Juan de Torquemada: Monarquia Indiana

von Ferdinand Speidel

Abb. 1 Der neuspanische Franziskaner-Mönch Juan de Torquemada war ein wichtiger Chronist der indigenen Sagen und Überrlieferungen Mexikos aus der präkolumbischen Zeit (vor der Conquista).

Der Historiker Juan de Torquemada (Abb. 1) wurde zwischen 1557 und 1562 in Torquemada bei Palencia in Kastilien und León geboren. Bereits im Kindesalter kam er nach Neuspanien, in Mexiko City studierte er Philosophie und die Nahuatl-Sprache und trat dem Franziskaner-Orden bei. 1609 wurde er von seinem Orden zum Chronisten ernannt.

Im Auftrag des Ordens bereiste er viele Teile des Landes, wodurch er seine profunden Kenntnisse über Land und Leute erhielt. Er fasste sie in einem umfangreichen Werk von 21 Büchern unter dem Titel „Monarquia Indiana“ (Abb. 2) zusammen, das 1615 in Spanien veröffentlicht wurde. Bei anscheinend guter Gesundheit verstarb Torquemada plötzlich am Neujahrstag 1624.

Die hier wiedergegebenen Kurzfassungen und Übersetzungen basieren auf der 2. Auflage aus dem Jahr 1723 (Abb. 2), deren Herausgeber Nicolas Rodriguez Franco war.


Zum Vorwort von Nicolas Rodriguez Franco, dem Herausgeber der 2. Auflage 1723

Im Vorwort zur 2. Auflage von Torquemadas „Monarquia Indiana“ fügt der Herausgeber Nicolas Rodriguez Franco die folgende eine Episode über einen mexikanischen „Exodus“ ein:

Von einer Reise, die die indianischen Mexikaner, ähnlich der des israelischen Volkes, machte

Der mexikanischen Geschichte und dem, worauf sich Padre Acosta und Augustin Dávila, Erzbischof von Santo Domingo beziehen, kann man entnehmen, wie jene Nation eine Reise und Pilgerfahrt machte, die ähnlich der der Kinder Israels war. Denn sie sagen, dass diese mexikanischen Menschen, die jene waren, die von der siebten Höhle oder Geschlecht nach Neuspanien kamen, von Atztlan und Theuculhuacan wegzogen; dies geschah auf die Anordnung des Götzen Huitzilopuctli, oder besser gesagt, des Dämons, der in diesem Götzen war, den sie als Gott verehrten. Jener hieß sie, von ihrer Erde wegziehen und versprach ihnen, dass sie Prinzen und Herren aller Provinzen, die von den anderen sechs Nationen, die vor ihnen weggezogen waren, sein würden.

Abb. 2 Das Deckblatt der "Monarquia Indiana" aus dem Jahr 1723 (2. Auflage)

Er würde ihnen viel Boden, Gold, Silber, Edelsteine, Federn und teures Tuch geben. So machten sie sich auf ihren Weg und trugen ihren Götzen in einer Truhe aus Rohrgeflecht. Sie wurde von den vier Hauptpriestern getragen, mit denen er sprach und ihnen die Geheimnisse ihres Weges verriet, ihnen mitteilte, was sie zu erwarten hätten, ihnen Gesetze gab und sie Riten, Zeremonien und Opfer lehrte; er ließ vom Himmel Brot regnen und aus dem Feuerstein Wasser treten, damit sie tränken und andere Wunder, ähnlich denen, die Gott dem israelitischen Volk zuteilwerden ließ.

Sie bewegten sich keinen Schritt ohne die Meinung und Anordnung dieses Götzen, wann sie gehen oder anhalten und wo, das sagte er, und sie gehorchten ihm. Das erste, was sie taten, wann immer sie anhielten, war es, ein Haus oder Tabernakel für ihren falschen Götzen zu bauen. Sie stellten die Truhe immer in die Mitte des Lagers auf einen Altar, der auf gleiche Weise gemacht wurde, wie sie ihn die christliche Kirche nutzt.

Danach brachten sie ihre Saat für das Brot und andere Früchte aus, sie waren aber immer ihrem Götzen gehorsam; wenn er es für gut hielt, zu ernten, dann ernteten sie. Falls nicht, und er befahl ihnen, ihr Lager aufzuheben, verblieb dort alles für die Saat und den Unterhalt der Alten, Kranken und Müden, und sie gingen zu siedeln, wohin er wollte, in der Absicht, das ganze Land durch sein Volk bevölkern zu lassen.

