S. 57) entnommen, das 1910 im Verlag Cassell & Company (London, New York, Toronto und Melbourne) erschienen ist. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de im April 2019 nach der digitalisierten Version des Buches bei Archive.org.

Bild-Quellen:

1) Wilhelm Vollmer: "Wörterbuch der Mythologie", Stuttgart 1874, S. 127-128, Lemma "Centauren", Fig. 67; online bei Zeno.org
2) Giorces (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Mosaico con centauresse.jpg (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung 2.5 generisch“ (US-amerikanisch)
3) Archive.org, unter: A dictionary of mythology... / Bild-Archiv Atlantisforschung.de