Platons Vermächtnis

Abb. 1 Römische Kopie eines griechischen Platonporträts, das wohl von Silanion stammt und nach dem Tod Platons in der Akademie aufgestellt wurde. Glyptothek München

Der griechische Philosoph Platon hatte die Absicht, in einem groß angelegten Alterswerk alle seine Erkenntnisse zusammenzufassen. Geplant war das Werk als ein Redewettstreit zwischen den Gelehrten Timaios, Kritias und Hermokrates.

Die erste Rede des Timaios handelt vom Sein, der Natur bis zum Auftreten des Menschen. Die zweite Rede des Kritias sollte Menschheitsgeschichte beinhalten, von den paradiesischen Verhältnissen über die langsame Entartung der Menschheit bis zu ihrem Untergang in einem vernichtenden Kriegsgeschehen. So stellte sich die menschliche Vorgeschichte auf Grund alter Überlieferungen in der Antike noch dar.

Vorlage war für Platon eine alte Sage, die aus Ägypten stammte. Es ging um ein Kriegsgeschehen, bei dem Athen einen mächtigen Staat, den Platon Atlantis nannte, besiegte. Danach kam es zu schweren Erdbeben, welche die ganze Insel Atlantis versenkten und bis Griechenland zerstörerische Auswirkungen hatten. Platon hatte die Absicht, alles genau zu schildern, besonders auch das Kriegsgeschehen, wie er am Anfang betonte. Aber er brach das ganze begonnene Werk ab, nachdem er die Örtlichkeiten mit genauer Schilderung der Metropole sowie der Königsburg im Zentrum der Stadt, auch wichtiger Bauten, wie dem Tempel mit Innenausstattung und zuletzt noch die Art der Königsherrschaft beschrieben hatte.

Zum Schluss schreibt Platon, dass die Atlanter, die anfangs ein edles Geschlecht waren, als sie noch den göttlichen Samen in sich trugen, am Ende so entartet waren, dass Zeus dem nicht länger zusehen konnte. Er rief daher alle Götter zusammen, um eine gerechte Strafe für sie zu beschließen. Darauf bricht Platon ganz unvermittelt mitten im Satz das ganze Werk ab.

Das ist, kurz zusammen gefasst, Platons Atlantisbericht. Was für ihn am wichtigsten war zu beschreiben, das Kriegsgeschehen und wie es dazu kam, das fehlt in dem Bericht genauso wie die Rede des Hermokrates.

Danach schrieb Platon sein längstes Werk „Nomoi“, das er vor seinem Tod nicht mehr ganz beenden konnte. Es ist davon auszugehen, dass wir die Gedanken, die Platon in dem fehlenden Teil niederschreiben wollte, in seinem nächsten Werk „Nomoi“ finden werden.

Wir finden sogar die alte Sage wieder mit ganz ähnlichen Worten wie im Atlantisbericht. Wieder betont Platon, dass sie wahr ist. Doch nun berichtet er von einem hoch entwickelten Volk, das vor vielen Millionen Jahren in einer Sintflut untergegangen ist. Keine nähere Beschreibung der Örtlichkeit mehr. Was sollte man nach einer so langen Zeit auch noch darüber wissen.

Das Hauptaugenmerk richtet Platon nun auf die Verhältnisse nach dem Untergang, den nur wenige Hirten auf hohen Bergen überlebt haben. Für Platon ist nun die entscheidende Frage, wie es dazu kommen konnte, dass die ursprünglich gute Menschheit sich so in ihr Gegenteil verkehren konnte, dass sie sich gegenseitig Böses antun und sich am Ende mit einem schrecklichen Krieg selbst vernichten.

Den größten Teil von „Nomoi“ nehmen Gesetze und Überlegungen ein, wie Staaten sich organisieren sollten, um ein gedeihliches Zusammenleben ihrer Bürger zu ermöglichen. Man kann annehmen, dass dies auch der Inhalt der Rede des Hermokrates hätte werden sollen.