Wer würde nicht sagen, dass dieser Auszug der Mexikaner dem Auszug aus Ägypten und dem Weg der Kinder Israels ähnelt? Denn jene, wie diese, wurden ermahnt, auszuziehen und das verheißene Land zu suchen, und die einen wie die anderen trugen als Führer ihren Gott mit sich und befragten die Truhe, die ihr Tabernakel war, und die ihnen so Rat und Gesetze und Zeremonien gab.

Und die einen wie die anderen verbrachten viele Jahre bis zur Ankunft im verheißenen Land, das in diesen und vielen anderen Dingen die Geschichten, auf die sich die Mexikaner beziehen Ähnlichkeit mit denen aufweisen, die die heilige Schrift von den Israeliten erzählt, und ohne Zweifel trifft dies zu.


Thema des ersten Buches

Das Thema des Buches stellt Torquemada mit folgenden Worten vor:

Abb. 3 Eine phantastische Darstellung von Antipoden aus einem Werk namens Margarita philosophica von 1517

Gott erschuf die Welt, um seine Größe und Macht zu zeigen. Es gibt nur eine Welt und nicht viele, wie einige sagen. Sie ist in ihren vier Teilen bewohnbar. Es gibt Antipoden, und die Welt ist auf Inseln verteilt. Die Länder dieses Neuen Spaniens heißen die Indias. Wie wurden sie bevölkert? Es gab dort Riesen, die Tolteken bevölkerten es, nach ihnen die Chichimeken und Aculhuas. Xolotl ist der erste König dieser Menschen. Woher kam er und wie wurde seine Familie erschaffen?

Diese Monarchie bestand bis zu dem Imperator Tlaltecatzin, zu dessen Zeit die Mexikaner in das Land kamen. Es gab in der Zwischenzeit zwei weitere Herrscher: Nopaltzin, der Sohn des ersten Herrschers Xolotl und Tlotzin, Sohn von Nopaltzin. Sie verlegten den Herrschersitz von Tenayuca, wo sie ihren Beginn hatten, zu der Stadt Tetzcuco, eine sehr alte Ansiedlung in diesem Land.

In seinem Vorwort weist er darauf hin, dass dieses Buch mit den ersten Bewohnern dieses Landes beginnt, auch wenn es nicht alles Wissen enthält, das der langen Vergangenheit angemessen wäre. Denn es beginnt mit den Riesen, die es vor unermesslicher Zeit bewohnten; auf sie folgten die tultecas, Tolteken, ein anderes Volk, nicht so großwüchsig und nicht so alt. Deshalb kann er darüber nicht mit absoluter Genauigkeit sprechen. Es ist auch nicht möglich zu sagen, ob diese Riesen vor oder nach der Flut lebten, bei der alle Menschen der Welt umkamen.

Torquemada versichert, dass er nichts unversucht ließ, eine wahre Geschichte zu schreiben, dass es aber unmöglich war, für die langen Zeiträume der Herrschaft vieler Könige und Herrscher immer genaue Zeitangaben zu machen. Ebenso sei es denkbar, dass das von ihm Wiedergegebene nicht immer mit dem anderer Autoren übereinstimme.

Abb. 4 Bischof Isidor von Sevilla bezweifelte, dass jenseits des Atlantischen Ozeans menschliches Leben überhaupt möglich sei.

Außerdem weist er darauf hin, dass viele Geschichten der Indianer fehlten, weil sie von den christlichen Predigern, die vor ihrer Konvertierung kamen, verbrannt wurden.

In den ersten Kapiteln befasst sich Torquemada mit der Erschaffung der Welt durch Gott und interpretiert die unterschiedlichen Auffassungen antiker Autoren (Aristoteles, Anaximander, Leukippos, Demokritos). Die vollständige Bewohnbarkeit des Erdkreises betrachtet er als erwiesen, obwohl San Isidor von Sevilla (Abb. 4) dies noch bestritt. Er zitiert hierzu San Isidor mit folgenden Worten:

Außer den drei Teilen der Welt, die Asien, Afrika und Europa sind, gibt es einen weiteren Teil im Süden oder Westen hinter dem Ozean, der uns wegen der großen Hitze der Sonne verborgen ist, an welchen Orten manche vorgeben, es gäbe Antipoden.[1]

In den nachfolgenden Kapitel erörtert Torquemada verschiedene Aspekte, wie die Beschreibung des neuen Kontinents von Nord nach Süd, die Namensgebung des Landes und der Bewohner (Indias, Indios), den eigentlichen Namen des Kontinents gemäß den Bewohnern (Anahuac mit der Bedeutung bei dem Wasser), wie der Kontinent bevölkert wurde (Juden, Phönizier, Karthager, Kurländer) und die Sage der Herkunft von den Sieben Höhlen.


