Die Maschine von Antikythera

Abb. 1 Die Insel Antikythera zwischen Kreta und dem Peloponnes

(bb) Zu Ostern des Jahres 1900 stieß eine Gruppe griechischer Schwammtaucher vor der Küste der Insel Antikythera zwischen Kreta und Peloponnes in etwa 60 Metern Tiefe auf das Wrack eines versunkenen Handelsschiffes. Nach ihrer Rückkehr meldeten sie den Fund nach Athen. In den folgenden Monaten bargen dann griechische Taucher und Archäologen zahlreiche Amphoren, Marmor- und Bronzefiguren sowie diverse Handelsgüter.

Die Artefakte gelangten danach zur Reinigung und Archivierung in das Archäologische Nationalmuseum von Athen, wo auch eine Datierung des Schiffswracks vorgenommen wurde. Anhand des umfangreichen Sortiments von Handelswaren, die sich an Bord befunden hatten, konnten die Archäologen unschwer den Rückschluss ziehen, dass dieses hellenische Schiff im Jahr 87 v. Chr. vor Antikythera gescheitert war.

"Neben den zu erwartenden Fundobjekten einstiger Handelsbeziehungen fanden sich in dem Versunkenen Schiff aber auch kaum erkennbare 'Brocken' aus Bronze. Am 17.Mai 1902 nahm sich der Archäologe Spyridon Stasi dieser vier Objekte an und säuberte sie vom Schmutz der Jahrtausende auf dem Meeresgrund. Nach der sorgfältigen Reinigung und Konservierung der Fundstücke zeigte sich, dass Stasi einen bisher unbekannten Mechanismus mit zahlreichen Zahnrädern in den Händen hielt." [1] Die Wissenschaftler in Athen waren zwar verblüfft, aber man verständigte sich bald auf die Interpretation, es handle sich bei diesem Fund um die Reste eines so genannten "Astrolabiums", eines astronomischen Messgeräts, wie es 625 n. Chr. von Philoponus im ägyptischen Alexandria beschrieben wurde. Danach verschwand der Fund für ein halbes Jahrhundert in den Archiven des Museums.

Abb. 2 Nach ihrer Bergung waren die stark korrodierten Überreste der Maschine gerade noch als technisches Artefakt erkennbar.

Erst in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts untersuchte Prof. Derek de Solla Price von der Yale Universität das vermeintliche Astrolabiums erneut. "Professor Price erkannte bei seinen Untersuchungen schnell, dass die einstige Interpretation der Stücke falsch war und es sich vielmehr um ein einmaliges Fundobjekt handeln muss. Er erkannte, dass das Gerät ursprünglich in einem 30 Zentimeter hohen Holzkasten funktionierte. An der Vorderseite befand sich eine Skalierung, mit deren Hilfe der Benutzer anhand von Schleifringen das ägyptisch-griechische Kalenderjahr mit zwölf Monaten mit je 30 Tagen plus fünf zusätzliche Tage (also exakt 365) abgelesen werden konnte. Weiter zeigte sich, dass bestimmte Einstellungen Sonnen- und Mondstände wiedergaben." [2]

Nachdem Professor Price schon 1955 erste ersten Forschungsergebnisse publiziert hatte, veröffentlichte er 1959 im renommierten Wissenschaftsmagazin Scientific American die These, der Mechanismus von Antikythera stelle einen einzigartigen Fund dar, der seiner Zeit technologisch weit voraus gewesen sei. "In seiner Publikation >Gears from the Greeks< schildert Professor Price Sensationelles. Die Erfinder des Mechanismus konnten offensichtlich mit diesem Gerät die Bewegungen der fünf damals bekannten Planeten, Sonnenaufgänge, Mondphasen, Tagundnachtgleichen oder auch die Mondzyklen von etwa 18 Jahren berechnen.

