Konstriktionstheorie (Geologie)

Abb. 1 Die Anhebung einer Bergkette aus der Tiefe einer Geosynklinale; nach: René Malaise, 1951

(fs) Der Begriff Konstriktionstheorie - abgleitet vom Lateinischen constrictio – Zusammenschnürung oder Zusammenziehung - bezeichnet ein geologisches Modell zur Erklärung großräumiger vertikaler Bewegungen in der Erdkruste, das von von Nils Hjalmar Odhner (1884-1973) entwickelt und 1934 veröffentlicht wurde. Später wurde es von René Malaise (1892-1978) übernommen und ausgebaut, der die Konstriktionstheorie zur Grundlage seines 1951 erschienenen Werkes "Atlantis - en geologisk verklighet" ("Atlantis, eine geologische Tatsache") [1] machte. In der scientific community bzw. in fachwissenschaftlichen Kreisen fand dieses Modell [2] jedoch keine nennenswerte Akzeptanz und konnte sich nicht durchsetzen.

Nils H. Odhner war Zoologe am Naturhistorischen Reichsmuseum in Stockholm. Sein Arbeitsgebiet war die Malakologie, die sich mit der Forschung über Weichtiere beschäftigt.

In den 1920er Jahren begann er im Zusammenhang mit dem Studium von subfossilen Schalenbänken, sich für Niveauveränderungen an der Westküste Schwedens zu interessieren. Seine Überlegungen galten den Bewegungen der Erdkruste und den Kräften, die diese Bewegungen zustande bringen konnten. Er kam zu dem Resultat, dass die einzige Kraft, die die notwendige Größenordnung besitzt, die der Temperatur ist. Sie kann die Ausweitung oder das Zusammenziehen eines Körpers durch Erwärmung oder Abkühlung bewirken. Sie ist sehr viel effektiver als zum Beispiel die Schwerkraft.

Das heiße Erdinnere führt beständig Wärme nach außen; unter den jetzigen Bedingungen wird die Wärmezufuhr als größer angesehen als der Verlust nach außen durch den kalten Weltraum, bedingt durch die radioaktiven Prozesse in der Erdkruste. Dadurch ergibt sich eine schwache Erwärmung des Erdäußeren. Da die Erde kugelförmig ist, können sich Teile der äußeren Kruste bei gleichförmiger Erwärmung nicht seitlich ausweiten, sondern die Kruste wird gezwungen, sich zu falten. Diese Faltung oder Wölbung kann aufwärts oder abwärts gerichtet sein. Eine abwärts gerichtete Wölbung, ein Tal oder eine Senke, bezeichnet man als Synklinale oder bei großem Ausmaß als Geosynklinale. Die aufwärts gerichtete Wölbung, Hügel oder Berge, werden Antiklinale oder Geoantiklinale genannt.

Bei fortgesetzter Erwärmung wird die Krümmung der Wölbung immer größer und ausgeprägter, weil die Ausdehnung auf seitlichen Widerstand trifft. Da die meisten Krümmungen der Erdkruste viele Schichten von mehreren zehn Kilometern Stärke bilden, sollte eine Erwärmung der Wölbung um wenige Grade eine wesentliche Anhebung zustande bringen, wenn die Wölbung empor gerichtet ist und eine entsprechende Absenkung, wenn die Krümmung abwärts gerichtet ist. Die fortgesetzte Erwärmung von innen oder eine entsprechende Abkühlung von außen durch Luft und Wasser kann zum Einsturz der Wölbungen führen oder auch zur Auffaltung von Gebirgen. Der Vulkanismus der Erde steht mit diesen Vorgängen in engem Zusammenhang.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: René Malaise, "Atlantis - en geologisk verklighet: Jordskorpans rörelser, deras orsaker och verkningar - Nya rön och åsikter", Stockholm (Nordiska Bokhandeln), 1951
  2. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de ausführlich: Ferdinand Speidel, "Atlantis, eine geologische Tatsache" (PDF-Datei mit einer sequenzierten und kommentierten Übersetzung von Dr. René Malaises Werk aus dem Jahr 1951), Oktober 2014

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