Die Geschichte des Landes lässt er in Kapitel 13 beginnen, das er betitelt:

Von den Riesen, den ersten Bewohnern dieser indianischen Länder vor den Tolteken

Da vor vielen tausend Jahre die Sintflut geschah und die allgemeine Überschwemmung, mit der Gott die Bewohner der Welt strafte und sie danach wieder mit Menschen bevölkerte, die von Noah und seinen drei Söhnen stammten, die auf Gottes Anordnung die Arche bestiegen und darin gerettet wurden, sage ich: Da sie von den Besagten oder ihren Nachkommen stammten, ist folglich festzustellen, dass die, die nach jetzigem Wissen diese ausgedehnten und weiten Länder und Regionen Neuspaniens bewohnten, Menschen von großem Körperwuchs waren, die manche >Quinametin< (Giganten) nennen, denn ohne Zweifel gab es sie in diesen Gebieten, und ihre Körper wurden an vielen Stellen bei Grabungen gefunden. Und wir haben ihre derart großen und unähnlichen Knochen gesehen, die bei der Betrachtung ihrer Größe Entsetzen verursachen. Woher diese Riesen kamen, weiß man nicht.

Abb. 5 Goliath im Kampf mit David - nur einer der vielen Riesen, von denen das Alte Testament zu berichten weiß.

Aber wir wissen von der Heiligen Schrift, dass es Riesen auf der Erde gab, die von Töchtern der Menschen geboren wurden, die sich mit den Söhnen Gottes paarten. Wenn wir die Meinung vieler gelehrter Männer berücksichtigen, waren sie die Größten, sowohl in Würde als auch körperlich, und sie wählten für ihren Beischlaf auch großgewachsene Frauen aus….

Und der herausragende Doktor San Agustin sagt dazu, dass >es ohne Zweifel vor der Flut viele Riesen gab und sie waren den anderen Menschen der Welt benachbart.< Etwas später sagt er: >Gott erschuf sie, um in seiner Schöpfung und Größe nicht nur für die Schönheit und Großzügigkeit der Dinge gelobt zu werden, sondern auch für ihre Vollendung und Größe.< Und er zitiert dann Baruch, der sagt: >Dort gab es Riesen, zahlreiche Männer, die sehr stark und große Krieger waren.<

Und Theodoreto widersprach denen, die die Existenz von Riesen, die größer als die anderen Menschen waren, verleugneten und fragte: „Aber ich, wenn ich die heilige Schrift höre, die sagt:

dass Enak, ein Riese von Riesen geboren; und dass das Bett von König Og, das aus Eisen war und neun Codos (Ellen) lang und vier Ellen breit war; und wenn ich die Erforscher von Jesus höre, die berichten, dass die Hebräer beim Betreten des verheißenen Landes Heuschrecken im Vergleich zu den Riesen waren, die das Land bewohnten; und Gott, der sagte: ich erschuf Amorreos, dessen Größe der einer Zeder entsprach und seine Kraft der einer Eiche.<

Beroso Anniano (Berossos) sagt zu Beginn seiner Geschichte, dass er es geschrieben fand, dass in jenen ersten Zeiten der Welt vor dem Ertrinken der Menschen eine Stadt nahe dem Libanon-Gebirge mit Namen Henos gab, die von Giganten war, die die ganze Erde von Osten bis zum Westen beherrschten…

Dass es sie nach der Flut gab, wird mit Og, dem König von Basan bestätigt, und es gab sie in Hebron, der Stadt in Judäa und in Tani in Ägypten. Auch zu der Zeit von Abraham gab es Giganten, die Amtaphel vernichtete, auch wenn es nach der Flut nicht mehr viele waren wie in früheren Zeiten von Moses. Nur Og widersetzte sich ihrem Einzug in das gelobte Land, und in Hebron waren es nur drei von der Art Enaks. Da dies die Wahrheit ist und es sie auch in diesen Ländern Neuspaniens gab, besteht jetzt der Zweifel, ob die Knochen dieser unmäßigen Riesen von vor oder nach der Flut sind.