Ganz untergegangen ist bei dem Hype, der sich nach Platons Atlantisbericht entwickelte, dass er von einem unglaublichen Alter der Geschichte ausging, so unglaublich, dass die Griechen keinerlei Ahnung von diesen alten Zeiten hatten und dass es zur Zeit der Atlanter in Ägypten noch gar keine Menschen gab, wie der ägyptische Priester sagte!!!

Daher kann man annehmen, dass Platon den Atlantisbericht abgebrochen hat, nachdem er bei der Ausarbeitung der Geschichte erkannte, dass das Geschehen Millionen Jahre zurückliegt und nicht nur ein paar tausend Jahre, wie es in der Sage heißt. Damit erübrigte sich eine genaue Beschreibung des Kriegsgeschehens.

Im Jahr 1644 errechnete John Lightfort, Vizekanzler der Universität Cambridge, den Zeitpunkt der Schöpfung nach den Angaben der Bibel auf den 23. Oktober 4004 v.Chr. um 9 Uhr morgens. Vor 200 Jahren galt das Jahr 2349 v.Chr. nach Festlegung durch die Heilige Institution von Rom als Beginn der Schöpfung! Der französische Gelehrte Champollion musste vor seiner Forschungsreise nach Ägypten in einer Erklärung versichern, dass er nichts veröffentlichen wird, was dieses Datum ins Wanken bringen könnte! Wenn man diese Zahlen zugrunde legt, die bis kurz vor unserer Zeit noch galten, dann haben die Atlanter, die der Sage nach ca. 10 tausend Jahre v.Chr. lebten, tatsächlich sehr lange vor der jetzigen Menschheit gelebt.

Das galt so lange, bis man vor etwa 150 Jahren das Alter der Menschheit langsam höher schraubte, 40 tausend Jahre, 100 tausend Jahre, 1 Million bis 2 oder sogar 5 Millionen Jahre. Als dann Mitte des letzten Jahrhunderts Funde auftauchten, die ein Alter der Menschheit von mehreren hundert Millionen Jahren nahelegten, hieß es STOPP bei der Wissenschaft! Die Erzählung, dass der Mensch erst in der letzten Sekunde der Evolution auftrat, hört man zwar nicht mehr, aber die Schulwissenschaft ist nicht bereit, ein höheres Alter der Menschheit als ca. 7 Millionen Jahre zu akzeptieren, obwohl es immer wieder Funde gibt, die nahelegen, dass schon zur Saurierzeit Menschen auf der Erde gelebt haben.

Hätte es Menschen zur Saurierzeit gegeben, dann wäre die Menschheit mit den Sauriern in einer kosmischen Katastrophe untergegangen. In der Antike war das bekannt. Daher die Drachensagen, daher das Jüngste Gericht und die Endzeit. Doch man rechnete in der Antike mit Jahrtausenden für das Alter der Menschheit nicht mit Jahrmillionen wie heute.

Mit der Inquisition im 15. Jahrhundert wurde das ganze Wissen, das die Menschheit zur Zeit der alten Ägypter, der alten Griechen und der alten Germanen schon besaß, mit einem Strich ausradiert, das Wissen über die Natur und ihre Heilkraft, das Wissen über die menschliche Vorgeschichte, uralte Weisheiten über Gott und die Welt aus Zeiten, als die Menschheit noch naturverbunden lebte.

Abb. 2 Ostsee - Baltisches Meer: Darßer Weststrand in Vorpommern (Steilküste nahe Ahrenshoop)

An der Ostseeküste befand sich die von Platon im Atlantisbericht genau beschriebene Urzeitstadt. Nach Abklingen der Eiszeit um das 5. Jahrtausend v.Chr. wurde sie von Steinzeitmenschen entdeckt, wie man annehmen kann. Bedeckt von Pflanzenwuchs, erkannte man eine großartige Anlage von regelmäßigen kreisförmigen Gräben mit Kanälen und hohen Wallmauern, die von Menschenhand geschaffen wurden. Die Kunde davon verbreitete sich über die ganze damals bekannte Welt.

