Zur aktuellen Diskussion um die 'Mars-Pyramide' (Update - 29. Juni 2015)

Version vom 30. Juni 2015, 17:02 Uhr von Bb (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: [[Bild:Curiosity und Pyramide 2.jpg|thumb|270x270px|'''Abb. 1''' Um die deviante, aber legitime Annahme eines artifiziellen Charakters der marsianischen 'Mini-Pyramide'...)
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Abb. 1 Um die deviante, aber legitime Annahme eines artifiziellen Charakters der marsianischen 'Mini-Pyramide' (links) zweifelsfrei zu widerlegen, müsste der Mars-Rover Curiosity (rechts) entsprechende, aussagekräftige Aufnahmen der Rückseite dieser ominösen Struktur machen, welche die von der NASA bisher unbestrittene Ansicht falsifizieren, es handele sich bei diesem Objekt um eine geometrisch exakte Pyramide.

(red) Augenscheinlich hat man in schulwissenschaftlichen Kreisen recht schnell erkannt, dass die im vorausgegangenen Beitrag erwähnte 'Pyramidenwind'-Hypothese zur Darstellung eines hypothetischen natürlichen Entstehungsprozesses der schiefen Mini-Pyramide auf dem Mars ein sprichwörtlicher 'Schuss in den Ofen' ist. Um so dankbarer greifen nun Skeptiker - oder sollten wir sagen: Pseudoskeptiker? - wie der Astronom, Blogger, Autor und last but not least selbst ernannte Grenzwissenschafts-Kritiker Florian Freistetter [1] nach einem Strohhalm, den ihnen der Geologe Prof. Christian Köberl, Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien, in einem Artikel bei kurier.at anbietet. [2]

In diesem Artikel wird Prof. Köberl, laut kurier.at Spezialist für außerirdische Gesteinsformationen, folgendermaßen zitiert: "Das ist ein ganz normaler Basalt, denn diese Steine brechen oft in annähernd geometrischen Formen. Würde man auf der Erde in der Nähe von Vulkanen viele Steine fotografieren, fände man sicher auch etwas, das so ähnlich aussieht. Die geometrischen Oberflächen sind durch die Mineralstruktur vordefiniert. Eine ganz natürliche Formation." [3]

Bei allem schuldigen Respekt vor Herrn Prof. Köberl und seiner sonstigen verdienstvollen Arbeit [4] ist dazu festzustellen: Ohne Zweifel entpricht es den Tatsachen, dass Basalt "oft in annähernd geometrischen Formen" bricht, nicht aber in einer so exakten und komplexen Geometrie wie im vorliegenden Fall, wobei noch zu klären ist, ob es sich bei dem abgebildeten Gestein tatsächlich um Basalt handelt. Fakt ist jedenfalls: Es existiert kein - derzeit bekannter - natürlicher Mechanismus, sei er geologischer oder auch anderer Art, der das Entstehen einer geometrisch präzisen Pyramide dieser Größe bewirken kann. [5] Wenn Prof. Koeberl seiner absoluten Aussage - "Eine ganz natürliche Formation." - dennoch einen entsprechenden geologischen Mechanismus zugrundelegt, dann steht er nach den Regeln des 'Wissenschaftsspiels' unter Beweispflicht. Ihr wird er nicht gerecht, wenn er lediglich vage konstatiert: "Würde man auf der Erde in der Nähe von Vulkanen viele Steine fotografieren, fände man sicher auch etwas, das so ähnlich aussieht." Vielmehr muss er die Existenz mindestens einer geologisch gebildeten, exakten Pyramidenstruktur von etwa der selben Größe wie besagte 'Mini-Pyramide' auf dem Mars belegen, was auf eine wissenschaftliche impossible mission hinausläuft.

Vermutlich gibt es nur einen einzigen wissenschaftlich gangbaren Weg, die Annahme eines artifiziellen Charakters des hier diskutierten Spezimens zweifelsfrei zu widerlegen, nämlich die Beweisführung, dass es sich bei ihm tatsächlich nicht um eine Pyramide handelt, z.B. durch entsprechende, aussagekräftige Aufnahmen der Rückseite dieser Struktur. Derzeit sollten sich jedenfalls alle Parteien im vorliegenden Streitfall vor absoluten Aussagen hüten und darauf beschränken, ihre konträren Positionen bestmöglich mit stichhaltigen Argumenten zu untermauern - oder vorschnell eingebrachte Hypothesen argumentativ zu falsifizieren.



Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Florian Freistetter, "Was steckt hinter der “Pyramide” am Mars?", 26. Juni 2015, auf Astrodicticum simplex, bei ScienceBlogs (abgerufen: 28. Juni 2015)
  2. Siehe: o.A., "Nein, die alten Ägypter bauten keine Pyramiden auf dem Mars", 26. Juni 2015, bei kurier.at (abgerufen: 28. Juni 2015)
  3. Quelle: ebd.
  4. Siehe z.B. sein aktuelles museales Engagement in Sachen 'Bedrohung durch Impakte'. Dazu online: APA, "Russisches Roulette - Forscher fordern bessere Asteroiden-Abwehr für Erde", 29. Juni 2015, bei: futurezone - technology news (abgerufen: 28. Juni 2015)
  5. Anmerkung: Die obige Feststellung ist selbstevident, da - trotz gegenteiliger Behauptungen - bisher nirgendwo eine derartige Natur-Pyramide nachzuweisen ist. Eine solche Behauptung stellt jetzt zum Beispiel - interessanter Weise auch im Kontext der Marspyramiden-Debatte - Professor Jim Bell von der Arizona State University, ein Mitglied des Mars Rover Exploration Teams der NASA, in den Raum. "Ähnliche pyramidenförmige Felsen" seien angeblich "in Island oder Hawaii" zu finden. Den Beweis dafür bleibt er allerdings - wen wundert's? - schuldig. Letztlich führt Prof. Bell analog zu Prof. Köberl argumentativ unzureichend an, dass sich in vulkanisch aktiven Regionen der Erde natürlich entstandene PYRAMIDENÄHNLICHE Gesteinsformationen finden lassen. Auf die Frage hin, wie das umstrittene Spezimen auf dem Mars zu seiner quasi perfekten Pyramidenform gekommen sei, erklärte Bell, "dies sei höchst wahrscheinlich durch Verwitterung verursacht worden, oder hunderttausende von Jahren der Glättung durch die Natur." (Quelle) Und wieder singt der märchenhafte marsianische 'Pyramidenwind' sein Lied!

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