Abb. 6 Das legendäre Bett des Riesen-Königs Og von Basan, wie beschrieben im Deuteronomium (3:11). Abbildung ca. 1770

Zu deren Bestätigung sage ich, dass ich im Besitz eines Molars war, der fast komplett und zweimal so groß wie eine Faust war und ein Gewicht von mehr als zwei Pfund (ein Pfund ca. 454 Gramm, also rund 900 Gramm) hatte. Ich zeigte ihn einem Mann mit Namen Pedro Morlet, einem Franzosen aus Paris, der ein ausgezeichneter Bildhauer war, und fragte ihn, was er von diesem monströsen Knochen dachte. Er sagte, dass er im Konvent von San Agustin in der Stadt Mexiko gerade am gleichen Tag einen Knochen gesehen hatte, der wie ein Oberschenkel erschien, und dass nach dessen Größe der ganze Körper mehr als elf oder zwölf Codos (Ellen), völlig monstruös, messen musste. [2]

Er fügte noch hinzu, dass es ein Riese aus der Zeit der Flut war. Ich fragte, wie er das wusste. Er antwortete, dass er in einem Teil von Spanien, ich erinnere mich nicht mehr welchen, in einem Gebirge nach Stein für seine Skulpturen grub. Er entdeckte dabei viele Gebeine, die schon wie versteinert waren, sie schienen Knochen von Riesen zu sein. Er sprach mit Leuten darüber, die sagten, dass sie von jenen seien, die bei der Flut ertranken. Viele waren dieser Meinung, denn in diesem Bereich wurden andere Knochen der gleichen Größe gefunden, und zu jener Zeit gab es diese riesigen Menschen wohl in allen Ländern.

Es ist sicher, dass es sie in dieser neuen Welt nach der Flut gab. Es wird davon gesprochen, dass in Peru einige Giganten in jene Gebiete kamen, deren Knochen von unvergleichlicher Größe heute bei Manta und Puerto Viejo gefunden werden. Es wird gesagt, dass jene Männer im Vergleich zu den jetzigen Indianer dreimal so groß waren. Diese Riesen sollen über das Meer gekommen sein und die Eingeborenen bekriegt und stolze Gebäude errichtet haben, es wird heute ein aus Steinen erbauter, großartiger Brunnen gezeigt. Es wird weiter berichtet, dass jene Menschen Todsünden gegen die Natur begingen und von einem vom Himmel kommenden Feuer vernichtet wurden.

Von der Zeit, zu der die Provinz von Tlaxcallan in Neuspanien bevölkert wurde, heißt es, dass dieses Land von Giganten bewohnt wurde, die sich, als die Fremden kamen verteidigen wollten. Als aber die Ankömmlinge die Ungleichheit der Stärke der Bewohner sahen und um wie viel Mut sie sie übertrafen, versicherten sie sie ihres Friedenswillens und luden sie zu einem großen Essen ein und hielten Leute im Versteck. Als die Riesen im vollen Rausch waren, stahlen sie ihnen mit großer Hinterlist die Waffen, welche große Keulen und Rundschilde, Schwerter aus Holz und anderer Art waren.

Abb. 7 José de Acosta war ein bedeutender neu-spanischer Chronist und wurde durch seine Historia natural y moral de las Indias bekannt.

Danach fielen sie unvermutet über sie her. Als jene sich verteidigen wollten und ihre Waffen nicht fanden, liefen sie zu nahen Bäumen und legten Hand an die Äste und rissen sie los, so wie andere nur die Blätter. Aber als die Ankömmlinge bewaffnet und Kampfordnung kamen, vernichteten sie die Giganten und verwundeten sie und ließen keinen am Leben.

Der Pater Acosta (Abb. 7) sagt, dass diejenigen, die die Tötung begingen, die Tlaxcalteken waren, die jene Stadt besiedelten. Die Wahrheit aber ist, dass sie diesen Ort in Besitz nahmen, wie wir es in dem Buch der Bevölkerung sagen. Und ich meine, dass diejenigen, die das waren, die Xicalangas und Ulmecas (Olmeken) waren, die vor den Tlaxcalteken kamen, wie wir dort berichten. Sie wurden von den Theochichimeken vertrieben, die dann dorthin kamen, die keinen Krieg mit den Riesen hatten.

