Jean Markale

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Der Schriftsteller, Poet und Forscher Jean Bertrand alias Jean Markale (Foto: Nathalie Simon)

(red) Jean Markale war das Autoren-Pseudonym von Jean Bertrand (Abb. 1) (*23. Mai 1928 in Paris - ✝23. November 2008), einem französischen Schriftsteller, Poeten, Forscher, Radio-Talkmaster und Sekundarschul-Lehrer für Französisch, der in der Bretagne lebte.

Einen wesentlichen Interessen-Schwerpunkt von Jean Markale als Forscher und Sachbuch-Autor stellte die Zivilisation der Kelten dar, und insbesondere auch die Stellung der Frau in der keltischen Kultur (Abb. 3) [1], sowie in keltologischem Kontext auch die Kulturen der Megalithiker, das Druidentum und Atlantis. Weitere Themen, mit denen er sich intensiv befasste, waren die Arthurianische Literatur, Mythologie, der Templerorden, die Katharer, die Rätsel von Rennes le Château und das Leben des St. Columban von Iona.

Der Streit um Markale

Abb. 2 Das Cover von Jean Markales Buch "L'Épopée celtique en Bretagne", auf das der Keltologe Christian-Joseph Guyonvarc'h sich in seiner Kritik bezog

Als Privatforscher außerhalb des akademischen Establishments und viel gelesener Buchautor, der erfolgreich alternative und nonkonformistische Sichtweisen popularisierte, löste Jean Markale in Kreisen konservativer Fachwissenschaftler bisweilen harsche Kritik aus. Der französische (bretonische) Philologe und Keltenforscher Christian-Joseph Guyonvarc'h beispielweise attackierte Markale 1978 folgendermaßen: "Mr. Jean Bertrand, a.k.a. Jean Markale, bzeichnet sich selbst als Professor für klassische Literatur. [2] Wo er lehrt, sagt er nie; aber [...] er kann das Griechische nicht ordentlich akzentuieren, hat keine Ahnung von Latein [...; und] er weiß nicht, wie viele Fälle es in der Deklination des Irischen gibt (manchmal sagt er [es seien] zwei, bei anderen Gelegenheiten drei) [...] Jean Markale zitiert sehr selbstgefällig eigene Werke in seinen späteren Publikationen, und jedes mal, wenn ein irischer Text erwähnt wird, verweist er den Leser auf seine >Celtic Epics<, als ob das Buch tatsächlich Übersetzungen [dieses Textes; d.Ü.] enthielte, oder die grundlegendste und essentielle Referenz zu diesem Thema darstellen würde. All dies ist bestenfalls ein Witz." [3]

Abb. 3 Das Cover von Jean Markales wichtigem Buch zur Stellung der Frau in den Kulturen der alten Kelten

Ein Rezensent dei der Memorial University of Newfoundland, Kanada, hob dagegen hervor, dass - aus akademischer Sicht zu bemängelnde - Schwächen und Mängel seiner Bücher durch "die aufschlussreichen Argumente, die Markale zu verschiedenen Texten vorbringt, clevere Interpretationen bestimmter Vorgänge und zum Nachdenken anregende Parallelen zu anderen Überlieferungen" ausgeglichen werden. In Anbetracht der Tatsache, dass viele der in seinem Werk gemachten Annahmen danach durch archäologische Entdeckungen belegt wurden, sei es unsinnig, alles zu verwerfen, was Markale publiziert hat. [4]

Vermutlich hätte Jean Markale aber auch bei einer weitaus normativeren Abfassung seiner populärwissenschaftlichen Werke verbale 'Prügel' von Vertretern der neoscholastischen Wissenschafts-Orthodoxie bezogen, denn, wie man bei der angelsächsischen Wikipedia bemerkt, "sein Interesse an Themen, die seine Kritiker als fragwürdig betrachten, darunter verschiedene Bereiche des Okkulten [sic!; d.Red.], hat ihm mindestens so viele Gegner wie Bewunderer eingebracht." Außerdem verweist man dort auch auf Markales argumentative Anbindung an das von dem Schweizer Psychologen Carl Gustav Jung entwickelte Modell des "Kollektiven Unterbewussten" als Hilfsmittel zur Erklärung bestimmter Phänomene und ihrer Betrachtung; ein Konzept, das von den meisten Psychologen außerhalb der Schule Jungs verworfen wird.

Abb. 4 Das Cover von J. Markales im Jahr 1987 erstveröffentlichtem Buch "Die Druiden - Gesellschaft und Götter der Kelten" in einer TB-Ausgabe des Goldmann Verlags. Darin präsentierte er auch seine Überlegungen zum Atlantis-Problem.