Die Urzeitmenschen, die dieses grandiose Werk geschaffen haben, betrachtete man als die Ahnen der gesamten Menschheit. Daneben betrachtete sie jedes Volk als seine eigenen Ahnen. Unzählige Mythen gehen auf diese Stadt und ihre Bewohner zurück.

Abb. 3 Der Archäologe Jacques Boucher de Perthes

Vor ca. 150 Jahren gab man dem französischen Archäologen Boucher de Perthes nach seinem 50jährigen Kampf gegen die herrschende Meinung über das Alter der Menschheit teilweise Recht. Man billigte ihm zu, dass es schon vor der Eiszeit Menschen auf der Erde gab. Tatsächlich schloß de Perthes aber auf Grund seiner Grabungen in den Feuersteinlagen auf ein viel höheres Alter der Menschheit. Und nicht nur das, er erkannte ein regelmäßiges Entstehen und Auslöschen des Lebens über einen längeren Zeitraum.

Die übereinanderliegenden Schichten der Erdgeschichte, welche die Feuersteinlagen enthalten, beginnen von unten her mit einer Schicht von Meeressedimenten darüber folgen einfachste Lebensformen, die sich in den darüber liegenden Schichten immer höher entwickelten. In der obersten Lage, die den Feuerstein enthält, fand de Perthes immer wieder Zeugnisse des Menschen.

Danach brach das Leben abrupt ab. Es folgte darüber wieder eine Schicht mit Meeressedimenten, gefolgt von einfachsten Lebensformen, die sich immer höher entwickelten. Am Ende fand er wieder eine Schicht, die den Feuerstein enthielt mit Zeugnissen des Menschen. Beim Vergleich der Funde in den übereinander liegenden Schichten stellte de Perthes eine langsame Höherentwicklung der Menschheit fest.

Auch die alten Germanen gruben nach den Feuersteinen. Sie waren ihnen heilig. Heiliges Feuer schlugen sie daraus. Bis ins 15. Jahrhundert wurden die Feuersteine auf wertvollen Gemälden, Gobelins oder Kirchenfenstern abgebildet, bis der alte Glaube rigoros ausgemerzt wurde. Wie eine Kreuzigungsdarstellung vermuten lässt, standen die Feuersteine symbolisch für die Abgründe der Welt, für den Weltuntergang. (Lt. Rainer Slotta „5000 Jahre Feuersteinbergbau“)

Die Wissenschaft sollte endlich anerkennen, dass der Mensch nicht in der letzten Sekunde der Erdgeschichte auftrat, sondern über einen Zeitraum von vielen hundert Millionen Jahren die Erde bevölkerte und ihr Geschick mitbestimmte. Das und die am Ende so schlimmen Folgen wollte Platon der Nachwelt mit seinem Atlantisbericht und dem folgenden Werk Nomoi übermitteln.

In Milliarden Jahren der Erdgeschichte hat sich das Leben aus sich selbst heraus zur Vollkommenheit entwickelt. Die Entdeckungen von de Perthes und das Wissen alter Völker von Weltuntergang, Endzeit und Verfall der Sitten sollten uns zu denken geben. Der Mensch ist wieder so vermessen zu glauben, er könnte die Welt nach seinem Gutdünken verändern.

Nach neuesten Erkenntnissen herrscht in der ganzen Natur eine Symbiose. Die verschiedensten Lebewesen verhalten sich von Natur aus so, dass sie immer dem Großen Ganzen dienen. So hat sich das Leben über Milliarden Jahre nach inneren Gesetzen höher entwickelt. Da auch der Mensch ein Naturwesen ist, eine Fortentwicklung des Primaten, kann man annehmen, dass auch der Mensch sich in der Frühzeit entsprechend verhielt, gemäß seiner Veranlagung, bei allen Handlungen das Wohl des Ganzen, das Wohl der Schöpfung und aller Lebewesen zu beachten.