Niemand sollte sich wundern oder es für eine Lüge halten, was wir über diese Riesen sagen. Denn heute findet man Knochen dieser Menschen von unglaublicher Größe und der Zahn, der in meinem Besitz war, wurde einem Kiefer entnommen, der schon wie Erde zerfiel und zu Asche wurde. Diejenigen, die den Kopf sahen, es sind Bruder Hierónimo de Zárate, der Prediger und Geistlicher der Indianer im Hauptkonvent von Tlaxcalla (Abb. 8) war, und Diego Munoz Camargo, Gouverneur der selben Indianer in dieser Provinz, bestätigen, dass er so groß war wie ein sehr großer Tonkrug, wie sie in Kastilien als Weinbehälter dienen. Sie taten alles, um ihn unversehrt herauszunehmen, konnten es aber nicht, weil er zerfiel und gänzlich zerbrach. Auch einige andere Geistliche von San Francisco sahen es, und man entdeckte es vier Leugen von besagter Stadt Tlaxcalla enfernt, in dem Dorf Atlancatepec, was der Beweis der Wahrheit des von uns Behaupteten sein kann.

Und für jene, denen besagter Zahn zu groß erscheint, der lese bei San Agustin in den Büchern der „Ciudad de Dios“ (Stadt Gottes), wo er sagt, dass er einen Molar sah, zusammen mit vielen anderen, der in sehr kleine Stücke geteilt hundert der unsrigen ausmachte. Und Pater Acosta sagt, dass sie, als er 1586 in der Stadt Mexiko war, in seinem Grundstück auf einen dieser Riesen, der dort beerdigt war, stießen. Es heißt Jesus del Monte und ist vier Leugen von der Stadt Mexiko entfernt. Und sie zogen einen Zahn zum Beweis, der ohne Übertreibung so groß wie die Faust eines Mannes war, und er bestätigt, es gesehen zu haben.

Abb. 8 Tlaxcalla vor der spanischen Conquista (zur Vergrößerung bitte das Bild anklicken!)

Einen anderen sah ich im Haus eines Händlers und alle, die ihn sehen mögen, mögen jetzt in die Straße von Santo Domingo in Mexiko gehen, er ist so groß wie der besagte. Aber der, den ich hatte, war wie gesagt viel größer und wurde an dem oben besagten Ort entnommen. Ich gab ihn dem Besucher Landeras de Velasco, der 1607 und danach einen Audienz-Besuch der Stadt Mexiko machte, und er nahm ihn mit sich nach Spanien, um ihn als etwas Wunderbares zu zeigen.

Diese Giganten endeten überall, ohne eine Erinnerung zu hinterlassen. Manche sagen, sie seien des Hungers gestorben, weil sie nicht aßen, was der Körper verlangte, und dass sie bei den Leuten als Bestien des Feldes galten und sich um nichts kümmerten als um das Essen und das Leben zu leben bis der Tod sie erreichte.


Das Kapitel 14 befasst sich mit der Bevölkerungsschicht der Tolteken:

Als die Tolteken diese Länder nach den Riesen bewohnten und wie sie endeten und vernichtet wurden

Nach uralten Geschichten waren die Tolteken die zweiten Bewohner dieser Länder nach den Giganten, besonders in dem Teil, der Neuspanien heißt. Die Tolteken besetzten diese Provinzen als Eigentümer und Herren. Es wird von ihnen gesagt, sie hatten Kunde von der Schöpfung der Welt und wie die Menschen durch die Sintflut vernichtet wurden und vielen anderen Dingen, die sie in Malereien und Geschichten hatten. Es wird auch gesagt, dass sie Kenntnis hatten, wie die Welt ein weiteres Mal durch Feuer getilgt worden sein soll.

Es muss das Gleiche sein, was von den Alten erzählt wird, die viele Dinge auf zwei Säulen anbrachten: eine aus Metall und eine aus Ziegelstein oder Stein, denn wenn ein Feuer ausbrach, würde die Steinsäule überstehen. Da ich aber nicht die volle Sicherheit über die erforderliche Wahrheit habe, will ich dies nicht vertiefen.

Abb. 9 Toltekische Kolossal-Skulptur eines Kopfes aus Diorit

Ich sage nur, dass >tulteca< die Bedeutung von Kunsthandwerker hat, denn dieses Volk erschuf große Kunstwerke, wie man heute in vielen Teilen Neuspaniens und in den Ruinen ihrer wichtigsten Gebäude wie in dem Dorf San Juan Teotihuacan, in Tulla und Cholulla und vielen anderen Dörfern und Städten sieht.

Nach der Sage kamen diese Tolteken aus dem Westen, sie hatten sieben Herren mit Namen Tzacatl, Chalcatzin, Ehecatzin, Cohuatzon, Tzihuac-Cohuatl, Tlapalmetzotzin und Metzotzin. Sie brachten viele Menschen mit sich, Männer und Frauen; sie waren aus ihrer Heimat und von ihrem Volk vertrieben worden. Sie brachten auch den Mais, Baumwolle und die anderen Samen und Gemüse mit, die es in diesem Land gibt. Und sie waren große Künstler in der Bearbeitung von Gold, Edelsteinen und vielen anderen Dingen.