Weitere Munition lieferte Jean Markale seinen Gegnern 1998 mit einer Plagiarismus-Affäre, die seiner Reputation - nicht nur im Wissenschafts-Establishment - einigen Schaden zufügte. Damals wurde bekannt, dass Markale unter seinem Namen einen Reiseführer zu den Kuriositäten und Altertümern der Bretagne publiziert hatte, dessen Text in großen Teilen von einem anderen Autor stammte, und bereits zwanzig Jahre zuvor beim selben Verlag veröffentlicht worden war.

Jean Markale und Atlantis

In seinem 1985 erschienenen Buch "Die Druiden - Gesellschaft und Götter der Kelten" (Abb. 4) (Originaltitel: "Le druidisme: traditions et dieux des Celtes") befasste sich Jean Markale im Zusammenhang mit seiner Keltenforschung auch recht ausführlich mit dem Atlantis-Problem. [5]

Dazu verwies er auf den Widerspruch zwischen der Tatsache, dass die Kelten im Allgemeinen alles andere als Seefahrer waren, einzelne der keltischen Völkerfamilie zugeordnete Stämme - insbesondere die in der Bretagne ansässigen Veneter - aber über ganz untypische, sehr hoch entwickelte Kenntnisse des Schiffbaus und der Nautik verfügten.

Die Veneter, die Gaius Julius Cäsar als regelrechte Seemacht beschrieb, könnten nach Markales Ansicht womöglich gar keine Kelten gewsen sein, sondern "zu anderen, nur keltisierten Völkern" gehört haben. Dazu zog er auch den römischen Historiker Ammianus Marcellinus heran, "der zu berichten weiß, daß Teile der keltischen Bevölkerung von fernen Inseln stammten, von denen sie durch Überschwemmung vertrieben wurden."

Diese Überschwemmung brachte Markale vorsichtig (ausdrücklich als Arbeitshypothese deklariert) und unter Verweis auf keltische Sagen und Mythen mit der Atlantis-Katastrophe aus Platons Bericht in Verbindung, wobei er die darin geschilderten Ereignisse der späten Bronzezeit zuordnete. Er hielt es für durchaus für möglich, dass es sich bei den Venetern und ihren vermutlichen Verwandten, den "Männern von Gwynedd" in Wales und den irischen Fianna, um Nachkommen von Überlebenden einer großen Katastrophe handelte, die ihre gemeinsame insulare Urheimat im östlichen Atlantik vernichtet hatte.

Dagegen wies Jean Markale die - gerade unter esoterischen Autoren beliebte - Annahme entschieden zurück, die kontinentalen Kelten seien als Nachfahren der Atlantier zu betrachten, und das Druidentum habe "das Erbe der alten Religion von Atlantis angetreten". Diese Vorstellung sei, wie er hervorhob, "nicht nur völlig falsch", sondern sie zeuge "darüber hinaus von einer absoluten Unkenntnis des ganzen Problems. Sowohl die Geschichte als auch die Archäologie und die Mythologie zeigen deutlich, daß die keltische Zivilisation auf indoeuropäischen Grundstrukturen aufgebaut war."


Bücher von Jean Markale

(in deutscher Sprache)

(in englischer Sprache)


Anmerkungen und Quellen

Dieser beitrag basiert auf dem Lemma "Jean Markale", (Stand: 15. Jan. 2015) bei Wikipedia - The Free Encyclopedia. Umfassende Bearbeitung und Ausbau durch Atlantisforschung.de

Fußnoten:

  1. Siehe: Jean Markale, "Women of the Celts", Inner Traditions / Bear & Co, 1986
  2. Red. Anmerkung: Es wäre allerdings interessant zu erfahren, wo genau Jean Markale dies behauptet haben soll.
  3. Siehe: Christian-Joseph Guyonvarc'h, "Textes Mythologiques Irlandais, Rennes, Ogam-Celticum N°11/1 & 2, 1978, S. 39., Une critique détaillée de l'Ouvrage l'épopée celtique en Bretagne de Jean Markale (Irische mythologische Texte, Eine detaillierte Kritik zu "Celtic Epics From Britain" von Jean Markale); zitiert nach: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter "Jean Markale", (Stand: 15. Jan. 2015; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  4. Quelle: Memorial University of Newfoundland, unter: http://www.mun.ca/mst/heroicage/issues/6/reviews.html (nicht mehr online); zit. nach: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter "Jean Markale", (Stand: 15. Jan. 2015; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  5. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: Jean Markale, "Die Veneter und Atlantis" (1985)

Bild-Quellen:

1) Inner Traditions - Bear & Company, unter: Jean Markale
2) Éditions Payot & Rivages, unter: L'Épopée celtique en Bretagne / Jean Markale (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
3) Inner Traditions - Bear & Company / Bild-Archiv Atlantisforschung.de
4) Goldmann Verlag / Bild-Archiv Atlantisforschung.de