Außerdem zeigte der >Computer< die zwölf synodischen Mondjahre an. Am erstaunlichsten ist bis heute die Tatsache, dass der Erfinder dieser astronomischen Apparatur in den fast 30 einzelnen Zahnrädern bereits ein epizyklisches Differentialgetriebe einbaute. Dieses Getriebe, auch als Ausgleichsgetriebe bekannt, gehört zu den komplexesten mechanischen Systemen die wir kennen - erst 1828 wurde es von [Onésiphore] Pecqueur zum Patent angemeldet." [3]

Natürlich stellen sich hier ganz zwangsläufig mehrere diffizile Fragen. Wie ist dieses erstaunliche Gerät - oder seine Reste [4] - an Bord des unglücklichen, hellenischen Handelsschiffes gekommen? Wann wurde diese Präzisions-Maschine konstruiert und gefertigt - und vor allem: von wem?

Abb. 3 Links: Die Maschine von Antikythera nach ihrer Rekonstruktion. Rechts: Skizze des Differentialgetriebes der Maschine

Von den Repräsentanten der Paläo-SETI Forschung sind in diesem Fall wohl kaum Lösungsansätze zu erwarten. Während sich z.B. Erich von Däniken vor Jahren die lapidare Frage stellte "Von welchem außerirdischen Paten stammt dieses kleine Geschenk?", war der französische Alternativ-Historiker und Präastronautik-Pionier Robert Charroux, der das Artefakt in einem seiner Bücher ebenfalls erwähnt, damit nicht zu beeindrucken. Hatten doch seiner Meinung nach damals "Menschen von der Venus" bereits die Atomuhr auf die Erde gebracht... [5]

Aus atlantologischer Sicht erscheint es unsinnig, hier außerirdische Einflüsse in Erwägung zu ziehen. An diesem Objekt spricht nun wirklich nichts für einen extraterrestrischen Ursprung. Allerdings können wir mit Sicherheit feststellen, dass hier mindestens 1500 Jahre vor der Erfindung der mechanischen Uhr ein Mechanismus konstruiert worden ist, der nicht nur keinerlei Gegenstücke im griechisch-römischen Kulturraum besitzt, sondern auch keiner anderen Zivilisation der Antike zugerechnet werden kann. Zudem lässt sich aus der Tatsache, dass dieser Mechanismus auf einem Frachter verstaut wurde, keineswegs der Rückschluss ziehen, derartige "Computer" hätten damals zur üblichen Schiffs-Ausrüstung gehört.

Wäre dem so gewesen, dann müssten andere derartige Artefakte oder schriftliche Quellen aus dieser Zeit vorhanden sein, die ein solches Gerät erwähnen und beschreiben. Vielmehr führen alle bisherigen Erkenntnisse (orthodoxer wie alternativer) Geschichtsforschung zu dem Schluss, dass eine derartig hoch entwickelte Feinmechanik außerhalb des handwerklichen Vermögens der Menschen dieser Epoche lag. Naheliegend erscheint daher die Vermutung, dieses Maschinenfragment sei schon zu dem Zeitpunkt eine "Antiquität" gewesen, als es im Mittelmeer versank. Als es an Bord gebracht wurde, hatte es wahrscheinlich keinerlei konkreten Gebrauchswert mehr, sondern wir dürfen ihm einen gewissen Handelswert als wertvolles Sammlerstück unterstellen.

Die 'Maschine von Antikythera' erscheint also auch nicht als Beweis für Vermutungen, dass im ersten Jahrhundert vor der Zeitenwende die technischen Fähigkeiten und Kenntnisse unserer Vorfahren weiter ausgebildet waren, als bisher angenommen. Da hier wohl kaum Außerirdische am Werk waren, stellt sie vermutlich ein weiteres Indiz für untergegangene und verschollene Zivilisationen der Urzeit dar.

Siehe auch: Wikipedia, Mechanismus von Antikythera


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: freenet.de vom Juni 2002, zitiert nach: http://www.w-f-g.de/archaeologie9.html
  2. Quelle: ebd.
  3. Quelle: ebd.
  4. Anmerkung: Dr. Martin Freksa weist in 'Das verlorene Atlantis' (S. 164) darauf hin, dass das Metallinstrument teilweise zerschmolzen war.
  5. Quelle: freenet.de vom Juni 2002, zitiert nach: http://www.w-f-g.de/archaeologie9.html


Bild-Quellen

(1) http://homepage.mac.com/casewright/images/antikythera.jpg

(2) http://www.astro.rug.nl/~weygaert/tim1publicpic/antikythera/antikythera.2.jpg

(3) http://www.w-f-g.de/archaeologie9.html