Sie verließen ihre Heimat, die Huehuetlapalan hieß, im Jahr, das sie “ce tecpatl” nannten. Sie zogen ungefähr einhundertvier Jahre durch verschiedene Teile dieser Neuen Welt bis sie nach Tulantzinco kamen, wo sie ein Alter zählten, das die Zeit enthielt seit ihrem Weggang von ihrem Land und ihrer Heimat. Die erste Stadt, die sie gründeten war Tulla, zwölf Leugen von Mexiko im Norden und mehr als weitere vierzehn von dem Ort Tulantzinco, der ihnen demnach nicht gefallen hatte, obwohl er gut ist, und verließen ihn im Osten und begaben sich zu diesem Tulla im Westen. An diesem Ort war ihr erster König Chalchiuhtlanextin und begann seine Regentschaft im Jahr >Chicome acatl<, der nach 52 Jahren seiner Herrschaft starb.

Es folgte ihm Ixtlilcuechahuac im gleichen Jahr und regierte ebenso viele Jahre, denn diese Tolteken hatten ein Gesetz, dass ihre Könige nicht mehr als 52 Jahre regieren sollten und auch nicht weniger, wenn sie noch lebten und es wollten. [3]

Denn diese Zahl war ihr „Xiuhtlalpile“, was sie ein Alter nannten, und dann begann nach der Vollendung der 52 Jahre die Herrschaft seines Nachfolgers, auch wenn sein Vater noch lebte. Und wenn er vor der Vollendung dieser Zahl starb, regierte die Republik bis zu dem besagten Jahr, und dann setzten sie den in die Herrschaft ein, der ihm legitim folgte.

Abb. 10 Die Ruinen der Tolteken-Pyramide von Huapalcalco

Auf Ixtlilcuechahuac folgte Huetzin, und auf Huetzin Totepeuh, und auf Tetepeuh Nacazxoc. Nach diesem kam Mitl, der den Tempel der Froschgöttin erbaute. Ihm folgte die Königin Xiuhtzaltzin, die vier Jahre regierte. Ihr folgte Tecpancaltzin, mit anderem Namen Tolpiltzin, nach, während dessen Zeit die Tolteken vernichtet wurden. Dieser König hatte zwei Söhne, Xilotzin und Pochotl, von denen später die Könige von Culhuacan abstammten, die mit anderen Herren und Volksleuten in verschiedenen Teilen von Neuspanien entkamen, besonders an den Ufern der Lagune von Tetzcuco und an den Küsten des Meeres des Südens und des Nordens.

Denn wie alle Dinge des sterblichen Lebens ein Ende haben, da sie der Verderbnis unterliegen, so sagt es der heilige Paulus, gestattete es die göttliche Majestät Gottes, dass diese Nationen und Völker zu einem Ende kamen und andere kamen, die ihnen folgten und die verlassenen und verwüsteten Provinzen bevölkerten. Nach den Geschichten der Aculhuas waren die Tolteken von hohem Körperwuchs und großen Fähigkeiten. Sie waren in lange, weiße Tuniken gekleidet. Sie waren wenig kriegerisch und mehr der Kunst der Steinbearbeitung zugetan, was wie schon gesagt >tulteca< heißt, und auch jeglicher anderen Kunst.

Die Ursache für ihr Verderben, ihre Zerstörung und ihr Ende war, nach dem, was man von den Wenigen, die in diesem Land verblieben, hörte, dass sie von bestimmten Königen mehr als fünfhundert Jahre verfolgt und unterdrückt wurden, so dass es ihnen erschien, dass sie ihre Götter erzürnt hatten, denn sie waren große Götzendiener. So beschlossen sie, eine große Versammlung aller Priester, Prinzen und aller wichtigen Herren, die es im Land gab, an einem Theotihuacan genannten Ort abzuhalten. Er ist jetzt sechs Leugen im Norden der großen Stadt Mexiko. Dort wollten sie Feste für ihre Götter feiern, um ihnen zu gefallen und sie zu besänftigen.

Als sie schon versammelt waren und mit großem Zulauf von Menschen ihre Feste begonnen hatten, erschien inmitten ihrer Feier ein großer Gigant und begann mit ihnen zu tanzen. Sie duldeten wohl seinen plötzlichen Anblick, wenn auch mit einiger Furcht, den ihnen seine Anwesenheit wohl verursachte, denn er war zu groß und unförmig, mit langen, schlanken Armen. Sie beachteten ihn, da es ihnen unumgänglich erschien, dass er auf Anordnung ihrer vermeintlichen und schändlicherweise verehrten Götter kam.

