The Lost Continent: The Story of Atlantis

Ein Klassiker der Fantasy-Literatur

Über den Roman und seine Publikationsgeschichte

Abb. 1 Die Vorderseite des Covers der Taschenbuch-Ausgabe von Charles John Cutcliffe Hynes´ "The Lost Continent" (Ballantines, 1972)

(red) Der von dem britischen Schriftsteller Charles J. Cutcliffe Hyne (1866–1944) verfasste Fantasy-Roman "The Lost Continent: The Story of Atlantis" wird allgemein als eine der klasischen fiktionalen Adaptionen von Platons Bericht über das Reich von Atlantis und seinen Untergang betrachtet. Er verbindet Elemente von Platons sagenhafter Erzählung mit dem älteren griechischen Mythos von Deukalions Überleben einer Sintflut und seiner Erneuerung bzw. den Wiederaufbau menschlicher Kultur.

Erstmals wurde der Roman als als Fortsetzungs-Geschichte in den Ausgaben von Juli bis Dezember 1899 von Pearson's Magazine veröffentlicht, und später auch in diversen anderen Zeitschriften. Als gebundenes Buch erschien er zuerst bei Hutchinson (London) und Harper (New York) im Jahr 1900. Später gab es eine ganze Reihe von Folge-Ausgaben diverser Verlage, z.B. im Verlag von Oswald Train (1974) und bei Bison Books (mit einem Vorwort von Harry Turtledove) im Jahr 2002. Des Weiteren wurde der Roman auch (leicht gekürzt) im Magazin Famous Fantastic Mysteries (Dezember 1944) sowie 1979 in der Anthologie Science Fiction by the Rivals of H. G. Wells bei Castle Books abgedruckt.

In bibliophiler Hinsicht bemerkenswert ist jedoch vor allem die Taschenbuch-Ausgabe als zweiundvierzigster Band der Reihe "Adult Fantasy series" [1] von Ballantine Books im Februar 1972. (Abb. 1) Sie sticht nicht nur durch eine exquisite doppelseitige Cover-Illustration (Bild) hervor, sondern beinhaltet zudem eine Einführung des legendären, auch im deutschen Sprachraum wohlbekannten Fantasy-Großmeisters Lin Carter (1930-1988) in das Werk.

Struktur und Handlung des Romans

Abb. 2 Charles J. Cutcliffe Hyne (1866–1944)

Charles J. Cutcliffe Hyne (Abb. 2) verwendet für den Einstieg in diesen Roman das im 19. Jahrhundert übliche literarische Mittel der Rahmenerzählung, um seine Geschichte in einen für seine Zeitgenossen leicht nachvollziehbaren Kontext zu stellen und ihre Glaubhaftigkeit zu verstärken. Ein Rezensent bemerkte dazu etwas ungnädig, der Inhalt dieser Rahmenhandlung - Forscher entdecken in einer Höhle auf den Kanarischen Inseln einen Bericht aus ferner Vergangenheit, der aber unbeabsichtigt von einem seiner Finder in Teilen zerstört wird - diene lediglich dazu, den unvermittelten Anfang und das abrupte Ende des Romans zu erklären. [2] Zumindest das offene Ende kann man immerhin auch als Anlehnung an Platons Atlantida verstehen, die ebenfalls am Schluss (Kritias, 121c) plötzlich abbricht.

Als fiktionaler Autor der eigentlichen Handlung tritt Deucalion in Erscheinung, ein Krieger-Priester von Atlantis, welcher der 'Nachwelt' besagten Bericht über seinen heroischen, doch letztlich vergeblichen Kampf um die Rettung seiner Heimat hinterlassen hat. Seine Gegenspelerin ist Phorenice, die schöne und intelligente, aber habgierige, machtbesessene und selbstsüchtige Kaiserin von Atlantis. Ihm zur Seite steht u.a. die Atlanterin Naïs - eine von mehreren Frauen, die sich um seine ganz besondere Gunst bemühen -, welche schließlich gemeinsam mit ihm dem Inferno des Untergangs von Atlantis entkommt, also quasi Hynes Version der Pyrrha darstellt.

Abb. 3 Zeitgenössische Rezension von "The Lost Continent" aus dem Seattle Post-Intelligencer vom 21. Oktober 1900. (Zur Vergrößerung bitte das Bild anklicken!)