Wann hat sich der Mensch so verändert, dass er zu einer Gefahr für sich selbst und für das ganze Leben auf der Erde wurde? Für Platon war das eine wichtige Frage. In „Nomoi“ stellt er diese Frage bezogen auf Staaten. „Wie verwandeln sich gute Staaten in schlechte Staaten?“

Platon kommt dabei zu der Ansicht, dass die Menschen noch gut sind, solange es nach den kosmischen Katastrophen nur wenige sind, die sich noch freuen, wenn sie ihresgleichen treffen und auf Grund ihrer Armut, die alle gleichermaßen betrifft, auch keinen Neid und andere negativen Gefühle hegen. Durch ihre langsame Vermehrung ziehen die Menschen in Städte, jeweils mit verschiedener Prägung und verschiedenen Sitten, was in der Folge zu Schwierigkeiten im Umgang miteinander führt. Platon ist daher der Ansicht, dass es gleichermaßen für alle gute Gesetze geben sollte, die das Zusammenleben regeln und die sowohl die leibliche als auch die seelische und geistige Entwicklung der Menschen fördern und die Menschen zum Guten anleiten.

Das ist zwar gut gemeint aber himmelweit entfernt von dem Prinzip, dass sich das Leben ohne Eingriffe von außen, aus sich selbst heraus, nach inneren Gesetzen entwickelt.

Abb. 4 Michelangelo: Der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies. Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan

Wann und wie erfolgte die Abkehr des Menschen von seiner ursprünglich guten Art? Eine sehr alte Weisheit besagt, dass der Sündenfall begann, als der Mensch „die Früchte vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ aß. Im Augenblick, als es für ihn „gut“ und „böse“ gab, setzte er sich an die Stelle von Gott und bestimmte von da an über das Leben an Stelle des selbstregulierenden Prinzips! Ein solcher Eingriff von außen in ein funktionierendes System bedeutet, es zu vernichten, das Leben, die Natur zu zerstören, langsam aber stetig.

Wie finden wir wieder zurück zu unserer naturgegebenen, ursprünglichen Lebensweise? Als Weiterentwicklung der höheren Tierwelt, besitzt der Mensch alles, um das Leben zu meistern, Verstand, Gefühl, Instinkt. Zudem ist in seinen Genen alles gespeichert, was er zu einem erfüllten Leben benötigt. Wie bei den Pflanzen schon im Samen festgelegt ist, was sich einst daraus entwickeln wird, ein Baum oder eine Rose, so ist im Ei schon festgelegt, ob ein Adler oder eine Ente daraus entschlüpfen wird, und auch im menschlichen Embryo ist sein Wesen und sein Schicksal schon weitgehend vorbestimmt. Alles entwickelt sich aus sich selbst heraus weiter und höher zu seiner vollkommenen Form.

„Die Ersten werden die Letzten sein!“ „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein!“ Die Volksweisheit hat dieses Gesetz längst erkannt. Aus seinem Inneren heraus, weiß jeder Mensch von selbst, was richtig und gut ist und handelt entsprechend. Ein sich selbst bildendes, sich selbst regulierendes System, ein System in dem von Natur aus jedes Wesen in seinen Handlungen zum Wohle des Ganzen beiträgt, trägt die Macht in sich, schädliche Elemente zu eliminieren. Diese Macht ist dem System immanent. Es braucht keine Gewalt von außen dazu. Schädliche Elemente zerstören sich am Ende selbst.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Doris Manner © 2022 erscheint als Erstveröffentlichung bei Atlantisforschung.de. (Aufmachung und Illustrationen durch Atlantisforschung.de)


Bildquellen

Abb. 1: gemeinfrei

Abb. 2: Nikater, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons

Abb. 3: gemeinfrei

Abb. 4: Gemeinfrei