Abb. 11 Abbildung des Azteken-Gottes Toltecatl - eine Reminiszenz an Glanz und Glorie der Alten Tolteken?

Wenn er zu den Umstehenden ging, umarmte er sie, und allen, die er in die Arme nahm, nahm er auch das Leben, so wie einst Herkules Antaios, und schickte sie zu den Toten.

Auf diese Weise richtete jene Vision an dem Tag ein großes Töten unter den Tanzenden an. Am nächsten Tag erschien der Dämon in der Form eines anderen Giganten mit sehr großen und knochenharten Händen und Fingern, und während er mit ihnen tanzte, ließ er diese in sie eindringen. Auf diese Weise richtete der Dämon an jenem Tag ein großes Töten unter ihnen an.

Sie führten ihre Feste fort, um am Ende das erwünschte Orakel zu hören, denn deshalb widmeten sie die Feste ihren falschen Göttern. So erschien ein weiteres Mal derselbe Dämon auf einem hohen Hügel, der in der Gegend ist, die dem Westen entspricht. Er hatte die Form eines sehr weißen und schönen Kindes und saß auf einem Fels und hatte einen völlig modrigen Kopf. Von dem großen Gestank, der davon ausging, starben sehr viele wie von einem tödlichen Gift.

Als sie das große Leid sahen, die seine Ansicht und Anwesenheit ihnen verursachte, beschlossen sie, ihn zu fassen und ihn auf dem Boden bis zu einer großen, weiten Lagune zu schleifen, die jetzt die von Mexiko heißt. Obwohl sie es beabsichtigten und mit aller Kraft versuchten, war es ihnen nicht möglich, weil die des Dämons, mit der er sich verteidigte und widerstand, größer war. Inmitten dieses Versuches der Tolteken, den Jungen anzugreifen und ihn zur Lagune zu tragen, erschien ihnen der Dämon und sagte ihnen, dass es für sie in jedem Falle angemessen sei, das Land zu verlassen, wenn sie ihr Leben retten wollten. Das, welches sie jetzt besaßen, würde ihnen keine Zeit ohne Tote, Ruinen und Unheil versprechen, und es wäre unmöglich, diesen Gefahren zu entfliehen, wenn sie sich nicht körperlich entfernten.

Und er bat sie, ihm zu folgen und sich von ihm führen zu lassen, damit er sie in Sicherheit bringe und zu Gegenden führe, wo sie in Ruhe und Erholung sein könnten. Als die betrübten Tolteken sahen, wie ihre Not hoffnungslos wuchs, und dass die sicherste Hilfe sein Rat war, nahmen sie ihn an, und als sie das Land verließen, folgten sie ihm. Einige gingen nach Norden, andere nach Osten, entsprechend der Vision, die jedem von ihnen gezeigt wurde. Und so besiedelten sie Campech und Quauthemala, nachdem was man aus den Geschichten der Aculhuas schließen kann, die diese Eingeborenen mit Zeichen und Figuren schrieben.


Das Ende der Tolteken

Abb. 12 Die Siedlungs-Gebiete der wichtigsten Chichimeken-Völker im mexikanischen Bereich von Neu-Spanien um 1550 (zur Vergrößerung bitte das Bild anklicken!)

Die nachfolgenden Kapitel beschreiben das Volk der Chichimeken, die Jäger und Sammler waren. Sie drangen in das von den Tolteken verlassene Gebiet um Mexiko (Stadt) ein. Sie finden dort viele alte, verlassene Gebäude, Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände, die ihnen als Höhlenbewohnern unverständlich sind.

Der König dieser Chichimeken, Xolotl, schickt einige seiner Führer aus, um die Umgebung zu erkunden. Einer dieser Führer, Acatomatl, kam in das Waldgebiet von Chapultepec bei der heutigen Stadt Mexiko. Dort traf er auf einen der verbliebenen Tolteken mit Namen Ecitin, der mit seinem Sohn und seiner Frau dort lebte. Acatomatl verständigte sich mit ihm durch Zeichen, da sie sich in ihrer Sprache nicht verstehen konnten. Er wollte wissen, warum Ecitin so einsam lebte und ob es noch andere Bewohner gab.

Ecitin erklärte, dass die Ursache für seine Einsamkeit darin lag, dass er sich versteckt hielt, als die anderen Bewohner das Land verließen, er wollte sich ihnen nicht anschließen. Er hatte das Land schon bestellt und kannte das kommende nicht, seine Landsleute aber waren alle geflohen.