Deucalions Bericht beginnt damit, dass er nach Beendigung einer 20-jährigen Dienstzeit im Vizekönigreich Yucatán, einer der atlantischen Provinzen, auf den Kontinent Atlantis zurückkehrt. Dort hat sich jedoch einiges verändert: "Die politische Karrieristin Phorenice hat die Macht ergriffen und sich selbst zur Kaiserin erklärt; die Hauptstadt weist viele neue Pyramiden auf, aber auch viele neue Elendsviertel; die Menschen verhungern und revoltieren; der Priester-Clan fordert von der Kaiserin, einen politischen Richtungswechsel vorzunehmen, oder dem Zorn der Hochgötter entgegenzusehen.

Ja, es ist schon ein schlimmes Chaos, das Deucalion zuhause vorfindet, und die Dinge werden sgar noch schlimmer, als Phorenice ein heißblütiges Verlangen nach ihm entwickelt und beschließt, ihn zu ihrem Gemahl zu machen. Bevor in dieser rasanten Geschichte schließlich alles gesagt und getan ist, hat der Leser ein vierfaches 'Liebes-Dreieck' (oder ist das schon ein -Quadrat?) vorgesetzt bekommen, ein außer Kontrolle geratenes Mammut, Kämpfe mit Seemonstern und riesenhaften Höhlen-Tigern, Pyramiden-Intrigen, eine gigantische Schlacht zwischen Phorenices Armee und den Hohepriestern (eine Schlacht, die wohl von jenen in H. Rider Haggards Lost World-Romanen inspiriert ist), die Anwendung geheimnisvoller Magie und - natürlich - die finale Zerstörung des Kontinents Atlantis." [3]

Ein ausgesprochen positives Fazit

Schließlich gelangt der hier zitierte Rezensent zu einem begeisterten Fazit, das fast ebenso opulent erscheint wie Cutcliffe Hynes Roman. So heißt es bei ihm über das literarische Vermögen des Autors: "Hyne schreibt großartig und benutzt eine Sprache, die archaisch genug ist, um authentisch zu klingen, dabei aber hervorragend lesbar bleibt. Die Figur des Deucalion ist gut gezeichnet und ziemlich sympathisch, wenn man von seiner anfänglichen Distanziertheit und Steifheit absieht. Phorenice stellt eine grandiose Schurkin dar, die wunderschön, ziemlich rabiat, wollüstig, bemerkenswert intelligent und ambitioniert ist. Leider führen diese eigentlichen Qualitäten der Kaiserin direkt in den Untergang ihres Imperiums.

Außer mit gut gezeichneten Haupt- und Nebenfiguren trumpft "The Lost Continent" auch mit phantastischem Detailreichtum und Farbigkeit auf. Die Hauptstadt von Atlantis ist, ebenso wie ihre wilderen vulkanischen Außendistrikte, schön dargestellt, und Hyne berichtet uns einiges über das Leben der Leute sowie über Politik und Religion des Atlanterreiches. Alles in allem ist dies wirklich grandiose Fantasy und großartige Aussteiger-Unterhaltung. [...] Ich empfehle es allen von Herzen." [4]

Es bleibt anzumerken, dass "The Lost Continent" offenbar nie in deutscher Sprache erschienen ist. Immerhin können des Englischen mächtige Leser/innen den Text des Buches inzwischen kostenlos im Internet abrufen und genießen. Siehe:



The Lost Continent by Cutcliffe Hyne (1900) bei Sacred Texts.com


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag basiert auf dem Lemma "The Lost Continent: The Story of Atlantis" bei Wikipedia - The Free Encyclopedia (Stand. 2. Dezember 2016). Übertragung ins Deutsche, redaktionelle Überarbeitung und Ausbau durch Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Zu einer Übersicht über die Bände dieser legendären Buchreihe mit Cover-Abbildungen siehe: skwishmi.com (interests), unter: BALLANTINE ADULT FANTASY SERIES ~Circa 1969-1974~ (abgerufen: 2. Dez. 2016)
  2. Siehe: Raphael Ordoñez, "The Lost Continent" (Rezension), 20. Juni 2016, bei COSMC ANTIPODES - A writer's musing on fantasy, style, symmetry, art, and life (abgerufen: 2. Dez. 2016)
  3. Quelle: S. Ferber, "A WONDERFUL FANTASY" (Rezension von Hynes Buch), 4. August 2003, auf Amazon.com (abgerufen: 02. Dezember 2016; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  4. Quelle: ebd.

Bild-Quellen:

1) Raphael Ordoñez, "The Lost Continent" (Rezension), 20. Juni 2016, bei COSMC ANTIPODES - A writer's musing on fantasy, style, symmetry, art, and life (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
2) Julian Felsenburgh bei Wikimedia Commons, unter: File:Photo of C. J. Cutcliffe Hyne.jpg
3) CHRONICLING AMERICA - Historic American Newspapers, unter: The Seattle post-intelligencer., October 21, 1900, Page 29, Image 29 (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)