Es war in den davor liegenden Jahren sehr trocken gewesen, so dass unter einem mächtigen König, seinem Gegner, Hungersnot und danach die Pest, Tod und Krieg ausbrachen, die viele Jahre andauerten.

Mit dem Wunsch nach Frieden und sich dem Krieg zu entziehen, waren sie auf die Anordnung und den Rat ihrer Götter landeinwärts gezogen. Manche waren nach Campech gegangen, andere drängten nach Süden (es ist der Bericht, den wir zuvor schon gaben). Aber nicht nur er war mit seiner Frau und seinem Sohn hier geblieben, sondern auch einige andere an verschiedenen Orten.

Auf die Frage Acatomatls, wann die anderen Bewohner weggezogen seien, antwortete er, dass dies überall vor fünf Jahren geschah, dass sie das Land verließen, obwohl einige schon in den Jahren davor begannen, wegzuziehen.

Nach diesem Zusammentreffen zog Acatomatl mit seinen Leuten weiter und traf auf verschiedene Gruppen von Tolteken, die den Bericht Ecitins bestätigen. Mit diesem Wissen ging er zurück und erstattete seinem König Xolotl Bericht. [4]

Im weiteren Verlauf des Buches schildert Torquemada die Niederlassung der Chichimeken in dem Gebiet der heutigen Stadt Mexiko und die allmähliche Verschmelzung mit den wenigen überlebenden Tolteken. Zu etwas späterer Zeit kommt, wie die Chichimeken, vom Westen eine neue Menschengruppe, die Aculhuas in dieses Siedlungsgebiet. Sie werden als Menschen riesenhafter Gestalt beschrieben. Im Einvernehmen mit den Chichimeken lassen sie sich ebenfalls dort nieder, so dass es mit ihnen zu einer weiteren Verschmelzung kommt.


Siehe auch:


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Ferdinand Speidel © erscheint als Erstveröffentlichung am 14.04.2014 bei Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Anmerkungrn: a) Isidor von Sevilla, von 560 bis 636, fasste in seinem Werk „Etymologiarum sive originum libri XX“ das im westlichen Mittelmeerraum um 600 nach den Bücherverlusten während der Spätantike, besonders zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert, noch vorhandene Wissen zusammen, und dazu gehörte das, wenn auch nur noch schemenhafte, Wissen um einen weiteren Kontinent. --- b) Das obige Zitat entstammt dem Buch XIV De Terra et Partibus, Kap. 6 der „Ethymologien“.
  2. Anmerkung: der codo castillano, Elle, ist 41,8 cm, elf oder zwölf solcher Ellen wären demnach etwa 4,50 bis 5 m.
  3. Anmerkung: Es ist augenfällig, dass die Jahre der Wanderung von 104 (2 mal 52) und der Herrschaftsjahre für einen Regenten von 52 mit den Zyklen von 52 Jahren des mexikanischen Kalenders übereinstimmt.
  4. Anmerkung d.V.: Dieser Auszug entstammt dem Kapitel 19 des ersten Buches.

Bild-Quellen:

1) Rbraunwa bei Wikimedia Commons, unter: File:Fray juan de torquemada.jpg (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)
2) Historias de hormigas, unter: Fray García y las hormigas del refectorio
3) Sacred Text Archive, unter: Maps of the Earth
4) Svencb bei Wikimedia Commons, unter: File:Isidor von Sevilla.jpeg (revert, 21:51, 5 May 2005)
5) AndreasPraefcke und Notnarayan bei Wikimedia Commons, unter: File:Osmar Schindler David und Goliath.jpg
6) Dauster bei Wikimedia Commons, unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Og%27s_Bed_%28crop%29.jpg File:Og's Bed (crop).jpg]
7) Bede735 und Adam_sk bei Wikimedia Commons, unter: File:JoseDeAcosta.gif
8) Wolfgang Sauber / Xenophon bei Wikimedia Commons, unter: File:Tlaxcala - Palacio de Gobierno - Stadtbild.jpg (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)
9) William Maury Morris II bei Wikimedia Commons, unter: File:179-TOLTEC-Colossal Head in DIORITE.jpg
10) Abraham Carreola Colorado bei Wikimedia Commons, unter: File:ZA63 accmx01.jpg
11) Ptcamn bei Wikimedia Commons, unter: File:Toltecatl.jpg
12) Grin20 bei Wikimedia Commons, unter: File:Chichimeca Nations.png (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)